Onnen Visser. Sophie Worishoffer

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Onnen Visser - Sophie  Worishoffer

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style="font-size:15px;">      Ein Kampf, ein Ringen auf Tod und Leben. Jede Woge stieg höher, kam mit stärkerer, vollerer Wucht, jede erschwerte das Gehen auf dem durchweichten Grunde. Wo sich das Salzwasser mit dem vom Regen in den Kleidern der Schmuggler zurückgebliebenen mischte, da schien sekundenlang ein Kochen und Brodeln zu entstehen; Funken fielen herab, es glühte und leuchtete, bis langsam der Schimmer wich und neue Dunkelheit alles umhüllte.

      Jetzt gingen die Wogen bis an den Bootsrand. Noch einen einzigen Zoll höher und das sonderbare Fahrzeug, halb Schiff, halb Karren, mußte versinken.

      »Da ist der Deich! – Zwanzig Schritte weiter hinaus! – Haltet stand, Leute, haltet noch einige Minuten stand!«

      »Pst! – da oben können Posten stehen!«

      Die letzte Welle kam, hoch und donnernd schlug sie heran. Einer der Schmuggler stürzte, die übrigen rissen ihn mit vereinten Kräften empor – es war ein Augenblick, in dem alle glaubten, daß nun das Ende, das furchtbare, nahe sei.

      »Onnen, wo bist du?«

      »Hier, Vater!«

      Mit einer Hand hielt der Kapitän die Kiste auf seiner Schulter, mit der anderen den Knaben. Wortlos kämpften in den wenigen Augenblicken zwischen Welle und Welle die abgehärteten seegewohnten Fischer, um den rettenden Strand zu erreichen.

      Heye Wessel, der Riese, hatte festen Grund gefunden. Er warf seine Last von sich und faßte Posto, breitspurig, unerschütterlich wie der Koloß von Rhodos.

      »Gib mir die Hand, Junge!«

      Onnen kam als der zweite an das rettende Ufer, dann folgten mit dem Boote die übrigen. Ihnen nach, donnernd und brausend, stürzten die Wogen.

      Stumm, keuchend, mit dem Schweiß der furchtbarsten übermenschlichsten Anstrengung auf den glühenden Stirnen standen die Schmuggler beieinander. Wie eine Riesenflamme glühte weithin das Meer, wie Millionen Diamanten sprühte es aus jeder Woge. Durch dies brandende, ungestüm schwellende Element, durch das wilde, tobende Wasser waren sie stundenweit gewandert, hatten sie die kostbare Ware unbeschadet hinübergebracht auf das feste schützende Land.

      »Wißt ihr, wie mir ist?« raunte Heye Wessel. »Ich möchte Hurra schreien, daß alles Donnern und Brüllen der See sich ängstlich dagegen verkröche.«

      »Um des guten Gottes willen nicht! Sollen dich die Parlewus hören?«

      »Ich tu‘s ja nicht, Kamerad, aber – man möchte eben seinem Herrgott danken und das kann ich immer am besten, wenn ich einmal ganz gewaltig schreien darf!«

      Uve Mensinga versuchte umsonst, mit dem völlig durchnäßten Taschentuch seine Stirn zu trocknen. »Wie sich der Witt da oben in den Dünen ärgern mag«, sagte er grimmig lachend. »Sitzt und lauert immerfort – aber es kommt niemand!«

      »Still doch! Still doch! Bedenkt, wenn uns ein Franzose hören würde!«

      Sie standen auf dem breiten, langsam ansteigenden Fahrdamm, der von der mehr benutzten Bootstreppe einige fünfzig Schritte weit entfernt war. Hier erwartete man auf keinen Fall Gäste, es ließ sich daher hoffen, daß der Übergang ohne Hindernis möglich sei – wenigstens mußte die Sache erst einmal versucht werden.

      Lars Meinders als der schmächtigste und gewandteste von allen kroch in einiger Entfernung vorsichtig bis zur vollen Höhe des Deiches hinauf, dann sah er spähend umher; im nächsten Augenblick gab seine Hand den unten Wartenden ein Zeichen.

      »Still!« hieß es. »Feinde in der Nähe!«

      Sie horchten mit aussetzendem Herzschlag.

      »Macht das Boot leer!« raunte der Kapitän. »Wir müssen im Notfall die Kisten einzeln tragen.«

      Sie legten sämtlich Hand ans Werk, dann wurden in aller Stille die Räder abgeschraubt, aus dem untersten Grunde die Riemen hervorgesucht und das Boot zu Wasser gebracht, wo es zwei Männer an Seilen festhielten.

      Lars Meinders glitt geräuschlos vom Deiche wieder herab. »Seht dorthin«, flüsterte er, auf das Meer hinaus deutend, »da naht unsere Rettung.«

      Aller Köpfe wandten sich der bezeichneten Richtung entgegen. Ein weißes Segel schimmerte nahe am Strande; es war eine Schaluppe, die der Landungstreppe zusteuerte.

      »Die ›Taube‹!« rief leise der Kapitän. »Sie kann uns nur ohne die Kisten aufnehmen! Das ist nichts, Meinders.«

      Der Wattführer schüttelte den Kopf. »So meine ich‘s ja nicht, Mann. Onnen, mein guter Junge, gib doch einmal das Zeichen, daß sie da, wo sie jetzt sind, kreuzen und sich nicht aus Sicht entfernen, aber auch nicht näher herankommen sollen.«

      Der Sohn des Kapitäns richtete sich höher auf. Dreimal erscholl das ärgerlich klingende Geschrei des Kampfhahnes, täuschend nachgeahmt, so daß es keinerlei Verdacht erregen konnte. Die Männer sahen gespannten Blickes hinüber – an Deck der »Taube« erschien und verschwand gedankenschnell ein blaues Licht, dann war alles dunkel.

      »So ist‘s gut«, nickte Lars Meinders. »Nun gebt mir das Boot, Kameraden, und wenn ihr einen gellenden durchdringenden Pfiff hört, so bringt die Kisten in das Dorf. Laßt mich nur machen!«

      »Willst du uns nicht wenigstens einige Erklärungen geben, Lars?«

      Der Wattführer stieg in das Boot. »Wäre zu weitläufig«, sagte er. »Ihr habt eure Verhaltungsmaßregeln.«

      Und geräuschlos die Riemen in das Wasser tauchend, fuhr er der Bootstreppe zu. Unruhig spähend und horchend blieb das kleine Häuflein der Schmuggler in völliger Ratlosigkeit zurück.

      »Vater«, flüsterte Onnen wie aus gepreßter übervoller Brust, »Vater, ein ehrlich Gewerbe wäre mir doch lieber!«

      Der Kapitän nickte. »Mir auch, Kind, aber die Franzosen haben uns alle Wege verlegt, haben unser Land ausgeplündert und uns an den Bettelstab gebracht. Wenn wir in Deutschland nichts mehr zu beißen und zu brechen haben, dann müssen wir dem Himmel danken, daß das reiche Frankreich uns seine Arme öffnet, dahin soll‘s kommen, wenigstens träumt‘s der freche Korse so.«

      Onnens Augen blitzten. »Daß wir Franzosen würden; ganz und für immer, Vater? Daß es gar kein Deutschland mehr gäbe!«

      »Ja! Ja!«

      »Nie!« rief der Knabe. »Gott kann das Abscheuliche nicht geschehen lassen!«

      »Wir wollen‘s hoffen; einstweilen müssen wir schmuggeln, wenn unsere Kranken und unsere Säuglinge noch ein Stückchen Zucker behalten sollen, die alten Frauen ihren Kaffee und Tee.«

      Während dieser Unterhaltung war Lars Meinders bis zur Bootstreppe gerudert, hatte das Fahrzeug lose an einem Pfeiler befestigt und stieg nun die Treppe hinan, aber dermaßen ungeschickt, daß ihn der Wachtposten sogleich bemerkte.

      »Qui vive?« rief er aufhorchend in das Dunkel hinein.

      Lars Meinders erkünstelte einen halbunterdrückten Schreckensschrei, er polterte die Stufen hinab und plumpste in das Boot, als wolle er schleunigst flüchten.

      Der Franzose, beutegierig wie alle diese angeworbenen, durchweg moralisch verkommenen Zollbeamten – der Franzose lief sogleich in die offene Falle des schlauen Wattführers hinein.

      »Hierher!« schrie er. »Hierher! Hilfe!«

      Eine

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