Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

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Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

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habe ich das ganze Elsaß und Baden durchwandert.« – »Das ist mir lieb; du wirst gut zu gebrauchen sein.«

      In diesem Augenblick ertönte eine Klingel, und einige Zeit später trat die Alte ein.

      »Was gibt es?« fragte Papa Terbillon. – »Es sind zwei Männer draußen. Sie seien Freunde, sagte der eine; ich kenne sie aber nicht.« – »Ich werde sie mir ansehen.«

      Terbillon erhob sich und verließ den Raum. Draußen gab es vor der Kellertür einige finstere Stufen, die er emporstieg. In der Tür waren einige feine Löcher eingebohrt, durch die man blicken konnte, und so sah sich der Alte die beiden Kommenden an, kehrte dann in seine Wohnung zurück und sagte zu dem Schmied:

      »Vielleicht gibt es sogleich Arbeit für dich.« – »Ah, das sollte mich freuen!« – »Ja. Den einen kenne ich; er ist ein Diener, der mir bereits manchen Herrn gebracht hat. Der andere scheint sein gegenwärtiger Herr zu sein, ein feiner Mann mit Ringen unter dem Handschuh und einer Fünfhundertfrankenkette an der Uhr.« – »Donnerwetter!«

      Der Alte zeigte auf eine niedrige Tür, die neben dem Ofen angebracht war.

      »Gehe hier hinaus. Du kannst dir ihn durch das Glasfenster betrachten. Das übrige wird sich dann später finden.«

      Gerard verschwand hinter der Tür. Er befand sich jetzt in einer Art von Kammer, die allerlei Raub zu enthalten schien. Es war vollständig dunkel in ihr, aber er fühlte verschiedene Gegenstände, darunter auch einen Sack, der mit weichen Stoffen gefüllt war und gerade hinter der Tür lag, so daß er sich auf ihn setzen und dabei ganz bequem durch das Fensterchen in die Stube blicken konnte.

      Eben jetzt traten die beiden Fremden ein.

      »Guten Tag, Papa Terbillon!« grüßte der Diener den Alten. – »Guten Tag«, dankte dieser mürrisch, ohne sich von seinem Sitz, auf dem er wieder Platz genommen hatte, zu erheben. – »Nun, stehe auf, Papa Terbillon, wenn feine Leute zu dir kommen!« mahnte der Diener. – »Das tue ich, wie ich will. Es sagt mancher hier, er sei fein, und wenn man ihm gefällig ist, erfährt man das Gegenteil.« – »Aber hier wirst du es nicht erfahren. Dieser Herr ist ein Edelmann.«

      Der Alte machte ein sehr verwundertes Gesicht und fragte:

      »Woher?« – »Das ist Nebensache.« – »Für mich aber Hauptsache! Ich muß die Leute kennen, die zu mir kommen. Was wollt ihr?« – »Dieser Herr hat einen kleinen Maskenscherz vor …« – »Es ist nicht Fastnacht!« – »Du bist bei schlechter Laune. Es handelt sich um einen Masken-, aber nicht um einen Fastnachtsscherz.« – »Ich bin kein Maskenverleiher.« – »Das weiß ich. Aber dieser Herr wünscht, unkenntlich gemacht zu werden. Willst du dies übernehmen? Es wird gut bezahlt!« – »Ich tue es dennoch nicht, da es verboten ist. Es kommen oft Spitzbuben nach falschen Haaren, wenn ich ihnen den Willen täte, käme ich nicht aus dem Gefängnis heraus.« – »Aber hier handelt es sich doch nicht um einen Spitzbuben!« – »Weiß ich es?«

      Da nahm auch der Herr das Wort:

      »Papa Terbillon, wollt Ihr oder wollt Ihr nicht? Ich bin nicht gewohnt so lange Zeit gute Worte zu geben!«

      Erst jetzt erhob sich der Alte und machte eine Art Verbeugung.

      »Ah, das klingt wirklich, als ob Sie ein echter Edelmann seien. Werden Sie gut zahlen, wenn ich Ihnen diene?« – »Was verlangst du?« – »Das richtet sich ganz nach der Arbeit. Was wünschen Sie also?« – »Ich wünsche, vollständig unkenntlich gemacht zu werden. Wie du das anfängst und wie du es fertigbringst das ist deine Sache.« – »Unkenntlich für welche Zeit?« – »Hm«, sagte der Fremde nachdenklich. »Wenn ich es für längere Zeit sein will, und ich hätte Veranlassung, mein echtes Gesicht wieder zu zeigen, ehe diese Zeit verflossen ist, kann man dann die Imitation entfernen?« – »Sofort.« – »Und welches ist die längste Zeit?« – »Fünf bis sechs Wochen. Später wird der Bart zum Verräter.« – »So wollen wir es für diese Zeit versuchen. Was verlangst du?« – »Zweihundert Franken.« – »Alle Teufel, das ist viel«, meinte der Fremde. – »So gehen Sie zu einem anderen.« – »Pah, ich bleibe! Ich werde sie zahlen, aber nach beendigter Arbeit.« – »Und ich beginne die Arbeit nicht vorher. Es kommt mancher zu mir, der mich betrügt.«

      Der Fremde machte eine verächtliche Handbewegung und entgegnete:

      »Es handelt sich nur darum, ob deine Arbeit zweihundert Franken wert ist.« – »Tausend Franken ist sie wert«, beteuerte der Alte. – »Nun gut, so zahle ich dir jetzt die Hälfte und die andere Hälfte dann, wenn ich mit dir zufrieden bin.« – »Ich will es gelten lassen, Monsieur.« – »So nimm, hier.«

      Der Fremde zog ein Portefeuille hervor, öffnete es und nahm eine der darin liegenden Hundertfrankennoten hervor, die er dem Alten gab.

      Dieser tat gar nicht, als ob er das Portefeuille beachte, aber es war doch ein blitzschneller, scharfer Blick gewesen, den er darauf geworfen hatte.

      »Ich danke«, sagte er, indem er die Note in die Tasche seines Schlafrocks schob. »Setzen Sie sich gefälligst auf diesen Stuhl.«

      Während der Fremde Platz nahm, verschwand der Alte hinter einer dritten Tür und kehrte bald mit einem großen Kasten zurück, der Messer, Scheren, Kämme, Haare, Bartwolle, Farben und Beizen und verschiedene Flaschen, Schachteln und Büchsen enthielt.

      »Sie sind dunkelblond«, sagte er. »Soll ich Sie brünett oder schwarz machen?« – »So, daß man mich nicht erkennt, weiter verlange ich nichts.« – »Also schwarz.« – »Aber daß keine nachträglichen Spuren bleiben.« – »Keine Sorge, Monsieur.«

      Papa Terbillon begann sein Werk. Es ging höchst langsam vorwärts, aber es gelang ihm ausgezeichnet, er mußte eine ganz besondere Übung besitzen. Endlich trat er auf einen Augenblick in den Raum, in dem der Schmied saß.

      »Hast du dir ihn genau angesehen?« flüsterte er ihm zu. – »Ja«, antwortete Gerard ebenso leise. – »Er hat Geld, viel Geld.« – »Ich habe es gesehen.« – »Ich muß es haben, und zwar durch die Garotte. Wenn du es mir bringst, erhältst du zweihundert Franken Gratifikation.« – »Ich werde es versuchen und ehrlich sein.« – »Du hast deinen Tagelohn, du hast den Mann bei mir kennengelernt, folglich gehört sein Geld nun nur mir allein.« – »Mache dir keine Sorge, Papa Terbillon.« – »Gut, so verlasse jetzt das Haus und warte draußen auf ihn. Dann folgst du ihm und läßt ihn heute nicht wieder aus den Augen.« – »Wie kann ich das Haus verlassen, ohne daß er mich sieht?« – »Komm!«

      Terbillon zog Gerard weiter in das Dunkel hinein, bis an eine Treppe, die nach oben ging. Diese stieß an eine Tür, und als der Alte diese öffnete, stand Gerard auf dem Flur des Hinterhauses.

      »So, nun gehe! Ich werde heute warten, bis du kommst«, sagte Terbillon. – »Und wenn er mir nun erst spät in die Hände gerät?« – »So kommst du morgen früh.« – »Und wenn er heute vorsichtig ist?« – »So wird er morgen unvorsichtig sein. Adieu.«

      Terbillon schloß hinter dem jungen Mann wieder zu und kehrte dann nach seinem Atelier zurück. Hier tat er, als habe er noch einiges hinzuzufügen, und endlich sagte er:

      »Fertig! Das war eine tüchtige Geduldprobe.« – »Allerdings«, entgegnete der Fremde. »Ich hoffe, daß dein Werk desto besser geraten ist« – »Ich bin zufrieden«, sagte der alte Terbillon wohlgefällig. – »Wie steht es?« fragte der Fremde seinen Diener. – »Ausgezeichnet«, meinte dieser. »Der gnädige Herr sind unmöglich zu erkennen.« – »So wollen wir sehen!«

      Er trat an den Spiegel und fuhr um einen Schritt zurück.

      »Verdammt«,

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