Die Seelenlicht Chroniken. Katrin Gindele

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Die Seelenlicht Chroniken - Katrin Gindele

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mir ziemlich sicher, dass Carlotta, Francesco und Silvio hier auftauchen werden. Dafür wird Patrizia schon sorgen.«

      Von vornherein war mir klar gewesen, dass Patrizia nicht allein hier auftauchen würde, denn unser wöchentlicher Cocktailabend fand immer in Gesellschaft unserer gemeinsamen Freunde statt. Nun war das aber sicher nicht der eigentliche Grund, sondern vielmehr nur eine Tatsache. Bei mir wohnte ein fremder Mann im Haus, ein Mann, den Patrizia nicht kannte. Aus diesem Grund würde sie Francesco, ihren zwei Jahre älteren Bruder, und ihren Cousin Silvio mitbringen. Um sich abzusichern, falls es nötig sein sollte, meinen Besuch vor die Tür zu setzen.

      Mickal schien nicht sonderlich beeindruckt von meinem Geständnis. Munter schaufelte er sich weiter seine Spaghetti in den Mund, während er zustimmend nickte.

      Ich tat es ihm gleich und ließ mir das Essen schmecken, das wirklich ausgezeichnet war.

      »Danke für das tolle Essen«, merkte ich an, als wir zwanzig Minuten später den Tisch abräumten. »Aber du musst das nicht machen, ich hoffe, das weißt du.« Die Sache war mir ein wenig unangenehm. Er sollte sich auf keinen Fall dazu verpflichtet fühlen.

      Mickal reichte mir ein Glas Wein. »Das tue ich gern«, sagte er leichthin. »Auf diese Weise kann ich mich etwas nützlich machen.«

      Ich blinzelte und versuchte, bei der Sache zu bleiben. Noch nie zuvor hatte ich einen Mann mit solch stechend blauen Augen gesehen. Sie übten eine Anziehungskraft auf mich aus, die ich mir einfach nicht erklären konnte.

      Schnell murmelte ich eine Entschuldigung und setzte ihn in knappen Worten davon in Kenntnis, dass ich meiner Mom nun das Essen bringen würde.

      Tatsächlich öffnete sie die Augen, als ich ein paar Minuten später den Teller mit Spaghetti auf ihrem Nachtschrank abstellte.

      Sie begrüßte mich mit einem schwachen Lächeln. »Hallo, mein Schatz. Wie war dein Tag?«

      Ich schluckte in Anbetracht ihrer bleichen, fast schon durchsichtig schimmernden Haut. »Ganz gut«, murmelte ich beklommen. Heute Morgen hatte sie so viel besser ausgesehen. »Hast du Hunger, Mom?«

      Als sie den Kopf schüttelte, presste ich die Lippen zusammen. Seit Tagen schon hatte sie keinen richtigen Appetit mehr, was meine Sorge um sie nur noch verschlimmerte.

      »Ich möchte nichts essen«, sagte sie kaum hörbar. »Ich möchte einfach nur schlafen. Ich bin so schrecklich müde.«

      Mein Herz schlug etwas schneller. »Mom, du machst mir Angst.«

      Ihre Lider hoben sich, sie lächelte. »Du musst keine Angst um mich haben. Ich muss mich nur etwas ausruhen, dann komme ich schon wieder zu Kräften.«

      Sollte ich ihr das wirklich glauben?

      »Aber ich könnte einen Schluck Wasser vertragen.«

      Ich half ihr dabei, sich aufzurichten, und führte das Glas an ihre spröden Lippen.

      Sie nippte nur kurz daran. »Danke«, hauchte sie, dann fiel sie erschöpft in das Kissen zurück, als hätte ihr dieser kleine Akt der Anstrengung alles abverlangt.

      »Soll ich nicht doch lieber den Doktor holen?«, flehte ich sie an. »Er kann dir bestimmt etwas verschreiben, damit du schneller zu Kräften kommst. Vitamine oder so.« Meine Stimme klang panisch.

      Doch Mom schüttelte den Kopf, so wie immer, wenn ich das Wort Doktor in den Mund nahm. »Lass mich einfach ein bisschen schlafen«, bat sie.

      Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also ließ ich ihr ihren Willen. »Patrizia kommt mich heute besuchen«, sagte ich beim Hinausgehen.

      »Das ist schön«, murmelte sie schläfrig. »Richte ihr liebe Grüße von mir aus.«

      »Mache ich.« Innerlich zerrissen zog ich die Tür hinter mir zu.

      Was sollte ich nur tun? Konnte ich tatsächlich nur danebenstehen und zusehen, wie Mom von Tag zu Tag immer schwächer wurde?

      Mein Puls hatte sich noch immer nicht beruhigt, als ich, mit den Gedanken immer noch bei Mom, mit den Vorbereitungen für meine kleine Party begann. Ohne großes Interesse richtete ich die Antipasti auf einem Teller an, holte ein paar Gläser aus dem Schrank und zupfte die Trauben von den Stielen, um sie neben dem Käse auf einer Platte anzurichten.

      Mom würde sich nicht mehr erholen, davon war ich inzwischen überzeugt. Ihr Zustand währte nun schon viel zu lange, und was auch immer dahintersteckte, sie würde nicht mehr zu Kräften kommen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie …

      Der Gedanke erschreckte mich so sehr, dass mir die Weinflasche aus der Hand glitt. Bevor sie jedoch den Boden erreichte, hatte Mickal sie aufgefangen. Wie in Zeitlupe stellte er sie auf den kleinen Tisch, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

      »Du machst dir große Sorgen um deine Mutter«, kam er sogleich zur Sache.

      Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen, um mich an seiner Schulter auszuheulen. Er würde mich sicher in den Arm nehmen, mich trösten und mir versichern, dass doch noch alles gut werden würde. Oder?

      Langsam hob ich den Kopf und schaute ihn an. Dabei versuchte ich, meine aufgewühlten Gefühle außen vor zu lassen und mich stattdessen nur auf sein Gesicht zu konzentrieren. Auf seine Augen, die so tröstlich wirkten in diesem kummervollen Augenblick.

      Mickal stand so dicht vor mir, dass ich die Hitze zwischen uns förmlich spüren konnte, und der Drang, sein Gesicht zu berühren, wurde mit einem Mal überwältigend.

      Wie hypnotisiert hob ich langsam den Arm und bemerkte, wie er die Lippen zusammenpresste. Dann kam er noch einen Schritt näher und mein Herz setzte beinahe aus. Ich wich nicht zurück, ließ aber meinen Arm sinken, fühlte mich plötzlich hilflos und verletzlich.

      »Du musst keine Angst vor mir haben«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich bin einer von den Guten.«

      Ich schluckte hart, als er seine Finger um eine meiner langen Haarsträhnen schloss und sie aufmerksam betrachtete.

      »So rot wie das Herbstlaub in Gredonjen«, flüsterte er voller Ehrfurcht. Dann hob er den Blick und schaute mich wieder an. »Du bist wunderschön, Hannah. Das schönste Wesen, das ich je gesehen habe.«

      Mir wurde beinahe schwindlig. »Ich dachte, du hältst mich für irgendeine dumme Tussi«, brachte ich mühsam hervor.

      Mickal grinste schief. »Jemand hat mal zu mir gesagt, dass der erste Eindruck nicht immer automatisch der richtige ist.« Dann wurde er todernst. »Du hast mich schon in dem Augenblick umgehauen, als ich dich zum ersten Mal sah.« Er war mir gefährlich nah. »Du kannst mir vertrauen«, flüsterte er mir ins Ohr.

      Ich schauderte. »Kann ich das?«

      Behutsam zog er seine Finger aus meinen Haaren und war gerade dabei, seine Hand an mein Gesicht zu schmiegen, da hupte ein Auto in unmittelbarer Entfernung.

      Erschrocken wich ich vor ihm zurück. Mein Herz schlug so laut, dass ich Angst hatte, er würde es hören. Meine Wange, obwohl er sie nicht einmal berührt hatte, fühlte sich nun seltsam kalt an.

      »Das wird Patrizia sein.« Meine Kehle war staubtrocken, ich hatte Mühe zu sprechen.

      Mickal

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