Bis dein Herz zerbricht. Abbi Doris
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Bis dein Herz zerbricht - Abbi Doris страница 4
„Du musst wie eine erfolgreiche Geschäftsfrau aussehen.“ hatte ihr Lena geraten. „Also keine Jeans und kein T-Shirt. Zieh einen Rock an und eine Bluse. Du musst seriös daherkommen.“
Jeder hatte einen anderen Rat parat, wie sie sich anziehen und benehmen sollte. Keiner jedoch ahnte, dass sie selbst am besten wusste, wie sie am besten wirken würde. Nicht zu kühl und nicht zu sportlich, dass war ihr klar. Letztendlich hatte sie sich für einen kurzen grauen Rock, einer schlichten weißen Bluse und einem dunkelroten Blazer entschieden. Ihr schwarzes, schulterlanges Haar hatte sie mit einem dunkelroten Samt-Band im Nacken zusammen gebunden. Rubinrote Ohrstecker schmückten ihre Ohrläppchen. Das war aber auch der einzige Schmuck, den sie trug. Amanda hatte weder Schmuck noch Schminke nötig. Jedenfalls noch nicht. Sie war erst 26 Jahre alt und eine echte Naturschönheit, wie Lena ihr immer vorschwärmte. Amanda konnte mit ihren dunkelbraunen Augen, die mit einem Kranz langer schwarzer Wimpern umrandet waren, jeden Mann aus der Fassung bringen. Sie war zudem groß, schlank und hatte eine nicht zu übersehende Oberweite. Sie war eine der Frauen, nach der man sich umdrehte und sich fragte, in welchem Film man sie schon mal gesehen hatte.
Viel gab es an ihrem Erscheinungsbild nicht auszusetzen, hatte sie vor dem Spiegel noch gedacht, bevor sie hierher aufbrach. Sie atmete tief durch und lief scheinbar gelassen zu ihrem Platz zurück. Die, welche sie mit der Überwachungskamera bespitzelten, sollten nicht den Eindruck gewinnen, sie würde sich wegen des bevorstehenden Gesprächs Sorgen machen. In ihrem Innern sah es natürlich ganz anders aus. Sie wusste was auf dem Spiel stand. Auf Dauer konnte sie einer so großen Gesellschaft nicht die Stirn bieten. Auf lange Sicht hin, hatten die immer den längeren Atem. Schließlich hatten die bestimmt Anwälte rekrutiert, die sich tagtäglich mit nichts anderem beschäftigen. Irgendwann würden sie ein Schlupfloch im Pachtvertrag oder einen Präzedenzfall in der entsprechenden Rechtsprechung finden, und dann gnadenlos zurück schlagen. Vor diesem Hintergrund war sicherlich Diplomatie gefragt. Erst mal abwarten, dachte sie sich und setzte sich, argwöhnisch von der immer noch Nagel feilenden Dame beäugt, wieder in den bequemen Sessel neben dem Empfang. Hoffentlich lag sie mit ihrer eher schlichten Bekleidung richtig, und keiner würde daraus irgendwelche Schlüsse ziehen dachte sie sich, als eine weibliche Stimme sie hochschrecken ließ. Eine große, schlanke Blondine im schicken schwarzen Kostüm kam lächelnd auf sie zu.
„Miss Fuchs? Bitte folgen Sie mir. Die Herren warten schon.“
„Ach ja“, erwiderte Amanda kühl und folgte der Dame durch einen Korridor mit Bildern von kühlen Bauprojekten aus Beton an den Wänden. Warum nur beschäftigt sich so eine Gesellschaft, die solche Häuser aus Glas und Beton baut, nur mit diesem alten Haus aus der Gründerzeit? Fragte sich Amanda, als sie den Raum betrat, zu dem sie die Blondine nach einer kurzen Fahrt im Lift geführt hatte. Noch mehr Beton, noch mehr Glas und fünf Männer, die um einen ovalen Tisch standen und ihr zu Begrüßung zunickten.
„Bitte nehmen Sie Platz, Miss Fuchs“, forderte sie ein älterer Herr mit Glatze und schwarzer Nickelbrille auf.
Offenbar der Chef der Bude - dachte sie sich - und setzte sich wie geheißen auf einen der Sessel aus Leder und Stahl. In ihren dunklen Anzügen mit den rot gestreiften Krawatten und wie sie so steif und kerzengerade am Tisch saßen, sahen sie fast alle gleich aus. Nur der Mann neben dem mit der Glatze passte nicht in die Runde. Lässig rekelte er sich in seinem Sessel und schaute eher desinteressiert. Er war jünger als seine Kollegen, vielleicht Anfang dreißig, hatte wirres blondes Haar und ein sonnengebräuntes Gesicht. Mit seiner spitzen Nase und dem schmalen, schnippischen Mund wirkte er gleichermaßen klug und gefährlich. Seine blauen Augen waren undurchdringlich, und musterten Amanda unverblümt. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wirkte er eher unordentlich. So, als hätte es ihn gerade erst von einer Party hierher in den Raum verschlagen. Seine Krawatte saß locker, und die oberen Hemdknöpfe waren geöffnet. Verlegen registrierte sie die spöttischen Blicke des Mannes. So hatte sie sich den Einstieg nicht vorgestellt. Ernst blickte sie ihn an und erntete ein breites, strahlendes Lächeln. In diesem Moment wurde ihr klar, dass dieser Mann ihr gefährlich werden könnte. Sie konnte seinem Blick nicht widerstehen und blickte zu Boden.
„Entspannen Sie sich Miss Fuchs“, fing der mit der Glatze an. Mein Gott, dachte Amanda, wenn ich das nur könnte! Sie suchte einen Ausweg aus dieser Situation und besann sich wieder auf ihre Stärken. Wie oft hatte sie ähnliche Situationen in Brüssel erlebt und bravourös gemeistert. Sicher am Anfang hatte sie vor fast jeder wichtigen Verhandlung Lampenfieber und Herzrasen. Aber das legte sich immer recht schnell, wenn sie feststellte, und dabei immer die gleiche Erfahrung machte, dass ihre Verhandlungspartner auch nur mit Wasser kochten. Und da sie meisten etwas wollten - meistens war es Geld - verliefen die Verhandlungen immer gleich. Nämlich so, wie sie es wollte und wie es für Semifinanz von Vorteil war. Warum also sollte es hier anders laufen, dachte sie sich und atmete tief durch.
„Meine Herren, Sie haben mich hierher gebeten, um mit mir über eine Lösung zu verhandeln. Nun, hier bin ich. Was erwarten Sie von mir?“ Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schielte mit einem Auge zum Blondschopf, der nun eher gelangweilt aus dem Fenster sah.
Der mit der Glatze räusperte sich und blätterte in einer Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Dann sah er Amanda an und kniff die Augen zusammen.
„Wir sind uns doch darüber einig Miss Fuchs, dass die derzeitige Situation in der Münzstraße für beide Seiten von Nachteil ist. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass hier schnellstmöglich eine für beide Seiten tragbare Lösung gefunden werden muss.“
„Für mich ist die Situation auch nicht so prickelnd meine Herren. Aber Sie müssen mich auch verstehen. Meine Partnerin und ich haben ein kleines Vermögen in den Laden gesteckt und ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist. Nicht nur unsere Existenz hängt davon ab. Ich hoffe Sie verstehen das.“ Amanda schielte mit einem Auge zum Blondschopf und erwartete eine Reaktion, die jedoch nicht kam. Noch immer schaute er desinteressiert aus dem Fenster. Als würde ihm die Sache nichts angehen, spielte er versonnen mit seinem riesigen Herrenring am rechten Ringfinger. Erneut räusperte sich der mit der Glatze:
„Miss Fuchs, Sie müssen uns aber auch verstehen. Wir sind nun Eigentümer des Hauses und wollen daraus ein Schmuckstück machen. Wir haben vor, dieses Gebäude im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Das dürfte wohl auch in Ihrem Interesse liegen. Zur Zeit schaut das Anwesen doch eher erbärmlich aus. Das müssen Sie doch zugeben.“
„Meine Herren, wie lange wird die Sanierung des Anwesens Ihrer Meinung nach dauern? Ein Jahr, oder zwei?. Mit der Rüstung vor dem Haus bleiben uns die Kunden weg. Darüber hinaus ist so eine Sanierung eine schmutzige Angelegenheit, und mit einer Staubschicht auf den Kaffeetassen.....
„Wie viel wollen Sie?“ Der Blondschopf hatte sich umgedreht und sah Amanda ernst und durchdringend an.
„Ja, wie viel wollen Sie?“, wiederholte er seine Frage.
„Was soll das heißen?“, fragte Amanda. „Wie viel, wo von und wofür?“
„Spreche ich so undeutlich Miss Fuchs. Geld, Moneten, Asche?“, zischte der Blondschopf unmissverständlich und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
„Wir zahlen Ihnen eine bestimmte Summe und Sie treten vom Pachtvertrag zurück. So einfach ist das.“ Seine blauen Augen blitzten angriffslustig und seine Wangenmuskeln spannten sich. So hatte sich Amanda den Verlauf der Verhandlung zwar nicht vorgestellt, aber irgendwie erwartet. Sie fühlte sich plötzlich ganz klein, schäbig und irgendwie vor vollendete Tatsachen gestellt. Offensichtlich sollte das Ergebnis der Verhandlung genau so aussehen. Doch da hatten die Herren, und vor allem der derangierte Blondschopf die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
„Meine