Second Chance For Love. Sarah Glicker
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Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, bahne ich mir so schnell wie möglich einen Weg durch die Menge. Weit komme ich jedoch nicht. Nachdem ich ein paar Schritte gegangen bin, stoße ich mit einer Person zusammen.
Aus einem Reflex heraus greife ich nach ihrem Arm und erkenne erst dann, dass es eine Frau ist, die ich übersehen habe. Doch in der nächsten Sekunde ziehe ich scharf die Luft ein, als ich erkenne, wer sie ist.
Direkt vor mir steht Lindsay. Mit großen Augen, die ihre Überraschung widerspiegeln, sieht sie mich an. Da ich ein Stück größer als sie bin, muss sie ihren Kopf etwas in den Nacken legen, damit sie mich betrachten kann.
Langsam lässt sie ihren Blick über meinen Körper wandern, als würde sie sichergehen wollen, dass auch wirklich ich es bin. Geduldig warte ich, bis sie mir wieder in die Augen sieht.
Noch immer habe ich ihre Hände fest umgriffen und mache auch keine Anstalten, sie loszulassen. Ihr wieder so nah zu sein, setzt etwas in mir frei. In diesem Moment spüre ich, dass sich nichts zwischen uns geändert hat. Es gibt noch immer die gleiche Anziehungskraft zwischen uns und ich spüre, dass sie es auch merkt.
„Alles gut?“, frage ich sie und unterbreche so die Ruhe, die sich zwischen uns befindet.
„Ja … danke“, murmelt sie leise vor sich hin und atmet dabei tief durch.
Die nächsten Sekunden herrscht wieder Stille zwischen uns. Allerdings lassen wir uns nicht aus den Augen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du mir gleich an meinem ersten Tag über den Weg läufst.“
Bei meinen Worten bildet sich ein riesiges Fragezeichen in ihrem Gesicht.
„Ich meine das positiv. Um genau zu sein, bist du einer der Gründe, wieso ich hier bin“, antworte ich und grinse sie frech an.
„Sean …“, fängt sie an. Mehr sagt sie jedoch nicht.
Ich sehe ihr an, dass es ihr gerade schwerfällt, weiterzusprechen.
„Ich muss los“, bringt sie dann hervor.
„Nein“, sage ich schnell und hindere sie so daran.
Dieses Mal werde ich sie nicht gehen lassen. Ich bin wegen dieser Frau nach Las Vegas kommen. Ich bin hier, damit wir wieder zusammen sein können.
Bei dem Klang meiner Stimme sieht sie mich wieder direkt an.
„Meine Freundin wartet.“
„Ich lasse dich erst gehen, wenn du einwilligst, dich mit mir zu treffen. Eine Verabredung, mehr verlange ich nicht von dir.“
Keine Sekunde wende ich mich von ihr ab. Daher erkenne ich auch den Kampf ihr, den meine Worte ausgelöst haben.
„Und was sagt deine Freundin dazu, wenn du dich mit deiner Ex triffst?“, fragt sie mich nun vorsichtig.
„Seit dir hatte ich keine mehr.“
Es ist die Wahrheit und das soll ihr auch bewusst sein.
„Okay“, gibt sie von sich, da sie anscheinend nicht weiß, was sie sonst dazu sagen soll.
Das sorgt dafür, dass ich sie zufrieden ansehe. Ich bin froh darüber, dass wir nicht ewig diskutieren müssen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich das getan hätte, wenn das bedeutet, dass ich den Abend wieder mit der Frau verbringen kann, die ich liebe.
„Gib mir bitte dein Handy!“
Ich strecke ihr meine Hand hin. Ein wenig zögerlich zieht sie es aus der Tasche heraus und reicht es mir. Dabei bemerke ich, wie sehr sie zittert. Am liebsten würde ich sie an mich ziehen und ihr so zu verstehen geben, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Aber ich unterdrücke dieses Verlangen. Stattdessen speichere ich schnell meine Nummer in ihrem Telefon ein.
„Nur ein Treffen“, erinnert sie mich.
„Wir sehen uns heute Abend“, erwidere ich, ohne näher darauf einzugehen.
Ihr Mund öffnet sich ein Stück, als würde sie nicht genug Luft bekommen. Dann nickt sie leicht und dreht sich herum.
Ich beobachte sie dabei, wie sie sich von mir entfernt und schließlich mit ihrer Freundin aus meinem Sichtfeld verschwindet. Als ich ihr vor zwei Jahren dabei zugehen habe, hat sich Verzweiflung in mir breit gemacht. Doch dieses Mal spüre ich Ruhe, die mich unter Kontrolle hat. Und das nur aus dem Grund, weil ich weiß, dass wir wieder zusammen sein werden.
2
Seit vier Stunden befinde ich mich schon in dem Fitnessstudio und schlage auf den Boxsack ein. Auf diese Weise versuche ich meine überschüssige Energie loszuwerden. Das ist allerdings nicht so leicht.
Ich brauche nur an den gemeinsamen Abend mit Lindsay denken und spanne mich automatisch wieder an. Ich bin nicht nervös, doch ich habe keine Ahnung, ob es wirklich eine so gute Idee ist, mit ihr essen zu gehen. Dennoch habe ich beschlossen, dass ich in diesem Punkt einfach auf meine Mutter hören werde.
Völlig außer Atem ziehe ich die Handschuhe aus, werfe sie neben mich auf den Boden und greife nach meinem Handy. Schnell entsperre ich es und schreibe ihr eine Nachricht. Auf diese Weise will ich sie nicht in die Ecke drängen, doch ich hoffe, dass ich ihr so zu verstehen geben kann, wie viel mir unsere Verabredung bedeutet.
Ich freue mich schon auf dich.
Sean
Kaum habe ich sie abgeschickt, wird mir bereits eine neue Nachricht angezeigt. Dieses Mal ist sie jedoch von meinem besten Freund Mike. Ich kann nicht verhindern, dass mir ein Seufzer über die Lippen dringt, als ich seinen Namen lese.
Bereits jetzt kann ich mir vorstellen, was er von mir will. In den letzten Jahren hat er mir oft genug gesagt, dass ich mich zusammenreißen soll, damit seine Schwester und ich das Leben bekommen, welches wir verdient haben.
Melde dich bei mir, wenn du Lindsay erreicht hast. Ich möchte wissen, ob ich endlich einen vernünftigen Schwager bekomme.
Seine Worte sorgen dafür, dass ich nun doch lachen muss. Das ist typisch Mike. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er seine Schwester nur an meiner Seite sehen will. Auch wenn man meinen könnte, dass es eher umgekehrt sein sollte. Schließlich sind wir Freunde und da sind die Schwestern tabu. Aber er weiß, dass Lindsay bei mir in Sicherheit ist. Daher war das nie das Problem zwischen uns.
Wir sind uns heute Vormittag über den Weg gelaufen und treffen uns heute Abend.
Mehr schreibe ich nicht, was aber vor allem daran liegt, dass ich keine Ahnung habe, was ich sonst schreiben soll. Mike wird sich denken können, dass es nicht leicht für mich ist.
In den letzten Jahren habe ich jede Nacht von Lindsay geträumt. Ich wollte sie wieder haben und nun habe ich die Chance dafür.