Bittersüß - davor & danach 2. Adele Mann

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Bittersüß - davor & danach 2 - Adele Mann

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mein Körper scheint völlig aus glühender Lava zu bestehen, die nun endlich ihre Bestimmung erfüllen will. Meine Wände ziehen sich fest und kontrahierend um seine Erektion zusammen, bis er ein letztes Mal in mich stößt. Erlösend stöhnen wir zusammen in den Mund des anderen und versuchen erfolglos, uns im Rausch des Orgasmus zu küssen. Als ich noch ein letztes Mal zu zittern beginne, fällt Jan bereits schwer atmend auf mich.

      Sein Herz schlägt so hart gegen meine Brust, dass mein eigener Puls, den ich im Ohr rauschen höre, fast vergessen ist. Er fällt erschöpft zur Seite. Von seinem heißen, verschwitzten Körper befreit, seiner Erektion beraubt, fühle ich mich augenblicklich nackt, kalt und allein. Erst als er erschöpft nach mir fasst und mich auf seine Brust zieht, verschwindet das dunkle Gefühl wieder, das mich zu verschlingen drohte.

      „Scheint, als hätte ich recht gehabt“, sagt Jan über mir.

      „Womit denn?“

      „Damit, dass ich erst deinen Körper erobern muss, ehe du mich wieder an dein Herz lässt.“ Seine Stimme klingt vorsichtig, fast schon abwehrend. Ich umarme ihn fest, weil ich das jetzt brauche, weil ich spüren muss, dass er hier ist und nicht weggehen wird. Jedenfalls nicht im Moment.

      „Das ist aber nicht sehr schmeichelhaft“, gebe ich zu bedenken. Da mich sein Duft beruhigt, schnuppere ich an seiner Haut.

      „Aber wahr.“

      „Touché.“

      Plötzlich ist es sehr still. Das Rascheln der Bettlaken klingt unglaublich laut und fast schon störend.

      „Das hier ist kein Spiel, Ella … Und selbst wenn, stehen wir auf derselben Seite.“

      Tun wir das wirklich? Ich sage lieber nichts dazu.

      „Was muss ich tun, damit du mir glaubst?“, murmelt er vor sich hin. Aber es klingt eigentlich nicht so, als erwarte er tatsächlich eine Antwort von mir.

      „Ich weiß es nicht“, sage ich dennoch und sehe ihn dabei von der Seite an. Jan streicht mir übers Haar und schiebt mir eine lose Strähne hinters Ohr.

      „Wie gerne ich dich ansehe, Ella.“

      „Ich sehe dich auch gerne an.“

      Wie von selbst wandern auch meine Finger über sein Gesicht und streifen dabei ganz vorsichtig die Narben unter seinem Dreitagebart. Sein Blick wird ernst und er bedeckt sich mit dem Laken und damit auch sein Bein. Ich kann nicht sagen, ob das Absicht oder bloß Zufall ist. Dennoch fällt es mir auf.

      „Ich glaube dir“, sagt Jan zu mir. Und die Art, wie er es sagt, macht deutlich, wie schwer es ihm noch immer fällt, das tatsächlich glauben zu können. Aber ich höre seiner Stimme an, dass er die Wahrheit spricht.

      „Jan“, beginne ich zaghaft. „Was ist mit dir in den letzten Wochen passiert? Was hat dich so verändert?“

      Lange starrt er mich an. Ganz langsam kommt sein Gesicht näher, bis ich wieder unter ihm liege, in das Kissen gepresst. Hauchzart fährt er mit den Lippen meinen Mund entlang und atmet dabei ein. Jan haucht nur ein Wort auf meine Lippen, so leise, dass es kaum hörbar in der Stille des Raums verklingt:

      „Du.“

      Kapitel 7

       Jan – Wien, 2013

      „Jan Herzog?“

      Ein riesiger schwarzer Mann mit kurz geschorenen dunklen Haaren, der in mintblauer Dienstkleidung steckt, sieht mich fragend an. Er ist Nigerianer, glaube ich zumindest. Sein breites Dauerlächeln zerrt an meinen blank liegenden Nerven.

      „Ja, der bin ich.“ Fast, ergänze ich in Gedanken, weil es mehr der Wahrheit entspricht.

      „Sehr schön. Mein Name ist Chidi. Doch seit dem Studium nennen mich bloß alle Chi. Wie Sie sich bereits denken können, übernehme ich von nun an Ihre Physiotherapie.“

      Ich weiß nicht, was er von mir erwartet, also zucke ich mit den Achseln, weil es mir ziemlich egal ist. Das hier bringt doch nichts.

      „Folgen Sie mir!“ Blendender Laune hält er mir die Tür zum angrenzenden Raum auf. Es dauert eine beschissene Ewigkeit, bis ich es mit den Krücken dort hinein geschafft habe. Mit prüfendem Blick sieht er mir dabei zu, was mich alles andere als begeistert. Ständig angestarrt zu werden – neuerdings ein Dauerzustand –, geht mir auf den Sack.

      „Unterhalten wir uns erst mal, ehe wir anfangen“, lässt er mich wissen und setzt sich dabei auf einen leeren Stuhl mitten in diesem groß geschnittenen Raum, der aus Trainingsgeräten, Matten und für meinen Geschmack viel zu vielen Spiegeln besteht. Eine weitere kleine Ewigkeit dauert es, bis ich es auf den zweiten freien Stuhl ihm gegenüber geschafft habe.

      „Stört es Sie, wenn ich Du sage?“, fragt er mich freundlich, während er bereits durch meine Akte blättert.

      „Tu dir keinen Zwang an, Chi.“ Von mir aus kann er mich Rumpelstilzchen nennen, wenn ich dafür hier raus kann.

      „Gut, Jan. In deiner Akte steht so ziemlich alles, was ich wissen muss … Wie ich sehe, hat Dr. Karl deine Knierekonstruktion gemacht. Da kannst du froh sein, er ist einer der besten orthopädischen Chirurgen.“

      Spätestens jetzt möchte ich aufstehen und ihm eine verpassen. Ich soll froh sein? Will er mich verarschen?!

      Hat er die Bilder meines zerstörten Beins überhaupt angesehen?

      So gut ich kann, starre ich den Riesen in Grund und Boden. Arschloch! Er kann froh sein, dass ich zu verkrüppelt bin, um mich mit ihm anzulegen.

      Um Verständnis bemüht atmet er kurz durch und studiert mein Gesicht. Seine Verständnis heuchelnde Tour geht mir auf die Nerven.

      „Deine Akte weist darauf hin, dass du mit deiner ersten Krankengymnastik nicht sehr zufrieden gewesen bist …“ Chis Lächeln ist verschwunden und einem ernsten Blick gewichen. Er weiß es und ich weiß es. Ich bin ein Problempatient.

      „Wenn du damit meinst, dass ich nichts davon halte, dass ein Kerl mir im Krankenhausbett richtig beschissene Schmerzen verursacht hat, weil er unbedingt mein Bein hin und her drehen musste, dann ja, Chi, ich war nicht besonders zufrieden damit“, schleudere ich ihm vor die Füße und unterstreiche meinen Unmut damit, dass ich bei dem Wort „zufrieden“ Gänsefüßchen in die Luft male.

      „Ich verstehe“, ist alles, was der große Chi dazu zu sagen hat.

      „Leider muss ich dir sagen, dass ich ebenfalls die Beweglichkeit deines Beins testen muss. Und das geht nur, indem ich es strecke und beuge. Angenehm wird das nicht. Denn erst wenn es dir gelingt, eine gewisse Beweglichkeit zurückzuerlangen, können wir beginnen, an deiner Mobilität zu arbeiten.“

      „Soll heißen?“

      „Du musst da durch! Nur so kann sich dein Gang sichtlich verbessern, und das dauert, ist anstrengend und langwierig.“

      „Wunderbar … Als hätten die Monate im Krankenhaus nicht schon gereicht“, murmle ich vor mich hin. Ich kann fühlen, wie die Wut in meinem Bauch immer mehr

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