Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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Dahinstarren. Er sah sie forschend, kalt, beinahe unwillig eine Weile an. »Ah, Rosa, sind Sie es? Vergebung.« – Und wieder heftete er seine Augen zur Erde.

      Die Offiziere schienen eine nähere Erklärung der beiden jungen Leute zu wünschen; aber der Gefangene schwieg so eigensinnig verdüstert, daß dem Mädchen, das ihn einige Zeit verwundert angesehen hatte, sichtlich bange ward.

      »Mein Bruder!« sprach sie mit flehender Stimme, »warum bist du böse? Du zürnst doch nicht deiner Schwester?«

      »Mein Bruder!« bat sie abermals, »rede doch! Ach warum bist du nicht bei dem Miko geblieben. Sieh, Canondah hat es dir gesagt, daß die Weißen dich töten würden. Ach, vielleicht wäre vieles nicht geschehen. Mein Bruder! Nicht wahr, die Weißen sind kalt?« flüsterte sie.

      Ein Knirschen mit den Zähnen war all die Antwort, die sie erhielt. – Sie zog sich verschüchtert zurück.

      »Wollen Sie gefälligst, Miß Rosa,« sprach der Kapitän Percy endlich nach langem vergeblichem Warten, »uns einige Fragen beantworten?«

      »Jawohl, mein Bruder«; versetzte sie.

      »Sie kennen den Gefangenen?« auf den Briten deutend.

      »Gewiß, mein Bruder!«

      »Wie kam er in das Wigwam der Indianer?«

      »Ganz krank und verwundet.«

      »Wer nahm ihn auf?«

      »Canondah, die Tochter des Miko, auf die Bitte Rosas. Der Miko war auf der großen Jagd.«

      »Hat er während seines Aufenthaltes im Wigwam der Oconees den Miko gesehen?«

      »Nein, mein Bruder! Er zitterte vor Furcht, ihn zu sehen. Er rannte Tag und Nacht, um aus dem Wigwam zu entkommen, ehe der Miko zurückkehrte, und nachdem er gesund geworden war. Er hat den Miko nicht gesehen.«

      »Er hat also mit den Indianern, männlich oder weiblich, keine Art von Verbindung gehabt?«

      »Nein, mein Bruder! Er sprach bloß mit Canondah, die ihm zu essen brachte, und mit Rosa.«

      »Wie lang blieb er im Wigwam?«

      »Siebzehn Tage oder Sonnen.«

      Der Gefangene hatte seine Augen stier auf den Boden geheftet; zuweilen raffte er sich auf, warf einen Blick auf die Sprechenden, dann versank er in sein voriges Dahinstarren.

      Der Kapitän stand nun auf, und Rosen bei der Hand nehmend, führte er sie seitwärts zu einem Sitze, sie ersuchend, einstweilen Platz zu nehmen.

      In demselben Augenblicke trat der Miko, begleitet von zweien seiner Oconees, ein.

      »Tokeah!« rief der Jüngling, der den Indianer eine Weile stier ansah und dann wieder das Auge zu Boden schlug. »Verdammt, Euer Wigwam«, murmelte er in sich hinein, »hat mich in eine saubere Wäsche gebracht.«

      Der Häuptling sah den Gefangenen eine Weile aufmerksam an und sprach dann: »Tokeah hat es seinem Bruder gesagt, als er von ihm Abschied nahm, daß ihn die Weißen als Späher einfangen würden. Mein Sohn hätte bei den roten Männern bleiben sollen.«

      »Verdammt die weißen und die roten Männer«; murmelte der Brite zwischen den Zähnen. »Wollte, ich wäre lieber in die Hölle geraten, als in Euer Wigwam und unter die v–«

      Der Indianer wurde immer aufmerksamer.

      »Tokeah!« fragte der Kapitän, »ist dieser junge Mensch derselbe, der sich vierzehn Tage bei Euch aufgehalten hat?«

      »Er ist es,« sprach der Indianer, »den eine, die nicht mehr ist, und die weiße Rose in das Wigwam des Miko gebracht haben.«

      »Dem Eure Tochter die Kleidungsstücke gegeben hat, die er auf dem Leibe trägt.«

      Der Indianer nickte.

      »Der aus dem Wigwam entwischt ist, gegen Euern Willen und Euer Wissen?« fragte der Kapitän wieder.

      »Ich glaube, Kapitän,« bemerkte der Zunächstsitzende, »Sie sollten die beiden konfrontieren und nicht dem Indianer die Worte auf die Zunge legen.«

      »Tokeah«, sprach der Häuptling, »hat seinen Mund bereits zweimal geöffnet und seinen weißen Brüdern die Wahrheit gesagt; der Miko schlief, als sein weißer junger Sohn kam, und er war auf der Jagd, als er ging.«

      »Und warum«, so fragte der Milizenoffizier den Gefangenen, »habt Ihr dieses nicht früher gesagt?«

      Dieser gab keine Antwort.

      Der Indianer sah ihn eine Weile verwundert an und sprach dann: »Mein Bruder mag reden; er mag, was Tokeah gesagt hat, mit seiner Zunge bekräftigen; der Miko bindet seine Zunge nicht mehr.«

      Der Gefangene schwieg noch immer. »Der Miko«, fuhr er endlich mürrisch heraus, »weiß, was er zu tun hat, und ich tu, was mir gefällig ist.«

      »Als mein weißer Bruder das Wigwam der Occonees verließ,« sprach der Indianer kopfschüttelnd, »da band ihm Tokeah die Zunge, weil er den Pfad, der zu seinem Wigwam führt, rein halten wollte. Es ist nun nicht mehr, und der Seeräuber hat es verbrannt, Tokeah hat ihm den Rücken gewendet. Mein Bruder mag reden. Mein Sohn muß reden,« fuhr er nach einer abermaligen Pause fort; »die weißen Brüder und der große Vater würden sonst glauben, daß er und die Seinigen auf dem nämlichen Pfade mit den Söhnen des Vaters von Kanada begriffen sind.«

      »Glauben Sie, Kapitän, daß dieses in der Ordnung ist?« bemerkte wieder einer der Beisitzer.

      »Ich glaube, es ist ganz in der Ordnung«; erwiderte dieser. »Wie wir aus dem Protokolle, das vorgestern mit den Indianern aufgenommen wurde, ersehen, so hat dieser dem Gefangenen das Ehrenwort abgenommen, die Lage seines Wigwams an niemanden zu verraten.«

      Der Indianer hatte unterdessen den Gefangenen aufmerksam betrachtet. »Mein Bruder«, sprach er, »ist wie der Büffelstier, der in der Grube gefangen ist. Sein Mut ist im Loche geblieben.« Und mit diesen Worten wandte er sich von ihm.

      »James Hodges,« sprach der Kapitän, »Ihr seid hiermit aufgefordert, Erklärung über Euern Aufenthalt bei den Indianern zu geben. Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, Euch Gerechtigkeit hinsichtlich der Treue widerfahren zu lassen, mit der Ihr Euer, dem Indianer gegebenes Ehrenwort gehalten habt.«

      »Sie haben ihn ja gehört, sowie das Mädchen. Schreiben Sie, was Sie wollen; tun Sie, was Sie wollen.«

      »Ihr meint Miß Rosa, junger Mensch,« verwies ihn der Offizier, »dieselbe junge Dame, die Euch mit Gefahr ihres Lebens aus dem Wigwam entließ?«

      Der Gefangene errötete; einen Augenblick war er betroffen, dann schlug er seine Augen wieder zur Erde.

      »Fahrt nur fort«, bedeutete ihm der Offizier. »Vergeßt jedoch nicht, daß es Eure Angelegenheit nicht verschlimmern wird, wenn Ihr von Personen mit Ehrerbietung sprecht, denen kein Gentleman Achtung versagen wird, und die am wenigsten von Euch Geringschätzung verdient haben.«

      »Ich habe nichts weiter zu sagen«, versetzte der Gefangene mit etwas leiserer Stimme und beschämt, wie es schien. »Brauche Eure Gunst und

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