Ein heißer Dreh. Tilman Janus

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Ein heißer Dreh - Tilman Janus

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auch interessieren? Sicherlich konnte er Mädchen haben, so viel er wollte.

      Gerade lachte Oliver und alberte mit einer Tussi herum. Ein Sonnenstrahl ließ sein glattes, weiches, lackschwarzes Haar aufglitzern. Er trug keine Jacke, denn es war sehr warm. Das helle Sweatshirt umspielte locker seinen schlanken Oberkörper und die schmalen Hüften. Die engen Jeans verrieten Dominik, dass sich darunter ein ansehnliches Stück Männlichkeit verbergen musste.

      Es läutete zur nächsten Stunde. Mutlos trabte Dominik wieder ins Schulgebäude hinauf. Dabei fiel ihm ein, dass er noch nicht einmal wusste, in welcher Stadt Oliver wohnte. Während des Mathematikunterrichtes kümmerte er sich nicht um algebraische Gleichungen, sondern brütete darüber, wie er es anstellen könnte, mehr über Oliver zu erfahren. Endlich kam ihm eine Idee.

      »Wie war die Schule heute?«, fragte seine Mutter, als Dominik am späten Nachmittag zu Hause eintraf.

      »Klasse, prima, einfach super!«, gab Dominik ironisch zurück. Jeden Tag dieselbe blöde Frage! Fandango, sein kleiner schwarzer Hund, den sie von einem Spanienurlaub mitgebracht hatten, sprang begeistert an ihm hoch und jaulte vor Freude.

      »Du hast wohl schlechte Laune?«

      »Nö!«, sagte Dominik bloß und verzog sich in sein Zimmer. Fandango rannte hinter ihm her und legte sich auf Dominiks Füße. Dominik warf seinen Computer an. Er rief »Facebook« auf. Bisher hatten ihn diese ganzen Netzwerke gar nicht interessiert, weil er sowieso keine Freunde hatte, mit denen er sich austauschen wollte, auch nicht übers Internet. Doch nun war ihm die Idee gekommen, dass Oliver doch bestimmt eine Fanseite bei Facebook eingerichtet hatte, wo alle ihn bewundern konnten.

      Zuerst musste er sich anmelden. Nach einigem Zögern gab er nicht seinen richtigen Namen ein, sondern »Björn Hansen«. Das schluckte das Programm anstandslos. Er ergänzte sein Profil noch mit dem richtigen Wohnort »Krolau« und ein paar Angaben über seine Interessen – Musik, Computer, Radfahren, Hunde. Als Foto lud er ein Portrait von Fandango hoch. Und dann kam das Entscheidende: »Interessiert an?«, fragte das Programm. Er gab »Männer« ein.

      Danach testete er die Facebook-Suche. Name: Oliver Lautenschlag. Und den Namen der Schule. Dominik erhielt sofort ein Ergebnis: Ein Foto von Oliver und den Link zu Olivers Seite! Seine Finger zitterten etwas, als er den Link anklickte.

      »Oliver teilt nur einige seiner Profilinformationen mit allen. Wenn du Oliver kennst, schick ihm eine Nachricht oder sende ihm eine Freundschaftsanfrage«, kam als nächster Hinweis.

      Dominik dachte lange nach. Vorsichtig klickte er dann auf den Satz »Freundschaftsanfrage senden«.

      »Oliver muss bestätigen, dass ihr Freunde seid«, leuchtete ein neues Fenster auf.

      Enttäuscht saß Dominik vor dem Bildschirm und rührte sich nicht. Selbstverständlich würde Oliver das nicht bestätigen! Björn Hansen gab es ja gar nicht. Aber auch der Name Dominik Eckelberg hätte ihm nichts gesagt.

      Fandango winselte und schob seine feuchte Nase in Dominiks Kniekehle. Dominik streichelte ihn. Vielleicht besser, mit Fandango über die Felder zu gehen, als hier zu sitzen und sich zu ärgern, dachte er.

      Auf einmal erhielt er über Facebook eine Nachricht – von Oliver!

      »Hi, Björn! Du magst Hunde? Ich auch! Schönes Foto! Du wohnst anscheinend im Nachbarort, ich wohne in Neudorf. Gruß Oliver.«

      Dominiks Herz klopfte wild. Oliver hatte ihm geantwortet – aber er wusste nicht, dass er in Wahrheit Dominik war! Warum hatte er nicht seinen richtigen Namen geschrieben? Dominik ärgerte sich schwarz. Doch dann schrieb er mit dem Mut der Verzweiflung zurück: »Hi, Oliver! Mein Hund heißt Fandango. Er ist Spanier. Willst du ihn mal kennenlernen?«

      »Okay! Komm mit dem Fahrrad nach Neudorf. Wir treffen uns am Ortseingangsschild an der Straße, die von Krolau kommt.«

      »Okay!«, antwortete Dominik.

      Ihn war glühend heiß. Er rannte ins Bad und duschte kalt. Beim Abtrocknen fiel ihm dauernd das Handtuch auf den Boden. Blitzschnell zog er sich an, pfiff nach Fandango und schwang sich aufs Fahrrad.

      Am Ortseingangsschild von Neudorf stand niemand. Dominik biss sich auf die Lippen. Wie hatte er so blöd sein können zu glauben, dass Oliver es ernst gemeint hätte?

      Er lehnte sein Fahrrad an eine alte Linde und setzte sich am Wiesenrand auf den Koppelzaun. Fandango schnüffelte im Gras herum. Neudorf wirkte noch ländlicher und verschlafener als Krolau. Schwarzweiße Kühe grasten friedlich auf der Weide. Die Abendsonne schien Dominik ins Gesicht, ein leichter, milder Wind trug ihm die verschiedensten Düfte zu.

      Gerade wollte Dominik sich wieder in den Sattel schwingen und nach Hause fahren, da bemerkte er einen Radfahrer auf der Landstraße. Sein Herz schlug bis in den Hals, denn er erkannte Oliver.

      »Hi!«, rief Oliver, bremste forsch und schwang sich elegant vom Rad. Ritter Huldbrand stieg vom Pferd!

      Fandango lief schwanzwedelnd auf ihn zu.

      »Du bist ja ein ganz Süßer!«, sagte Oliver und streichelte den strubbeligen Kopf des Hundes.

      Dominik stand verlegen daneben.

      Dann blickte Oliver ihn an. Seine braunen Augen schauten fragend. »Du bist Björn?«

      Dominik holte tief Luft. »Äh … nein, ich … also, das ist mein Alias. Ich … ich heiße Dominik.«

      Oliver lächelte. »Hätte mich auch gewundert.«

      »Gewundert? Wieso?«

      »Ich kenne dich doch als Dominik.«

      Dominik war sprachlos. »Du … du kennst mich?«, stotterte er endlich.

      »Wir gehen doch in dieselbe Schule. Jemand erzählte mir mal, dass du Dominik heißt und einen Hund hast, der den Namen Fandango hat.«

      Da hatte Oliver ihn also doch bemerkt! Und sich sogar nach seinem Namen erkundigt! Dominik wurde rot.

      »Aber wir stehen hier so rum. Komm, ich zeig dir mein Versteck im Wald!«, schlug Oliver vor.

      Sie ließen die Fahrräder stehen. Dominik befahl Fandango, die Räder zu bewachen. Der kleine Hund gehorchte, obwohl er bestimmt lieber mit den Jungs mitgelaufen wäre. Dann liefen die beiden auf das kleine Wäldchen zu, das hinter der Kuhweide begann und sich über etwa einen Kilometer an der Landstraße entlang zog. Oliver ging voran. Dominik folgte ihm über einen Sandweg, der sich im Unterholz verlor. Oliver schlängelte sich durch das Gestrüpp bis zu einem kleinen Unterstand aus Zweigen, Erde, Laub und Moos.

      »Hab ich mir selbst gebaut«, erklärte er stolz. Sie schlüpften hinein und setzten sich auf den sandigen Boden. »Schau mal, hier!«

      Er zog unter dem Laub eine wasserdichte Plastiktüte hervor. Mit großen Augen sah Dominik zu, wie Oliver ein paar bunte Hochglanzmagazine aus der Tüte holte. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er im Dämmerlicht erkannte, was das war: schwule Pornohefte!

      In seinem Gehirn jagten sich die Gedanken. Oliver war also schwul! Und er war geil auf ihn, Dominik! Das war mehr, als er je zu hoffen gewagt hatte. Aber er war nur geil und sonst nichts. Er beschäftigte sich heimlich mit diesen Heften, und jetzt nahm er eben Dominik, weil der ihm gerade zufällig bei Facebook über den Weg gelaufen

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