Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsmärchen. Вильгельм Гауф

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umher, um sich ein trockenes Plätzchen zu suchen.

      Plötzlich blieb der Storch Mansor stehen.

      «Herr und Gebieter«, flüsterte er leiser,»es ist töricht für einen Großwesir, noch mehr aber für einen Storchen, sich vor Gespenstern zu fürchten. Aber etwas hat ganz vernehmlich geseufzt und gestöhnt.«

      Der Kalif blieb nun auch stehen und hörte ganz deutlich ein leises Weinen. Er wollte gehen, woher die Klagetöne kamen. Der Wesir aber packte ihn mit dem Schnabel am Flügel. Der Wesir bat ihn flehentlich, sich nicht in neue, unbekannte Gefahren zu stürzen.

      Aber eilte der Kalif in einen finsteren Gang. Bald war er an einer Türe angelangt. Er stieß mit dem Schnabel die Türe auf. In dem verfallenen Gemach sah er eine große Nachteule am Boden. Dicke Tränen rollten ihr aus den großen, runden Augen. Mit heiserer Stimme stieß sie ihre Klagen. Als sie aber den Kalifen und seinen Wesir erblickte, erhob sie ein lautes Freudengeschrei. Zu dem großen Erstaunen der beiden rief sie in gutem menschlichem Arabisch:

      «Willkommen, ihr Störche! Ihr seid mir ein gutes Zeichen meiner Errettung! Durch Störche werde mir ein großes Glück kommen!«

      Der Kalif bückte sich mit seinem langen Hals. Er brachte seine dünnen Füße in eine zierliche Stellung und sprach:

      «Nachteule! Deine Hoffnung ist vergeblich. Du wirst unsere Hilflosigkeit selbst erkennen, wenn du unsere Geschichte hörst.«

      Die Nachteule bat ihn zu erzählen. Der Kalif aber hub an und erzählte alles.

      IV

      Als der Kalif der Eule seine Geschichte vorgetragen hat, dankte sie ihm und sagte:

      «Vernimm auch meine Geschichte. Ich bin nicht weniger unglücklich als du. Mein Vater ist der König von Indien. Ich bin seine einzige unglückliche Tochter. Ich heiße Lusa. Jener Zauberer Kaschnur, der euch verzauberte, hat auch mich ins Unglück gestürzt. Er kam eines Tags zu meinem Vater. Er begehrte mich zur Frau für seinen Sohn Mizra. Mein Vater ist ein hitziger Mann. Er ließ ihn die Treppe hinunterwerfen[21]. Aber kam der Elende unter einer anderen Gestalt zu mir. Als ich einst in meinem Garten trinken wollte, brachte er mir, als Sklave verkleidet[22], einen Trank, der mich in diese abscheuliche Gestalt verwandelte. Er brachte mich her und rief mir mit schrecklicher Stimme in die Ohren:

      ›Da sollst du bleiben, bis an dein Ende, oder bis einer aus freiem Willen dich, selbst in dieser schrecklichen Gestalt, zur Gattin begehrt. So räche ich mich an dir und deinem stolzen Vater!‹

      Seitdem sind viele Monate verflossen. Einsam und traurig lebe ich als Einsiedlerin in diesem Gemäuer. Die schöne Natur ist vor mir verschlossen, denn ich bin blind am Tage.«

      Die Eule hatte geendet. Sie wischte sich mit dem Flügel wieder die Augen aus.

      Der Kalif war bei der Erzählung der Prinzessin begeistert.

      «Aha«, sprach er,»ich finde ein geheimer Zusammenhang zwischen unserem Unglück! Aber wo finde ich den Schlüssel zu diesem Rätsel?«

      Die Eule antwortete ihm:

      «O Herr! Auch mir ahnet dies. In meiner Jugend sagte eine weise Frau: ein Storch wird dir ein großes Glück bringen. Ich weiß vielleicht, wie wir uns retten können.«

      Der Kalif war sehr erstaunt und fragte, auf welchem Wege sie meine.

      «Der Zauberer«, sagte sie,»kommt alle Monate einmal in diese Ruinen. Nicht weit von diesem Gemach ist ein Saal. Dort pflegt er dann mit vielen Genossen zu schmausen. Schon oft habe ich sie dort belauscht. Sie erzählen dann einander ihre schändlichen Werke. Vielleicht kann er das Zauberwort, das ihr vergessen habt, aussprechen.«

      «O teuerste Prinzessin«, rief der Kalif,»wann kommt er? Und wo ist der Saal?«

      Die Eule schwieg einen Augenblick und sprach dann:

      «Aber nur unter einer Bedingung[23] kann ich Euern Wunsch erfüllen.«

      «Sprich aus! Sprich aus!«schrie Chasid.

      «Nämlich, ich möchte auch gerne zugleich frei sein. Dies kann aber nur geschehen, wenn einer von euch mir seine Hand reicht[24]

      Die Störche waren über den Antrag betroffen. Der Kalif winkte seinem Diener, ein wenig mit ihm hinauszugehen.

      «Großwesir«, sprach der Kalif,»das ist die Frau für dich.«

      «Was?«antwortete der Großwesir.»Meine Frau wird meine Augen auskratzen! Auch bin ich ein alter Mann, und Ihr seid noch jung und unverheiratet. Ihr könnt einer jungen, schönen Prinzessin die Hand geben.«

      «Aber«, seufzte der Kalif,»wer sagt dir denn, dass sie jung und schön ist? Das heißt eine Katze im Sack kaufen!«

      Sie redeten einander gegenseitig noch lange zu. Endlich aber, entschloss der Kalif sich, die Bedingung lieber selbst zu erfüllen. Die Eule war hocherfreut. Wahrscheinlich kommen in dieser Nacht die Zauberer.

      Die Eule verließ mit den Störchen das Gemach, um sie in jenen Saal zu führen. Sie gingen lange in einem finstern Gang hin. Endlich strahlte ihnen ein heller Schein. Als sie dort angelangt waren, riet ihnen die Eule, sich ganz ruhig zu verhalten. Sie konnten von der Lücke einen großen Saal übersehen. In der Mitte des Saales stand ein runder Tisch, mit vielen Speisen. Rings um den Tisch zog sich ein Sofa, auf welchem acht Männer saßen. In einem dieser Männer erkannten die Störche den Krämer. Er erzählte die Geschichte des Kalifen und seines Wesirs.

      «Was für ein Wort hast du ihnen denn aufgegeben?«fragte ihn ein anderer Zauberer.

      «Ein recht schweres lateinisches, es heißt Mutabor«, antwortete der Krämer.

      V

      Die Störche liefen schnell. Dort sprach der Kalif zu der Eule:

      «Retterin meines Lebens und des Lebens meines Freundes! Nimm mich zum Gemahl an!«

      Dann aber wandte er sich nach Osten. Dreimal bückten die Störche ihre langen Hälse.

      «Mutabor!«riefen sie.

      Im Nu waren sie verwandelt! Und wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie sich umsahen? Eine schöne Dame stand vor ihnen. Gab sie dem Kalifen die Hand.

      «Erkennt Ihr Eure Nachteule nicht mehr?«sagte sie.

      Sie war es. Der Kalif sagte:

      «Es ist mein größtes Glück, dass ich Storch war!«

      Die drei zogen nun miteinander auf Bagdad zu. Der Kalif fand in seinen Kleidern nicht nur die Dose mit Zauberpulver, sondern auch seinen Geldbeutel. Er kaufte daher im nächsten Dorfe, was zu ihrer Reise nötig war. So kamen sie bald an die Tore von Bagdad. Dort aber erregte die Ankunft des Kalifen großes Erstaunen. Man hat ihn für tot ausgegeben[25]. Das Volk war daher hocherfreut, seinen geliebten Herrscher wiederzuhaben.

      Um so mehr aber entbrannte ihr Haß gegen den Betrüger Mizra. Sie zogen in den Palast und nahmen den alten Zauberer

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<p>21</p>

Er ließ ihn die Treppe hinunterwerfen. – Он велел спустить его с лестницы.

<p>22</p>

als Sklave verkleidet – переодевшись рабом

<p>23</p>

unter einer Bedingung – при одном условии

<p>24</p>

mir seine Hand reicht – возьмет меня в жены

<p>25</p>

Man hat ihn für tot ausgegeben. – Его объявили умершим.