Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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      » Parleh fouhs frenseh, Monsiehour?« schrie der Irländer wieder mit einem tollen Gelächter.

      »Das ist ein närrischer Kauz«, riefen einige Milizen. »Laßt ihm doch seine Freude.« Und sofort schloß sich der ganze Haufe der Männer und Kinder an den Zug.

      » Parleh fouhs frenseh, Monsiehour?« schrie er wieder, indem er stillstand und närrisch lachte. »Könnt auch nichts«, fuhr er in seinem Irisch-Englisch fort. »Hol' mich der Teufel, da sagen die Narren, Louisiana ist halb französisch, halb Yankee. Verdammt, unser Pfaffe, der Pater Kirkpatrik, weiß es besser, und meines Vaters Sohn hat's von ihm gelernt; aber wo ich noch angefragt habe, hat mich keiner verstanden.«

      »Du bist ein kecker Bursche,« rief ihm einer der Offiziere zu, »ein paarmal vierundzwanzig Stunden bei Wasser und Brot werden deine Landstreicherzunge wohl langsamer machen.«

      Der Ire sah den Sprecher eine Weile zweifelhaft an; dann fiel sein lauernder Blick auf die Umstehenden, die augenscheinlich durch seine tolle Laune ergötzt wurden, und wieder schrie er: » Parleh fouhs frenseh, Monsiehour?« aus seiner blauen Jacke ein Papier hervorziehend. »Mit Euer Wohlehren Erlaubnis, ein Seemann von der Brigg Sarah, Kapitän Morand, ein Landsmann von mir, der aber Yankee geworden, und hol' mich der Teufel, ich werde auch einer. Nichts über die Yankees. Parleh fouhs frenseh, Monsiehour, Master James Hodges?« wandte er sich zu diesem. »Ach, Master James! wären wir, wo wir gestern waren; die Besen und Stöcke sind bei alledem nicht so gefährlich, wie diese Stutzen da.«

      Der lustige Schalksnarr hockte sich wieder nieder und lachte toller als je: » Parleh fouhs freseh, Monsiehour

      »Deine Abfertigung ist richtig,« sprach der Offizier, »aber wie kamst du zu dem Gefangenen?«

      » Parleh fouhs frenseh?« rief der Ire wieder. »Hol' mich der Teufel, wenn ich selbst weiß wie und es sagen kann. Meine Zunge ist so trocken, seit ich die Stadt verlassen habe, als wenn sie eine Gallon Erbsenwasser hinabgeschwemmt hätte.« Und wieder stand er still und lachte pfiffig.

      Das halb konfiszierte Schelmengesicht, in dem ein Zug von Gutmütigkeit mit einer derben Portion irischer Unverschämtheit und unbezwingbarer Laune sich spiegelte, hatte die ganze Eskorte allmählich in eine Stimmung versetzt, die, so ernst sie anfangs war, das Lachen kaum mehr unterdrücken konnte. Der Zug näherte sich nun dem Wachthause, der Ire hielt jedoch alle zehn Schritte. Einer der Offiziere nahm ein halbes Dollarstück aus seiner Börse und hielt es zwischen den Fingern.

      »Ach, gnädigster, süßester, liebster, schönster, holdseligster, allerfürtrefflichster, ehrenfestester Squire, Major, Oberst, General, Leutnant oder gar Korporal!« rief der Irländer, seine Hand nach dem Geldstücke mit einer possierlichen Fratze ausstreckend, die ein allgemeines Gelächter erregte.

      »Ei, die alte Frau mit ihrer Kappe und der Adler mit seinen Sternen, die sind doch tausendmal gescheiter, als der närrische Kapitän Morand. Wollte mich mit aller Gewalt unter ein Korps Freiwilliger haben, da gegen die Rotröcke zu fechten. Hol' mich der Teufel, wenn ich's getan habe. Ei, wenn's noch der Akzise gegolten hätte, oder eine Gallon Kildare Whisky dabei zu verdienen gewesen wäre. Hört 'mal. Euer Whisky hier ist 'm Teufel zu schlecht. Ah,« blinzte er pfiffig, »Davy ist kein Narr, hätte ihn Sir Edward erwischt, so hinge er. Das ist auch einer, hat in eine Gelbrote hineingeheiratet. Ein verdammter Orangemann. Ah, Mister, nun laßt uns 'mal eins dem Master James Hodges zutrinken.«

      »Bleibe nur unterdessen hier«, erwiderte der Offizier. »Du gehst mit ins Wachthaus; wird dir aber nichts geschehen.«

      »Bei allen Mächten!« schrie der Ire, »ins Wachthaus soll ich! Was wollt Ihr damit? Weil ich nicht in der Freikompagnie dienen wollte, soll ich ins Wachthaus?«

      »Paddy,« rief ihm der Nächststehende zu, »deines Vaters Sohn ist ein gewaltiger Narr.«

      »Bei allen Mächten, er ist's«, rief der lustige Ire wieder. »Aber doch kein solcher Narr, seine Finger in den kochenden Topf zu stecken. Hab' mich aufn Weg ins Land gemacht, und da bin ich nun. Braucht Ihr 'n gewichsten Burschen? Kann alles in der Welt, nur Geld machen nicht. Schreinern, zimmern, Schuhe flicken, Stricke drehen. Hol' mich der Teufel, wenn zwischen Cork und Dublin einer 's mit Davy Murphy aufnimmt. Davy, sagte Seine Wohlehren, der Squire zu Camarthaen, Davy, sagte er, wenn aus dir nicht etwas Rechtes wird, so heiß' mich etwas. Aber gestern hättet Ihr mich sehen sollen! Bei Jasus, da war ich wild. Verdammter je nantang pas. Damn him. Verdamm' ihn. Nein! Hat mich über die Stiegen hinabgeworfen, mich nantang pas aufgeheißen. Kann mir's einer sagen, was das nantang pas ist? Wenn ich's wüßte, ich ging hinüber und drehte dem Landlubber den Hals um, und sollte ich morgen baumeln.«

      »Du mußt uns nur sagen, wie du zu dem nantang pas gekommen bist.«

      Unser Brite hatte bisher in stummer Wut die nimmer endenden tollen Ausbrüche seines Leidensgefährten angehört; nun schien jedoch seine Geduld ihr Ende erreicht zu haben, und er faßte den Jungen am Arme, ihn heftig schüttelnd. »Wenn du nicht dein Maul hältst, verdammter Taugenichts, so dreh' ich dir« – er konnte jedoch den Satz nicht vollenden, denn im nämlichen Augenblick rissen ihn zwei Männer von dem Iren weg.

      »Ruhe, junger Mensch!« sprach der eine mit einer so ernsten Miene, daß dem zuckenden Jünglinge das Wort auf den Lippen erstarb.

      »Geduld, Master James,« schrie der etwas aus seiner Fassung gekommene Ire darein; »Ihr seht, die Yankees haben nicht gar zu vielen Respekt vor einem englischen Gentleman; am besten ist's, Ihr ergebt Euch in Euer Schicksal. Hätt's nicht gedacht,« fuhr er fort, »hat's aber schon meine Großmutter ihrer Tochter gesagt. Hörst du, Davy, sagte sie, Davy, sagte sie, bist ein geschickter Balg, sagte sie, und geh' nur recht fleißig in die Schule zum Pater Murdoch, sagte sie, aus dir wird etwas Hohes. Aber der verdammte Kreole, kein Wort französisch kann er.«

      »Und du hast mit ihm gesprochen?« fragten ihn zwanzig lachend.

      »Mit ihm gesprochen? Ei, das hab' ich, hab' mit größern Herrn gesprochen als dem schäbigen Kreolen da, und verdammt mag ich sein, wenn's nicht wahr ist; hab' mit ihm parliert, so klar, so deutlich, wie's nur immer sein kann. Fragt nur Master James. Ach, der arme Master James! der hat 'mal so ein Armesündergesicht, – habt doch 'mal Mitleid; hatt'n just ein paar Stunden zuvor aufgegabelt, lugte mir da am Waldrande herum, wollte mit dem schwarzen Gentleman da nicht recht hinein und nicht heraus; dacht' mir, bei dem sieht's auch nicht zweimal richtig aus, willst doch 'mal sehen, was sie vorhaben, hat's aber im Gesicht; hab'n kaum angesehen, wüßt' ich schon, wie viel's geschlagen hatte. Ei, sagt' ich, Master, sagt' ich, woll'n 'mal zusammen schauen, ob wir den Yankees nicht eine Nase drehen und uns nach New York oder Philadelphia durchschlagen können. Es kann doch so gar weit nicht sein?«

      »Eine Kleinigkeit,« lachten alle; »fünfundzwanzighundert Meilen.«

      »Yankeemeilen?« fragte der Irländer mit einem pfiffigen Blinzeln, »davon gehen fünfzehn auf eine englische.«

      »Der Kerl ist witzig«, riefen ihm einige zu.

      »Ne, Spaß beiseite, sind es wirklich zweitausend?«

      »Fünfhundert darüber, und gute.«

      »Bei Jasus!« bekreuzte sich der Irländer, »wenn's so ist, da war meines Vaters Sohn doch ein gewaltiger Narr, daß er seine sechsunddreißig Dollar so versilbert, als wenn sie ihm in der Tasche brennten. Und wenn sie nun alle so sind, wie der verfluchte Nantang pas, stellt Euch 'mal vor: als wir uns denn da mit Master James und dem Negergentleman zusammengefunden, da machten wir uns auf'n Weg; Ihr wißt warum und weswegen: in unsern Magen hatte es bereits zweimal

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