Bis dein Herz zerbricht. Abbi Doris

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Bis dein Herz zerbricht - Abbi Doris

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recht vergilbt und unsauber. Vor diesem Hintergrund waren die Vertragsbedingungen – wenn man vom Zustand des Ladens absah - äußerst günstig. Also machten sie den Pachtvertrag. Sichtlich erleichtert ging der Verwalter auf alle Bedingungen und Extraklauseln ein, die Amanda ihm diktierte. Schon zwei Tage später kam eine Baukolonne und brachte den Laden in einen Vertragsmäßigen Zustand. Auf Kosten der Verwaltung wurden nun Fenster und Türen repariert, neue Heizkörper installiert und die Wasser und Abwasseranschlüsse erneuert. Alles andere, der gesamte Innenausbau war laut Vertrag Sache der Pächter. Dafür wurde der Pachtvertrag auch für die Laufzeit von 10 Jahren abgeschlossen. Zudem gab es noch eine Option auf weitere 5 Jahre. Gerade auf dieser Klausel hatte Amanda bestanden. Sie wollte sichergehen, dass sie, nachdem sie Geld und Arbeit in den Laden gesteckt hatten, nicht plötzlich die Kündigung erhalten würden. Wie wichtig gerade diese Klausel war, sollte sich bald zeigen. Ein Tag nachdem die Bauleute verschwunden waren, standen beide mit Atemschutzmasken, Eimern und Reinigungsmitteln bewaffnet, im Laden und putzten schrubbten sich die Seele aus dem Leib. Nach drei Tagen hatten sie geschafft, woran Amanda nie geglaubt hatte. Der Laden roch wie eine frische Meeresbrise mit einem Hauch Vanille. Doch wie sollte es mit dem Umbau weitergehen. Der Laden war zwar Sauber, aber einladend sah er nicht gerade aus. Neue Toiletten mussten her, eine Küche mit Backofen sollte eingebaut werden. Amanda schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, während Lena immer mit einem Lächeln umherlief. Zum Glück hatte Amanda einen guten Freund aus ihrer Studienzeit, der sich gerade mit solchen Bauarbeiten bestens auskannte. Peer Stein, seines Zeichens Bauingenieur, sagte natürlich zu und hatte bald alle Fäden in der Hand. Die Kosten jedoch überstiegen jede Vorstellung. Amanda hatte von Semifinanz zwar eine satte Abfindung erhalten. Aber schon die Umbau,-und Malerarbeiten kosteten ein kleines Vermögen. Von der Einrichtung zum Coffeeshop ganz zu schweigen. Als Amanda die Kostenvoranschläge der Einrichtungsfirmen studierte, sah sie sich schon Obdachlos unter einer Brücke liegen. So schamlos und übertrieben teuer waren die Angebote. Allein der Kaffeeautomat sollte mehrere tausend Euro kosten. Nach einigen Recherchen im Internet, fand sie schließlich ein Unternehmen in Waren an der Müritz, welches gebrauchte aber überholte Ladeneinrichtungen zu einem Bruchteil der Preise anbot, die sie von den anderen Firmen angeboten bekommen hatte. Zusammen mit Lena und Peer machte sie sich auf den Weg. Und tatsächlich. Sie fanden eine so gut wie neuwertige Ladeneinrichtung, die mit gelben und Nuancen von rötlichen Pastelltönen wie extra angefertigt in ihre Räumlichkeiten passte. Der Chef der Firma war sehr nett und hilfsbereit und sagte sogar zu, die Einrichtung zu liefern und gegen einen lächerlich kleinen extra Obolus einzubauen. Sie machten den Deal, und hatten zwei Wochen später ihren fertig eingerichteten Coffeeshop. Sie waren zwar pleite aber glücklich. Über dem Laden prangte in dunkelbraunen, von hinten indirekt beleuchteten Buchstaben: MOKKA-BAR. Diesen Namen hatte Lena ins Spiel gebracht, nachdem ihr dieser Schriftzug im Traum erschienen war. Als der Laden fertig war, standen sie alle draußen und hatten Tränen in den Augen, als Peer die Beleuchtung einschaltete. Überall standen Leute und klatschten Beifall, weil der Laden sehr schön geworden war. Sie hatten dafür auch wochenlang von früh bis spät hart gearbeitet. An manchen Tagen kamen sie erst nach 22.00 Uhr ins Bett. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt. Sie hatten in relativ kurzer Zeit viel erreicht. Die Eröffnung eine Woche später war jedoch anfangs ein Fiasko. Die Leute stürmten förmlich den Laden. Mit diesem Run auf ihre Bar hatten sie nicht gerechnet. Innerhalb weniger Stunden waren sie so gut wie ausverkauft. Wenn Anna - Peer´s Frau - nicht gewesen wäre, und für Nachschub gesorgt hätte....

      Aber es wurde trotzdem noch ein voller Erfolg. In den nächsten Wochen und Monaten brummte der Laden und die Investitionen schienen sich auszuzahlen. Lena war ja gelernte Konditorin und was ihre Torten und Kaffeekreationen anging, eine wahre Künstlerin. Manche Kunden fanden es sogar schade, die Kunstwerke, welche Lena zauberte, zu verspeisen. Innerhalb weniger Monate wurde der Coffeeshop eine richtige Goldgrube. Bis eines Tages - Amanda wollte gerade den Laden aufschließen - einige Männer vor dem Haus standen und darüber diskutierten, wie die Fassade des Hauses wohl am besten zu gestalten wäre. Amanda war neugierig und sprach einen der gut gekleideten Männer an. So erfuhr sie, dass das Haus an einen Investor verkauft worden war. Der plante nun eine umfassende Sanierung des gesamten Anwesens. Na toll, dachte sie sich. Das bedeutet Bauarbeiten, Lärm und Schmutz. Vielleicht sogar eine Rüstung vor dem Haus. Keine guten Aussichten für ihren Coffeeshop. Und so kam es dann auch. Zwei Wochen später waren die Gerüstbauer da. Von da an begann das tägliche Martyrium, das sie und Lena fast an den Rand des Wahnsinns brachte. Bis Amanda nach einer weiteren Woche der Geduldsfaden riss. Mit einer einstweiligen Verfügung, die ihr Anwalt bei Gericht beantragte, stoppte sie zunächst sämtliche Bauarbeiten, und verpflichtete die neue Immobiliengesellschaft zu Umfangreichen Maßnahmen, die den ungestörten Geschäftsbetrieb ihres Coffeeshop gewährleisten würde. Amanda hatte vorsorglich eine Klausel im Pachtvertrag festlegen lassen, die den jeweiligen Verpächter dazu verpflichtet, den Betrieb des Coffeeshops nicht zu gefährden. Der jeweilige Verpächter wurde darin verpflichtet, alles zu unterlassen oder gegebenenfalls zu beseitigen, was den Geschäftsbetrieb des Coffeeshops zum Nachteil der Pächter beeinflussen könnte. Amandas Anwalt Dr. Glowna klopfte sich auf die Schenkel vor Freude, als er diese Klausel gelesen hatte:

      „Nach dieser Klausel können die nur Nachts arbeiten, und müssten alle Rüstungen, Container, Baumaschinen und dergleichen bis zu Ladenöffnung wieder entfernen. Außerdem müssten sie den Bereich vor dem Laden förmlich staubfrei halten.“

      Dr. Glowna erklärte, dass die Baustelle sozusagen stillgelegt worden ist. Der Investor hat zwar die Möglichkeit gegen die einstweilige Verfügung bei Gericht vorzugehen, aber der Pachtvertrag, in den der Investor, nachdem er das Haus gekauft hat, dem Gesetz nach eingetreten ist, wäre mit all seinen Klauseln gültig. Er darf während der Geschäftszeiten nicht mal einen Nagel einschlagen, ohne gegen die Verfügung zu verstoßen. ER sollte recht behalten. Schon einen Tag später wurde nicht nur die Rüstung abgebaut, der Platz vor dem Haus wurde geradezu penibel gereinigt. Am selben Tag flatterte ein Schreiben der neuen Eigentümer ins Haus. Höflich bat man Amanda zu einem Gespräch in die Zentrale der Immobiliengesellschaft: „Man wolle doch, natürlich im gegenseitigen Einvernehmen, eine für beide Seiten angenehme Lösung der Probleme herbeiführen.“

      Und nun war Amanda auf dem Weg dorthin. Als sie vor dem Haus in der Friedrichstraße hielt, machte die schlichte und eher kühle Fassade des Hochhauses ihr nicht gerade Mut. Amanda schaute nach oben. In fetten Lettern stand der Schriftzug: „Horn“ an der Fassade. Sie griff nach ihrer Aktentasche, schlug die Autotür zu und ging gemessenen Schrittes auf das Eingangsportal zu. Irgendwie fühlte sie sich immer noch unwohl. Vielleicht hätte sie doch Dr. Glowna mitnehmen sollen. Diese Immobilienhaie sind unberechenbar. Vielleicht würde man sie unter Druck setzen, oder schlimmer noch Foltern, um sie zu Zugeständnissen zu bewegen. Leicht verunsichert betrat sie die Lobby des Gebäudes. Sie hatte das Ambiente einer Bank erwartet. Warme und leichte Wohlfühlatmosphäre, mit leiser Musik im Hintergrund. Stattdessen betrat sie eine eher kühl wirkende Halle aus Stahl und Beton und wurde von einer Fingernägel feilenden Empfangsdame mit dem Worten: „Was kann ich für Sie tun“ aus ihren Gedanken gerissen.

      „Ich bin Amanda Fuchs und bin....“

      „Sie werden schon erwartet Frau Fuchs“, unterbrach sie die Nagel feilende Lady.

      „Wenn Sie kurz Platz nehmen würden.“

      Sie deutete auf eine Sitzgruppe in der Nähe des Empfangs und hielt gleichzeitig einen Telefonhörer ans Ohr:

      „Miss Fuchs ist jetzt da.“

      Der Sessel, auf dem sie Platz nahm, ein kunstvolles Geflecht aus groben schwarzen Lederstreifen, war überraschend bequem. Doch das konnte ihre Unruhe nicht besänftigen. Die Situation hatte etwas von einer bevorstehenden Gerichtsverhandlung mit ungewissem Ausgang. Amandas Finger schlossen sich fester um den Griff ihrer Aktentasche. Im Gedanken ging sie noch einmal ihre Argumente durch, die sie zu der einstweiligen Verfügung veranlasst hatte. Ungeduldig stand sie auf und lief zu dem Schaukasten, der sich gegenüber der Sitzgruppe befand. Eher desinteressiert überflog sie die ausgestellten Bilder und Schriftstücke. Sofort bemerkte sie eine Bewegung hinter

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