Alarm. Alfred Schirokauer

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Alarm - Alfred Schirokauer

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nicht mit Bouterweg so gut wie mit irgendeinem anderen? Daran war im Grunde nichts Seltsames. Oder doch? Und gerade auf Angelitas erster Gesellschaft mußte er sie treffen.

      Sie hatte sich so auf ihn gefreut! Was würde sie denken, wenn sie erfuhr, daß ihm in ihrem Hause schlecht geworden sei? Töricht hatte er sich gehen lassen. Es kam aber zu plötzlich. Und dann – er mußte fort aus diesem Hause. Durfte dieser Frau nicht vor die Augen treten. Sie hätte ihn erkannt. Sie sicher.

      Daß sie ausgerechnet Jan Bouterweg heiraten mußte, seinen Millionenkunden, und mit ihm nach London kommen. Irrsinniger Zufall des Lebens!

      Seine Gedanken irrten im Kreise.

      Ohne Staunen, ohne es bewußt zu bemerken, kam Rutland vor sein Haus und ging hinein. In der Halle erschien Wisdom, der Butler, und nahm dem Herrn den Pelz ab. Sein Gesicht war so verdutzt, daß es Rutland auffiel.

      »Ach so!« sagte er. »Ja, ich fühlte mich nicht ganz wohl. Sagen Sie dem Chauffeur, daß er mich nun nicht abzuholen braucht«, fügte er töricht hinzu, nur, um etwas zu sagen und ging im Frack, wie er war, in die Bibliothek.

      Wisdom zögerte vor der Tür, zuckte dann ergeben die Schultern und stieg hinab zur Küche, den anderen zu berichten, daß der Herr schon von der Gesellschaft heimgekehrt sei. —

      »Aber wenn er krank ist, müssen wir uns doch um ihn kümmern!« bedachte Jane, die Köchin, erregt.

      »Ich werde hinaufgehen und ihn fragen, ob er etwas braucht«, schlug Amy, das Hausmädchen, hilfsbereit vor und sprang auf. Eine herrliche Gelegenheit, sich dem Herrn bemerkbar zu machen! Doch Wisdom winkte sie hoheitsvoll auf ihren Küchenstuhl nieder.

      »Sie werden nichts dergleichen tun, Miß Amy!« gebot er gemessen. »Wenn einer mit dem Herrn spricht, bin ich derjenige. Aber ich werde mich hüten. Der Herr sah düsterer aus, als ich ihn je gesehen habe.«

      »Düsterer?!« staunte die Köchin. »Wo er diese letzten Tage, seit die geheimnisvolle Dame abends bei ihm war, so lustig und fröhlich war. Sogar gepfiffen hat er in seinen Zimmern!«

      Der Chauffeur nickte gewohnheitsmäßig pflichtbewußt dem Sparkassenbuche seiner Erkorenen Zustimmung.

      »Düsterer!« erhärtete Wisdom. Dann kniff er abschließend die schmalen Lippen ein. Er hatte schon fast mehr gesprochen, als sich mit seiner Würde vertrug.

      Alle schwiegen und horchten gespannt zur Decke hinauf. Die Bibliothek lag über der Küche. Dort oben hörten sie, wie so oft, den Schritt des Herrn, der den Raum durchmaß, von einer Seite zur anderen, ruhelos, »wie ein böses Gewissen«, hatte die Köchin es einmal zur allgemeinen Empörung und unter scharfem Verweise Wisdoms genannt.

      »Wenn dahinter man bloß nicht diese geheimnisvolle Dame steckt«, bedachte endlich eifersüchtig Amy. Und damit war wieder, wie allabendlich seit diesem ungewöhnlichen mysteriösen Besuche, das ergiebige Thema der ruhevollen Unterhaltung des Personals im Gange.

      Oben in seinem Zimmer erwog Rutland kühl und überlegen die neue Lage. Er hatte sich nun wieder fest in der Hand. Tief in ihm wucherte nur noch eine Erbitterung auf sich über seinen Mangel an Geistesgegenwart und Haltung dem Streiche des Schicksals gegenüber. Doch das war nun vorbei und einmal geschehen.

      Vielleicht war diese Überrumpelung seiner Lebensgeister diesmal sogar das Beste für ihn gewesen. Seine Schwäche hatte ihm den willkommenen Anlaß geboten, dieser Frau auszuweichen. Was wäre geschehen, wenn er sie nicht zufällig in der Diele erblickt hätte?! Wenn er ihr erst oben im Saale plötzlich unvorbereitet gegenübergestanden hätte! Welch ein Glück in diesem Unglück, daß sein guter Stern ihn noch rechtzeitig gewarnt hatte. Doch nicht unfruchtbar darüber grübeln!

      Er zwang seine entrinnenden Gedanken zum Übersinnen der jetzt gebotenen Schritte.

      Morgen um zehn Uhr kam Bouterweg zu ihm ins Büro, die notariellen Verträge über den Schiffskauf zu unterzeichnen. Dann war das Geschäft endgültig abgeschlossen, der Zweck der Europareise des mächtigsten amerikanischen Reeders erfüllt. Er würde wohl bald mit seiner Gattin England verlassen.

      Bis dahin mußte er jeder Möglichkeit einer Begegnung mit ihr ausweichen. Verreisen! Ja, auf seinen Landsitz in Northampton fliehen. Dort war er sicher. Ja, sofort nach der Unterzeichnung der Verträge nach Lowick Manor reisen. Dann war das Unheil beschworen.

      Beruhigt, im Gefühle der Geborgenheit und Abwendung der Gefahr, schritt er auf und nieder. Aber plötzlich stand mit einer greifbaren Deutlichkeit, wie kaum je zuvor, das bleiche Gesicht des getöteten Jerram in einer dunklen Ecke des weiten Raumes.

      Lautlos öffnete Rutland den Mund. Unterdrückte mühsam den Schrei des Entsetzens, der sich seiner Kehle entrang. Blickte sich wirr im Zimmer um. Auch dort war das weiße Gesicht, mit der entsetzten, in Todesfurcht verzerrten Entstellung, die es trug, als er auf ihn abgedrückt hatte. Auch dort – dort —

      Rutland preßte die Lider über die Augen und ballte in starrer törichter Angst die Hände in den Taschen der Frackhose.

      Blödsinn! Wahn! Haltung! Er schritt zur Tür und drehte den großen Lüster an. Das Zimmer erstrahlte in hellem grellem Lichte. Der alberne Spuk in den Winkeln war gewichen.

      Schwer atmend, immer mit dem lästigen Druck im Rücken, als ob hinter ihm jemand schleiche, nahm Rutland die Wanderung wieder auf. Blickte sich ab und zu vorsichtig forschend um und hätte sich vor Wut über seinen überreizten Angstzustand ohrfeigen mögen.

      Die Toten ruhen, das wußte er doch. Erbärmliche Feigheit und gefühlsduselige Schwäche!

      Doch plötzlich, aus der Zerrüttung seiner Nerven geboren, flüsterte in ihm eine warnende Stimme. Es schien ihm mit einem Male unvorsichtig, morgen Bouterweg noch zu treffen. Wußte selbst nicht, weshalb. Konnte sich keine logische vernünftige Erklärung für dieses schwimmende Bedenken geben. Hatte einfach Angst und Besorgnis.

      Er blickte sich mit hastenden Augen im Zimmer um. Nun ja, er konnte ja ganz zeitig verreisen. Eine Notiz ins Büro schicken. Oder noch besser, vorgeben, daß er krank sei. Nach dem Anfall heute abend würde jeder ihm glauben.

      Aber, was gewann er damit? Nur er kannte alle Einzelheiten dieses Riesengeschäftes. Er allein hatte alle Verhandlungen geführt. Kein anderer würde die Verantwortung übernehmen und diese Verträge für ihn unterzeichnen. Er gab den Leuten nur unnötig zu denken. Weiter nichts. Erregte Aufsehen, Aufmerksamkeit. Nein, es war ja lächerlich! Was —

      Da schrillte das Telephon auf seinem Schreibtische. Er machte einen nervösen Sprung vorwärts, so aufgepeitscht war sein Gemüt.

      Zögernd, verzagt nahm er den Hörer auf.

      Es war Angelita.

      »John«, flüsterte sie fassungslos, »ich bin in Todesangst um dich!«

      »Aber nein, Liebste. Es geht mir schon wieder sehr gut. Eine kleine Attacke meiner alten Malaria.«

      »Bist du im Bett?«

      »Noch nicht. Ich lege mich aber sofort.«

      »Laß dir einen Arzt kommen. Ich flehe dich an. Ich vergehe vor Angst um dich.«

      »Aber Kind!«

      »Soll ich zu dir kommen?!«

      »Nein, nein! Um alles nicht! Du kannst doch von deiner Gesellschaft nicht fortlaufen!«

      »Ich kann alles. Für dich

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