Schwarze-Witwen-Mambo. Birgid Windisch

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Schwarze-Witwen-Mambo - Birgid Windisch Mümlingtalkrimi

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davon hatte. Die altmodische Neonröhre an der Decke blinkte widerwillig, bevor sie den Raum in helles, kaltes Licht tauchte.

      Er trat vor die einzige freie Wand, die von oben bis unten mit Bildern und Zetteln bedeckt war. Gedankenverloren betrachtete er die Männer und Frauen, deren Gesichter und Namen sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten.

      Die oberen fünf waren mit schwarzem Filzstift durchgestrichen. In der Mitte hing das größte Bild. Sanft streichelte er darüber und eine Träne rollte ihm über die Wange. Das große dunkle Kreuz das er hinter den Namen gemalt hatte, schmerzte ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er es ansah. „Das hast du nicht verdient!“, schluchzte er leise und trat einen Schritt zurück, bis er mit dem Rücken an den Tisch stieß, der hinter ihm stand. Er zog den Stuhl darunter heraus und setzte sich, das Foto dabei nicht aus den Augen lassend. Dann schloss er kurz die Augen, die er langsam über die alte Einbauküche gleiten ließ, ohne sie wirklich zu sehen. Zu tief war der Schmerz über seinen Verlust, den er erlitten hatte – immer noch, nach mehr als zehn Jahren. Aber er würde alle bestrafen, die seiner Meinung nach, schuldig waren. Langsam kam er wieder in die Gegenwart zurück und stand auf. Er öffnete eine Hängeschranktür und ließ den Blick über die aufgereihten Dosen und Gläser gleiten. Seine inzwischen doch recht beachtliche Sammlung, würde sicher eine Weile reichen. Falls nicht, könnte er jederzeit sein Labor wieder zum Leben erwecken. Alles, was er dazu brauchte, hatte er in einer abgeschlossenen Kiste im Keller aufbewahrt. Beinahe zärtlich betrachtete er die Etiketten mit dem Totenkopfzeichen darauf. Er schloss die Schranktür und öffnete dafür eine unter der Arbeitsplatte. Darin standen zehn identische Thermosflaschen, aufgereiht, wie die Zinnsoldaten. Wie gut, dass seine Opfer so vertrauensselig waren und sich sogar noch freuten, wenn er ihnen die Thermosflasche mit dem heißen Teegebräu und der geheimen Zutat überreichte, damit sie sich aufwärmen konnten, wie er ihnen sagte. Sie waren immer sehr dankbar dafür gewesen. Er lachte hämisch. Selbst schuld, aber typisch für sie! Dann nahm er ein Gießkännchen aus dem Spülbecken, das er beim letzten Mal mit Wasser gefüllt hatte und ging zum Fenster, wo einige Pflanzen eifrig blühten. Liebevoll versorgte er sie mit Wasser und lachte leise. Dann verließ er die alte Küche und schloss sorgfältig die Tür.

      S I E B E N

      Magda stieg müde aus ihrem alten Meriva, den sie in der offenen Garage geparkt hatte und hob das Fränzchen heraus. Abends wollte ihr Herbert vorbeikommen. Sie hatten ausgemacht, dass sie heute zum ersten Mal nach ihrer schweren Verletzung, zum Tanzkurs gehen wollten – aber nur, falls sie nicht zu erschöpft dafür sei, hatte sich Herbert ausbedungen. Dieser liebe Schatz. Wie froh sie war, dass er sich so liebevoll um sie sorgte. So einen lieben Mann gibt es nicht nochmal, dachte sie lächelnd.

      Sie hatte extra bei ihren beiden Tanzlehrern angerufen, die ihre Tanzschule in Sandbach betrieben und nach einem Tanz gefragt, der nicht zum Standartrepertoire einer Tanzschule gehörte, weil er nur selten gelehrt wurde – dem Mambo.

      Sie hatte kürzlich eine Sendung gesehen, wo die Hintergründe des ursprünglich aus Kuba stammenden Tanzes beleuchtet und Ausschnitte gezeigt wurden. Das hatte sie so angesprochen, dass sie mehr darüber wissen wollte. Ihre beiden Tanzlehrer jedoch, wussten sogar sehr viel darüber und nahmen ihn auf Wunsch sogar in ihre Kurse auf. Daher wollte sie wirklich gerne die Tanzstunde besuchen heute - schon, damit sie auf andere Gedanken käme.

      Sie öffnete die Haustür ihrer Mutter Rosi und rief dabei laut: „Mama, ich bin´s!“ „Komm nur rein!“, ertönte die prompte Antwort und Magda betrat lächelnd Rosis Haus, das neben ihrem eigenen stand.

      Rosi war seit Magdas Unfall beim letzten Fall in Bad König, sehr besorgt um sie und kam gleich aus der Küche geschossen. „Willst du etwas essen?“ Magda schüttelte den Kopf. Dass Mütter immer ihre Kinder, egal, wie alt sie waren, mit Essen vollstopfen wollten. Anscheinend konnten sie auf diese Weise ihre Liebe ausleben. „Ich habe im Revier schon einiges verdrückt und Herbert bringt dann noch etwas vom Italiener mit, bevor wir zum Tanzen gehen!“ „Muss das sein? Das wird doch zu viel, gleich an den ersten Arbeitstagen“, meinte sie stirnrunzelnd und betrachtete Magdas blasses Gesicht besorgt, aus dem die lange, rosa Narbe am Haaransatz deutlich hervortrat. „Ja, das muss sein“, antwortete Magda nachdrücklich. „Ich muss diesen Mord aus meinem Gedächtnis tilgen.“ „Schon wieder ein Mord?“, fragte Rosi seufzend. „Ja, ein Giftmord diesmal“, erklärte Magda düster. „Gift?“, fuhr Rosi auf. „Mit Gift war mal etwas vor einigen Jahren. Warte mal, gleich fällt es mir ein!“ Angestrengt legte sie die Stirn in Falten und Magda sah sie lächelnd an. An ihrer Mutter war ein Kriminalist verloren gegangen und manchmal hatte Rosi schon stolz verlauten lassen, dass ihre Magda das kriminalistische Talent von ihr geerbt hatte. „Ich hab´s!“ Rosi fuhr mit leuchtenden Augen hoch. „So arg lang ist das noch gar nicht her. Mein Onkel Ludwig, du weißt schon, der, der in Frankfurt gelebt hat, ist vor 13 Jahren gestorben und man munkelte damals – an Gift!“ Triumphierend sah sie ihre Tochter an, die missbilligend den Kopf schüttelte. „So - hieß es das?“

      „Ja!“, rief Rosi eifrig, ohne Magdas Miene zu beachten. „Er war mit einem jungen Ding verheiratet, so einer Aufgetakelten, weißt du! Angemalt bis unter die Haarwurzeln, mit Minirock und Stöckelschuhen, der alte Lustmolch, aber das hat er dann davon gehabt.“ Finster sah sie auf. „Im Sommer haben sie geheiratet und im Herbst war er tot!“ Magda verdrehte die Augen. „Und im Zweifelsfalle war es dann seine Frau!“ „Immerhin haben ihre beiden nächsten Männer zufällig auch ziemlich bald nach der Hochzeit das Zeitliche gesegnet!“ Magda merkte auf. „Das ist allerdings merkwürdig. Weißt du zufällig auch den Namen dieser Frau?“ Rosi überlegte laut. „Mein Onkel hieß Faust mit Nachnamen, aber sie hat ja dann den Namen des nächsten Mannes, übrigens noch ein ganzes Stück reicher als mein Onkel, angenommen. Wie hieß der gleich nochmal?“ Sie legte die Stirn in Falten. Sie zog ein altes Telefonbuch aus der Kommode und blätterte, vor sich hinmurmelnd darin herum. „Ich glaube, Hohm, hieß der und er hatte ein gutgehendes Busunternehmen – kein Armer war er.“ Sie deutete auf einen entsprechenden Eintrag. „Er starb 2011, ebenfalls unter rätselhaften Umständen, aber sie bezirzte wahrscheinlich den Hausarzt und so war der Totenschein sicher kein Problem.“ „Hmmm“, machte Magda nachdenklich. Allerdings, was seltsam ist, kurz darauf verschwand die Frau spurlos aus unserer Gegend und man erzählte sich, sie habe danach einen reichen Mann aus Frankfurt geangelt.

      „Und wie hieß besagte Dame mit Vornamen? Sybille vielleicht?“ Rosi überlegte angestrengt. „Nein, Sybille nicht, da könnte ich mich daran erinnern, aber warte mal.“ Sie dachte angestrengt nach. „Ursula hieß sie, jetzt weiß ich es wieder!“ Magda sah sie aufmerksam an. „Ursula Hohm, sagt mir nichts. „Da fällt mir etwas ein!“, rief Rosi aufgeregt. „Meine Freundin aus Rimhorn hat mir zufällig letzte Woche von einer Frau erzählt, die ihr suspekt vorkam, so aufgetakelt wie sie war und das auf dem Dorf.“ Magda nickte und grinste. „Na das geht ja gar nicht. Und da seid ihr darauf gekommen, dass diese Dame möglicherweise die verschwundene Frau deines verstorbenen Onkels sein könnte?“ „Naja, schon“, druckste Rosi herum. „Und als sie mir von der Aufgetakelten erzählt hat, dachte ich, es könnte ja sein und habe das Hochzeitsbild meines Onkels abfotografiert und ihr mit dem Handy hingesendet.“ „Aha“, meinte Magda langsam. „Und dann?“ Rosi schüttelte den Kopf. „Sie war es leider nicht, aber sie hätte es sehr wohl sein können. Der gleiche Typ – eine gewissen Ähnlichkeit wäre nicht zu leugnen, hat sie gesagt!“ Ihre Augen blitzten. Magda grinste. „Wenn ich dich nicht hätte, Mama, dann hätte ich gar nichts zu lachen!“ Gespielt beleidigt klappte ihre Mutter das Telefonbuch mit einem Knall zu, doch das Lächeln, das um ihre Lippen spielte, war nicht zu übersehen und Magda rief: „Komm her, du tolle Mutter du!“, schnappte sie und drückte sie fest an sich. Dann ging sie mit dem geduldig wartenden Fränzchen nach hinten in ihr eigenes Heim, wo sie ihm eine halbe Dose Hundefutter in seinen Napf löffelte.

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