Schwarze-Witwen-Mambo. Birgid Windisch
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Magda machte sich nichts daraus, ging durch die Tür, die Eddie für sie aufhielt und trat ihm dabei versehentlich, wer´s glaubt, auf die Zehen. „Au!“, rief der empört und Magda ging, zufrieden lächelnd, schnell an ihm vorbei.
„Schaut ihr mal, ob Helmut Kaffee gemacht hat?“, bat sie dabei beiläufig und Susi öffnete die Tür zum Besprechungszimmer. „Hat er“, bestätigte sie, den Kopf hineinstreckend und gab gleich darauf den Blick frei auf mehrere Kannen Kaffee, die der mitdenkende Helmut auf den drei Tischen deponiert hatte, die in U-Form zur Tafel ausgerichtet waren, frei. „Das lob ich mir“, brummte Magda zufrieden und machte Fränzchen los, der unverzüglich sein Lager in der Ecke aufsuchte. Eddie hatte die Zuckerweck bereits auf die von Helmut aufgestellten Teller gelegt und Magda und Susi warfen begehrliche Blicke darauf. „Nix da“, klopfte Eddie seiner Süßen auf die Hand. „Erst, wenn alle da sind!“ Da stürmte schon Anne herein. Ben folgte in gesetzterem Tempo. „Da habt ihr aber Glück gehabt! Ich dachte schon, ihr hättet uns wieder alles weggefuttert!“ „Das würden wir doch nie tun“, meinte Eddie mit unschuldigem Augenaufschlag, was Anne mit mürrischem Gemurmel kommentierte.
Freddy hörten sie nebenan werkeln, untermalt von den brummenden Druckergeräuschen. Dann betrat er das Zimmer, einen Packen Fotos in der Hand, von denen er einige an die Tafel heftete. Die Ermittler betrachteten den Toten, den Freddy von allen Seiten abgelichtet hatte. Die beiden Tafeln mit den Gedichten, hatte er auch aufgehängt und Anne las sie laut vor. „Also ich kenne nur das andere Gedicht“, erklärte Eddie. Die anderen sahen ihn verständnislos an. „Na das hier“, erklärte er verschmitzt grinsend und legte los: „Rimmern am Rå, Plaschder ohne Stå, Käischhouf ohne Mauän – was is Rimmern zu bedauän.“ Auf hochdeutsch: „Rimhorn am Berghang, Pflaster ohne Steine, Friedhof ohne Mauern – was ist Rimhorn zu bedauern.“ „Das andere ist schöner“, rief Anne mit blitzenden Augen, „aber dieses passt besser zu dir!“ Alle lachten. „Weiß jemand, woher der Ortsname kommt?“ „Es heißt, es wäre einmal ein Bauer mit einem Rindvieh durchs Ort gelaufen, welches ihm davon galoppieren wollte, woraufhin er gerufen habe: „Rim, du Horn!“ „Hihi, das klingt lustig“, kicherte Susi. „Ja, fast so lustig wie der Uzname – Berghinkel“, ergänzte Ben. „Berghinkel?“ Magda sah ihn verständnislos an. „Na, ja, der Ort klebt regelrecht am Berg und so kamen sie zu dem Ortsnamen Rimhorner Berghühner.“ Anne lachte laut auf. „Da bekommt man direkt Lust, dort zu leben, oder?“ Die anderen nickten, doch Magda rief sie zur Ordnung. „Genug gelacht, wir müssen uns auf den Fall konzentrieren!“ Alle sahen zur Tafel hin. „Kannst du uns eine kurze Zusammenfassung geben, Susi?“ Susi ging an die Tafel. „Herr Lang wurde heute von Magda und Eddie am Vormittag leblos aufgefunden. Meine erste Untersuchung hat ergeben, dass er bereits gestern Abend verstorben sein muss. Und zwar, wie ich vermute, an einer giftigen Substanz.“ Sie deutete auf die Vergrößerung des Erbrochenen, worauf Eddie, der gerade in einen Zuckerweck biss, angewidert die Augen schloss. „Hier seht ihr das Erbrochene des Toten, das ganz typisch für Tod durch Gift ist. Die Thermosflasche ist, bis auf einen kleinen Rest, ausgelaufen, aber da sich zudem die Kleidung vollgesogen hat und durch die feuchte Nachtluft nicht vollständig getrocknet ist, konnte ich durchaus noch ausreichend Proben gewinnen, die wir dann untersuchen können.“ „Sehr gut, Susi!“, lobte Magda die kleine Gerichtsmedizinerin und Eddie ließ stolz seinen Blick auf ihr ruhen. „Außerdem habe ich ein Taschentuch unter dem Opfer sicherstellen können!“, ergänzte Anne mit leuchtenden Augen, woraufhin alle lachten. „Ich habe auch eins gefunden, ein Stück den Weg hoch“, steuerte Magda bei und Anne zuckte die Achseln. „Ich werde beide nachher untersuchen, dann wissen wir hoffentlich mehr.“ „Gut!“, sah Magda in die Runde. „Hat noch jemand etwas Auffälliges entdeckt?“ „Na, Fränzchen hat doch vorhin geknurrt“, sagte Ben lächelnd. „Stimmt“, meinte Magda stirnrunzelnd. „Er sah zum Waldrand, hinter der Apfelbaumanpflanzung und hat wild geknurrt und die Nackenhaare gesträubt, woraufhin ich etwas aufblitzen sah und sicherheitshalber ein Foto gemacht habe. Kannst du es ausdrucken?“ Sie zog ihr Handy aus der Tasche und hielt es Freddy hin, der es mit spitzen Fingern entgegennahm. In Magdas Taschen tummelten sich (ungebrauchte) Kacktüten, Taschentücher, Bonbons, die manchmal schon klebten und noch einiges mehr, was er gar nicht so genau wissen wollte. „Ich komme gleich“, brummte er missmutig, verließ den Raum und Magda setzte sich lächelnd wieder hin. „Ein tierischer Zeuge, sozusagen“, meinte Anne verschmitzt und warf einen Blick zu Fränzchens Lager, woraufhin der aufsah, weil er ihre Blicke auf sich spürte und gelangweilt gähnte. Alle lachten und Freddy kam mit schnellen Schritten wieder herein. „Also eins vorweg, Magdas Handy ist nicht das Beste, um Fotos zu machen, aber ich habe einen halbwegs akzeptablen Abzug hinbekommen.“ Er schwenkte das Blatt in der Hand hin und her. Magda stand auf und riss es ihm aus der Hand. „Da steht wirklich einer!“ „Wo?“ Anne drängte sich vor und kniff die Augen zusammen. „Jetzt hängt es doch einfach auf, dann sehen wir anderen vielleicht auch etwas!“, rief Eddie aufgebracht. Freddy nahm es Magda aus der Hand und brummte dabei: „Immer diese ungeduldigen Weibsbilder!“ Dann hängte er es an die Tafel, woraufhin alle Augen wie gebannt daran klebten. „Da ist wirklich einer!“, entfuhr es Ben, der eigentlich nicht recht daran geglaubt hatte. „Mein Fränzchen ist halt ein guter Ermittler und unverzichtbar bei der Tatortbesichtigung!“ „Wenn er nicht gerade alles vollpinkelt und dabei wichtige Spuren vernichtet“, ergänzte Anne mit düsterem Gesichtsausdruck und alle grinsten.
Magda räusperte sich. „Gut, dann essen wir jetzt endlich unsere Zuckerweck und trinken den Kaffee aus, damit wir an die Arbeit kommen, zack, zack!“ Alle lachten und als Magda die leeren Teller sah, wusste sie auch, warum. „Na, ein Glück, dass ich mir ein Stückchen auf meinen Teller gelegt habe, sonst hätte ich glatt nichts mehr erwischt“, meinte sie gespielt streng und machte sich über ihren Zuckerweck her. Was hatte ihr das Geplänkel mit ihren Kollegen gefehlt, als sie so lange krank war! Kurz darauf gingen alle an die Arbeit. Eddie und Anne in ihrem Spusi-Labor-Zimmer, Susi fuhr in die Rechtsmedizin, Freddy bearbeitete die Fotos und Ben und Magda begannen mit ihrem Bericht und planten ihr weiteres Vorgehen. „Die Witwe muss unbedingt einbestellt werden“, ließ Magda ihre Gedanken laut werden. „Das finde ich auch. Ich ruf sie gleich an!“ Ben zog das Telefon, das in der Mitte zwischen ihren Schreibtischen stand, zu sich herüber. „Ich glaube immer noch, dass es meist Frauen sind, die mit Gift morden“, murmelte er dabei. „Besonders die, die sich nicht gern die Hände schmutzig machen, die so etepetete sind, wie eben diese Frau Lang.“ Magda grinste. „Bei mir ist da weniger Gefahr. Ein bisschen Blut zum Beispiel, stört mich gar-nie-nicht.“ Ben lachte und rief: „Wer´s glaubt!“ Er wusste genau, dass seine Chefin ein herzensguter Mensch war und keiner Menschenseele etwas zuleide tun konnte. Er räusperte sich, wählte die Nummer der Witwe und lauschte dem Klingelton. „Guten Tag“, sagte er kurz darauf höflich. „Hier ist Ben Lieb, vom Polizeirevier Höchst. Wir möchten sie gerne zu einer kurzen Befragung vorladen, für morgen früh, um neun Uhr!“ Erschrocken hielt er den Hörer ein Stück vom Ohr weg. Magda hörte die keifende Stimme der Dame bis zu sich herüber und schüttelte missbilligend den Kopf.
„Nein, selbstverständlich sind sie nicht verdächtig, es ist eine reine Routinebefragung“, rechtfertigte sich Ben mit seiner sanften Beruhigungsstimme. „Würden sie bitte auch den aktuellen Medikamentenplan ihres Mannes mitbringen? Das wäre sehr lieb und hilft uns sicher weiter – danke Frau Lang!“ Aufatmend legte er auf. „Puh!“ Magda sah ihn mitfühlend an. Diese Seite ihres Berufes war nicht so schön, aber ohne, manchmal peinliche, Befragungen ging es nun einmal nicht. Irgendwo mussten sie anfangen und das war leider meist bei der Familie. Apropos Familie - „Hat Herr Lang eigentlich gar keine anderen Verwandten mehr?“ Sie hob den Kopf und betrachtete Ben, dessen rotes Gesicht jetzt wieder langsam erblasste und seine normale Farbe annahm. „Soweit ich weiß, nicht, aber ich werde gleich noch einmal recherchieren und auf der Gemeinde Lützelbach anrufen.“ „Tu das, mein Lieber“, antwortete Magda und ließ ihre Gedanken zum baldigen Feierabend abschweifen.