Interviews Aus Dem Kurzen Jahrhundert. Marco Lupis

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Interviews Aus Dem Kurzen Jahrhundert - Marco Lupis

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Seiten vergisst. Wenn man von einem Land nur die Missstände kennt, dann muss man klar sagen, dass das Image, das man sieht, unvollständig ist. Mein Land ist ein großes Land, hier leben über eine Milliarde Menschen und daher gibt es im Inneren von China enorme Unterschiede. Es ist alles andere als einfach, hier ein Urteil abzugeben.

      

      

       Wann haben Sie sich entschlossen, die Rolle der Ruyi in Temptress Moon zu spielen?

       Es war mehr oder weniger ein Zufall. Oder eine Fügung des Schicksals, denn es war auch für mich eine «Versuchung». Man hat mir die Rolle im letzten Moment angeboten, als die Dreharbeiten bereits begonnen hatten und nachdem die taiwanesische Darstellerin nicht weiter machen wollte. Wissen Sie, dass chinesische Kritiker Temptress Moon mit Vom Winde verweht verglichen haben?

      

      

       Ach ja – und warum?

      

      

       Nicht wegen des Inhalts. Wegen der Wahl der Akteure. Chen hat sich zig Darsteller für meine Rolle angeschaut, genauso wie bei Vom Winde verweht , als eine Schauspielerin nach der anderen ausgemustert wurde, bevor er sich entschied und die Rolle der Scarlett O’Hara mit Vivian Leigh zu besetzen. So kam auch ich dazu, als die Dreharbeiten bereits begonnen hatten. Und das war nicht leicht. Man wollte, dass ich einen völlig anderen Part verkörpere, als ich das für Gewöhnlich tue: hier muss ich ein reiches und verwöhntes Mädchen spielen.

      

      

       Das chinesische Kino erlebt zurzeit einen magischen Moment. Das ist das Verdienst von Regisseuren wie Kaige und von Darstellern wie Sie. Daneben auch Namen wie John Woo oder Ang Lee, die in Hollywood arbeiten .

      

      

       Ich glaube, der Grund hierfür liegt darin, dass die chinesischen Regisseure eine optimale Kinotechnik mit jener einzigartigen Kombination von Faszination und Stil verbinden, die Teil unserer Kultur ist.

      

      

       Wie kamen Sie zur Schauspielerei?

       Aus purem Zufall. Als Kind habe ich gerne gesungen. Eines Tages nahm mich mein Gesangslehrer mit in ein Fernsehstudio in Shandong, wo gerade eine TV-Sendung aufgenommen wurde. Ich erinnere mich noch, dass der Regisseur eine Frau war. Als sie mich sah, beschloss sie, mir eine Rolle zu geben, also gab sie mir ein Drehbuch zum Lesen. Es war eine kleine Rolle. Aber in ihren Augen war ich die geborene Schauspielerin. Sie sagte also zu meiner Mutter: «Lassen Sie Ihre Tochter Schauspielerin werden». Es gelang mir, sie zu überzeugen und zwei Monate später ging ich auf die Schauspielschule nach Peking. Ich erinnere mich noch, dass es harte Arbeit war. Begonnen habe ich mich kleinen Rollen und später …

      

      

       Ihr Leben spielt sich zwischen Hongkong und Peking ab und die Zeitungen schreiben von einer neuen Liebesaffäre mit einem Geschäftsmann aus Hong Kong. Werden Sie endgültig dort hinziehen?

       Ich glaube nicht. Hong Kong gefällt mir, weil es eine quirlige Stadt ist und man dort gut shoppen kann. Aber ich langweile mich dort. Peking ist anders. Man trifft Menschen auf der Straße, spricht mit ihnen, wird angesprochen. In Hongkong dreht sich alles nur ums Geld.

      

      

       Stört Sie das Interesse der Presse in Ihrem Privatleben?

       Man kann es vermutlich nicht verhindern. Insbesondere die asiatische Presse schreibt oft diskriminierende oder erfundene Geschichten. Westliche Zeitungen sind da korrekter.

      

      

       Ist es auch in China für eine Darstellerin wichtig, schön zu sein?

       Finden Sie mich schön?

      

      

       Im Westen gelten Sie als Sexsymbol .

       Ach ja, das freut mich zu hören. Ich fühle mich aber weder sexy noch als Sexsymbol. Vielleicht gelingt es mir, die Persönlichkeit und den Charme der chinesischen Frau zu verkörpern. Die Chinesinnen sind anders, als die Frauen im Westen.

      

      

       Welches sind Ihre künftigen Projekte?

       Ich würde gerne heiraten und Kinder haben, weil ich denke, dass die Familie im Leben einer Frau eine wichtige Rolle spielt. Ohne eine Familie kann man bei der eigenen Arbeit die Realität des täglichen Lebens nicht umsetzen.

      

      

       Gibt es Leinwandprojekte?

       Im Augenblick nicht. Ich lese viele Drehbücher, aber keins kann mich überzeugen. Ich bin nicht eine von der Sorte, die glaubt, eine Rolle annehmen zu müssen, nur um etwas zu tun.

      

      

       Würden Sie für einen westlichen Regisseur arbeiten?

       Wenn er eine passende Rolle für mich hat, eine, die für eine Chinesin geeignet ist, warum nicht?

      

      

       Gibt es einen Italiener, unter dem Sie gerne arbeiten würden?

       Aber sicher, Bernardo Bertolucci!

      

      

       5

      Ingrid Betancourt

      

       Die Pasionaria der Anden

      

      

      

      

      

      

      

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