Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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unserer besten Jäger,« versicherte der Sergeant, »die den Bären aufspüren, wenn er zehn Klafter tief in die Ozarks sich vergraben hätte; sie sind soeben fort, nachdem sie die Resolution des Meetings gehört hatten.«

      »Und welche Richtung haben sie genommen?«

      »Sechs sind hinüber über den Mississippi und hinab nach Point Coupé und hinauf in die Pässe. Zehn sind da hinauf auf die Uferklippen und auf die Wege nach Natchez, und ebensoviele sind längs dem Ufer auf Batonrouge zu; die übrigen durchstreifen das Städtchen. Es scheint ihnen in einer der Tavernen nicht richtig.«

      »Meint Ihr die Ausländer?« fragte der General.

      »Eben diese; es sind zwei Boote abhanden, und der Spanier wurde hier herumschleichend gesehen.«

      »Und das ist auch alles, was Ihr tun könnt,« sprach der redselige Squire; »wäre nicht der Mühe wert, die Männer eine Minute länger aufzuhalten.«

      Noch wurde, auf den Antrag des Kapitäns, die Miliz, welche Wache gestanden, in Arrest genommen und das Bataillon dann bis zum Sonnenaufgang entlassen, worauf der Oberst mit dem Squire wieder den Weg zum Bayou, nach seinem Landsitze, einschlug, wohin ihnen ein schwarzer Diener vorleuchtete.

      Die Glocke am Parkgitter verkündigte noch die Ankunft eines nächtlichen Besuches. Die zwei Offiziere sahen sich schweigend an, als ein Milize, vom schwarzen Bedienten eingeführt, in den Salon trat.

      »Oberst Parker und besonders Major Copeland werden vom Kapitän Percy ersucht, schleunigst hinabzukommen, das Bataillon von Opelousas ist angekommen.«

      »Wohl! so soll er es bis Sonnenaufgang einquartieren. Wir bedürfen einiger Stunden Ruhe.«

      »Sie haben Indianer mit sich,« berichtete die Ordonnanz, »die von den Männern aufgebracht wurden, die Major Copeland ausgesandt.«

      »Wißt Ihr, von welchem Stamme sie sind?«

      »Nein, Oberst. Aber Waffen und Aussehen nach zu schließen, sind sie von einem martialischen Schlage. Alle mit Feuergewehren versehen.«

      »Holla!« rief der Major, »da müssen wir hinab und sehen, was es gibt«, und er begab sich mit dem Obersten und dem Milizen neuerdings an das Stromufer.

      Achtundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Der Landsitz Parkers gehörte zu einer der vielen Mississippipflanzungen. Er hatte nebst dem Erdgeschosse bloß noch ein Stockwerk und ruhte auf Pfeilern, vielleicht des Luftzuges oder des austretenden Mississippi wegen, war leicht gebaut, augenscheinlich mehr zum Schutze gegen die sengenden Strahlen der Sonne, als gegen erstarrende Winterkälte. Acht Stufen von weißlich geflecktem Marmor führten zur Piazza und dem Peristyl, mit dem die Front des Hauses verziert war; die Säulenräume waren mit hohen Jalousiefenstern ausgefüllt, gleichfalls um während der heißen Sommerzeit einen fortwährenden Luftzug zu unterhalten.

      Im Hintergrunde waren zwei andere ziemlich große Gebäude, von denen das eine zur Wohnung der Wirtschaftsbeamten, das andere zur Aufnahme der Kolonialprodukte der Pflanzung bestimmt zu sein schien, und an diese beiden schlossen sich zwei Reihen kleinerer, aber nicht unwohnlicher Blockhäuser für die schwarze Bevölkerung der Pflanzung an, hinter welchen eine meilenbreite Fläche gegen die Zypressenwälder hinablief, aus der ein kahler, blätter-, rinde- und zweigloser Wald ungeheurer abgestorbener Bäume emporstarrte, der, in längliche Vierecke abgeteilt, in seinen weiten Zwischenräumen mit hoch aufgeschossenen, breiten Stauden bepflanzt war, deren verdorrte Blumenkronen noch hier und da die aufgebrochenen Kapseln der zarten, weißen Baumwolle sehen ließen, mit welcher, abwechselnd mit Mais, die Felder bepflanzt gewesen waren. Der größte Teil dieser Kotton- und Welschkornfelder war dem Zypressensumpfe abgenommen und durch Gräben getrocknet worden, und der Kontrast mit dem üppigen, undurchdringlichen Urwalde und dem bodenlosen Sumpfe gab ein anschauliches Bild von dem Kraftaufwande, den es erfordert haben mußte, um diese herrliche Pflanzung der furchtbaren Wildnis abzugewinnen.

      *

      Die Sonne war hinter dem ungeheuern Zypressenkranze, der im Osten die Pflanzung umgürtet, hervorgestiegen, und ihre Strahlen dünnten allmählich den Nebelsaum, der sich über die ganze Landschaft hingezogen hatte; nur am Hauptstrom schwamm er noch, eine ungeheure Schichte, hinter der am jenseitigen Ufer die Pflanzungen und Wälder den Horizont begrenzten.

      Ein reizendes Mädchen im eleganten Morgenanzuge war auf die Piazza des Hauses herausgeflogen und sah sorgfältig in der Richtung des Bayou hin, von dem man über den mäßigen Rasenplatz durch Gruppen von Chinatulpen, Orange- und Zitronenbäumen einer weiten Aussicht auf den Strom gegen Westen genoß, die nur gegen Norden zu durch die Bluffs oder das Hochland begrenzt war, deren schroffe, mit Jasmin und Rebengehänge überzogene Lehmwände sich unfern dem neben der Pflanzung hinschlängelnden Bayou hinzogen.

      Ein schlanker Wuchs, ein sehr schöner Kopf, der sich zuweilen etwas stolz aufwarf, ein zart koloriertes Gesicht, dessen Mienenspiel weniger leichte Beweglichkeit, als etwas Pikantes erraten ließ, durchdringend blaue Augen, die sehr zuversichtlich um sich blickten, waren die hervorstechenden Züge dieser interessanten Gestalt, die lauschend den Blick auf das Bayou gerichtet stand, als ein zweites Mädchen herangeflogen kam, die, ihren Arm um den Nacken der erstem werfend, diese freundlich auf die marmorne Piazza dem eisernen Geländer zuzog.

      »Aber weißt du schon, Schwesterchen?« sprach sie, »daß wir Gäste haben, und zwar allerliebste Gäste, sagte Polli.«

      »Zwei Indianerinnen Sq – Squaws,« versetzte die Schwester, indem sie ironisch die schönen Lippen verdrehte, gleichsam als fürchte sie, das ungeschlachte Wort dürfte sie ungebührlich erweitern, »du kennst ja den Hautgout unsers Squire.«

      »Nein, nein, Vergy. Pa selbst hat sie eingeladen; er soll ganz entzückt von ihr gewesen sein. Sie schläft noch, aber Polli sagt, sie soll wunderschön sein; sie ist eben gegangen, nach ihr zu sehen.«

      »Hush, Gabriele!« entgegnete die etwas stolze Schöne der zartern Schwester, deren arglos heiteres Auge und blondes Lockenköpfchen einige Sommer weniger in die liebe Gotteswelt hineingeschaut haben mochten. »Ich hörte das Parktor, und Pa hat ihn zum Frühstück geladen. Warum er doch nicht kommt.«

      »Recht sonderbar, Schwesterchen, du hast ihn doch schon gestern erwartet«; lispelte Gabriele mit einem etwas schalkhaften Ausdrucke, der ihr zum Röckchen à l'enfant allerliebst ließ. »Und dann«, setzte sie schmollend hinzu, »muß er wieder hinab zum greulichen alten General.«

      »Und in die Schlacht vor den Feind«; seufzte Virginie, die in die Säulenhalle zurückeilte, während Gabriele stehen blieb.

      »Ach, es ist nur eine Ordonnanz«; flüsterte diese, indem sie auf das Schwesterchen zuflog und sie wieder auf die Piazza zog, auf welche die Ordonnanz zugeschritten kam, die die beiden grüßte und ins Innere des Hauses ging.

      »Ah! sieh doch, Schwesterchen, wie schön!« deutete das Mädchen auf den Nebelhang des Mississippi, der nun, in den stärker werdenden Strahlen der hinter den Baumgipfeln heraufsteigenden Sonne auseinander stäubend, in die phantastischsten Gebilde sich formte. Während ungeheure Schichten in die Lüfte verschmolzen, kräuselten sich andere in die Formen umgestürzter Kegel, zwischen denen die in meilenweiter Ferne verlorenen Wälder nun näher zu treten und im schnellen Laufe dem Strome zuzueilen schienen. Dieser blitzte nun in seiner ganzen hehren Majestät

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