Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles Sealsfield страница 74

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

Скачать книгу

Inglese, der Engländer«, brüllte einer und suchte vorzudringen, fiel jedoch über die zwei Liegenden ins Boot hin, das durch den rasenden Kampf gewaltig zu schwanken begann.

      »Ma-Ma«, stöhnte der Neger nochmals, und seine Augen, im furchtbaren Todeskampfe, funkelten wie gräßliche Irrlichter in der stockfinstern Nacht und traten aus ihren Höhlen, und die krampfartig lallende Zunge fing an aus dem Munde zu fallen.

      »Beim lebendigen Gott! ich stürze euch alle in den Strom, wenn ihr den armen Neger nicht befreit«, schrie der Brite.

      » Maledite Inglese! verfluchter Engländer!«

      » Picarjo Gojo! niederträchtiger Hund!«

      » Dejalo! Dejalo! Santa Vierge! Umbringen, umbringen! Heilige Jungfrau!« schrien die drei Mexikaner untereinander, während der Brite einen verzweiflungsvollen Hieb auf den gegen ihn Zukommenden führte, der ihn brüllend ins Boot zurückstürzte.

      » Dejalo! Dejalo! Umbringen! Este diablo, dieser Teufel«, riefen die beiden Mexikaner, und einer schob ihm den armen Neger zu.

      »Steht zurück!« schrie er, »und nehmt ihm das Halseisen ab. Wenn ihr ihn erwürgt, so sterbt ihr alle.«

      » Este diablo! dieser Teufel!« schrie der Mexikaner, der den in einem Klumpen gefesselten Neger hinschob und ihm die Kette aus dem Halseisen riß.

      Die Glieder des armen Sklaven fielen wie Stücke Holz auseinander. Nur ein leises Röcheln verkündete, daß der Lebensfunke noch nicht ganz von ihm gewichen war.

      »Steht zurück!« schrie der Brite wieder, der, zum Schwarzen herabkauernd, es nun versuchte, ihn durch Reiben mit der Wolldecke, ins Leben zurückzurufen.

      Das Boot war, im Kampfe auf Leben und Tod dem Spiele der Wogen überlassen, schnell vom Strom fortgerissen worden und schwankte nun mitten unter den ungeheuern Baumstämmen, die dieser zu Tausenden mit sich führt. Die Mexikaner hatten sich aufgerichtet und fingen an aus Leibeskräften stromaufwärts zu rudern. – Nicht ferne von dem gebrechlichen Fahrzeuge, auf dem unter der Nebelschichte erglänzenden Wasserspiegel, war ein kolossaler Baumstamm zu sehen, der geradezu auf das Boot kam. Der Brite hatte kaum Zeit gehabt, den Mexikanern zuzurufen, als der Baumstamm an ihnen vorbeischoß. Ein unnatürlicher Laut schlug zugleich an ihre Ohren. Schaudernd wandte sich der Jüngling, und er sah noch einen Kopf und eine Hand, die um einen der Äste des Baumes geschlungen war. » Misericordia! Erbarmen!« stöhnte es, » Misericordia, per Dio! Erbarmen um Gottes willen!« Es war der Mexikaner, der nahe dem Baumstamme in den Strom gestürzt, sich an diesen gerettet und angeklammert hatte.

      »Wendet das Boot!« rief er den Mexikanern zu, »euer Landsmann ist noch am Leben.«

      » Es verdad! Ist's wirklich!« kreischten die Mordgenossen und wandten das Boot stromabwärts.

      Der Neger war allmählich zu sich gekommen und kauerte nun zu den Füßen seines Retters. Auch er stierte in den Wasserspiegel auf den Elenden hin.

      »Um Gottes willen, Massa!« kreischte er, das Ruder des Briten ergreifend, »das Miguel sein, Massa ihn totschlagen; Miguel sehr böse.«

      »Laß das sein, Pompey!« rief ihm dieser zu, der aus Leibeskräften anlegte, um dem Mexikaner beizustehen. Das Boot schwamm dicht neben dem Baumstamme, und der Mexikaner hatte gerade noch so viele Kraft übrig, um seine Hand herüberzustrecken, die der Jüngling erfaßte.

      »Um Gottes willen, Massa! die Seeräuber uns beide totmachen«, rief der Neger.

      Der Mexikaner hatte die Hand des Jünglings im Todeskampfe erfaßt, während einer der Hintensitzenden an ihn herangekrochen war. In diesem Augenblicke erhielt das Boot einen furchtbaren Stoß, eine Welle schlug hinein und warf den Mexikaner an die Bootswand, über welcher er nur mit halbem Leibe mehr tot als lebendig lag.

      »Fasse den Mexikaner!« rief der Brite dem Neger zu.

      »Ah, Pompey kein Narr sein – Pompey Massa zu lieb haben. Die hinten nicht rudern; – Schau Massa, die nur warten, Massa totzumachen.«

      »Hört ihr!« sprach der Brite zu den Mexikanern, indem er dem Nächsten einen Stoß mit dem Ruder versetzte – »der erste, der einen Ruderschlag ausläßt – ihr versteht mich!« Das Boot schwankte auf dem ungeheuern Wasserspiegel inmitten der Baumstämme, jeden Augenblick bedroht, von einem derselben zerschellt oder vom Strome verschlungen zu werden; die Mexikaner lauerten in stiller verbissener Wut; tückische Mordlust grinste aus ihren schwarzen, rollenden Augen; der Neger hatte den Strick des Bootes um den Leib des Mexikaners herumgeschlungen, der, » Misericordia!« stöhnend, beide Hände an das Boot geklammert, wie ein Gespenst nachfolgte.

      »Ah, Massa! Miguel ein guter Schwimmer sein, die Taufe ihm nicht schaden. Massa«, brummte der nie ruhende Schwarze nach einer Weile, »Massa nicht vergessen, sein Ruder mitzunehmen.«

      »Und Pompey nicht vergessen, das seinige ein wenig fleißiger zu handhaben«, entgegnete ihm dieser.

      Der Neger fuhr eine Weile kräftig in der ihm aufgegebenen Richtung fort, dann stierte er den Jüngling an, der bedenklich über den Wasserspiegel hinhorchte.

      »Ah, Massa nicht sorgen, die Milizen gut schlafen, der Sippi nur lärmen. Pompey wissen die Wege, Massa Parker ihn nicht kriegen.«

      Wieder verfloß eine Viertelstunde, die Kräfte der Rudernden fingen an von der stundenlangen Anstrengung zu ermatten.

      »Massa nun bald die Ufer sehen. Wir schon im stehenden Wasser«, rief der Neger. Noch dauerte es eine Viertelstunde, und dann erblickten sie das Ufer; der Brite sprang aus dem Boote, und der mit seinen Ketten belastete Neger kroch ihm nach, als die drei Mexikaner zugleich an beide herankamen.

      »Vergeßt euer Boot nicht«, rief er ihnen drohend entgegen. Statt der Antwort schwirrte ein Dolch herüber, der, mit sicherer Hand geworfen, ihm an die Brust fuhr, aber am Lederwamse der Indianerin hängen blieb.

      »Elende Meuchelmörder!« schrie der Getroffene, der die flache Hälfte seines Ruders abgebrochen und mit der andern auf die Banditen losstürzen wollte, sich aber aus Leibeskräften vom Neger erfaßt sah.

      »Massa kein Narre sein, die Seeräuber noch mehr Dolche haben, gerne sehen, wenn Massa nahe kommen, ihn dann leicht totmachen.«

      »Du hast recht, Pompey«, versetzte dieser, halb lachend, halb ärgerlich über den zähnefletschenden Neger. »Die Hunde sind nicht wert, daß ein ehrlicher Mann sie totschlägt.«

      Eine Weile hielten die drei Mordgesellen noch an, brüllten dann ein » Buen viaje a los infiernos! glückliche Reise in die Hölle!« herüber und sprangen in ihr Boot, in das sie ihrem Genossen halfen, und verschwanden in Nacht und Nebel.

      Siebenundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die vier Mordgesellen hatten soeben ihr Boot verlassen, das, in den Strom zurückgestoßen, mit den Wellen fortschoß, und waren oberhalb des Bayou dem Städtchen zugeschlichen, als ein plötzliches Gemurmel vor dem Wachthause entstand, das sie einen Augenblick horchen und dann mit der Eile flüchtiger Diebe ihrem Verstecke, der Schenke zum Kaisergardisten, zueilen machte.

      Ein Mann

Скачать книгу