Oblomow. Иван Гончаров

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Oblomow - Иван Гончаров

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öffnete halb die Thür, wagte es aber nicht einzutreten.

      – Komm herein! – sagte Ilja Iljitsch.

      Trotzdem die Thür sich leicht öffnen ließ, machte Sachar sie so auf, als könne er nicht durchkriechen, blieb deshalb in der Thür stecken und kam nicht herein.

      Oblomow saß auf dem Sofarand.

      – Komm her! – Er gab nicht nach.

      Sachar befreite sich mit Mühe aus der Thür, schloß sie aber gleich hinter sich und lehnte seinen Rücken fest an sie an.

      – Hierher! – sagte Ilja Iljitsch, mit dem Finger auf den Platz neben sich hinweisend. Sachar machte einen halben Schritt nach vorwärts und blieb zwei Klafter von der bezeichneten Stelle entfernt stehen.

      – Noch! – sagte Oblomow.

      Sachar gab sich den Anschein, als schreite er weiter, er bewegte sich aber nur, stampfte mit dem Fuße und blieb auf derselben Stelle. Da Ilja Iljitsch sah, es würde ihm diesmal nicht gelingen, Sachar näher zu locken, ließ er ihn dort stehen und blickte ihn eine Zeitlang schweigend und vorwurfsvoll an. Sachar, der sich bei dieser lautlosen Betrachtung seiner Person unbehaglich fühlte, gab sich den Anschein, daß er den Herrn nicht beachte, wandte ihm mehr als jemals seine Seite zu und warf Ilja Iljitsch in diesem Augenblicke nicht einmal seinen einseitigen Blick zu. Er schaute beharrlich nach links, nach der entgegengesetzten Seite hin. Dort erblickte er einen ihm längst bekannten Gegenstand – die Spinngewebefransen um die Bilder herum und sah in der Spinne einen lebendigen Vorwurf seiner Nachlässigkeit.

      – Sachar! – sagte Ilja Iljitsch leise und würdevoll.

      Sachar antwortete nicht; er schien zu denken: »Nun, was willst Du? Einen andern Sachar? Ich stehe ja hier!« und richtete seinen Blick an seinem Herrn vorbei von links nach rechts; er wurde auch dort durch den Spiegel, der mit dichtem Staub wie mit einem Schleier bedeckt war, an sich selbst erinnert; durch diesen Staub hindurch blickte ihn wild und düster, wie durch einen Nebel hindurch, sein eigenes unfreundliches, häßliches Gesicht an. Er wandte seinen Blick unzufrieden von diesem traurigen, ihm nur zu gut bekannten Gegenstand ab und entschloß sich, ihn für einen Augenblick auf Ilja Iljitsch haften zu lassen. Ihre Blicke begegneten sich. Sachar ertrug den Vorwurf nicht, der sich in den Augen des Herrn ausdrückte und senkte die seinigen zu seinen Füßen herab. Hier sah er wieder im Teppich, der von Staub und Flecken durchsetzt war, ein trauriges Zeugnis für den Eifer, den er im herrschaftlichen Dienst äußerte.

      – Sachar! – wiederholte Ilja Iljitsch ausdrucksvoll.

      – Was wünschen Sie? – flüsterte Sachar kaum hörbar, und fuhr in der Vorahnung einer pathetischen Rede ein wenig zusammen.

      – Gib mir Kwaß! – sagte Ilja Iljitsch.

      Sachar fiel ein Stein vom Herzen; in seiner Freude stürzte er rasch wie ein Knabe zur Credenz hin und brachte Kwaß.

      – Nun, wie fühlst Du Dich? – fragte Ilja Iljitsch sanft, nachdem er aus dem Glas getrunken hatte und es in der Hand hielt, – gewiß nicht gut?

      Der wilde Ausdruck in Sachars Gesicht milderte sich augenblicklich durch den in seinen Zügen aufflammenden Strahl von Reue. Sachar fühlte die ersten Anzeichen des in seiner Brust erwachten und sein Herz erfüllenden Gefühls der Ehrfurcht dem Herrn gegenüber, und begann ihm plötzlich gerade in die Augen zu blicken.

      – Fühlst Du Dein Vergehen? – fragte Ilja Iljitsch wieder.

      »Was ist das für ein ›Vergehen‹?« dachte Sachar betrübt. »Irgendetwas Trauriges; man muß ja gegen seinen Willen weinen, wenn er so zu reden anfängt.«

      – Ilja Iljitsch, – begann Sachar mit dem tiefsten Ton, über den seine Stimme zu gebieten hatte, – ich habe nur gesagt, daß . . .

      – Nein, warte! – unterbrach ihn Oblomow, – verstehst Du, was Du gethan hast? Da, stelle das Glas auf den Tisch und antworte!

      Sachar antwortete nicht und begriff gar nicht, was er verbrochen hatte, doch das hinderte ihn nicht daran, den Herrn ehrfurchtsvoll anzublicken; er senkte sogar ein wenig den Kopf, im Bewußtsein seiner Schuld.

      – Wie, willst Du denn kein giftiger Mensch sein? – sagte Oblomow.

      Sachar schwieg immer und blinzelte nur ein paarmal heftig.

      – Du hast Deinen Herrn gekränkt! – sprach Ilja Iljitsch langsam und sah Sachar starr an, dessen Verlegenheit genießend.

      Sachar wußte nicht, wo er vor Bangigkeit hin sollte.

      – Du hast mich ja gekränkt? – fragte Ilja Iljitsch.

      »Ich habe Sie gekränkt!« flüsterte Sachar, durch dieses neue traurige Wort ganz verwirrt. Er richtete seine Blicke nach rechts, nach links und geradeaus, indem er irgendwo nach Rettung suchte, und an ihm huschte wieder das Spinngewebe, der Staub, sein eigenes Spiegelbild und das Gesicht des Herrn vorüber. »Wenn ich in die Erde sinken könnte! Ach, warum nur der Tod nicht kommt!« dachte er, als er sah, daß er, was er auch beginnen mochte, der pathetischen Scene nicht ausweichen könne. Und er fühlte, daß er immer häufiger und häufiger blinzelte und daß ihm gleich Thränen entströmen würden. Endlich antwortete er dem Herrn mit den Worten eines bekannten Liedes, das er in Prosa gesetzt hatte:

      – Wodurch habʼ ich Sie denn gekränkt, Ilja Iljitsch? – fragte er fast weinend.

      – Wodurch? – wiederholte Oblomow – Hast Du denn darüber nachgedacht, was das heißt die »andern«?

      Er schwieg und blickte Sachar noch immer an.

      – Soll ich Dir sagen, was das ist?

      Sachar bewegte sich wie der Bär in seiner Höhle und seufzte so auf, daß man es im ganzen Zimmer hörte.

      – Der »andere«, den Du meinst, ist ein elender, armer, grober, ungebildeter Mensch, er lebt schmutzig und armselig auf dem Dachboden; er schläft auch auf irgendeinem Kotzen auf dem Hof. Was kann einem solchen Menschen geschehen? Gar nichts. Er frißt Kartoffeln und Hering. Die Noth schleudert ihn aus einer Ecke in die andere, und er läuft den ganzen Tag lang herum. Er wird also auch in eine neue Wohnung übersiedeln. Zum Beispiel Ljagajew, er nimmt sein Lineal unter den Arm, bindet seine zwei Hemden in ein Taschentuch ein und geht . . . »Wohin gehst Du?« – »Ich übersiedle,« antwortet er. So macht es der »andere«! Und bin ich Deiner Meinung nach auch ein »anderer«, he?

      Sachar blickte den Herrn an, trat von einem Fuß auf den andern und schwieg.

      – Was ist der »andere«? sprach Oblomow weiter – Der andere ist ein Mensch, der sich selbst die Stiefel putzt, sich selbst ankleidet, wenn er auch wie ein gnädiger Herr ausschaut; das ist aber nicht wahr, er weiß nicht einmal, was Dienstboten sind; er hat niemand, den er hinschicken kann, er holt sich selbst, was er braucht; er schürt selbst das Holz im Ofen, staubt manchmal selbst ab . . .

      – Es gibt viele solche Deutsche, – sagte Sachar düster.

      – Na also! Und ich? Wie glaubst Du, bin ich der »andere«?

      – Sie sind ein ganz anderer! – sagte Sachar weinerlich, da er immer noch nicht begriff, was der Herr sagen wollte. – Gott weiß, was Sie haben . . .

      – Ich bin ein ganz anderer – ja? Wartʼ, schau einmal, was Du sagst! Denke einmal darüber nach, wie der »andere« lebt? Der »andere« arbeitet

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