Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer

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Das Naturforscherschiff - Sophie  Worishoffer

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und reiche Erinnerung, namentlich den Anblick einer Wasserhose, die bei starkem Gewitter dicht neben dem Schiff stand und einen unvergleichlichen Anblick gewährte. Eine schwarze Wolke, spitz zulaufend, senkte sich tiefer und tiefer auf das Wasser, dieses selbst schien sich genau unter derselben immer mehr zu heben, kräuselte weißschäumend und griff endlich ganz urplötzlich wie mit Fangarmen hinauf. Eine hohe, gedrehte Wassersäule stand auf der Meeresfläche und begann dann unheimlich schnell zu wandern. Das gleiche Ereignis wiederholte sich noch zweimal, dreimal in nächster Nähe, so daß gleichsam die dichte, schwarze Wolke eine Brücke bildete, deren Riesenpfeiler wie Diamanten erglänzten. Hohe, gewölbte Bogen trennten die einzelnen Säulen, dazwischen schäumten schwarze, tosende Wellen, und glitten in ununterbrochener Reihenfolge die blendenden Blitze über das Ganze hinweg. Es war wie im Feenpalast des Märchens, wenn so ein grüngoldener, von Purpur und Violett angehauchter Schein die weißen Schaumkronen überflutete, wenn sich plötzliche Helle auf das tiefe Schwarz legte und es dann in um so dichterer Finsternis zurückließ.

      Nach einer Viertelstunde begannen die Pfeiler zu schwanken, sich schief zu stellen und endlich den Halt zu verlieren. Ein Rauschen und Klatschen, das den Donner übertönte, begleitete den Sturz, und das ganze schöne Schauspiel endete mit einem Platzregen.

      Am dritten Tage nach der Abreise war der Nashornvogel tot. Holm nahm ein scharfes Messer und machte an der Bauchseite des Vogels einen Einschnitt, der jedoch nur die Haut auftrennte. Dann begann er vorsichtig die Haut des Vogels abzuziehen, und nach einer kleinen Viertelstunde hatte er den Balg von dem Körper getrennt. An dem Kopfende saß der große ungestalte Schnabel und an den Beinen waren die Füße geblieben. Damit der Balg so unverletzt als möglich erhalten wurde, ließ Holm sich bei dieser Operation genügende Zeit, denn die mit Federn besetzte Haut der Vögel ist ziemlich zart und zerreißt bei ungeduldigem Ziehen gar leicht.

      »Nun werden wir den Balg ausstopfen,« meinte Franz.

      »Das hat Zeit, bis wir wieder in Hamburg sind,« entgegnete Holm. »Gesetzt den Fall, wir würden diesen Nashornvogel auf das schönste ausstopfen, wer verbürgt uns, daß er unversehrt ankommt? Außerdem erfordert das Ausstopfen viele Zeit, die wir hier besser anzuwenden haben, als daß wir sie an eine Arbeit verschwenden, die in der Heimat besser und bequemer besorgt wird als hier. Alles was wir tun können ist, den Vogelbalg zu trocknen und wie die übrigen Naturalien vor dem Appetit der Herren Insekten schützen.«

      Holm holte bei diesen Worten ein Gefäß aus der Reiseapotheke, das eine salbenartige Masse enthielt, mit welcher er die innere Seite des Vogelbalgs bestrich. »Ist diese Salbe auch ein Gift gegen die Insekten?« fragte Hans.

      »Eins der stärksten Gifte, das wir kennen,« antwortete Holm. »Diese Masse besteht aus einer Mischung von Arsenik und grüner Seife. Die Seife verhindert mit ihren schmierigen Eigenschaften das Umherstäuben des weißen, pulverigen Arseniks und verhütet, daß der Präparator den Giftstaub einatmet. Gleichzeitig ist etwas Alaun zugesetzt, der die Eigenschaft hat, die Haut des Tieres in eine Art Leder zu verwandeln, wodurch bewirkt wird, daß die Federn festsitzen und nicht ausfallen.« Als der Vogelbalg mit der sogenannten Arsenikseife gehörig eingerieben war, wurde er an einer Raa zum Trocknen in der Luft aufgehängt. Franz kletterte die Strickleiter hinauf, welche zum Maste führte, und war in wenigen Augenblicken auf der Raa, als wäre er ein echter Schiffsjunge. Als er die Haut des Vogels dort mit einem starken Bindfaden befestigt hatte, rief er laut Hurra und kam wieder herunter.

      Befragt, warum er einen lauten Freudenruf ausgestoßen habe, antwortete er lachend: »Ich glaubte, wir hätten nun Ferien, denn der Vogel ist das letzte Stück von unserer Beute, das zu präparieren war.«

      »Ein wirklicher Forscher kennt keine Ferien,« sagte Holm. »Außerdem irrst du dich, wenn du meinst, es gebräche uns an Material zur Beobachtung. Jetzt, da wir auf dem Schiffe gewissermaßen Ruhe haben und nicht auf dem Kriegspfade mit Menschen und Tieren wandeln, haben wir hinreichende Muße, uns mit dem Leben der Kleinwelt zu beschäftigen, die uns das Mikroskop erschließt. Kommt laßt uns in die Kajütte gehen, es sind alle Apparate da, deren wir bedürfen.«

      Sie gingen in die Kajütte hinab. Hier nahm Holm aus einem wohlverwahrten Kasten ein herrliches Mikroskop, das er derart auf den Tisch stellte, daß das Licht, welches durch das Kajüttenfenster fiel, von dem Spiegel des Mikroskopes aufgefangen werden konnte.

      Er ließ die Knaben durch das obere Glas, das sogenannte Okular, hindurchsehen, und sie nahmen eine runde, hellerleuchtete Fläche, das Sehfeld des Mikroskopes wahr. Holm zeigte den Knaben nun, wie je nach der Stellung des Spiegels das Sehfeld heller oder matter beleuchtet erschien, und übte ihr Auge und ihre Hand dadurch, daß er ihnen die Aufgabe stellte, diejenige Stellung des Spiegels ausfindig zu machen, bei der das Sehfeld den hellsten Anblick gewährte. Hierauf nahm er eine kleine, längliche Glasplatte, auf die er mittels eines zu einer Spitze ausgezogenen Glasrohres einen Tropfen Wasser brachte. Diese Platte bezeichnete er als den Objektträger, weil auf derselben die zu untersuchenden Gegenstände – die Objekte – ausgebreitet werden. »Sind Tiere in diesem Wassertropfen, die wir beobachten können?« fragte Hans.

      »Nein,« erwiderte Holm. »Das Wasser, welches ich hier habe, ist durchaus frei von allen Verunreinigungen. Wir werden jetzt eine winzig kleine Menge jenes gelbgrünen Schlammes in das Wasser bringen, die ihr mich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten an den Ufern der Flüsse, der Wassertümpel und Sümpfe entnehmen saht, die wir passierten.« Bei diesen Worten entfaltete er eine Anzahl von Papierpaketen, in denen sich ein dunkelfarbiger Staub befand. Dieser Staub war der angetrocknete Schlamm, den Holm auf seine eigene Hand gesammelt hatte. Mittels einer Stricknadel, die an einem Ende platt geschmiedet war, so daß sie einem kleinen Spaten mit langem Stiel glich, mischte Holm von dem Staub in den Wassertropfen und bedeckte diesen dann mit einem Glase, das so groß war wie eine Briefmarke und nicht dicker als festes Schreibpapier. Dies Glas nannte er das Deckgläschen. Dieses sogenannte Präparat legte er auf den Tisch des Mikroskopes und blickte durch das Okular, indem er mit der Schraube scharf einstellte, dann ließ er Franz hinein sehen.

      Franz brach in einen lauten Freudenruf aus, nachdem er eine Zeitlang in das Mikroskop geblickt hatte, und das, was er sah, war auch wohl geeignet, ihn zu entzücken.

      Das Sehfeld des Mikroskopes war mit Hunderten von ganz merkwürdigen Gebilden wie übersät. Einige derselben glichen kleinen Schiffchen, andere Tellerchen, die auf das reizendste mit Punkten und regelmäßigen Linien verziert waren. »Ist das der Staub?« fragte Franz.

      »Derselbe Staub, der dem unbewaffneten Auge harmlos erscheint,« entgegnete Holm, »stellt sich unter dem Mikroskope bei starker Vergrößerung in einem Reichtum der Formen dar, wie er größer kaum gedacht werden kann. Diese kleinen Geschöpfe sind halb Tier halb Pflanze, sie bewegen sich willkürlich schwimmend im Wasser und enthalten doch den grünen Farbstoff, der den Pflanzen eigen ist. Sie bestehen aus zwei zierlichen Schalen, die genau aufeinander passen, und wenn sie sich vermehren, so teilen sie sich in zwei Hälften, von denen jede ein neues Wesen derselben Art bildet. Aus diesem Grunde hat man sie Spaltalgen oder auch Diatomeen genannt, nach einem griechischen Beiworte, das auf deutsch »zerteilt« bedeutet. Über zweitausend Arten dieser Diatomeen sind schon ermittelt, aber es sollte mich nicht überraschen, wenn wir neben den bekannten Arten einige noch nicht benannte und beschriebene fänden.«

      Die Proben wurden eine nach der anderen sorgfältig durchgemustert, und nicht lange währte es, als Holm eine der seltensten Arten entdeckte. Es war eine runde Scheibe mit verziertem Rande, in deren Mitte sich eine Figur erkennen ließ, die einem Kirchenfenster glich. »Das ist der Campylodiscus ecclesianus,« erklärte Holm, »eine ihm sehr nahestehende Diatomee besitzt an derselben Stelle vier Fensterchen und wird deshalb Camplyodiscus fenestratus genannt, wir wollen genau nachsehen, ob wir sie finden können.«

      Nun hieß es sorgfältig beobachten, und erst nach einer halben Stunde gelang es, ein Exemplar derselben zu bemerken. »Hier ist ein fenestratus,« rief Hans, der gerade an der Reihe war. Holm bestätigte die Wahrnehmung und bemerkte mit dem Bleistift auf dem Papier,

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