Die Seelenlicht Chroniken. Katrin Gindele

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Die Seelenlicht Chroniken - Katrin Gindele

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andere Teil würde ihm schon bald folgen.

      Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Mom unerwartet den Mund öffnete.

      »Braves Mädchen«, lobte ich und schob den Löffel behutsam zwischen ihre Lippen.

      »Rede nicht mit mir, als wäre ich ein kleines Kind«, murmelte sie. »Ich bin immer noch deine Mutter.«

      »Dann verhalte dich auch so!«, rutschte es mir heraus.

      Es war immer dasselbe: Meine Klappe war schneller als mein Hirn. Dadurch hatte ich schon zweimal den Job verloren, weil ich immer aussprechen musste, was mir gerade durch den Kopf ging.

      »Tut mir leid«, entschuldigte ich meine unbedachte Wortwahl. »Aber du machst es mir in letzter Zeit wirklich nicht einfach.« Als Mom nichts erwiderte, setzte ich nach: »Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe. Manchmal rede ich einfach drauflos, ohne vorher zu überlegen.«

      Da lächelte sie. Ein winziges, kaum wahrnehmbares Lächeln. »So warst du schon immer«, stellte sie fest. »Noch nie hast du dich darum geschert, was andere von dir denken. Und das ist auch gut so.«

      Ich lächelte ebenfalls, teils vor Erleichterung, weil sie endlich etwas gegessen hatte, vor allem aber, weil ich genau wusste, worauf sie anspielte. »Meinetwegen hattest du ziemlich oft Ärger mit den Lehrern«, schnitt ich das Thema kurz an. »Weil ich so ein vorlautes Mädchen bin.«

      Das waren nicht meine Worte, sondern die der jeweiligen Lehrkräfte. Andere Länder, andere Sitten, sagt man. Das Komische war nur, wenn es darum ging, mich nach allen Regeln der Kunst anzubrüllen, weil ich mal wieder nicht so wollte, wie es von mir erwartet wurde, dann waren sich alle Lehrer einig, ganz egal, in welchem Land.

      Mom lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie ihre Hand zärtlich an meine rechte Wange schmiegte. »Du bist etwas ganz Besonderes, Hannah. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden.«

      Für einen Moment schloss ich die Augen und kuschelte meine Wange in ihre Handfläche. Sie war weich, aber eiskalt. »Ich bin wertvoller als ein Schatz«, wiederholte ich die Worte, die ich als Kind so oft von ihr gehört hatte. »Ein Schatz, auf den man aufpassen, der behütet und beschützt werden muss.«

      Langsam öffnete ich die Augen. Mom lächelte noch immer, auch wenn es sie sehr anzustrengen schien.

      »Ich muss jetzt zur Arbeit«, erklärte ich und stellte die Schüssel mit der restlichen Brühe auf den Nachtschrank, gleich neben das Glas Wasser, welches immer in greifbarerer Nähe stand und dennoch kaum angerührt wurde. »Kommst du ein paar Stunden ohne mich klar?«

      Mom nickte. »Natürlich.« Doch als ich aufstehen wollte, ergriff sie meinen Arm und hielt mich fest. »Du musst auf dich achtgeben«, mahnte sie mit weit aufgerissenen Augen. »Sie werden kommen. Schon bald.«

      Ich verstand nicht, worauf sie hinauswollte. »Wer wird kommen, Mom?«

      Sie beugte sich ein wenig vor, was ihr sichtlich schwerfiel. Dann flüsterte sie so leise, dass ich mich anstrengen musste, um etwas zu verstehen: »Die Monster.«

      Stunden später zeigte ich einem weiteren Pärchen das Haus, doch Moms Worte hingen noch immer hartnäckig in meinen Gedanken fest.

      Die Monster.

      Was um alles in der Welt wollte Mom mir damit sagen? Sie musste verwirrt sein, eine andere Erklärung gab es dafür nicht.

      Oder aber, überlegte ich, während mir das ältere Ehepaar gehorsam ins nächste Zimmer folgte, Mom spielte damit auf die Geschichten an, die Dad mir so oft erzählt hatte, als ich noch ein kleines Mädchen gewesen war.

      Die Geschichten handelten von einem bösen König, der sein Volk versklavte, um einer Prophezeiung zu entgehen, und von unheimlichen Kriegern, die Jagd auf Menschen machten und sie einen nach dem anderen zur Strecke brachten.

      Das musste es sein, sinnierte ich. Mom war nicht verrückt geworden. Bedingt durch ihren geschwächten Zustand hatte sie einfach nur etwas durcheinandergebracht.

      »Ach, ich weiß nicht …«, murmelte die Interessentin. Die ältere Dame, die zusammen mit ihrem Mann nun schon zum zweiten Mal das Haus besichtigt hatte und wahrscheinlich auch noch ein drittes Mal vorbeikommen würde, ehe sie sich entscheiden konnte, blickte hilflos zu mir und fragte: »Was meinen Sie dazu?«

      Ich verdrängte die düsteren Gedanken und konzentrierte mich stattdessen auf meinen Job. Meine Aufgabe war es, dieses Haus an den Mann zu bringen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für jedes verkaufte Objekt erhielt ich eine kleine Prämie, und die hatten wir wirklich bitternötig, denn unser Erspartes war längst aufgebraucht.

      Signore Russo, der ortsansässige Makler, war ein freundlicher alter Mann mit einem Herzen so groß wie Italien. Obwohl ich über keinerlei Erfahrung verfügte, hatte er mir eine Chance gegeben, wofür ich ihm ewig dankbar sein würde. Doch er konnte mir nicht sehr viel bezahlen und ohne die zusätzliche Provision reichte mein Gehalt kaum zum Leben, weshalb ich an drei Abenden in der Woche noch ein paar Stunden an einer Tankstelle aushalf. Nichtsdestotrotz war es eine Arbeit, die ich gern verrichtete, vorausgesetzt natürlich, ich schaffte es, hin und wieder ein Haus zu verkaufen.

      »Das Dach müsste repariert werden«, sprach ich aus, was mir als Erstes in den Sinn kam. »Hier regnet es zwar nicht so oft, aber wenn, dann haben Sie einen kleinen Teich im Schlafzimmer.«

      Die Dame starrte mich erschrocken an.

      »Das sind nur ein paar Kleinigkeiten«, beruhigte ich sie schnell. »Und wenn Sie möchten, kann ich Ihnen eine sehr gute Firma empfehlen, die schnell und sauber arbeitet und noch dazu sehr günstig ist.«

      Schon vor langer Zeit hatte ich mir geschworen, immer ehrlich zu den Menschen zu sein, ganz egal, um welchen Preis, denn ich hasste nichts so sehr wie Lügen – und das hatte seinen Grund.

      Eine Zeit lang hatte meine Familie in Amerika gelebt. Dort war ich auch geboren worden, weshalb ich meine Eltern noch heute mit Mom und Dad ansprach. Damals musste ich ungefähr acht oder neun gewesen sein. Meine beste Freundin war gemein zu mir gewesen, so richtig gemein, was ich bis heute nicht vergessen konnte. Im Beisein ein paar anderer Mädchen hatte sie mich zu einem See bestellt, angeblich, weil wir dort ein nettes Picknick machen wollten. Bis heute wusste ich nicht, warum sie sich von den anderen Mädchen hatte dazu überreden lassen, denn beste Freundinnen tun so etwas nicht. Beste Freundinnen halten zusammen.

      Es gab einen Steg, der weit hinaus auf den See führte, und von dort aus hatten sie mich ins Wasser geschubst. Das Wasser war eiskalt gewesen, und ich hatte nicht schwimmen können, was wohl keine meiner angeblichen Freundinnen gewusst hatte, denn sie waren in Panik geraten, als ich nach einigen hilflosen Versuchen, mich über Wasser zu halten, untergegangen und nicht mehr aufgetaucht war.

      Ein Spaziergänger war meine Rettung gewesen. Er war ins Wasser gesprungen und hatte mich an Land gezogen.

      Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte, war ich nach Hause gerannt. Und wer weiß, vielleicht hätte ich meine Freundin am nächsten Tag zur Rede gestellt, sie gefragt, warum sie mich angelogen hatte, um mich zum See zu locken. Doch dazu hatte ich keine Gelegenheit mehr bekommen.

      Als ich damals in die Straße einbog, in der wir gewohnt hatten, hatte ich schon von Weitem meinen Dad erkannt, der zusammen mit meinem Bruder diverse Kisten aus dem Haus geschleppt hatte. Noch in derselben Nacht waren wir umgezogen.

      Doch

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