Die Seelenlicht Chroniken. Katrin Gindele

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Die Seelenlicht Chroniken - Katrin Gindele

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um nach dem Weg zu fragen.

      Kurz vor Ende meiner Schicht füllte ich das Regal mit ein paar Flaschen Wasser auf, und ein Motorrad kam langsam auf die Tankstelle zu. Ohne den Helm abzunehmen, stieg der Fahrer von seiner Maschine ab, ging in die Hocke und fummelte an seinem Vorderreifen herum.

      Ich drehte mich um, stellte mich auf die Zehenspitzen und lugte durchs Fenster. Das Motorrad war mattschwarz, eine ausländische Rennmaschine, das erkannte ich sofort, denn das gleiche Modell war mein Bruder damals gefahren. Die brachte locker dreihundert Sachen auf die Straße.

      Mein Blick wanderte vom Motorrad zum Besitzer. Verdammt, dachte ich, der Typ musste fast zwei Meter groß sein. Und obwohl er mit dem Rücken zu mir hockte, entging mir nicht, wie extrem muskulös er gebaut war. Das schwarze Shirt spannte sich gefährlich eng um seine massigen Oberarme, als er sich nach vorn beugte und an dem Vorderreifen herumhantierte. Seine Jeans saß tief auf den Hüften und wirkte ziemlich ausgewaschen. Die hatte auch schon bessere Tage gesehen.

      Eine Weile überlegte ich, ob ich lieber hier drinnen warten sollte, doch dann ging ich kurz entschlossen nach draußen. »Posso aiutarti?« Kann ich Ihnen helfen?

      Der Typ wandte sich mir zu, machte sich jedoch nicht einmal die Mühe, das Visier an seinem Helm hochzuschieben. »No«, antwortete er nur, dabei wanderte sein Blick abschätzend an mir herunter, das konnte ich spüren.

      Natürlich nicht, dachte ich zähneknirschend. Weil ich so aussah, als hätte ich keine Ahnung von Motorrädern?

      Angespannt straffte ich die Schultern. »Non parli italiano?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass er meine Hilfe nicht ablehnte, weil er kein Italienisch konnte, sondern weil ich eine Frau war. Eine Frau, die barfuß, mit rosa lackierten Zehennägeln samt grauem Rock und weißer Bluse, vor eine Tankstelle stand.

      Er richtete sich auf, wie in Zeitlupe, und ich wich ein Stück zurück, weil er so riesig war. Seine Statur überragte mich um gut zwei Köpfe.

      »Wir können uns auch auf Englisch unterhalten«, schlug ich hastig vor. »Oder meinetwegen auch auf Deutsch oder Slowenisch.«

      Seine Hände wanderten nach oben, dann löste er den Verschluss und zog den Helm vom Kopf.

      Oh, wow! Breite Schultern, kräftige Arme, schmale Taille. Scharf geschnittene Wangenknochen, ein eckiges Kinn. Seine schulterlangen, honigblonden Haare standen im starken Kontrast zu der sonnengebräunten Haut, und die strahlend blauen Augen waren atemberaubend schön. Doch sein stechender Blick wirkte eiskalt und unberechenbar.

      »Ich habe einen Platten«, erklärte er auf Englisch. »Und du siehst nicht so aus, als würdest du wissen, was zu tun ist.« Sein durchdringender Blick war fest auf mich gerichtet, stechend und kühl, als würde ihm nie etwas entgehen.

      Ich kniff die Augen zusammen. Hielt der mich für blöd?

      Dann trat ich mutig einen Schritt vor. »Du musst den Reifen entweder flicken oder einen neuen aufziehen, was anderes wird dir wohl nicht übrig bleiben.«

      Seine Mundwinkel zuckten ein wenig, offenbar hatte ich ihn beeindruckt, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, was an meiner Aussage so beeindruckend gewesen sein sollte.

      »Dann unterhalten wir uns also auf Englisch«, schlug ich vor, als er nichts weiter sagte. »Ist dir das recht?«

      Er nickte nur, drehte den Kopf und starrte sein Vorderrad an, das immer mehr an Luft verlor. »Einen neuen Reifen«, erklärte er nach einer Schweigeminute. »Hast du so was?«

      »Nicht dieses Modell«, gab ich zu verstehen. »Den müsste ich erst bestellen.«

      Er zuckte mit den Schultern. »Wie lange?«

      Entnervt warf ich ihm einen Seitenblick zu. »Sag mal, kannst du auch in ganzen Sätzen sprechen, oder redest du immer so?« Ich war ja nun wirklich nicht kleinlich, aber so etwas mochte ich gar nicht. »Muss man dir jedes Wort aus der Nase ziehen?«, fragte ich angesäuert. »So etwas gehört sich nicht.«

      Ich spürte, dass er mich wieder musterte, und plötzlich fühlte sich meine Haut viel zu eng an. Mir wurde heiß unter seinem eindringlichen Blick. Sehr heiß.

      »Fangen wir noch mal von vorne an«, versuchte ich die Situation zu entschärfen und streckte meinen Arm aus, um ihm die Hand zu reichen. »Ich bin Hannah. Und du bist?«

      Sein Blick wanderte zu meinem ausgestreckten Arm, doch er machte keinerlei Anstalten, meinen Gruß zu erwidern. »Nicht interessiert«, gab er zurück, ohne mit der Wimper zu zucken.

      Mir klappte die Kinnlade herunter. So etwas Unfreundliches war mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. »Nicht interessiert?«, blaffte ich und ließ den Arm sinken. »Bist du dir etwa zu fein, dich vorzustellen? Sag mal, was hast du für ein Problem?«

      Zu meinem Erstaunen antwortete er mit einem Lächeln, wovon mir beinahe die Knie weich wurden, wäre ich nicht so sauer gewesen.

      »Bin gespannt, wie du dein Problem lösen willst«, stellte ich klar, wirbelte herum und kehrte an meinen Arbeitsplatz zurück. Der Typ sollte bloß nicht denken, dass ich mir solch ein Benehmen gefallen lassen würde. Sollte er doch selbst sehen, woher er einen neuen Reifen bekam. Hier in der Nähe gab es weder eine andere Tankstelle noch eine Werkstatt, und selbst wenn, diese Art von Reifen hatte niemand vorrätig, davon war ich felsenfest überzeugt.

      Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schnappte ich mir eine Flasche Wasser aus dem Regal, stellte mich damit demonstrativ vor die große Fensterscheibe, drehte langsam den Deckel auf und nahm einen kleinen Schluck.

      Er schaute zu mir herüber, seine Augen folgten meiner Hand, als ich die Flasche erneut an meine Lippen führte.

      »Hast du etwa Durst?«, dachte ich laut, mit einer Befriedigung, die mein Grinsen noch breiter werden ließ. »Hier sitze ich am längeren Hebel, mein Freund, und wenn du etwas von mir willst, dann wirst du gefälligst darum bitten, und zwar in ganzen Sätzen.«

      Natürlich war mir klar, dass er mich dort draußen nicht hören konnte, doch das war mir egal. Allein es laut auszusprechen reichte mir schon völlig, und meine Laune hob sich dadurch auf der Stelle ein wenig.

      Siegessicher setzte ich mein schönstes Lächeln auf und winkte ihm zu, mit der Wasserflasche in der Hand. Als er mich perplex anstarrte, mit gerunzelter Stirn, da er offenbar nicht wusste, was er davon halten sollte, verpuffte auch der letzte Rest meiner schlechten Laune.

      So oder so, der Typ würde zu Kreuze kriechen, was anderes blieb ihm gar nicht übrig. Entweder das oder er musste seine Reise zu Fuß fortsetzen, und bei diesen Temperaturen würde er nicht sonderlich lange durchhalten.

      Leise singend ging ich hinter den Tresen, stellte mein Wasser ab und drehte die Musik, die immer im Hintergrund lief, etwas lauter. Dieser Abend, so stressig er auch begonnen hatte, würde mit Sicherheit noch sehr interessant werden.

      Kapitel 2

      Nachdem ich meine Kasse abgeschlossen und das Geld im Tresor verstaut hatte, kehrte ich hinter den Tresen zurück. Dort angekommen, bückte ich mich, schnappte mir meinen Blazer und die Schuhe samt Handtasche und richtete mich wieder auf.

      Verdammt!

      Der Motorradfahrer stand unvermittelt vor dem Tresen, so nah, dass ich vor Schreck leise aufschrie.

      Er

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