Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer

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Das Naturforscherschiff - Sophie  Worishoffer

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Nester habe ich entdeckt!« antwortete Holm. »Es wohnen hier herum ganze Scharen von Nashornvögeln, in jedem hohlen Baum wenigstens ein Pärchen.«

      Man wanderte wieder bis unter die uralten Stämme zurück, und bald sah auch schon aus einem ganz kleinen, kaum handgroßen Loche der schöne, stolze Kopf eines Pfefferfressers hervor, während ein anderes großes und schöngezeichnetes Exemplar derselben Art dicht daneben saß, gleichsam Wache haltend und die Ankömmlinge mit seitwärts geneigtem Kopfe musternd, offenbar das Männchen der gefiederten Hausfrau, welche treulich im Nest ihre Eier behütete.

      »Aber,« rief Hans, »wie ist nur der stattliche Vogel dort hineingekommen? Jetzt kann ja kaum mehr der Kopf hindurch!«

      »Das möchte ich auch wissen, mein Herr Naturforscher!« fügte Doktor Bolten hinzu.

      »So will ich das Rätsel einfach genug erklären!« lächelte Holm, indes Franz bereits den Baumstamm zu erklettern begann, »Wenn das Nest im Innern der geschützten Höhlung erbaut ist, und alles für den Empfang der Jungen vorbereitet, dann vermauert der Herr Papa höchsteigenschnäbelig und sonder Rücksicht den Zugang, so daß Mama nicht mehr heraus kann, sondern wohl oder übel brüten muß, bis die Jungen im Nest zirpen. Freilich soll er bei dieser Gelegenheit auch beweisen, daß ein guter Hausvater es versteht, die Seinen zu ernähren, und ist daher von früh bis spät tätig, um Pfefferkörner aufzusuchen, so daß verschiedene Naturforscher behaupten, er werde unter dieser doppelten Anstrengung mager wie ein Skelett und sitze zuweilen vor Mattigkeit schwankend auf den Zweigen. Erst wenn das Brütegeschäft vollendet ist, wird die Gefangene wieder in Freiheit gesetzt.«

      »Ein schöner, stolzer Vogel!« meinte der Doktor. »Schade, daß wir ihn nicht schießen können. Dieser scheint noch keineswegs ermattet.«

      »Ich will ihn fangen,« erklärte Franz. »Auf ein paar Schnabelhiebe kommt mir‘s weiter nicht an.«

      Er hatte auch wirklich den Baumstamm bis zum Nest sehr bald erklettert, da aber erhob sich der Vogel und flog fort; es blieb also nur das eingesperrte Weibchen mit den Eiern. »Soll ich das Nest erobern?« fragte lachend der junge Wagehals.

      »Greife hinein und sieh nach, ob Eier oder Junge darin sind,« antwortete Holm. »Ist ersteres der Fall, so gib mir ein Ei herunter.«

      Franz begann, auf einem starken Aste stehend, das Gemäuer rings um den Zugang her zu zerbröckeln, aber nicht weiter als notwendig war, um die Hand hindurchzubringen, dann verband er dieselbe mit seinem Taschentuch und griff hinein. »Au!« schallte es den übrigen entgegen, »Au! – Es sind Eier! – Au, du boshafte Kröte! wahrhaftig – da hast du eins, Karl! – wahrhaftig bis aufs Blut gebissen.«

      Er reichte ein Ei dem jungen Naturforscher, der es gegen das scheidende Sonnenlicht hielt und zu seiner Freude noch ganz unbebrütet fand. Es mochte erst gestern oder heute gelegt worden sein. »Kannst du den Vogel ergreifen, Franz?« fragte er. »Das wäre viel wert!«

      »Ich will‘s versuchen!« rief der Knabe, »aber so leicht bekomme ich ihn nicht. Er beißt wie ein Papagei, – Au du! – Au!«

      Holm lachte. »Das kommt mir vor wie jenes Rätsel: Es sieht aus wie eine Katze und miaut und schleicht wie eine Katze. Was ist es? – Ein Kater. So ungefähr ergeht es dir im Augenblick mit dem Verwandten der Papageienfamilie. Erkennst du nicht an Kopf und Schnabel die Art?«

      Franz streckte den Arm aus und brachte das an beiden Flügeln gefangene Tier zum Vorschein. »Ja,« seufzte er, »ich erkenne den Schnabel!«

      Das klang komisch genug, um selbst ihn trotz seiner blutenden Wunden zum Lachen zu zwingen. Unter allgemeiner Heiterkeit wanderten die Eier in des jüngeren Knaben Strohhut, und dann trat unsere kleine Gesellschaft den Heimweg an. Holm trug an den Flügeln den gefangenen Vogel und machte Franz auf verschiedene Pflanzen aufmerksam, die auch eingesammelt wurden. Plötzlich machte Holm vor einem dichten Gebüsch aus dornigem Gestrüpp Halt und sagte: »Wir haben kein Gummi arabikum zum Kleben, jetzt ist die schönste Gelegenheit da, es zu besorgen.«

      »Ich sehe aber keine Apotheke,« entgegnete Franz.

      »Wir beziehen unsern Bedarf direkt, ohne Zwischenhändler. Hier dieses Gesträuch ist der arabische Schotendorn, eine Akazienart, die das Gummi ausschwitzt, wie bei uns die Kirschbäume.« Franz trat näher und fand an den Zweigen der Sträucher zahlreiche verhärtete Gummitropfen, die der Dornen wegen freilich mühsam zu sammeln waren. Es gelang ihm aber, Vorrat genug zu gewinnen. Mit Beute mancherlei Art erreichten sie das Negerdorf.

      Was aber bisher im Walde unbemerkt geblieben, das zeigte sich jetzt: – der verscheuchte Nashornvogel war seinem geraubten Weibchen von Stamm zu Stamm gefolgt. Selbst bis auf die Zweige der einzeln stehenden Bäume inmitten des Örtchens wagte er sich hinan.

      Der Gefangene wurde in einen alten, roh aus Binsen geflochtenen Korb gesteckt, und dieser wohlverschlossen auf den freien Platz gelegt. Sogleich kam das Männchen heran und setzte sich daneben wie früher vor das Nest.

      »Wir fangen ihn ein und haben dann ein Pärchen für den zoologischen Garten!« rief Franz. »An Bord kann man schon eine Falle herrichten.«

      Der Abschied wurde nun schnell bewerkstelligt, noch ein paar zerquetschte Blätter auf die verwundeten Finger gelegt, und die Gewehre wieder umgehängt, dann ging es fort, dem Dampfer zu. Die Sonne war fast ganz verschwunden, ein schrilles Pfeifen vom Bord der »Hansa« rief die Jäger zurück, und so ruderte man möglichst schnell der Ausmündung des Seitenarmes entgegen, immer gefolgt von dem beharrlich nebenher fliegenden Pfefferfresser.

      Vom Schiff aus erhielten die begleitenden Neger reichliche Geschenke, um welche sie sich sofort rauften und schlugen, dann wurde das Boot eingeholt und der Dampfer dem Waldrand so nahe als möglich gebracht. Auf den letzten Zweigen saß flügelschlagend der beraubte Vogel, er beugte den Hals weit vor und ging ängstlich auf und ab, aber das Schiff zu berühren wagte er offenbar nicht.

      »Lassen Sie das Weibchen fliegen!« rief der Kapitän. » Diese Tiere pflegen eins ohne das andere nicht leben zu können.«

      »So müssen wir es ausstopfen,« versetzte Holm. »Diese Reise ist eben eine wissenschaftliche, und am Ende dürfte auch der Hornvogel nicht besser sein als alle übrigen Geschöpfe, die wir eines vernünftigen Zweckes wegen fangen und töten.«

      Dennoch aber ging es auch ihm durchs Herz, als jetzt der Vogel in weitem Kreis das Schiff umflog und dabei einen wahrhaft erschütternden Schrei ausstieß, den das gefangene Weibchen erwiderte. Noch einmal – zweimal schoß er durch den aufsteigenden Rauch dahin, dann kehrte er schweren Flügelschlages zum Lande zurück und blieb auf dem nächsten Baume sitzen.

      »Schade! Schade!« brach es über aller Lippen, »er folgt uns nicht.«

      Daran ließ sich indes jetzt nichts mehr ändern, und der Dampfer verfolgte seine Bahn, bis er die heimkehrenden Jäger an Bord der »Hammonia« abgesetzt hatte. Man versuchte nun, den in einen leeren Hühnerkorb gebrachten Nashornvogel zu füttern, aber das Tier nahm keinerlei Speise, sondern saß geduckt und ängstlich da, so daß auch Holm sein Fortleben bezweifelte. Die Eier wurden des Dotters durch Hineinpusten beraubt und eine Sammlung dieser Art Naturalien besonders angelegt, auch die beiden gefangenen Affen sorgfältig verpflegt und nach dem betäubten Rochen gesehen. Der war zu seinen Vätern versammelt, wie der Koch sagte, die Affen dagegen sehr wohlbehalten und sogar schon etwas vertraulicher als im Anfang.

      In den nächstfolgenden Tagen schrieb man Briefe nach Hause, die erste Sendung an Reiseberichten und Jagdbeute wurde dem Postdampfer übergeben, und eines schönen Morgens lichtete das Naturforscherschiff die Anker, um an der Küste den Weg bis nach Sierra Leone zu verfolgen. Dort sollte ein Segelschiff von der Firma Gottfried das Palmöl in Empfang

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