Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

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Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

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– »Und wie habe ich mich zu verhalten?«

      Terbillon belehrte ihn, und die beiden Fremden gingen fort. Draußen auf der Straße blieb der Herr stehen und sagte zu seinem Diener:

      »Jetzt gehst du nach dem Bahnhof und holst die Effekten nach dem Hotel d‘Aigle. Ich komme nach.« – »Als was soll ich Sie ankündigen, gnädiger Herr?« – »Als das, was ich bin, als den Marchese Acrozza.«

      Der Diener eilte die Rue Racine hinab, um zum Bahnhof von Orleans zu gelangen, während der Herr langsam die Rue Mazarin hinaufschlenderte und sein Bild in den großen Ladenfenstern spiegelte.

      An einem derselben blieb er stehen. Er sah sich in Lebensgröße und erkannte erst jetzt, welch ein Meisterwerk Papa Terbillon geliefert hatte.

      Bei Gott, es kann mich kein Mensch erkennen, dachte er. Nicht einmal dieser scharfsinnige Vater, dieser Gasparino Cortejo, würde in mir seinen unehelichen Sohn, den Grafen Alfonzo de Rodriganda vermuten.

      Er ging weiter und setzte dabei seinen Gedankengang folgendermaßen fort: Wie gut ist es, daß auch dieser französische Diener meinen eigentlichen Namen nicht weiß! Er hält mich für den Marchese Acrozza. Man kann nicht vorsichtig genug sein.

      Damit trat er in ein Café und blieb darin, bis er glaubte, daß sein Diener sich bereits eingerichtet habe. Dann bestieg er eine Droschke und fuhr ebenfalls nach der Rue de la Barillerie.

      Vor dem Hotel d‘Aigle angekommen, wurde er mit Auszeichnung empfangen und von dem Wirt selbst auf seine Zimmer begleitet. Dort fragte der letztere nach den Wünschen des Gastes.

      »Diese Wünsche wird Ihnen mein Diener melden«, erwiderte Alfonzo de Rodriganda. »Für jetzt habe ich nur eine Frage: Wohnt hier vielleicht in der Nähe ein tüchtiger Arzt?« – »Mein Hausarzt, der der tüchtigste des ganzen Arrondissements ist, wohnt nicht weit von hier, in der Rue de la Calaudel.« – »Weiter gibt es keinen? Auch in Ihrem Haus zufällig nicht?« – »Nein.« – »So bin ich falsch berichtet. Ich hörte, daß ein Doktor Sternau bei Ihnen wohne.« – »Ah, das war bis gestern richtig.« – »So ist er gestern ausgezogen?« fragte Alfonzo enttäuscht. – »Ausgezogen nicht, sondern abgereist nach Deutschland.« – »Wo ist er abgefahren?« – »Vom Nordbahnhof. Er ließ sich sein Gepäck nach dem Bahnhof an der Barre St. Denis schaffen.« – »Welche Stadt war das Ziel seiner Reise?« – »Ich glaube, daß er von Mainz gesprochen hat, er stammte ja wohl aus jener Gegend. Er erzählte beiläufig, daß er dort Mutter und Schwester hat, und zwar auf einem Dorf oder Schloß der Umgegend.« – »Haben Sie den Namen desselben nicht gehört?« – »Ich glaube er nannte Rheinswalden.« – »Ich danke Ihnen. Wohnte er allein hier?« – »Nein. Er hatte einen Herrn und zwei Damen bei sich, die Spanier waren.« – »In welchem Verhältnis standen sie zu ihm?« – »Die jüngere Dame war krank. Er behandelte sie mit außerordentlicher Aufmerksamkeit, so daß man vermuten konnte, daß sie seine Gemahlin sei. Die beiden anderen Personen waren Diener.« – »Wurden sie nicht eingetragen?« – »Nein.« – »Ich denke, Sie haben jeden Gast einzutragen!« – »Monsieur Sternau war nicht mein Gast Er wohnte bei mir bereits, ehe er nach Spanien reiste. Er hatte seine Zimmer von mir gemietet, und ich nahm mir also nicht das Recht, diejenigen Personen zu kontrollieren, die er bei sich hatte.« – »So wissen Sie wohl auch keine Namen?« – »Nein.« – »Beschreiben Sie mir den Diener!« – »Er war klein und trug ein sehr eigentümliches Bärtchen. Die Dienerin war auch klein, aber sehr dick. Beide schienen recht gute Menschen zu sein.« – »Und die jüngere Dame?« – »Sie war von einer außerordentlichen Schönheit und – ah, ich hörte einst, daß sie von Monsieur Sternau ›Rosa‹ genannt wurde.« – »Sie sagten, daß sie leidend gewesen sei. Welcher Art war ihr Leiden?« – »Sie war geisteskrank. Ich sah sie nur dreimal, dann aber auch stets betend. Es war das wohl eine Monomanie.« – »Ich danke Ihnen, Monsieur. Diese Auskunft genügt. Ich werde leider morgen Paris wieder verlassen, um nach Lyon zu gehen.«

      Der Wirt entfernte sich, und als Alfonzo sich allein sah, schritt er erzürnt im Zimmer auf und ab. Er war Sternau gefolgt, um ihn zu erreichen und zu verderben, und sah ihn nun doch nach Deutschland entkommen.

      »Aber er ist noch nicht gerettet! Nein, nein! Von uns beiden kann nur einer bestehen, denn er weiß bereits zu viel. Er muß fallen. Ich reise ihm nach Deutschland nach!«

      Er grübelte eine Zeitlang und murmelte:

      »Ja, ich reise ihm nach. Ich kann ihm getrost begegnen, ich kann mich von ihm sehen lassen, er wird mich nicht erkennen. Und diesen Diener, der von meiner Maske weiß? Ah pah, den werde ich bald loswerden, den führe ich an der Nase bis nach – ja, bis wohin denn? Bis nach Rouen. Von ihm darf ich mir nicht in die Karten sehen lassen.«

      Er klingelte, und der Diener erschien.

      »Warst du bereits einmal in Rouen?« fragte er ihn. – »Einmal«, antwortete derselbe. – »Welches ist dort das beste Hotel?« – »Das Hotel zu den ›Drei Kronen‹.« – »Wo liegt es?« – »Ganz in der Nähe der Kirche St. Quentin.« – »Es erwartet mich ein kleines Abenteuer dort. Ich muß morgen dort sein, muß aber sofort bei meiner Ankunft wissen, ob eine Gräfin Rossey sich in einem der dortigen Hotels befindet.« – »Soll ich voranreisen und mich erkundigen?« – »Allerdings muß ich dir diesen Auftrag erteilen. Du magst mit dem ersten Mittagszug reisen und mich im Hotel zu den ›Drei Kronen‹ erwarten.« – »Soll ich dort Zimmer bestellen?« – »Nein, denn ich weiß nicht vorher, ob ich wirklich dort bleibe.«

      Das war nur eine Finte, den Diener loszuwerden. Er gab ihm darauf das nötige Reisegeld und ließ ihn ohne Gewissensbisse per Bahn nach Rouen reisen.

      Nun erst hielt er sich in seiner Verkleidung für sicher. Als er des Nachmittags spazierenging, bemerkte er nicht, daß eine Person ihm stets von weitem folgte. Es war Gerard Mason, der Schmied, der es sich wirklich zur Aufgabe gemacht hatte, ihm seine Barschaft abzunehmen.

      Alfonzo begab sich später in das Theater, nicht der Vorstellung wegen, sondern um zu sehen ob die an ihm vorgenommenen kosmetischen Manipulationen vielleicht auffällig seien. Doch es bekümmerte sich niemand um sein Äußeres, und das beruhigte ihn. Nach dem Theater besuchte er ein sehr frequentiertes Weinhaus in der Straße Montorgueil, und dann kehrte er nach seinem Hotel zurück.

      Es war ziemlich spät geworden, wohl eine Stunde nach Mitternacht. Er bog daher in die Rue de la Tonnellerie ein und dann in die enge Straße de la Poterie, weil er glaubte, hier näher nach Hause zu kommen, hätte aber besser getan, durch die Rue de Gonte nach dem Quai de l‘Ecole zu gehen.

      Die enge Gasse war kaum notdürftig erleuchtet und fast ganz menschenleer. Indem er langsam dahinschritt, bemerkte er wohl, daß jemand mit schnellen Schritten hinter ihm herkam, aber es dünkte ihm das nicht weiter auffällig. Der Betreffende war kein anderer als Gerard, der Schmied. Er erreichte den Grafen. Dieser wollte sich zur Seite halten, um den schnellen Passanten vorüber zu lassen, fühlte sich aber in demselben Augenblick von hinten an der Kehle gepackt, die ihm gleich darauf so fest zusammengeschnürt wurde, daß er keinen Atem holen konnte, die Besinnung verlor und zur Erde stürzte.

      Der Schmied garottierte dieses Mal ohne Gehilfen; er war allein. Jetzt bückte er sich über den Ohnmächtigen, nahm ihm Uhr und Kette, Börse und Brieftasche und zog ihm sogar, nachdem er die Handschuhe herabgerissen hatte, die Ringe vom Finger. »Das ging leicht!« murmelte er vergnügt. »Nun schnell fort.«

      3. Kapitel

      Gerard eilte durch die Rue de la Poterie und wandte sich dann rechts in die kurzen Gassen Lenoir, Bourdonnais und Bertin Poiree, bis er zum Quai de la Mégisserie kam. Da dies aber der Weg war, den auch der Beraubte einzuschlagen hatte, um zum Hotel d‘Aigle zu kommen, so drehte sich der Schmied abermals nach rechts, ging den Quai de l‘Ecole und den Quai du Louvre

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