Die Seelenlicht Chroniken. Katrin Gindele
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Читать онлайн книгу Die Seelenlicht Chroniken - Katrin Gindele страница 10
»Ach, verdammt«, gluckste ich. »Und nun?«
»Hmmm …« Mom legte den Zeigefinger ans Kinn und tat so, als müsste sie einen Augenblick lang darüber nachdenken. »Viel Auswahl bleibt dir nicht«, sagte sie kurz darauf. »Entweder musst du den Teller irgendwie bis ins Badezimmer schmuggeln, dann kannst du die Eier im Klo entsorgen, oder du musst sie essen.«
»Nein!« Heftig schüttelte ich den Kopf. »Das kommt nicht infrage«, protestierte ich mit erhobenen Händen. »Ich kann das nicht essen.«
Unsere gemeinsame Abneigung gegen Eier jeglicher Art, ganz egal ob Rühreier, Spiegeleier oder gekocht, war ganz einfach nachzuvollziehen. Mom und ich hatten, als ich noch klein gewesen war, ein paar eigene Hühner gehabt. Die meisten Eier hatten wir verkauft, einige waren geschlüpft, die Kleinen waren liebevoll von uns aufgezogen worden. Seitdem konnten wir keine Eier mehr essen, ohne dabei an flauschige Küken denken zu müssen.
»Lass die Teller einfach hier stehen«, schlug Mom vor. »Vielleicht hast du später nach der Arbeit die Möglichkeit, unser Frühstück zu entsorgen.«
Ich nickte gedankenverloren, weil ich immer noch an unsere niedlichen Küken denken musste.
»Hannah?«
Ich blinzelte.
»Du musst langsam los«, drängte Mom sanft. »Sonst verpasst du den ersten Termin.«
Ich schüttelte den letzten Gedanken ab, beugte mich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Hast du alles, was du brauchst?«
Sie nickte lächelnd. »Ich brauche nicht viel, das weißt du doch.«
»Bis heute Abend«, verabschiedete ich mich und zog die Tür leise hinter mir zu.
Mickal stand auf der Terrasse, als ich in die Wohnküche kam. Sein Blick schweifte über die angrenzenden Wiesen. »Wie geht es ihr?«, wollte er wissen.
Ich schnappte mir meinen Kaffeebecher und schenkte nach. Dann ging ich zu ihm nach draußen. »Schon etwas besser, glaube ich.«
Er drehte den Kopf zu mir, als ich neben ihn trat. Seine schönen blauen Augen studierten aufmerksam mein Gesicht. »Was fehlt ihr?«
Ich seufzte. »Das wissen wir nicht. Eigentlich ist sie kerngesund, trotzdem wird sie immer schwächer.« Ich begegnete seinem eindringlichen Blick, mein Puls beschleunigte sich ein wenig. Mein Herz machte einen kleinen Satz, als er die Lippen zu einem Lächeln verzog.
»Es geht ihr bestimmt bald wieder besser«, versuchte er mich aufzumuntern.
Ich nickte, um mich selbst zu beruhigen. »Ja. Bestimmt.« Nur zu gern wäre ich noch eine Weile neben ihm stehen geblieben und hätte mich in seinen wunderschönen blauen Augen verloren, doch dann holte mich die Realität ein. »Ich muss mich fertig machen«, sagte ich mit leisem Bedauern in der Stimme. »Wir sehen uns heute Abend«, fügte ich hinzu, als er nichts erwiderte. Ich zögerte. »Geh bitte nicht nach oben«, setzte ich nach. »Mom ist sehr schwach, sie braucht ihre Ruhe.«
Mickal nickte, und ich kehrte ihm den Rücken zu.
Auf dem Weg ins Badezimmer überlegte ich, ob ich Mom wirklich mit einem wildfremden Mann allein lassen sollte, immerhin wusste ich so gut wie gar nichts über ihn. Doch warum auch immer, ich hatte ein gutes Gefühl, was Mickal betraf, obgleich ich normalerweise eher von der misstrauischen Sorte war. Mickal konnte gefährlich werden, denn ich war mir sicher, dass seine kräftigen Muskeln nicht nur Dekoration waren. Doch aus irgendeinem Grund, den ich mir selbst nicht erklären konnte, vertraute ich ihm.
Mit den Gedanken noch immer ganz woanders, schnappte ich mir einige Minuten später meine Pumps, klemmte mir die Handtasche unter den Arm und zog die Haustür hinter mir zu. Ich musste aufhören, ständig über ihn nachzudenken, ich hatte genug andere Probleme.
Ich zwang mich, an etwas anderes zu denken, dabei beschleunigte ich meine Schritte, weil ich viel zu spät dran war.
Die Interessenten, ein junges Pärchen aus Deutschland, die Frau hochschwanger, warteten vor dem Grundstück schon auf mich, als ich um die Ecke bog.
Der Mann war hochgewachsen, mit struppigen dunkelblonden Haaren und einem Dreitagebart. Seine braunen Augen strahlten förmlich vor Aufregung. Mit ausgestrecktem Arm kam er mir entgegen, um mir die Hand zu reichen. »Sprechen Sie Deutsch?«, fragte er anstelle einer Begrüßung.
Professionell lächelnd erwiderte ich seinen kräftigen Handschlag. »Natürlich«, gab ich nickend zurück.
Der Mann wirkte erleichtert und blickte kurz über die Schulter. »Das ist Diana, meine Verlobte«, stellte er seine Begleiterin vor.
Die hübsche Brünette mit dem dicken Bauch lächelte mich freundlich an und winkte zur Begrüßung.
»Ich heiße Frank«, fügte er hinzu und ließ meine Hand los. »Können wir gleich ins Haus gehen? Die Hitze tut meiner Freundin nicht sehr gut.«
In ihrem Zustand war das natürlich kein Wunder. Eifrig kramte ich den Schlüssel aus meiner Handtasche, ging an den beiden vorbei und öffnete die Haustür. »Das Haus ist erst zehn Jahre alt«, leierte ich mein eingeübtes Verkaufsgespräch herunter. »Der Vorbesitzer hat es als Feriendomizil für seine Frau bauen lassen. Es wird Sie freuen zu hören, dass der werte Herr ein Landsmann von Ihnen ist.« Ich ließ das Pärchen eintreten, während ich alle Infos zum Besten gab, die ich von Signore Russo erhalten hatte. »Leider ist seine Frau im letzten Jahr verstoben, nun hat er sich schweren Herzens dazu entschieden, das Haus zu verkaufen.«
Frank nickte gedankenverloren. »Das ist wirklich traurig«, zeigte er einen Moment lang Anteilnahme an der Trauer des Mannes. Im nächsten Augenblick strahlte er seine zukünftige Frau an. »Für uns ist es natürlich ein großes Glück, dass dieses Haus nun zum Verkauf steht. Nicht wahr, mein Schatz?«
Die junge Frau schnaufte schwer, als sie zustimmend nickte.
»Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?«, fragte ich, weil sie mir sehr blass vorkam.
»Ich würde mich gern ein paar Minuten setzen«, erwiderte sie atemlos. »Mir ist etwas schwindlig.«
Blitzschnell wirbelte ich herum, auf der Suche nach einer Sitzmöglichkeit, und entdeckte schließlich im angrenzenden Zimmer einen Stuhl. »Bitte«, forderte ich sie auf, mir zu folgen.
Wie ein nasser Sack plumpste sie auf den Stuhl. »Danke.«
»Keine Ursache.«
Sie sah wirklich nicht gut aus, wie mir schon bei unserer Begrüßung aufgefallen war. Auf ihrer Stirn bildete sich ein feiner Schweißfilm, ihre Augen waren glasig.
»Frank?« Er drehte sich zu mir. »Vielleicht sollten wir den Besichtigungstermin verschieben«, schlug ich leise vor, mit einem warnenden Blick auf seine Verlobte. »Wann soll das Baby denn kommen?«
Frank winkte ab. »Erst in zwei Wochen«, gab er breit grinsend Auskunft.
So, wie die Frau schnaufte, würde es ganz sicher keine zwei Wochen mehr dauern.
Ich wandte mich seiner Verlobten zu und ging vor ihr in die Hocke. »Kann es sein, dass Sie Wehen haben?«