Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

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Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

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dieser Stelle legten die Dampfschiffe von St. Cloud an. Es gab auch leere Kähne genug hier. Gerard suchte sich einen derselben aus, der hell von einer der Quailaternen beschienen wurde, stieg hinein und setzte sich. Es sah aus, als ob er der Eigentümer sei. Nun hatte er auch Muße und Beleuchtung genug, um seinen Raub zu betrachten. Die Uhr war kostbar, und was die Kette betraf, so hatte Terbillon deren Wert heute sicherlich nicht unterschätzt Die Ringe, deren er fünf hatte, waren sämtlich mit Brillanten besetzt; die Börse enthielt mehrere hundert Franken in Gold und wenig Silber, und in dem Portefeuille staken achtzehnhundert Franken in Staatsscheinen.

      »Donnerwetter«, brummte der Schmied, »ist das ein Fang! Wie heißt der Kerl?«

      Damit schlug er das Notizbuch auf, das in das Portefeuille eingebunden war, und las auf der ersten Seite desselben:

      »Alfonzo Graf de Rodriganda y Sevilla.«

      Er blätterte weiter und schüttelte den Kopf. Die Notizen waren alle in spanischer Sprache abgefaßt.

      »Das verstehe ich nicht; das ist eine fremde Sprache. Soll ich das Portefeuille fortwerfen?«

      Er sann einen Augenblick nach.

      »Nein. Wer weiß, wozu es nützen kann! Ich werde sehen, ob es Italienisch oder Spanisch ist; dann kaufe ich mir ein Wörterbuch und schlage so lange nach, bis ich mir den Inhalt übersetzt habe. Ich brauche mir ja nur eine Zeile abzuschreiben und einen Buchhändler zu fragen, welche Sprache es ist.«

      Er steckte alles zu sich.

      »Was nun?« fragte er sich dabei. »Gebe ich das alles wirklich an Papa Terbillon ab? Ah, daß ich ein Tor wäre! Ich habe über zweitausend Franken bar; davon kann ich längere Zeit leben, ohne daß ich diesen alten Terbillon brauche. Und die Uhr und die Ringe? Pah, die behalte ich keine Viertelstunde bei mir. Etienne Lecouvert kauft sie mir sofort ab. Also fort, zu ihm!«

      Er verließ den Kahn, schritt die Quais Voltaire, Malaquais, Conti, des Augustins und St. Michel hinauf und wandte sich dann durch die hier liegenden kleinen Gassen rechts bis zur Rue de Carmes hinüber.

      In dieser Straße wohnte zu jener Zeit einer der berüchtigsten Hehler von Paris. Er nannte sich Etienne Lecouvert und war der Besitzer einer viel besuchten Bier- und Branntweinkneipe. Sein Lokal zerfiel in zwei Teile; der eine war öffentlich und der andere geheim. Zu dem letzteren hatten nur seine vertrauten Kunden Zutritt, zu denen auch der Schmied gehörte.

      Dieser trat in den Flur des Hauses, schritt an der eigentlichen Gaststubentür vorüber und blieb im Hintergrund des dunklen Hausgangs vor einem alten Schrank stehen, an den er auf eigentümliche Weise klopfte. Es wurde wieder geklopft, und als er eine ähnliche Antwort gab, bewegte sich der Schrank auf unsichtbaren Rollen von seiner Stelle, und es kam nun eine offenstehende Tür zum Vorschein.

      Der Schmied trat ein, und sofort rückte der Schrank an seine vorherige Stelle zurück.

      Der Gast befand sich in einem nicht sehr großen Zimmer, in dem mehrere Tische mit Stühlen standen. Es gab da kein einziges Fenster, sondern nur ein Loch in der Decke, durch das die ungesunde Luft abziehen sollte.

      Ein Gast war noch nicht anwesend; nur der Wirt saß vor dem Schenktisch, und am Eingang stand ein gnomenartiges Geschöpf, welches das Öffnen und Schließen des Eingangs zu besorgen hatte.

      »Guten Abend, Etienne Lecouvert!« grüßte Gerard. – »Ah, Gerard l‘Allemand!« erwiderte der Wirt. »Willkommen!«

      Er erhob sich von seinem Sitz und reichte dem Eingetretenen die Hand.

      »Noch niemand hier?« fragte dieser. – »Kein Mensch.« – »Ist mir lieb, da ich ein Geschäft habe.«

      Der Wirt hatte das Aussehen eines Biedermanns, niemand hätte in ihm so leicht einen berüchtigten Hehler vermutet Aber bei den letzten Worten des Schmieds warf er einen Blick auf denselben, der gar nicht habgieriger sein konnte.

      »Bringst du etwas, das lohnt?« fragte er. – »Ich denke. Sind wir aber wirklich sicher?« – »Wie im Himmel!« – »Da, Etienne, sieh dir einmal diese Uhr an!«

      Gerard zog die Uhr heraus und reichte sie dem Hehler hin.

      »Verdammt!« fluchte dieser, als er einen Blick darauf geworfen hatte. »Diese Uhr hat keinem Lumpen gehört! Seit wann hast du sie?« – »Seit zehn Minuten.« – »Alle Teufel, du gehst sehr schnell zu Werke. Was willst du haben?« – »Was bietest du?«

      Der Wirt drehte Uhr und Kette nach verschiedenen Richtungen, untersuchte beide genau und sagte:

      »Zweihundert Franken sollst du haben. Mehr nicht.« – »Dann verkaufe ich die Uhr an einen anderen«, entgegnete der Schmied kaltblütig. – »Es wird sie dir kein anderer abkaufen«, meinte der Wirt ebenso ruhig, »weil Papa Terbillon allen Kollegen heute verboten hat, von dir zu kaufen. Er schickte seine Alte, die sagte, daß du bei ihm in Arbeit stehst.« – »Der Teufel soll ihn holen. Ich werde ihm seinen Tagelohn wiedergeben und mein eigener Herr bleiben. Her mit der Uhr!«

      Der Hehler besah sich dieselbe abermals und sagte:

      »Du weißt daß ich mir aus dem alten Terbillon nichts mache; die anderen aber fürchten ihn. Ich bin wirklich der einzige, der sie kauft.« – »Um dieses Lumpengeld bekommt sie keiner.« – »Gut so will ich dir fünfzig Franken zulegen.« – »Die Uhr samt Kette kostet dreihundert Franken. Gibst du sie, so habe ich noch weitere und weit bessere Sachen für dich; gibst du sie nicht so gehe ich sofort wieder!« – »Gemach, gemach!« sagte da der Hehler besänftigend. »Du hast noch anderes?« – »Ja, ich habe noch Juwelen.« – »So hast du heute eine glückliche Hand gehabt. Zeig her!« – »Nicht eher, als bis die Uhr bezahlt ist.« – »Höre, Gerard, das ist nicht freundschaftlich gehandelt! Zweihundertfünfzig Franken gebe ich dir!« – »Gute Nacht!«

      Gerard nahm dem Wirt schnell die Uhr aus der Hand, steckte sie ein und wandte sich zum Gehen. »Halt!« sagte jetzt der Wirt, indem er ihn zurückhielt. »Du sollst die dreihundert haben!«

      Der Schmied drehte sich kaltblütig wieder um.

      »Geld her!« sagte er. – »Aber du hast auch wirklich Juwelen?« – »Habe ich dich einmal belogen?« – »Nein, ich glaube dir. Hier hast du das Geld.«

      Der Wirt zog einen Kasten des Schenktischs auf und nahm die Summe heraus, die der Schmied einsteckte.

      »Hier, sieh dir diesen Ring an«, nahm dieser dann wieder das Wort und zog den unscheinbarsten der Ringe hervor, um ihn dem Wirt zu geben. Dieser ließ den Stein gegen das Licht spielen. – »Echt!« sagte er nickend. »Ich gebe fünfzig Franken.« – »Gut. Und für diesen?«

      Gerard gab einen zweiten hin.

      »Donnerwetter, ein Rubin, und so groß. Ich gebe zweihundert Franken.« – »Und für diesen?«

      Der Wirt hielt den Ring gegen das Licht.

      »Ah, das ist ein sibirischer Smaragd, für den ich auch zweihundert Franken biete.« – »Und dieser?« – »Ein Saphir«, rief der Wirt, indem er den Stein betrachtete. »Du bist ja zu einer förmlichen Sammlung gekommen. Nun, für diesen bekommst du hundert Franken.« – »Und für diesen letzten?«

      Gerard gab dem Wirt den fünften und kostbarsten Ring hin. Das Auge des Hehlers blitzte auf, als er ihn erblickte, denn er erkannte einen echten, wasserhellen Diamanten.

      »Ein Brillant! Alle Teufel, hast du Glück gehabt! Für den sollst du den höchsten Preis von fünfhundert

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