Er bekommt sie alle. Luca Farnese

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Er bekommt sie alle - Luca Farnese

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schaute über den Strand aufs Meer hinaus und fragte mich, wohin die Sonne verschwunden war. Und ich fragte mich auch, ob ich noch einen anderen Sonnenuntergang erleben würde.

      2

      Am nächsten Morgen um zehn Uhr verarzteten sie meine aufgeschlagene Oberlippe und mein geschwollenes Kinn. Wir hatten eine Stunde lang Filmaufnahmen gemacht, und in dieser einen Stunde hatte ich mich geprügelt, während auf der Leinwand dann die eine Stunde zu einer einzigen Minute zusammenschmelzen würde.

      Es ging um einen Boxkampf zwischen mir und zwei anderen Cowboys in einem Saloon. Am Anfang hatte ich gekämpft wie ein Stuntmann, ich hatte sie absichtlich nicht getroffen, doch ich hatte es so verdeckt, dass keiner der Kinobesucher es später sehen würde, aber sie hatten wie richtige Boxer zugeschlagen.

      Und jedes Mal schrie der Regisseur: „Schnitt!“ — und ich fragte mich, wie es weiterginge. Schließlich hatte ich die Nase voll und legte die beiden Burschen flach auf den Boden. Später, als ich mir mein Gesicht im Spiegel ansah, kam einer der anderen Stuntmänner auf mich zugeschlendert. Er war um die fünfzig und seit fast 30 Jahren beim Film. Wenn er halb so alt gewesen wäre, hätte er mich wahrscheinlich ausgeknockt.

      „Tut mir leid, Luca“, entschuldigte er sich.

      „Was zum Teufel hattet ihr beiden Burschen vor? Wolltet ihr mich umbringen? Wir machen hier einen Film, wir kämpfen nicht um die Meisterschaft im Schwergewicht!“

      „Es war ein Befehl des Produzenten.“

      „William Weinstein?“

      „Er versprach uns jedem Einhundert Dollar extra, wenn wir dich richtig verprügelten.“

      Ich sah, dass er wieder davon schlenderte. Das war es also; das war der Preis, den ich zu zahlen hatte, weil ich Amelia Weinstein einen verpasst hatte. Nicht nur einen.

      Die Kutsche war mit sechs Pferden bespannt. Nun kam diese Szene an die Reihe. Ein erfahrener Bursche bediente die Zügel, und neben ihm saß ein anderer Stuntmann mit einer Flinte; er spielte den Begleiter. Auf den Pferden saß bereits ein Dutzend wüst aussehender Kerle, die Outlaws spielten.

      Der Hilfsregisseur kam zu mir und erklärte mir, wie er sich diese Szene vorstellte. Ich betrachtete meinen gesprenkelten grauen Hengst und stieg dann in den Sattel.

      Der Regisseur stand auf einem Lastwagen mit einer Plattform neben der Kamera und erklärte uns allen die Story. Es war nicht nötig; es war ein Trick, den es seit den Tagen von John Wayne in jedem Western gab, aber er musste wohl seine Rede vom Stapel lassen.

      Fünf Minuten später raste die Kutsche über den Sand und ich und die anderen Outlaws hinterher. Wir zogen unsere Pistolen und feuerten ein paar Platzpatronen ab.

      Ich ritt mitten unter den anderen, dann blieben sie ein wenig zurück, damit ich allein auf die Kutsche zureiten konnte. Ich presste meine Sporen in die Flanken des Pferdes und sah einen roten Ferrari, der auf der anderen Seite der Kamera fuhr. Ich entdeckte, dass William Weinstein hinter dem Lenkrad saß.

      Mein Mut sank, je mehr ich mich der Kutsche näherte. Nach dem Drehbuch sollte ich nach einem Seil greifen, dass von der Kutsche herabhing, mich in die Kutsche hineinziehen und anfangen, mit dem Begleiter zu kämpfen.

      Eine Sekunde lang glaubte ich, ich würde es nicht schaffen. Das Seil flog in dem Augenblick hoch, als ich danach griff, und ich sauste aus dem Sattel durch die Luft. Mein Pferd, von meinem Körper befreit, galoppierte davon — und ich hing an einem Fenster.

      Was danach geschah, weiß ich bis heute noch nicht. Ich habe keine Erinnerung daran.

      Irgendwie gelang es mir, auf die Kutsche zu klettern. Ich kämpfte mit dem Begleiter, knallte ihm eine und sprang dann zwischen die Pferde. Einen Moment lang hing ich in der Luft, dann ließ ich die Zügel los und fiel auf den Boden, hielt den Atem an, und die Kutsche fuhr über mich weg.

      Als ich schließlich aufsah, war die ganze Gruppe weit von mir entfernt. Doch der rote Ferrari stand neben mir, und William Weinstein starrte mich an.

      „Du hast Schwein gehabt, du Hundesohn!“

      Ich holte mir meine Gage ab, ließ meinen Wagen reparieren, bezahlte alle meine Rechnungen und fuhr nach Osten. Es gab keinen Grund, noch länger in dieser Gegend zu bleiben.

      Ich war in Hollywood ein toter Mann!

      Es ist im Grunde genommen nur eine kleine Stadt, die von Cliquen beherrscht wird, und William Weinsteins Filme machten einen Haufen Geld. Er war angesehen und mächtig genug, um mich auf die schwarze Liste setzen zu lassen. Keiner würde mir dort Arbeit geben. Ich nehme an, dass er so etwas wie ein Masochist war und sich daher nie von Amelia scheiden lassen würde. Aber ich sah sie auch nie mehr. Und ich hatte wirklich kein Bedürfnis danach, sie noch einmal wiederzusehen. Dieses unbefriedigte Mädchen mit dem wundervollen Körper war vielleicht in Ordnung — aber ihre Umgebung war es nicht.

      Meine Familie war über die ganzen Vereinigten Staaten verstreut, aber Verwandte waren die letzten, die ich zu sehen wünschte.

      Die Frage war natürlich, was ich tun sollte. Ich konnte Stars bei gefährlichen Situationen doubeln.

      Natürlich konnte ich das, aber sonst konnte ich nicht viel und hatte keine Ahnung, um was für einen Job ich mich bemühen sollte. Natürlich konnte ich immer noch ein Taxi fahren, aber das war sozusagen die letzte Zuflucht. Irgendwelche Typen nachts durch die Straßen zu kutschieren, das war nicht meine Vorstellung von einem guten Job.

      Ich fuhr schnell über die westlichen Bundesstraßen, und der alte 3er BMW hielt sich prima. Das heißt bis Ohio. Kurz vor Cleveland machte die Kutsche nicht mehr mit!

      Ich fuhr in eine Tank- und Reparaturstelle und sagte dem Burschen, was für einen Ärger ich hätte. Er nahm mich tatsächlich ernst und ging ein paarmal um meinen Wagen wie jemand, der abwägte, ob er damit zum Mond fliegen sollte. Schließlich telefonierte er mit einem Händler für ausländische Autos in Cleveland und erklärte sich dann bereit, mir eine neue Kupplung einzubauen.

      „Das dauert mindestens einen halben Tag“, sagte der Bursche zu mir. „Vielleicht fahren Sie nach Cleveland und interessieren sich mal für die Sehenswürdigkeiten.“

      „Wenn es in Cleveland irgendwelche Sehenswürdigkeiten gäbe, dann wüsste ich das schon seit vielen Jahren.“

      Er betrachtete das Nummernschild meines BMW. „Hollywood, wie? Sind Sie vielleicht Schauspieler?“

      Ich nickte. Wenn dieser Hundesohn ein Autogramm von mir haben wollte, dann sollte er es kriegen.

      „Kennen Sie Steve McQueen oder Marion Brando oder Burt Reynolds oder solche Burschen?“

      Oh lieber Himmel! Ein Witzbold. Was haben solche Heinis bloß im Kopf! Ich wollte ihm schon eine dumme Antwort auf seine dumme Frage geben, als ein Mädchen aus dem Büro herauskam. Sie war jung, neunzehn oder zwanzig, blond, trug ein Männerhemd und blaue Jeans, die bis zu den Oberschenkeln aufgerissen waren.

      Wir starrten einander an.

      Ihr Gesicht war nicht gerade hübsch zu nennen, aber ihren Körper musste man sich schon betrachten. Er war überall rund, eine Reihe von Bällen, die aus Titten, dem Arsch, den Hüften und den Waden

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