Die Falkner vom Falkenhof. Zweiter Band.. von Adlersfeld-Ballestrem Eufemia

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Die Falkner vom Falkenhof. Zweiter Band. - von Adlersfeld-Ballestrem Eufemia

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Schatz fand ich zwar nicht darin, wohl aber die Prophezeiung, deren Doktor Ruß vorhin erwähnte!«

      Ein plötzliches, wunderbares Naturereignis hätte den kleinen Kreis nicht in stupenderes Staunen, in größere Aufregung versetzen können, als die einfachen, ruhig gesprochenen Worte Dolores Falkners es thaten. Namentlich der Erbprinz war ganz Feuer und Flamme geworden und wollte von der Erzählerin alle Details des Traumes wissen, was sie während desselben gefühlt, was nachher empfunden.

      »O, wenn ich die Wahrheit bekennen soll, so muß ich eingestehen, daß ich heut' noch darauf schwören möchte, alles im wachenden Zustande erlebt, nicht geträumt zu haben,« erwiderte Dolores. »Doch das ist ja natürlich Unsinn – es war ein Traum, das beweist die Unfähigkeit, mich zu regen, welche ich während desselben empfand.«

      »Hypnotismus!« rief der Erbprinz triumphierend. »Gnädiges Fräulein, Sie ahnen nicht, welchen Wert Ihr Zeugnis für meine Studien hat!« –

      »Ach liebes, liebes Fräulein Dolores, bitte, geben Sie uns doch diese Prophezeiung zum besten,« schmeichelte Prinzeß Lolo und gespannt blickte Doktor Ruß nach der Angeredeten hinüber. Sie aber schüttelte nur mit dem Kopfe.

      »Es steht nichts darin von Gift und Dolch, Mord und Totschlag – ist also gar nicht pikant,« sagte sie.

      »Ja, aber irgend etwas muß doch darin stehen, wenn es eine Prophezeiung ist,« beharrte die Prinzeß auf ihrem Wunsche. »Ich meine, irgend etwas Interessantes für die Familie.«

      »Es scheint so,« erwiderte Dolores kühl. »Durchlaucht werden mich aber trotzdem entschuldigen, wenn ich es als gegenwärtige Lehnsherrin ablehnen muß, ein Dokument zu zeigen, das ich als ›sekret‹ betrachte.«

      »Wenn dies mit Grund geschieht, so kann ich Ihnen nur zustimmen, Cousine,« sagte Falkner fest.

      »Nun hetzen Sie auch noch,« schmollte die Prinzeß, der wohl noch selten eine Bitte versagt worden war, doch Prinzeß Alexandra sagte verweisend:

      »Unsere liebenswürdige Wirtin ist im Recht, Lolo, und wir haben keines, aus bloßer Neugier oder zum Spaß Familienangelegenheiten zu durchstöbern!«

      »Meinetwegen kann die ganze, dumme Prophezeiung auch eingepökelt werden,« sagte die junge, fürstliche Dame schmollend mit dem ganzen Trotz eines ungezogenen Backfisches, der für gleichgültig erklärt, was ihm verboten worden ist, und als Prinzeß Alexandra ein leis ermahnendes »Aber Lolo« hören ließ, spannte der kleine reizende Übermut die niedlichen Hände mit den rosigen Fingern Tandem vor ihr Näschen als Antwort, d. h. sie machte der entthronten Autorität ihrer Schwester eine ganz unfürstliche, schusterjungenmäßige »lange Nase.«

      Als sie diese Heldenthat vollbracht, sprang der stets bizarre Sprünge machende Geist Prinzeß Lolos sofort auf eine andere Idee über.

      »Famos, solch' ein Familiengespenst,« rief sie und betrachtete das Bild der bösen Freifrau. »Wir haben ja natürlich auch unsere graue Dame, aber ich hab' sie leider noch nicht gesehen, auch nicht von ihr geträumt, wie Sie! Sie geht immer die Korridore im Schlosse lang bis in die Kapelle und steigt dann zur Ahnengruft hinab. Apropos, Baroneß, haben Sie auch eine Ahnengruft? Und ist die Freifrau Dolorosa dort beigesetzt?«

      »Ich habe wirklich noch nicht danach gefragt,« sagte Dolores.

      »Da kann ich Auskunft geben,« warf Doktor Ruß ein. »Der Sarg der Freifrau Dolorosa steht in dem verschlossenen Raum der Gruftkapelle zwischen den Särgen der beiden Brüder Falkner, welche ihre Gatten gewesen sind.«

      »In der sogenannten Bleikammer,« ergänzte Falkner.

      »Ach, gehen wir doch hinein – bei Fackellicht! Es ist schon ganz finster,« rief Prinzeß Lolo aufspringend.

      »Unsinn, Lolo,« sagte der Erbprinz.

      »Na, ich dächte, das wäre doch ein unschuldiges Vergnügen,« erwiderte sie empört.

      »Unschuldig – ja! Vergnügen – nein!«

      »Das ist Geschmacksache,« entgegnete das blonde Prinzeßchen weise. »Mir zum Beispiel macht es ein wonnevoll grausiges Vergnügen, nachts in eine Ahnengruft zu steigen, um den Sarg einer spukenden Ahnfrau zu sehen. Und die Baronin Dolores wohnt sogar in ihren Zimmern und schläft in ihrem Bett. Aber ihr gönnt mir nichts. Nicht wahr, Baronin, ich darf in die Ahnengruft?!«

      »Natürlich,« lächelte Dolores ergötzt.

      »Ach, da kommen wir gleich,« rief Prinzeß Lolo und sprang auf.

      »Heut' noch, Durchlaucht? Ein andermal –« –

      »Nein, nein, gleich!« beharrte die Prinzeß. »Sascha würde zu Haus bloß predigen und mir haarklein beweisen, daß einer Prinzeß von Nordland nicht Extrawürste, wie andere Sterbliche sie speisen, gebraten werden dürfen. Das kenne ich schon!«

      »Nun denn, vorwärts, wenn Seine Hoheit nichts dagegen hat,« sagte Dolores resigniert und amüsiert zugleich, während Prinzeß Alexandra ihrem Bruder zuflüsterte:

      »Wenn ich nur wüßte, wo Eleonore diese Ausdrücke her hat!« –

      Der Herzog hatte natürlich gar nichts dagegen, und nachdem Dolores an Ramo die nötigen Befehle gegeben hatte, brach man auf zu der alten Gruftkapelle, welche, in einem fernen Parkwinkel gelegen, unter hohen, uralten Eichen ein engbegrenztes, aber sehr stimmungsvolles Bild gab. In einem früheren Stil als der Falkenhof erbaut, hatte die Gruftkapelle schon Geschlechtern zur letzten Ruhestätte gedient, welche dahingegangen und erloschen waren, und durch die Eichenallee, durch welche nun die kleine Tafelrunde der Lehnsherrin Dolores lachend und plaudernd dahinschritt, war manch' ein Falkner hinausgetragen worden zum letzten langen Schlafe.

      Alfred Falkner mußte unwillkürlich an seinen letzten Gang durch diese Eichenallee denken – als er dem Sarge des Onkels folgte, ein entthronter Erbe, ein bloßer Agnat im Gefolge der »Theaterprinzeß«! Auch heut' schritt sie ihm voran, aber an der Seite eines regierenden Herzogs, und er konnte nicht anders, als hinblicken auf sie, auf diese leicht schreitende, schlanke Gestalt, in deren goldnem Haar sich mitunter ein Mondenstrahl fing, der durch eine Lichtung im Gezweig huschte. Und dann glänzte dies Haar auf und sprühte wie Feuer und leuchtete metallisch wie poliertes Kupfer – dies Haar, dessen »Satansfarbe« er so gehaßt hatte. Nun freilich wußte er, daß dieser Haß Selbstbetrug gewesen –

      Da hing sich leicht ein Arm in den seinen, und ein reizendes Gesichtchen blickte auf zu ihm mit thränengefüllten Augen – Prinzeß Lolo.

      »Sehen Sie nicht immer nur hin nach ihr,« flüsterte sie mit erstickter Stimme, »sie macht sich doch nichts aus Ihnen – gar nichts!«

      »Das wußt' ich eher, wie Sie, Prinzeß,« erwiderte er in der Bitterkeit seines Herzens, und dann ärgerte ihn das rasche Wort. Was brauchte dies kleine Schoßkind des Glückes davon zu wissen?

      »Das wissen Sie? Gott sei Dank!« flüsterte es an seinem Arme zurück.

      »Wie meinten Durchlaucht?« fragte er steif.

      »Ich sagte: Gott sei Dank, daß Sie es wissen,« kam es trotzig zurück, aber etwas lauter. »Ich will nicht so laut sprechen – was brauchen es die andern zu hören?«

      »Was hören?«

      »Daß Sie umsonst den Toggenburg spielen vor dem Falkenhof:

      Ritter, treue Schwesterliebe

      Widmet

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