Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsmärchen. Вильгельм Гауф
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Der kleine Muck, dem der Katzenbrei geschmeckt hat, willigte ein. Er wurde also der Bedienstete der Frau Ahavzi. Er hatte einen leichten, aber sonderbaren Dienst. Frau Ahavzi hatte zwei Kater und vier Katzen. Der kleine Muck musste alle Morgen den Pelz kämmen und mit Salben einreiben. Wenn die Frau ausging, musste er auf die Katzen Achtung geben. Wenn sie aßen, musste er ihnen die Schüsseln vorlegen. Nachts musste er sie auf seidene Polster legen. Musste er auch sie mit samtenen Decken einhüllen.
Auch waren noch einige kleine Hunde im Haus, die er bedienen musste. Übrigens führte Muck ein so einsames Leben wie in seines Vaters Haus. Außer der Frau sah er den ganzen Tag nur Hunde und Katzen.
Eine Zeitlang ging es dem kleinen Muck ganz gut. Er hatte immer zu essen und wenig zu arbeiten. Die alte Frau war zufrieden mit ihm. Aber nach und nach[32] wurden die Katzen unartig. Wenn die Alte ausgegangen war, sprangen sie in den Zimmern umher. Sie warfen alles durcheinander und zerbrachen manches schöne Geschirr. Wenn sie aber die Frau hörten, verkrochen sie sich auf ihre Polster. Wenn die Frau Ahavzi ihre Zimmer verwüstet sah, schob sie alles auf Muck. Sie glaubte ihren Katzen, mehr als ihrem Diener.
Der kleine Muck war sehr traurig. Beschloss er bei sich, den Dienst der Frau Ahavzi zu verlassen. Und beschloss er den Lohn, den ihm seine Gebieterin immer versprochen, aber nie gegeben hat, sich zu verschaffen. Es befand sich in dem Hause der Frau Ahavzi ein Zimmer, das immer verschlossen war. Und fiel ihm ein, dass dort die Schätze der Frau waren. Aber immer war die Tür fest verschlossen. Er konnte daher den Schätzen nie beikommen.
Eines Morgens war die Frau Ahavzi ausgegangen. Zupfte ihn eines der Hundlein an seinen weiten Beinkleidern und schaute, dass Muck ihm folgen soll. Muck folgte ihm. Das Hundlein führte ihn in die Schlafkammer der Frau Ahavzi vor eine kleine Türe. Die Türe war halb offen. Das Hundlein ging hinein. Muck folgte ihm. Er sah, dass er sich in dem Gemach befand!
Er spähte überall umher, ob er kein Geld fand. Er fand aber nichts! Nur alte Kleider und geformte Geschirre standen umher. Eines dieser Geschirre war von Kristall. Schöne Figuren waren darauf ausgeschnitten. Er hob es auf. Aber, o Schrecken! Er hat nicht bemerkt, dass es einen Deckel hat. Der Deckel fiel herab und zerbrach in tausend Stücke.
Lange stand der kleine Muck vor Schrecken leblos. Jetzt muss er entfliehen, sonst schlug ihn die Alte tot. Er sah ein Paar große Pantoffeln. Sie waren zwar nicht schön, aber seine waren viel schlechter. Er zog schnell seine Töffelein aus und fuhr in die großen hinein. Dann sah er ein Spazierstöcklein mit einem Löwenkopf in der Ecke. Er nahm es also mit und eilte zum Zimmer hinaus. Schnell ging er jetzt auf seine Kammer. Er zog sein Mäntelein an. Er setzte den väterlichen Turban auf. Er steckte den Dolch in den Gürtel und lief – zum Haus und zur Stadt hinaus. Vor der Stadt lief er, immer weiter fort.
So schnell war er in seinem Leben nicht gegangen. Endlich bemerkte er, dass die Pantoffeln schossen immer fort und führten ihn mit sich. Da rief er:
«Oh – oh, halt, oh!«
Da hielten die Pantoffeln. Muck warf sich auf die Erde nieder.
Die Pantoffeln freuten ihn ungemein. Er schlief trotz seiner Freude vor Erschöpfung ein. Das Körperlein des kleinen Muck trug so schweren Kopf. Im Traum erschien ihm das Hundlein, welches ihm im Hause der Frau Ahavzi half. Das Hundlein sprach zu ihm:
«Lieber Muck! Wenn du dich in Pantoffeln dreimal auf dem Absatz herumdrehst, so kannst du hinfliegen, wohin du nur willst. Mit dem Stöcklein kannst du Schätze finden. Wo Gold vergraben ist, da wird es dreimal auf die Erde schlagen, bei Silber zweimal.«
So träumte der kleine Muck. Als er aber aufwachte, dachte er über den wunderbaren Traum einen Versuch zu machen. Er zog die Pantoffeln an. Er lupfte einen Fuß. Er begann sich auf dem Absatz umzudrehen.
Der arme Kleine fiel einigemal tüchtig auf die Nase. Endlich glückte es. Er fuhr auf seinem Absatz herum, wünschte sich in die nächste große Stadt, und – die Pantoffeln ruderten hinauf in die Lüfte. Sie liefen mit Windeseile durch die Wolken. Und befand sich der kleine Muck auf einem großen Marktplatz. Viele Buden waren hier aufgeschlagen. Unzählige Menschen liefen hin und her.
Der kleine Muck bedachte nun ernstlich, was er wohl anfangen kann, um sich ein Stück Geld zu verdienen. Er hatte zwar ein Stäblein, das ihm Schätze anzeigte. Aber wo soll er gleich einen Platz finden, wo Gold oder Silber vergraben waren? Endlich beschloss er, sich als Schnellläufer zu verdingen[33]. Der König dieser Stadt bezahlt am besten, so erfragte er den Palast.
Unter dem Tor des Palastes stand eine Wache. Die Wache fragte ihn, was er hier sucht. Auf seine Antwort, dass er einen Dienst sucht, wies man ihn zum Aufseher der Sklaven. Der Aufseher maß ihn mit seinen Augen von Kopf bis zu den Füßen und sprach:
«Wie, mit deinen Füßlein, willst du königlicher Schnellläufer werden? Hebe dich weg![34]«
Der kleine Muck versicherte ihm aber, dass er es mit dem Schnellsten auf eine Wette ankommen lassen will. Der Aufseher führte ihn in die Küche. Er selbst aber begab sich zum König und erzählte ihm vom kleinen Muck und seinem Anerbieten. Der König war ein lustiger Herr. Er befahl ihm, auf einer großen Wiese hinter dem Schloss Anstalten zu treffen. Der König erzählte seinen Prinzen und Prinzessinnen über das Schauspiel. Als der Abend herankam, strömten alle auf die Wiese hinaus.
Der König und seine Söhne und Töchter nahmen Platz auf dem Gerüst. Ein allgemeines Freudengeschrei ertönte. Eine solche Figur hat man dort nie gesehen. Das Körperlein mit dem mächtigen Kopf, das Mäntelein und die weiten Beinkleider, der lange Dolch in dem breiten Gürtel, die kleinen Füßlein in den weiten Pantoffeln – nein! Es war sehr drollig. Der kleine Muck stellte sich stolz und erwartete seinen Gegner. Der Aufseher der Sklaven hat den besten Läufer ausgesucht. Beide harrten auf das Zeichen. Da winkte Prinzessin Amarza mit ihrem Schleier, und flogen die beiden Wettläufer über die Wiese hin.
Von Anfang hatte Mucks Gegner einen bedeutenden Vorsprung. Aber Muck jagte ihm auf seinem Pantoffelfuhrwerk nach und holte ihn ein. Dann überfing er ihn und stand längst am Ziele, als jener noch daherlief. Verwunderung und Staunen fesselten einige Augenblicke die Zuschauer. Der König klatschte in die Hände. Die Menge jauchzte. Alle riefen:
«Hoch lebe der kleine Muck[35], der Sieger im Wettlauf!«
Der kleine warf sich vor dem König nieder und sprach:
«Großmächtigster König! Gib mir eine Stelle unter deinen Läufern!«
Der König aber antwortete ihm:
«Nein, du sollst mein Leibläufer und immer um meine Person sein, lieber Muck! Jährlich sollst du hundert Goldstücke erhalten als Lohn. An der Tafel meiner ersten Diener sollst du speisen.«
So fand denn Muck endlich das Glück, das er so lange suchte. Er war fröhlich und wohlgemut in seinem Herzen. Auch erfreute er sich der besonderen Gnade des Königs. Der König gebrauchte ihn zu seinen schnellsten und geheimsten Sendungen.
Der kleine Muck in kurzer Zeit wurde Oberleibläufer[36]. Aber die übrigen Diener des Königs waren nicht zufrieden. Sie veranstalteten daher manche Verschwörung gegen ihn, um ihn zu stürzen.
Aber hatte Muck zu gutes Herz. Da nahm er sein Stäblein.
31
bleibe bei mir in meinem Dienst – оставайся у меня в услужении
32
nach und nach – мало-помалу
33
sich als Schnellläufer zu verdingen – устроиться на службу скороходом
34
Hebe dich weg! – Убирайся!
35
Hoch lebe der kleine Muck! – Да здравствует маленький Мук!
36
Oberleibläufer – старший личный гонец