Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

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Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

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einer Weile. »Vielleicht ist es möglich, den Täter zu entdecken.« – »Wer sollte ihn entdecken?« – »Die Polizei. Oh, wir haben in Paris eine sehr schlaue Polizei.« – »Wohin müßte man sich da wenden?« – »An die Mairie des Arrondissements; sie liegt gleich hier an der Straße St. Honoré« zwischen der Straße de l‘Arbre sec und der Rue du Roule.« – »So werde ich dort Anzeige machen. Aber ich glaube nicht, daß es etwas hilft. Dieser Garotteur wird sich nicht fangen lassen.« – »So lassen Sie sich einen Vorschlag machen, Monsieur. Sie sagen, daß es Ihnen meist um das Notizbuch zu tun ist. Machen Sie in einigen Blättern bekannt, daß Sie den Diebstahl nicht verfolgen werden, wenn der Dieb wenigstens das für ihn nutzlose Taschenbuch an Ihre Adresse sendet.« – »Ah«, rief Alfonzo, »der Gedanke ist gut!« – »Ich glaube, daß Sie auf diese Weise Erfolg haben werden, denn diese Garotteurs sind zwar sehr gewalttätig, aber oft sonst gute Menschen.« – »Meinen Sie?« – »Ja«, sagte sie. »Ein Garotteur ist ehrenhafter als ein Taschendieb oder Einbrecher.«

      Das war nun allerdings eine eigentümliche Ansicht, und darum sagte Alfonzo mit einem leichten Lächeln:

      »Das dürfte schwer zu beweisen sein.« – »Nein, das ist leicht, wenn ich nur wollte.« – »Ah! Erklären Sie sich, Mademoiselle.« – »Nun«, entgegnete sie, leicht errötend, »Sie wissen vielleicht nicht, in welch einem Haus Sie sich gegenwärtig befinden.« – »Ich ahne es«, antwortete er. – »So werden Sie auch glauben, daß hier Männer aller Stände verkehren, sogar Verbrecher, auch Garotteurs.«

      Mignon dachte dabei an Gerard, ihren Geliebten, von dem sie ganz genau wußte, daß er sich durch die Garotte seinen Unterhalt erwarb.

      »Und das sind gute Menschen?« lächelte er. – »Wenigstens einer von ihnen. Er ist gut und treu, tapfer und verschwiegen. Er ist ein braver Kamerad, der zwar weiß, wie man einen festen Griff oder einen Hieb anzubringen hat, aber der Freund kann sich auf ihn verlassen!«

      Alfonzo horchte auf. Bei den Worten des Mädchens kam ihm ein Gedanke. Dieser Mensch war vielleicht mit anderen Garotteurs bekannt und konnte ihm zu seinem Notizbuch verhelfen. Ja, noch weiter. Dieser Mensch war vielleicht auch später zu gebrauchen.

      »Kennen sich die Verbrecher untereinander?« fragte er. – »Meist, und die Garotteurs sicher. Eine jede Abteilung kennt ihre Angehörigen genau.« – »Vielleicht könnte der, den Sie meinen, mir behilflich sein, mein Notizbuch zu erlangen?« – »Ah, Monsieur, das ist sehr leicht möglich.« – »Wenn ich ihn nur einmal sprechen könnte. Kommt er öfter zu Ihnen?« – »Ja, aber heute nicht, denn er war erst gestern da.«

      Alfonzo blickte das Mädchen schweigend an, dann sagte er:

      »Aber, Mademoiselle, Sie sind unvorsichtig.« – »Inwiefern, Monsieur?« – »Weil Sie mir solche Geheimnisse anvertrauen. Wie leicht könnten Sie sich selbst, Ihrem Haus und auch dem betreffenden Menschen schaden.«

      Sie lächelte unbesorgt und entgegnete:

      »Sie irren sich, mein Herr. Auch die Polizei kennt diese Leute, aber sie weiß, daß ein Garotteur nur bestraft werden kann, wenn er ertappt oder überführt wird.« – »Wann wird dieser Mann wieder zu Ihnen kommen?« – »Das ist unbestimmt.« – »Ah, wenn ich wüßte, wo er zu treffen ist« – »Hm. Werden Sie ihn für seine Mühe belohnen?« – »Ja. Ich gebe ihm hundert Franken für das Portefeuille, und Ihnen gebe ich fünfzig, wenn Sie mich zu ihm bringen.« – »Monsieur, soll ich Sie führen?« – »Ja, jedoch sogleich?« – »Das ginge wohl, aber es ist mit Schwierigkeiten verknüpft, denn Madame läßt so spät kein Mädchen fort.« – »Auch nicht gegen eine Belohnung?« – »Dann vielleicht.« – »So rufen Sie die Frau.«

      Das Mädchen ging und brachte die Wirtin mit.

      »Was wünschen Sie, Monsieur?« fragte diese. – »Würden Sie mir diese junge Dame für eine kurze Zeit anvertrauen? Sie soll mich zu einer Person bringen, die ich kennenzulernen wünsche.« – »Zu wem?« – »Zu Gerard l‘Allemand«, antwortete Mignon. – »Ah«, sagte die Wirtin. »Du weißt ja, wo er zu finden ist. Ich werde es erlauben, Monsieur, wenn Sie dreißig Franken zahlen.« – »Ich zahle sie.« – »Aber Sie sind ja ausgeraubt worden!« – »Ich habe meine Hauptkasse im Hotel. Ich werde mit dieser Demoiselle zunächst nach meinem Hotel fahren, um mich mit Geld zu versehen.« – »Welches Hotel ist es?« – »Hotel d‘Aigle in der Rue de la Barillerie.« – »Gut, ich vertraue und gebe meine Erlaubnis.«

      Als die Frau gegangen war, fragte Mignon:

      »Aber wie steht es mit der Anzeige auf der Mairie?« – »Diese werde ich unterlassen in der Hoffnung, daß Ihr Freund mir nützlich sein wird. Wie nannten Sie ihn?« – »Gerard l‘Allemand.« – »L‘Allemand? Ist er denn ein Deutscher?« – »Nein, sondern er spricht deutsch. Seine Mutter war eine Deutsche.«

      Alfonzo horchte auf. Ein Garotteur war ein sehr brauchbarer Mann für ihn, und da dieser Garotteur des Deutschen mächtig war, so hielt er es für einen glücklichen Zufall, mit ihm bekannt zu werden. Von der Anzeige auf der Polizei sah er ab, denn die Wertsachen konnte er verschmerzen, und es wäre ihm sehr peinlich gewesen, seine Notizen in den Händen der Behörde zu sehen. Dort hätten sie ihm leicht gefährlich werden können.

      »Sind Sie bereit, mit mir zu gehen?« fragte er. – »Ja. Ich brauche nur einen Mantel überzuwerfen.« – »So bitte ich Sie, eine Droschke holen zu lassen.«

      Mignon tat es, und bald rollten sie der Rue de la Barillerie zu, wo die Droschke vor dem Hotel d‘Aigle halten mußte. Dort stieg Alfonzo aus und begab sich nach seinem Zimmer. Hier öffnete er seinen Koffer, um ihm neuen Geldvorrat zu entnehmen, und steckte zugleich auch einen Revolver für den Fall ein, daß er abermals in Gefahr geraten sollte.

      Hierauf setzte er mit Mignon seine Fahrt nach der Rue de Carmes fort.

      »Wo werden wir Ihren Freund finden?« erkundigte er sich. – »In einer Schenke.« – »Da wird man aber gar nicht ungestört mit ihm sprechen können.« – »Keine Sorge, Monsieur. Es ist dafür gesorgt, daß Sie nicht beobachtet werden.«

      Mignon ließ den Wagen an der Rue des Noyers halten und führte Alfonzo dann zu Fuß nach der Branntweinschenke. Sie war hier bekannt, denn ihr Geliebter hatte sie oft mit dorthin genommen. Darum klopfte sie an den Schrank und trat, als derselbe sich bewegte, ohne Scheu in die verborgene Stube.

      »Donnerwetter, die Mignon!« rief der Wirt, als er sie erblickte. – »Weiß Gott, die Mignon!« stimmte auch Gerard bei.

      Doch im nächsten Augenblick erbleichte er, denn er erkannte Alfonzo, den von ihm Garottierten, und sein erster Gedanke war natürlich, daß dieser auf irgendwelche Weise erfahren habe, wer der Täter sei und wo man denselben finden werde.

      »Alle Teufel, woher noch so spät?« fragte der Wirt. – »Direkt von Haus.« – »Und mit – mit einem Fremden?«

      In dem Ton und Blick des Wirts lag ein Vorwurf. Mignon aber sagte rasch:

      »Keine Sorge, Etienne Lecouvert! Dieser Monsieur sucht meinen Gerard l‘Allemand.« – »Was will er von mir?« fragte Gerard, indem sein Auge halb besorgt, halb drohend glänzte. – »Das sollst du sofort erfahren. Setze dich zu uns. Dieser Monsieur, der ein Marchese d‘Acrozza ist, wird dafür sorgen, daß wir nicht dürsten.« – »Ja«, meinte Alfonzo mit einem verbindlichen Lächeln. »Sie erlauben, daß ich dies tue.«

      Gerard nickte stumm. Er konnte noch nicht klug werden. Dieser Marchese tat allerdings nicht so, als ob er wisse, wer ihn beraubt habe.

      »Haben Sie Wein?« fragte Alfonzo den Wirt. – »Nein«, sagte dieser. »Bei mir trinkt man Absinth oder ein Glas Bier aus dem Elsaß.

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