Die Schauspieler in der Sexfalle. Caroline Milf
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Читать онлайн книгу Die Schauspieler in der Sexfalle - Caroline Milf страница 4
„Immerhin sieht sie zum Verlieben schön aus.“ Lehmann nahm einen großen Schluck. „Schönheit war die Falle ihrer Tugend. Es sollte mich nicht wundern, wenn wir noch einmal mit deinem Schützling zu tun haben. Vor Gericht, natürlich.“
„Warum habt ihr sie denn nicht gleich verurteilt?“
Richter Balgstedt sah aus, als habe er sich auf einen hohlen Zahn gebissen, was allerdings nicht möglich war, weil er seit zwanzig Jahren ein künstliches Gebiss besaß. Er sagte nur lapidar: „Die Beweise haben nicht ausgereicht.“
„Du bist nach wie vor von ihrer Schuld überzeugt?“
„Ja!“
„Für dich ist der Fall also noch nicht abgeschlossen?“
Balgstedt trommelte mit den Fingern der Rechten auf der Tischplatte. „Ich bin Richter, nicht Staatsanwalt oder Polizist. Aber für mich bleibt Sophie Hohenfels ein Teufel!“
4
Sophie Hohenfels hatte die Beine hochgezogen. Vom unbequemen Regiesessel aus beobachtete sie mit schläfriger Neugier, wie die Atelierarbeiter die Kulisse einer eleganten Wohnung aufstellten.
Ein Gewirr von elektrischen Leitungen schlängelte sich über den Fußboden des Studios. Leitern, Versatzstücke, Farbtöpfe, Handwerkszeug und Scheinwerfer prägten dem riesigen Raum den Stempel tätiger Improvisation auf. Ein Heer von Arbeitern schuftete in der von allen Illusionen entkleideten Traumfabrik. Grell zuckten Scheinwerfer auf, um sofort wieder zu verlöschen: Beleuchtungsprobe.
Luca Visconti deutete mit leichten Kreidestrichen die Standpunkte der Schauspieler an. Die letzten Szenen des Films »Ehebetten« sollten abgedreht werden. Hauptdarstellerin war Sophie Hohenfels.
Während der Kameramann die letzten Einstellungen testete, setzte sich Luca zu Sophie. Selbstbewusst übersah er das große Schild mit der Aufschrift: „No Smoking!“ Nervös zündete er sich eine Zigarette an.
„Sophie! Wenn du dir nur ein wenig mehr Mühe geben würdest, dann könnten wir noch heute mit den verflixten Dreharbeiten fertig werden!“
„Ich gebe mir Mühe“, widersprach Sophie temperamentvoll. „Meine Leistungen sind gut. Ich weiß nicht, was du an mir auszusetzen hast!“
„Nichts weiter, als dass du nicht über deinen eigenen Schatten springen kannst! Man muss jede Geste, jeden halbwegs gelungenen Satz buchstäblich aus dir herauspressen!“
Sein Zeigefinger fuhr nervös auf Sophies Armlehne vor und zurück. „Du zehrst an meinen Nerven wie noch keine andere Schauspielerin!“
„Für mich ist es auch nicht einfach.“ Auf Sophies Stirn, direkt über der Nasenwurzel, markierten sich zwei steile Falten. Nun ja, dachte Visconti, sie ist nicht mehr die allerjüngste. In ein paar Jahren kann sie bereits Mutterrollen spielen. Ihre Jugend wird schnell verwelken. Die Spuren der Vergangenheit lassen sich nicht einfach wegwischen.
Visconti überflog mit den Augen das Atelier. Zwanzig Minuten würde es bestimmt noch dauern, bis er wieder rufen konnte: „Ruhe! Achtung, Aufnahme!“
Abschätzend musterte er Sophie: „Mein Gott! Wenn du vor der Kamera nur halb so gut wärst wie im Bett! Leider hast du zwischen den Beinen mehr Talent als im Kopf!“
Sie warf ärgerlich die volle Mähne in den Nacken: „Luca, du bleibst ein ganz mieses Ferkel!“
Er reagierte nicht und wechselte das Thema: „Nächsten Monat beginnen wir mit einem neuen Film. Glaubst du, bis dahin in Hochform zu sein?“
„Selbstverständlich.“ Die Falten auf ihrer Stirn hatten sich spurlos geglättet. Jetzt sah sie wieder aus wie ein junges Mädchen. Scheinbar interessiert betrachtete sie ihre gepflegten Hände.
„Und wie heißt der Film?“
„Der Titel muss erst noch gefunden werden.“ Luca folgte ihrem Blick. „Aber der Arbeitstitel steht natürlich fest: Mordverdacht.“
„Und um was geht es?“
Visconti schwieg ein wenig zu lange. Endlich sagte er: „Um dich!“
„Um mich? Wie soll ich das verstehen?“
„Wir verfilmen dein Leben an der Seite deines berühmten Mannes. Den spannenden Schluss kennst du ja.“
Sophie richtete sich abrupt auf. „Mein Leben? Du bist verrückt. Da mache ich nicht mit!“
„Du bist doch sonst nicht so zimperlich!“ Visconti lächelte sanft wie ein gutmütiger Bär. „Der Film wird ein Knüller, der uns volle Kassen garantiert!“
„Du weißt, wie man mein Leben während des Prozesses in den Dreck gezogen hat!“ In Sophies Gesicht schoss eine dunkle Röte. „Staatsanwalt und Sachverständige zerstückelten mich vor aller Welt. Soll ich die grauenhaftesten Augenblicke meines Lebens vor der Kamera noch einmal spielen? Soll ich die entwürdigenden Szenen vorher sogar noch zehn- oder zwanzigmal proben? Niemals!“
Viscontis Lächeln war weggewischt. „Es tut mir leid, Sophie! Aber wir haben dich nur deshalb unter Vertrag genommen. An einer mittelmäßigen Schauspielerin lag uns nichts. Uns lag allein an Sophie Hohenfels, die ihr eigenes Leben brutal und schonungslos ausbreitet. Mit einer erbarmungslosen Offenheit bis ins intimste Detail. Dein Name ist überall bekannt. Wir müssen das Eisen schmieden, solange es heiß ist!“
„Nein!“ Sophies Mundwinkel zuckten. „Du weißt nicht, was ich durchgemacht habe. Und deshalb spiele ich diese Rolle nicht!“
„Du musst!“ Visconti war aufgestanden. „Wir können dich vertraglich zwingen. Und wenn du dich sträubst, werden wir es tun!“
„So?“
„Ich will keine Widerrede hören. Haben wir uns verstanden?“
Viscontis Gesicht hatte einen fast brutalen Ausdruck angenommen. Ohne eine Antwort ließ er Sophie allein. In ihren Augen standen Tränen. Und sie wusste selbst nicht, ob es Tränen der Wut oder Tränen der Hilflosigkeit waren. Sie ahnte jetzt, dass der Schinken, den sie hier abdrehten, nichts weiter als die Generalprobe war.
Dr. Simon Urslingen hatte einen schweren Tag hinter sich. Zwar zahlte Constantin Film nicht schlecht, dafür musste er als Unfallarzt aber auch ständig erreichbar sein. Und die Dreharbeiten dauerten meist bis in die späte Nacht.
Dr. Urslingen bereitete sich im Ordinationszimmer der Gesellschaft auf den Feierabend vor, als ein Wachmann hereinstürzte: „Kommen Sie sofort, Doktor! Ein Unfall in Studio 16!“
Simon griff nach seiner bauchigen Instrumententasche und folgte dem Wachmann. Vor den Sologarderoben des Studios schien der Teufel los zu sein. Die Männer des Aufnahmestabes standen gestikulierend herum.
Ein Assistent führte den Arzt hinein. Dabei sagte er hastig: „Sophie Hohenfels ist verletzt! Bitte schnell!“
Sophie Hohenfels? Simon zuckte mit den Schultern. Er hatte den Namen noch nie gehört. Sophie lag auf einem Ruhebett. Sie