Ich hatte einen Traum. Juan Pablo Villalobos

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Ich hatte einen Traum - Juan Pablo Villalobos

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auf der Stelle meine Pistole gezeigt, damit ihm die Faxen vergehen, keiner darf einfach so weitergehen und sich taub stellen, wenn ihn einer von der 182 anspricht, aber dann hätte es wieder geheißen, wer hat dir das erlaubt, für wen hältst du dich, dich über die oben hinwegzusetzen, und dass man erst mal wissen muss, mit wem man es zu tun hat, bevor man die Knarre rausholt.

      »He, ich rede mit dir, bleib stehen«, hab ich noch mal gesagt und ihn am Arm gepackt.

      Ohne mich anzusehen, blieb er stehen, und ich konnte hören, wie er schwer geatmet hat, er war nervös, er wusste genau, mit wem er es zu tun hat, und seine Beine haben geschlottert.

      »Bist du taub oder was?«, hab ich gesagt.

      Er hat nicht geantwortet, nur weiter geschnaubt wie ein Pferd. Ich hab ihn an der Schulter geschubst, und er knallte gegen die Wand. Aber er hat sich nicht gewehrt. Der Schweiß ist ihm in Strömen die Stirn runtergelaufen.

      »Wo soll’s denn hingehen, als hättest du mit dem ganzen Kram hier nichts zu tun?«, hab ich gesagt.

      Er hat ein gefaltetes Taschentuch aus der Hose gezogen, sich den Schweiß abgewischt und sich in alle Richtungen umgeschaut, als würde er jemanden suchen. Zu seinem Pech war die Straße fast leer, und die paar Leute, die da waren, sind schnell weitergegangen, um keinen Ärger zu kriegen. Jeder weiß, mit einem von der 18 legt man sich nicht an, nur um irgendeinem Penner zu helfen.

      »Ich kenne Yoni«, hat er gesagt, als er gemerkt hat, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als mit mir zu reden.

      »Sag bloß, den kenne ich auch«, hab ich gesagt.

      Er hat Anstalten gemacht abzuhauen, aber ich hab ihn am Ärmel gepackt und wieder geschubst.

      »Ich glaube, du bist ein Posten der Sackgesichter3«, hab ich gesagt.

      Er hat wieder geschwiegen, ohne mich anzusehen, und nur zum Ende der Straße gestarrt, als könnte er dort wen finden, der ihm hilft. Das Einzige, was dieser Fettsack konnte, war, zu schnauben wie ein Pferd.

      »Glaubst du, ich hab nicht gesehen, dass du von drüben gekommen bist?«, hab ich zu ihm gesagt. »Die andere Seite ist die der Sackgesichter, tu nicht so, als wüsstest du das nicht. Wo willst du hin?«

      Er hat das Taschentuch aus der Hosentasche gezogen und sich wieder die Stirn abgewischt. Kommt davon, wenn man so fett ist, bestimmt hat er deshalb so geschwitzt.

      »Was ist los, ist dir heiß?«, hab ich gesagt.

      »Yoni ist mein Freund«, hat er wieder angefangen. »Frag ihn.«

      »Werd ich machen, aber erst sagst du mir, wo du hinwillst.«

      »Nach Hause.«

      »Und wo ist das?«

      »Gleich um die Ecke, in der Pension.«

      »Und warum bist du von der anderen Seite gekommen, hm? Ich glaube, du bist ein Posten der Sackgesichter.«

      »Ich habe Hausaufgaben gemacht«, hat er gesagt, »eine Gruppenarbeit, der Klassenkamerad, mit dem ich die Aufgabe machen soll, wohnt da. Wenn du willst, zeige ich sie dir.«

      Er hat seinen Rucksack abgenommen, den Reißverschluss geöffnet und mir die Hefte, Bücher und den anderen Schulkram gezeigt. Und noch eine Tüte Chips.

      »Dein Kumpel ist nicht von den Sackgesichtern?«, hab ich gefragt.

      »Ich war nur wegen der Hausaufgaben da. Wirklich, frag Yoni, er kennt mich gut, er kennt meine Familie.«

      »Okay, mach ich.«

      Er wollte schon seinen Rucksack zumachen, aber ich hab ihn aufgehalten.

      »Gib mir die Chips«, hab ich gesagt.

      Ich hab mir die Tüte geschnappt und Yoni auf dem Handy angerufen. Als er ranging, konnte ich den Fernseher im Hintergrund hören, wahrscheinlich hat er gerade einen Film mit seiner Kleinen geschaut.

      »Yoni, ich hab hier ein kleines Problem«, hab ich gesagt. »Hörst du mich?«

      Yoni muss auf Pause gedrückt haben, denn der Krach von dem Film war plötzlich weg.

      »Schnell, was gibt’s?«, hat er gesagt. »Ich bin beschäftigt.«

      »Hier ist einer, der von den Sackgesichtern rübergekommen ist und sagt, dass er dich kennt.«

      »Wie heißt er?«

      Ich hab den Fettsack, der sich wieder den Schweiß von der Stirn und vom Hals wischte, nach seinem Namen gefragt.

      »Santiago«, hat er geantwortet, »sag ihm, dass meiner Oma der Laden da drüben in der Pension gehört.«

      Ich hab Yoni wiederholt, was er mir gesagt hatte.

      »Bring ihn her«, hat Yoni gesagt, dann hat er aufgelegt.

      »Yoni will dir guten Tag sagen«, hab ich zu dem Fettsack gesagt.

      Dann hab ihn am Arm gepackt und bin losgegangen. Er hat sich gewehrt, und weil er so dick war, war es schwer, ihn zu zwingen.

      »Meine Oma wartet auf mich«, hat er gesagt. »Ich muss ihr im Laden helfen.«

      »Das kannst du Yoni erzählen«, hab ich gesagt. »Und jetzt beweg deinen fetten Arsch, oder es knallt. Als wüsstest du nicht, wo wir hier sind.«

      Ich hab die Pistole gezückt und sie ihm vor die Nase gehalten. Er hat so getan, als würde er sie nicht sehen, ist aber sofort losgegangen. Auf dem Weg zu Yoni hab ich die Chips gefuttert. Ich war halb tot vor Hunger, weil ich die ganze Zeit Wache halten musste, seit zwölf, und jetzt war es schon fast fünf.

      Yoni schaute mit seiner Kleinen den Film, den er auf Pause gestellt hatte, und sie haben Pupusas4 gegessen. Ich kannte den Film schon, es ging um einen Jungen, der mit den Toten spricht. Als Yoni uns sah, hat er wieder auf Pause gedrückt, und der Fettsack hat sofort angefangen, mich zu beschuldigen.

      »Der will mir Angst machen«, hat er zu Yoni gesagt. »Ich hab nur Hausaufgaben gemacht, was kann ich dafür, wenn die Lehrerin mich mit einem Klassenkameraden zusammensteckt, der drüben bei den Buchstaben5 wohnt.«

      »Er hat gesagt, er ist ein Kumpel von dir, Yoni«, hab ich gesagt, »aber er ist direkt von der Seite der Sackgesichter gekommen, ich hab es selbst gesehen.«

      »Seinem Opa hat die Pension gehört«, hat Yoni zu seinem Mädchen gesagt, »hier gleich um die Ecke. Einmal hat mein Alter da ein Zimmer gemietet, aber jetzt vermieten sie keine mehr, oder?«, hat er den Fettsack gefragt.

      »Nein«, hat der Fettsack gesagt. »Als mein Opa gestorben ist, hat meine Oma beschlossen, dass das Haus nur noch für die Familie da ist.«

      »Und wer wohnt sonst noch da?«

      »Meine Urgroßmutter, meine Tante, meine Onkel und meine Cousins.«

      »Hattest du nicht einen Bruder?«

      »Ja.«

      »Wie

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