SEX & other DRUGS - Novembertau. Mira Schwarz
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Instalación uno … Anlage 1. Die schemenhaften Bilder werden klarer, doch das Einzige, was ich sehen kann, ist dieses eine Bild vor Augen.
»Alles gut, Jasmin?«
Schnell blicke ich zu meinem Verlobten. »Ja, danke. Es ist nur … ich kann mich nicht erinnern … denke ich.«
»Das wird schon noch.«
Ich nicke, lasse Ryan los und geniere mich, mich vor ihm umzuziehen. Er bemerkt es, hält verspielt eine Hand vor sein Gesicht und lächelt, sodass es einen umhaut. »Das hast du schon unzählige Male getan.«
»Ja, wahrscheinlich«, sage ich unsicher, gehe zum Schrank und öffne ihn. Wenn ich die Kleidung gekauft haben sollte, dann sollte ich mich dafür ohrfeigen. Ich erkenne mehrere Hosenanzüge, alle grau oder anthrazit, nichts Lockeres oder einen hübschen, langen Rock. Alles sieht unbequem und starr aus.
»Ist das mein Geschmack?«, will ich stirnrunzelnd wissen.
Ryan stellt sich neben mich. Gemeinsam sehen wir uns die Outfits an.
»Ja, wieso fragst du?«
»Es sieht alles so businessmäßig aus.« Mir fällt einfach kein anderes Wort ein, was es besser beschreibt.
»Du hast noch mehrere Jogginganzüge, aber wie ich dich kenne, willst du hier nicht so herauslaufen. Um ehrlich zu sein, hast du da selbst drum gebeten.«
Aus meinem Blick spricht Unverständnis. »Ich soll darum gebeten haben?«
Er nickt kaum merklich. »Sollte ich mal in ein Krankenhaus kommen, dann will ich so schnell wie möglich diese Bazillenschleuder wieder verlassen. Ordentlich und mit Stil, nicht wie Miley Cyrus nach einer Partynacht.« Er stupst mich ganz zärtlich in die Seite. »Deine Worte, Jasmin.«
Ein schreckliches Gefühl, nicht zu wissen, was man fühlen soll. Macht dieser Satz überhaupt Sinn? Derzeit scheint so ziemlich nichts so wirklich ins Bild zu passen. Wie dem auch sei, ich muss dringend meinen Kleiderschrank ein wenig aufpolieren.
»Habe ich vielleicht eine Freundin, die mir etwas leihen kann?«
Hörbar ließ Ryan Luft durch seinen Mund entweichen. »Du gehst gerne mit Kollegen einen trinken oder wir spielen Karten mit den Nachbarn, aber eigentlich ist dir nur Carmen direkt ans Herz gewachsen. Sie war die Erste, die uns begrüßte, als wir vor drei Jahren hier hingezogen sind. Sie war etliche Male hier. Von ihr sind einige der Blumensträuße, aber ansonsten …«
Er beendet den Gedankengang nicht. Ist auch gar nicht nötig.
Ich erkenne an seiner Stimmlage, dass ich mir meine Freunde wohl mit Bedacht aussuche. Zumindest das kommt mir bekannt vor.
Als ich gerade den Hosenanzug ergreife, der mir am wenigsten unbequem vorkommt, stoppe ich mitten in der Bewegung und halte inne. In Zeitlupe drehe ich mich zu Ryan.
»Ich bin ein Waisenkind.«
Jetzt lächelt er nicht mehr.
»Und du …«, füge ich hinzu, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »… bist es ebenfalls.«
Ryan sieht mich wie versteinert an. Ich kann erkennen, dass sein Herz wie wild pocht, als er nach unendlich anmutenden Sekunden endlich auf mich zugeht und mich umarmt.
»Du erinnerst dich«, sind die einzigen Worte, die leise gesprochen seine Lippen verlassen.
»Ja«, hauche ich. Es tut nicht weh, es schmerzt nicht. Es ist einfach eine Feststellung. »Wir haben bei unserem ersten Date darüber gesprochen.«
Ich kann spüren, wie Ryan nickt. »Bei einem Kaffee in der Grand Central Station.«
»Vor drei Jahren.« Meine Worte sind nicht mehr als ein Flüstern im Wind. »Es regnete draußen und beide warteten wir, bis es ruhiger wird. So kamen wir ins Gespräch, unter der Uhr. Seitdem gehen wir jedes Jahr an unserem Tag zur Uhr in der Grand Central und trinken zusammen einen Kaffee.«
Endlich sieht er mich an. Er hat Tränen in den Augen, als er mein Gesicht in beide Hände nimmt. »Du sagtest, dass dir kalt wäre und da habe ich den Vorschlag gemacht, dass wir nach Mexiko fliegen. Ein paar Wochen später waren wir ein Paar und gingen am Strand spazieren. Nun ja, zumindest bis zu der Sache mit deinem Blinddarm.«
Jetzt spüre ich das Meer deutlicher und wie der Sand zwischen meinen Zehen knirscht. Ich blicke ins leere Zimmer, suche mir einen Punkt an der Wand und fixiere ihn. Dabei versuche ich ruhig zu atmen. Sonne, Meer, Sex … ich komme nicht weit.
Instalación uno … Anlage 1
Feuer, grünes Feuer.
Wieder schüttel ich hastig mit dem Kopf, sodass sich beinahe das Handtuch löst.
Sofort ist Ryan zur Stelle. »Jasmin?«
»Alles in Ordnung«, stöhne ich und fasse mir an den Kopf. »Ich kann mich nur noch nicht an alles erinnern.« Mein Blick schweift ab. »Zumindest muss ich viele Kollegen haben, bei den ganzen Genesungswünschen.«
Ryan wendet sich kurz ab, geht zu dem Tisch, wo die Blumen stehen, und wischt sich schnell die Tränen aus den Augen. »Ja, du bist sehr beliebt.«
Ins Auge fällt mir der kleinste Strauß von allen. Es wirkt, als hätte ein Kind ihn gepflückt, als würde er zu all den schönen Gedecken nicht dazugehören. »Von wem ist dieser hier?« Ich nehme das Glas hoch und rieche daran. Ein starker, süßlicher Geruch drängt mir in die Nase. »Jasmin«, flüstere ich und sehe mir die Blüten genauer an. Langsam drehe ich den Strauß im fahlen Licht. »Schwarze Jasmin-Blumen. Ich wusste gar nicht, dass es sie gibt.«
Ryan nimmt das Gefäß an sich. »Die Blüten sind gefärbt«, stellt er schnell fest. »Da hat sich irgendwer wohl einen Scherz erlaubt.«
In einer Bewegung zückt er sein Handy, nimmt den Strauß aus der Vase und geht in Richtung Tür.
»Was machst du mit ihnen?«
»Ich entsorge sie und frage, wann du endlich hier heraus kannst.« Ryan zwinkert mir zu. »Außerdem willst du dich bestimmt mal umziehen und da soll dein Verlobter nicht stören.«
An seine aufmerksame Art könnte ich mich gewöhnen. Bei so einem Typen muss ich tatsächlich die eine oder andere Sache in meinem Leben richtig gemacht haben. »Danke schön, Darling.«
Es kommt mir leicht über die Lippen. Meine Erinnerungen sind wie eingefroren und erst warme Sonnenstrahlen im November vermochten es, die Eisschicht behutsam aufzutauen.
Novembertau, der meine Erinnerungen wieder freigibt.
Langsam sickern sie zurück in meinen Geist. Zum Teufel, ich kann es gar nicht erwarten, endlich nach Hause zu kommen und mein Leben mit ihm zu verbringen. Noch einmal …
Kapitel 2 - Coming home
Drei