Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May страница 11

Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

Скачать книгу

eine Weinstube in der Nähe, die wohl noch offen ist Welche Sorte wünschen Sie, mein Herr?« – »Was gibt es?« – »Am liebsten trinkt man dort einen roten Rousillon.« – »Nun gut so lassen Sie ein Dutzend holen. Was wir nicht trinken, wird trotzdem nicht verderben. Hier sind fünfzig Franken.«

      Alfonzo zog die Börse und entnahm ihr die angegebene Summe.

      Gerard Mason erstaunte. Woher hatte dieser Mann das Geld? Hatte er zwei Börsen einstecken gehabt? Der Wirt gab das Geld seinem Türsteher, der dabei einen heimlichen Wink bekam, was er zu tun habe. Der Mensch begab sich nun in den eigenen Keller und setzte in einen Korb zwölf Flaschen eines Rotweins, den Etienne Lecouvert gewöhnlich für achtzig Centimes verkaufte.

      Unterdessen hatten sich die Gäste an einen der Tische gesetzt, und auch der Wirt nahm bei ihnen Platz.

      »Also du suchtest mich?« fragte Gerard die Geliebte, den es drängte, so bald wie möglich Klarheit zu erhalten. – »Ja«, erwiderte sie. »Dieser Grundbesitzer möchte mit dir über ein Geschäft sprechen. Willst du dir hundert Franken verdienen, Schatz?«

      Gerard zeigte lachend seine weißen Zähne.

      »Oh, tausend, wenn es sein kann«, sagte er. – »Einstweilen nur hundert. Dieser Herr wird sie dir zahlen. Übrigens gibt er mir bereits fünfzig Franken dafür, daß ich ihn zu dir gebracht habe.«

      Mignon blickte Alfonzo dabei schalkhaft, aber erwartungsvoll an, so daß dieser schnell in die Tasche griff.

      »Ah, Mademoiselle, ich hatte das fast vergessen«, sagte er. »Hier, nehmen Sie.«

      Er legte ihr die Summe auf den Tisch.

      »Ich danke Ihnen«, entgegnete sie. »Ein prompter Zahler wird auch gut bedient. Sie werden sich auf Gerard l‘Allemand verlassen können.« – »Das sage ich selbst auch«, meinte der Schmied. »Aber darf ich erfahren, um was es sich handelt? Es naht bald die Stunde, in der die Stammgäste kommen, und dann sind wir nicht mehr ungestört.« – »Die Sache ist nämlich die, daß dieser Herr garottiert worden ist«, sagte Mignon. »Vor vielleicht einer Stunde geschah es in der Rue de la Poterie.« – »Das ist ja dort, wo du wohnst, Mignon!« – »Allerdings. Es ist sogar gerade vor unserer Tür geschehen.« – »Nicht möglich!«

      Gerard spielte den Erstaunten sehr gut. Der Wirt zog die Brauen zusammen und warf ihm einen unbemerkten Blick zu, der gar nicht sprechender sein konnte.

      »Nicht möglich, sondern sogar wirklich«, fuhr Mignon fort. »Er lag ohne Leben vor der Tür, und wir haben ihn nach meinem Zimmer geschafft.« – »Welche Barmherzigkeit!« meinte der Wirt ironisch. – »Und man hat ihn unbarmherzig bestohlen.« – »Das muß man anzeigen!«

      Da wandte sich Gerard an Alfonzo:

      »Aber, mein Herr, wie kam es, daß man Sie überfiel?« – »Es war kein Mensch auf der Straße«, antwortete der Gefragte, »und ich bin hier fremd. Ich hatte keine Ahnung, daß mir Gefahr drohen könne.« – »Des Nachts muß jeder vorsichtig sein, das müssen Sie sich merken. Sie wurden plötzlich überfallen?« – »Nein. Es kam ein Passant hinter mir her, ich hörte ihn kommen, also eigentlich plötzlich ist es nicht geschehen.« – »So waren Sie sehr unvorsichtig. Des Nachts blickt man sich um, wenn man von jemandem verfolgt wird. Was geschah weiter?« – »Ich ging zur Seite, um ihn vorüber zu lassen, aber er faßte mich bei der Gurgel und drückte sie so zusammen, daß ich den Atem und die Besinnung verlor.« – »Alle Teufel!« sagte der Wirt. »Das ist ein kräftiger, resoluter Kerl gewesen.« – »Ja, Kraft hatte er«, nickte Alfonzo und schloß dann seinen Bericht. »Als ich erwachte, befand ich mich in dem Zimmer dieser Demoiselle und bemerkte, daß ich beraubt worden sei.« – »Was hat man Ihnen genommen?« fragte der Wirt lauernd. – »Meine fünf Ringe, dann die Uhr mit Kette, die Börse, die über zweihundert Franken enthielt, und endlich das Portefeuille, das achtzehnhundert Franken in Staatsscheinen barg.«

      Der Wirt sperrte vor Erstaunen den Mund auf.

      »Dieser Halunke!« rief er. »Zweitausend Franken in Geld! Und wer weiß, wie er den armen Kerl, an den er die Pretiosen verkauft, drückt und schindet. Der Teufel soll ihn holen!«

      Er warf einen ärgerlichen Blick auf den Schmied, den aber zum Glück weder Alfonzo noch das Mädchen bemerkten.

      »Aber, was hat dies mit mir zu tun?« fragte Gerard gespannt. – »Ich wollte erst Anzeige machen …«, meinte Alfonzo. – »Ganz recht. Wird nur nicht viel nützen.« – »Das dachte ich auch. Übrigens kann ich das Geld verschmerzen, aber um das Portefeuille ist es mir zu tun. Es enthält sehr wertvolle Notizen. Darum werde ich in einigen Blättern den Garotteur auffordern, mir wenigstens das Portefeuille zuzustellen. Er kann dies ja ganz ohne Gefahr für sich tun, und das übrige mag er behalten.« – »Hm!« brummte der Wirt. »Ohne Gefahr es tun zu können, daran glaube ich nicht Wie sollte dies möglich sein?« – »Er braucht es ja nur zur Post zu geben!« – »Ja. Und die Postbeamten haben Ihre Annonce auch gelesen und werden, sobald sie die Adresse sehen, den Überbringer festhalten. Denn in Briefform könnte die Tasche doch nicht in den Kasten geworfen werden.« – »Das ist richtig«, meinte Alfonzo nachdenklich. »Aber er könnte sie mir doch direkt senden.« – »Durch einen Boten, den Sie vielleicht festhalten.« – »Das werde ich nicht tun.« – »Das wird er nicht glauben. Solche Leute pflegen sehr mißtrauisch und vorsichtig zu sein.« – »Er kann ja einen Boten wählen, der ihn gar nicht kennt!« – »Der ihn aber möglicherweise wiedererkennen wird! Nein, ich glaube nicht daß er so unvorsichtig sein wird.« – »Ich glaube es auch nicht«, stimmte der Schmied bei. »Er wird sich den Teufel daraus machen, ob Sie das Portefeuille brauchen oder nicht.« – »Nun, so bleibt mir noch ein letzter Weg. Mademoiselle hat mir gesagt daß Sie vielleicht imstande seien, gewisse Erkundigungen einzuziehen …« – »Ah!« machte der Schmied mit einem finsteren Blick auf das Mädchen. – »Ja, daß Sie vielleicht besser als ein Polizist imstande seien, den Täter zu erfahren.« – »Und Ihnen anzuzeigen?« fragte Gerard rasch. – »Nein, das verlange ich nicht Vielleicht aber könnten Sie mir mein Portefeuille verschaffen.« – »Hm! Wieviel ist es Ihnen wert?« – »Hundert Franken.« – »Das ist zu wenig. Wenn ich den Mann ja finden sollte, so wird er erfahren, daß das Buch Wert für den Besitzer hat. Er wird mehr als hundert Franken von mir fordern. Was bleibt mir dann für meine Mühe?« – »Gut, so wollen wir zweihundert sagen!« – »Das mag eher sein, obgleich ich meine gewissen Gründe habe, anzunehmen, daß ich den Mann nicht entdecken werde.« – »Darf man diese Gründe erfahren?« – »Ja. Der Hauptgrund ist, daß ich nicht nachforschen kann.« – »Warum nicht?« – »Ich muß arbeiten, um zu leben; zum Nachforschen aber gehört Zeit und Geld, und ich habe keins von beiden.« – »So werde ich Ihnen hundert Franken auf Abschlag zahlen.« – »Das läßt sich hören«, lachte Gerard. – »Hier sind sie!«

      Der Schmied steckte das Geld gleichmütig ein und sagte:

      »So werde ich bereits morgen früh sehen, was sich tun läßt. Wohin habe ich meine Nachrichten zu bringen?« – »Nach dem Hotel d‘Aigle, Rue de la Barillerie.« – »Schön. Versprechen kann ich Ihnen nichts, aber Mühe werde ich mir geben.«

      Damit war die Angelegenheit genügend besprochen, und man begann nun, dem Wein sein Recht zu geben. Es war auch Zeit gewesen, da sie nicht länger allein blieben.

      Es begann jetzt nämlich die Zeit, in der die Industrieritter verschiedenster Art zu Etienne Lecouvert kamen, um ihre nächtliche Beute zu verwerten. Alfonzo sah sie kommen, einen nach dem anderen, und wußte nun, in welch ein Lokal er geraten sei. Es wollte ihm in dieser Gesellschaft etwas ängstlich werden, und darum brach er bald auf, mußte aber dem Wirt versprechen, das Geheimnis seines Lokals nicht zu verraten.

      Als er fort war, wandte sich der Schmied an sein Mädchen:

      »Dummkopf,

Скачать книгу