Die Seelenlicht Chroniken. Katrin Gindele

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Die Seelenlicht Chroniken - Katrin Gindele

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am Fenster angebracht. Mein weißes Himmelbett war aus Metall und eigentlich viel zu groß für eine einzelne Person. Mom hatte es auf einem Flohmarkt entdeckt, in alle Einzelteile zerlegt und den Händler mit einem hübschen Lächeln sogar dazu überredet, es anzuliefern und aufzubauen. Auf dem nächsten Flohmarkt waren uns die herrlichen weißen Vorhänge in die Hände gefallen, die seitdem mein Bett zierten.

      Der zweitürige Kleiderschrank, an dem schon die weiße Farbe abblätterte, wurde nur noch durch ein paar Schrauben zusammengehalten, weil Mom es nicht mehr geschafft hatte, ihn herzurichten, als sie krank geworden war. Weil ich jeden Tag damit rechnete, dass der Schrank zusammenbrechen könnte, ließ ich stets beide Türen offen, damit diese unabwendbare Tatsache durch das stetige Öffnen und Schließen der Türen nicht unnötig beschleunigt wurde.

      Ohne groß darüber nachzudenken, schnappte ich mir eine kurze Jeans und ein grünes Top, frische Unterwäsche und ein sauberes Handtuch. Nun, da es draußen langsam etwas kühler wurde, war es an der Zeit, das Fenster zu öffnen. Ich schob die Vorhänge zur Seite, öffnete das Fenster sperrangelweit und atmete tief die klare Luft ein. Begleitet von einem tiefen Seufzer machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer.

      Eigentlich war Italien ein ganz wundervoller Ort zum Leben, und wären die Umstände anders gewesen, hätten Mom und ich hier sicher wieder glücklich werden können. Doch so fühlte ich mich einsamer als jemals zuvor, trotz Patrizia und all meinen anderen Freunden. Inzwischen fühlte ich mich leer und ausgelaugt, müde, als würde mein Körper seit Monaten nur noch auf Reserve laufen. Eine Besserung war leider nicht in Sicht.

      Nachdem ich fertig geduscht war und meine Haare mit dem Handtuch trocken gerubbelt und sie gekämmt hatte, schlüpfte ich in meine frischen Sachen und schlug barfuß den Weg zur Küche ein.

      Mickal stand mit dem Rücken zu mir gewandt im Wohnzimmer und telefonierte. Er drehte sich blitzschnell herum, als er mich bemerkte, nickte mir zu und beendete das Gespräch augenblicklich.

      Ich schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern band meine Haare zusammen und machte mich daran, das Abendessen vorzubereiten.

      Während ich die Zutaten für die Soße schnippelte, wurde mir bewusst, dass er mich die ganze Zeit über anstarrte. Ich reckte das Kinn und begegnete seinem durchdringenden Blick. Es war ihm anzusehen, was ihm durch den Kopf ging.

      »Ja, ich kann kochen, stell dir das vor«, sagte ich schnippisch. »Oder hast du etwa gedacht, ich lebe den ganzen Tag nur von Kaviar und Champagner?«

      »Ich war mir nicht sicher«, entgegnete er trocken und zuckte mit den Schultern.

      Angesäuert legte ich das Messer zur Seite. Ich war kurz davor gewesen, es nach ihm zu werfen. »Der erste Eindruck kann manchmal täuschen«, sagte ich so beherrscht wie möglich.

      Am liebsten wäre ich diesem arroganten Typen an die Kehle gesprungen. Es war offensichtlich, dass er mich für eine Tussi hielt.

      »Doch meistens ist der erste Eindruck der richtige«, entgegnete er unbeeindruckt.

      Das war zu viel für mich. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich das Bedürfnis verspürte, mich verteidigen zu müssen, denn normalerweise ging es mir am Arsch vorbei, was andere über mich dachten. Diesmal jedoch konnte und wollte ich das nicht auf sich beruhen lassen.

      Zuerst warf ich alle Zutaten in den Topf und stellte ihn auf den Herd, dann holte ich einen zweiten Topf für die Nudeln aus dem Schrank, füllte ihn mit Wasser, gab einige Tropfen Öl samt einer Prise Salz hinzu und schob ihn für später auf die Anrichte. Dabei musste ich mich schwer zusammenreißen, so wütend war ich auf ihn.

      Kaum war ich damit fertig, wirbelte ich herum, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an. Ich war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, was bei mir äußerst selten vorkam. »Jetzt pass mal auf, du oberflächlicher, arroganter Vollidiot«, zischte ich. »Meine Mutter ist schwer krank, und ich musste ich einen zweiten Job annehmen, weil in diesem heruntergekommenen Loch ständig etwas kaputtgeht, aber ich habe nicht genug Geld, um einen Handwerker zu bezahlen. Ich habe nicht einmal genug Geld, um mir ein zweites Kostüm zu kaufen. Weil Signore Russo, mein Chef, sehr viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, wenn ich potenziellen Kunden die Häuser zeige, bin ich gezwungen, bei dieser Affenhitze in einem Businesskostüm herumzulaufen, das ich jeden Abend waschen muss, damit ich es am nächsten Tag wieder anziehen kann. Ich hasse hohe Schuhe, am liebsten laufe ich den ganzen Tag über barfuß, aber ich muss diese Schuhe tragen, weil sie zum Kostüm passen und weil es nun einmal professioneller aussieht als mit Turnschuhen.« Ich atmete ein paar Mal tief durch, um mich zu beruhigen. »Vielleicht solltest du die Menschen nicht nur nach ihrem Äußeren beurteilen«, schlug ich mit strenger Miene vor und wirbelte herum, um mich wieder dem Essen zu widmen.

      Nach meiner Standpauke würde er sicherlich seine sieben Sachen packen und verschwinden, ging es mir durch den Kopf. Sollte er doch. Auf die Kohle konnte ich verzichten. Mit solch einem Menschen wollte ich sowieso nicht unter einem Dach leben, nicht einmal für eine Woche und nicht für alles Geld der Welt.

      Während das Essen auf dem Herd vor sich hin köchelte, holte ich das Besteck und zwei Teller aus dem Schrank und deckte schweigend den Tisch. Sollte er verschwinden, konnte ich den zweiten Teller immer noch zurück in den Schrank stellen.

      Der Typ stand weiterhin an derselben Stelle, als wäre er im Wohnzimmer am Holzboden festgewachsen. Doch seine Augen folgten jeder meiner Bewegungen, was mich nervös machte, weil ich es nicht sonderlich mochte, wenn ich beobachtet wurde.

      »Was muss alles repariert werden?«, fragte er plötzlich.

      Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, aus dem Typen schlau zu werden. »Im Bad flackert das Licht«, setzte ich an. »Der Wasserhahn in der Küche tropft. Im Flur gibt es zwei Steckdosen, die nicht funktionieren, und wenn es regnet, lässt sich die Haustür nicht mehr schließen.«

      Früher hatte Dad sich um solche Sachen gekümmert, zusammen mit Tony. Ich war den beiden oft zur Hand gegangen, wenn im Haus etwas repariert werden musste. Mit Hammer und Bohrmaschine konnte ich umgehen, das war kein Problem, doch manchmal gab es Situationen, da musste ich passen. Vor allem, was mit Strom zu tun hatte, wie die defekten Steckdosen beispielsweise, hatte ich eine Menge Respekt.

      »In Ordnung«, nickte er und holte mich damit aus meinen Gedanken. »Solange ich bei euch wohne, kann ich mich etwas nützlich machen.« Mit wenigen Handgriffen zog er die schwarze schmale Tasche von seinem Rücken, beugte sich vor und legte sie behutsam auf unserem Sofa ab.

      »Spielst du Golf?«, wollte ich mit einem Blick auf die Tasche wissen.

      Hier in der Nähe gab es einen Golfplatz, das wusste ich, da mir Patrizia unlängst davon erzählt hatte. Ihr Vater war ein begeisterter Spieler.

      »Eigentlich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Da sind nur ein paar Klamotten drin und …« Seine Augen wurden ein wenig schmaler. »Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte er, ohne den vorherigen Satz zu beenden.

      Entschlossen, ihm noch eine Chance zu geben, weil er sich reumütig gab, reichte ich ihm die Servietten. »Das Essen ist gleich fertig«, erklärte ich und zog den Topf mit den Nudeln vom Herd, um das Wasser abzugießen. Die erste Portion war für Mom.

      Guter Dinge schnappte ich mir den Teller und marschierte nach oben. Doch Mom brachte kaum etwas hinunter, ein paar wenige Happen nur. Immerhin schon mehr, als sie noch zum Frühstück geschafft hatte. Das ließ mich hoffen.

      »Wie geht es ihr?«, fragte Mickal, als ich mit dem fast vollen Teller zurück in die Wohnküche kam.

      »Nicht

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