Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

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Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

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style="font-size:15px;">      Sie stockte.

      »Nur Spitzbuben – willst du sagen?« lachte er. »Du hast recht, und dieser sogenannte Marchese d‘Acrozza ist auch einer, weil er falsche Haare, falschen Bart und falschen Teint trägt. Sogar seine Züge sind verändert worden. Er ist ursprünglich nicht schwarz, sondern dunkelblond.« – »Das hat ihm Papa Terbillon gemacht?« – »Ja, und diesen Menschen führst du zu mir!« – »Oh, ich ahnte doch nicht…« – »Sei still. Du hast ihm sogar gesagt, daß ich ein Garotteur bin.« – »Gerard …« – »Gestehe es! Du hast ihm gesagt, daß ich den Täter entdecken werde, weil ich als ein Garotteur sämtliche Kameraden kenne.« – »Vergib mir! Ich wollte mir gern die fünfzig Franken verdienen und wollte auch haben, daß du die hundert bekommst. Ah, da fällt mir ein, daß er mir die dreißig Franken für Madame nicht gegeben hat!« – »Madame forderte dreißig?« – »Ja. Was tue ich, um sie zu erhalten?« – »Ich werde sie dir geben und sie morgen von ihm zurückverlangen.« – »Ich danke dir! Wird es dir Schaden machen, daß ich ihn zu dir geführt habe?« – »Hm, das muß erst noch abgewartet werden!«

      In diesem Augenblick winkte der Wirt ihn zu sich hin an den Schenktisch.

      »Weiß Mignon alles?« fragte er ihn. – »Nein.« – »Also du selbst bist es gewesen, Halunke! Was dachtest du, als er eintrat?« – »Hm, ich glaube fast, daß ich für den ersten Augenblick erschrocken war, dann aber stand es fest: Ich hätte ihn kaltgemacht, wenn er gewußt hätte, daß ich es war, der ihn erleichterte.« – »Ich traue es dir zu. Ich traue dir überhaupt seit heute abend alles, jede Schlechtigkeit, ja, jeden Verrat gegen Freunde zu!« – »Habe ich dich verraten?« – »Nein, aber betrogen im höchsten Grad!« – »Du willst doch nicht sagen, daß du mir für die Sachen zu viel bezahlt hast?« – »Ja, gerade das will ich sagen!« – »So gib sie mir wieder heraus, du erhältst dein Geld sofort zurück!« – »Das will ich dir nicht antun«, sagte der Wirt verlegen. – »Oh, bitte, tue es getrost«, antwortete der Schmied. »Es wird mein Schade ganz und gar nicht sein.« – »Du solltest mit tausend Franken zufrieden sein.« – »Fällt mir gar nicht ein!« – »Du hast ihm ja über zweitausend Franken bar abgenommen!« – »Das hat mich Arbeit gekostet!« – »So gib wenigstens die hundert Franken, die er dir vorhin auszahlte.« – »Welches Recht hast du daran?« – »Als dein Mitwisser, ein Wort von mir hätte dich verraten.« – »Und dich mit, Alter! Nein, nein, von mir bekommst du keinen Centime heraus. Ich liebe die glatten Geschäfte. Übrigens hast du an deinem Wein vierzig Franken verdient, abgerechnet auch, daß wir nur drei Flaschen getrunken haben, und du also, den heutigen Preis gerechnet, für fast vierzig Franken übrigbehältst. Gute Nacht! Ich muß Mignon nach Hause bringen.« – »Wann kommst du wieder?« – »Vielleicht morgen.« – »Dann gute Nacht, Geizhals!«

      5. Kapitel

      Der Schmied verließ mit seiner Geliebten das Lokal. Unterwegs fragte er sie:

      »Mignon, wieviel bist du deiner Madame schuldig?« – »Gegen vierhundert Franken.« – »Wenn du die bezahlst, so bist du frei?«

      Das Mädchen blieb vor Erstaunen stehen und blickte ihn an:

      »Wie kannst du so fragen!« sagte es. »Du weißt ja, daß ich dich sehr liebhabe!« – »Und daß du dich sehnst, ein braves Mädchen werden zu können?« – »Ja. Ich gäbe viel, sehr viel darum, wenn ich von Madame fort könnte. Ich kann nähen, häkeln und sticken, ich kann waschen und bügeln, ich würde nicht Hunger zu leiden brauchen. Ich würde Tag und Nacht arbeiten, damit auch du die gefährliche Garotte nicht mehr brauchtest. Aber woher diese vierhundert Franken nehmen!« – »Und du würdest mich wirklich liebbehalten und mir nicht nachtragen, daß ich ein Garotteur gewesen bin?« – »Ich würde nicht daran denken, denn du sollst ja auch vergessen, was ich war.« – »Nun wohl, Mignon, ich habe die vierhundert Franken.« – »Ist‘s wahr, ist‘s möglich?« fragte sie ungläubig. »Aber von wem?« – »Von diesem Marchese Acrozza.« – »Du scherzt! Er hat dir ja nur hundert gegeben.« – »Nein, er hat mir viertausend gegeben.«

      Mignon blieb abermals stehen, sie war beinahe starr vor Erstaunen.

      »Das begreife ich nicht«, sagte sie. – »Habe ich dir nicht erzählt, daß ich ihn bei Papa Terbillon gesehen habe?« – »Allerdings.« – »Nun, dort sah ich auch seine Kette, seine Ringe und die Banknoten, die er bei sich trug.« – »Weiter, weiter«, bat sie dringend. – »Papa Terbillon hatte mich als Garotteur engagiert für täglich zehn Franken; er gebot mir, diesen Marquis oder Marchese nicht aus den Augen zu lassen …« – »Oh, nun ahne ich alles. Du selbst hast ihn vor unserem Haus niedergeschlagen. Hätte ich das gewußt!« »Ich habe ihm sein Geld abgenommen und seine Pretiosen bei Etienne Lecouvert verkauft; ich bin im Besitz von viertausend Franken.« – »Mein Gott, welch ein Glück!«

      Das Mädchen dachte nicht daran, daß dieses Glück eine sehr verbrecherische Grundlage habe.

      »Ich werde morgen kommen und dich loskaufen.«

      Mignon fiel ihm entzückt um den Hals.

      »Gerard ich schwöre dir, daß du es nie bereuen sollst«, sagte sie. – »Auch ich werde nichts Böses mehr tun«, gelobte er. – »O mein Gott, wie gut das ist!« – »Ja. Auf diesen Gedanken hat meine Schwester Annette mich gebracht Ich habe dir bereits erzählt daß sie in den Fluß sprang. Jetzt ist sie wieder gesund. Heute war ich bei ihr. Sie wohnt bereits bei Professor Letourbier, und ich habe eingesehen, daß es viel besser und vorteilhafter ist dem Laster Adieu zu sagen.« – »Das habe ich längst gedacht. Aber – Papa Terbillon gehören doch eigentlich die viertausend.« – »Hm, er mag sie sich holen.« – »Er wird sich rächen.« – »Vielleicht erfährt er gar nicht daß mir der Überfall gelungen ist.« – »Oh, er ist schlau, er erfährt alles.« – »Nun, ich fürchte ihn dennoch nicht Er wird mich allerdings verfolgen, aber ich werde Paris verlassen, so daß er mich nicht findet Du gehst mit mir.« – »O Gerard, welche Seligkeit! Wohin wirst du gehen?« – »In die Provinz. Du wirst dort meine kleine Frau sein. Du wirst für die Leute nähen und sticken, und ich werde als Schmied in die Fabrik gehen. Annette soll nicht sagen, daß sie einen Bruder habe, dessen sie sich schämen muß.« – »Und dein Vater?« – »Der geht mit uns.« – »Gerard, werden wir dies wagen dürfen?« – »Ja. Mein Vater war ursprünglich gut. Der Gram um den Tod der Mutter hat ihn haltlos gemacht und der Schnaps trug das übrige dazu bei. Ich werde streng mit ihm sein, und so wird er tun müssen, was ich will.« – Ich füge mich in alles, mein Gerard, nur bitte ich dich, mich wirklich aus diesem Haus zu holen, ich halte es da nicht länger aus.« – »Habe keine Sorge; ich komme noch am Vormittag.«

      Während dieses Gesprächs waren sie bereits über die Isle de la Cité hinübergekommen, und bald standen sie vor der Wohnung des Mädchens. Es war noch Licht im Salon, denn in diesen Häusern pflegt man erst spät schlafen zu gehen.

      »Gehst du mit herein?« fragte sie. – »Nein. Ich sehne mich nach Ruhe.« – »Ich werde nicht ruhen können. Ich gehe sogleich auf mein Zimmer und schließe mich ein, um ungestört an unser Glück denken zu können.«

      Sie nahmen Abschied.

      Gerard hatte einen weiten Weg, um seine Wohnung zu erreichen. Er fand dort seinen Vater vollständig betrunken auf der Matratze liegen und legte sich neben ihn, ohne ihn zu wecken. Er war bereits früh wieder munter und ging vor allen Dingen, um der Geliebten sein Wort zu halten. Sie hatte wirklich nicht geschlafen und empfing ihn mit großer Freude.

      »Ist‘s denn wirklich wahr, daß ich frei sein soll?« fragte sie. – »Ich komme ja deshalb.«

      Sie fiel ihm um den Hals, und dabei hatte sie ein ganz anderes Aussehen als früher. Sie erschien ihm so lieblich, so züchtig, daß er sich ganz glücklich zu fühlen begann.

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