Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles Sealsfield страница 89

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

Скачать книгу

zu tun. Ihr seid es der Ehre Eures Landes, Eurer Mitbürger, der Flotte schuldig, zu der Ihr zu gehören vorgebt, den Verdacht abzuwälzen, der auf Euch lastet.«

      »England und seine Flotte werden ihre Ehre selbst zu rechtfertigen wissen«; sprach der Gefangene, sich stolz aufwerfend. »Scheint, es kitzelt Euch,« fuhr er murmelnd fort, »daß Ihr mit guter Art einen Briten in Eure Klauen gebracht habt, an dem Ihr Euer Mütchen ungestraft kühlen könnt. – Macht, was Ihr wollt.«

      »Es kommt mir vor, mit dem jungen Menschen ist's nicht richtig«; bemerkte einer der Milizoffiziere. »Ich glaube, wir heben einstweilen das Verhör auf.«

      Der Kapitän schien Bedenken zu tragen und wandte sich nochmals an den Gefangenen. »Ihr wollt also nicht Rede stehen?«

      Ein mürrisch trotziges Kopfschütteln war alles, was er zur Antwort erhielt.

      Die Offiziere erhoben sich nun, und der Gefangene wurde abgeführt. Ohne aufzublicken, hatte er sich gewendet und die Stube verlassen. Auch die Indianer wurden freundlich entlassen, und Rosa ward wieder von zwei Offizieren in die Mitte genommen und aus dem Hause begleitet.

      »Das ist ein so dummer, roher Junge,« hob endlich einer der Beisitzer des Verhöres an, »als mir noch je einer in meinem Leben vorgekommen ist.«

      »Nichts Hündischeres, Verstockteres«; versetzte ein zweiter. »Es ist, als ob das böse Gewissen ihn nicht aufschauen ließe.«

      »Ich weiß nicht,« fiel der Kapitän ein, »er benahm sich früher mit vieler Artigkeit und ganz als Gentleman. Ich bin wirklich ganz erstaunt über die Veränderung, die mit ihm vorgegangen.«

      »Ich weiß nichts vom Gentleman, bin auch keiner, sondern ein schlichter Pflanzer,« bemerkte der dem Linienkapitän zunächststehende Hinterwäldler, der im hellgrünen Frack und pompadourroten Beinkleidern einen Kapitän der Opelousasmilizen repräsentierte, »aber so viel sehe ich, daß der junge Mensch einen Trotz hat, wie einer. Er ist ein John Bull, ein wahrer junger Bull, dem der Kitzel benommen ist. Ich hab' ihn mir genau in Opelousas angesehen. Jedes Wort war Hohn, jede Miene ausgelassen, mutwillig; es war des Spottes kein Ende. Wißt Ihr, was ihm den Kitzel benommen hat? Die Geschichte bei Mistreß Blunt. Daß er ein solcher Hasenfuß war und sich so ins Bockshorn jagen ließ, das verzeiht er sich und uns nimmermehr. Glaubt mir's, der Junge gäbe kein gutes Wort um sein Leben und wäre in diesem Augenblicke froh, wenn wir ihn hängten.«

      »Das ist auch meine Meinung«, versetzte ein anderer. »Nehmt John Bull, sowie Ihr ihn hier vor Euch seht, den Hochmutsteufel, und Ihr habt einen Ochsen, und das ist der junge Mensch. Er hat den Kopf verloren und gäb' keinen Levy darum, wenn man ihm auch den Hals nähme. Ich glaub's auch, es wäre ihm lieb, wenn wir ihn hängten.«

      »So hängt ihn«, meinte ein dritter. »Ich, meinerseits, kann nicht sehen, warum wir da mit dem jungen Laffen so viel Federlesens machen. Laßt 'n anrennen, wenn er Lust dazu hat. Den ganzen Tag exerziert und protokolliert. Es ist halb neun. Wollen doch nicht bis Mitternacht sitzen.«

      »Wenn es sein muß, Leutnant Wells,« sprach ein junger Mann, »so wollen wir. Es würde uns und dem Lande zu keiner Ehre gereichen, wenn wir uns den Trotz des jungen Mannes zunutze machten, um John Bull eins zu versetzen. Das sähe so hinterm Rücken aus, daß wir uns wahrlich schämen müßten. Wir sind hier, um der Sache auf den Grund zu kommen.«

      Kapitän Percy schwieg. Er schien seine besondern Ursachen zu haben, sich in diese heikle Angelegenheit so wenig als möglich zu mischen und die Sache selbst sprechen zu lassen; wahrscheinlich hatte er auch deshalb eine größere Anzahl von Offizieren zum Verhöre eingeladen, als es gewöhnlich der Fall war.

      »Ihr habt hier die Kriegsgesetze«, sprach der erste wieder. »Nach dem 22. Paragraphen gehört er vollkommen vor unsere Schranken. Nach dem 43. Paragraphen da ist er der Verachtung des über ihn niedergesetzten Gerichtshofes zeihlich. Selbst wenn das letztere nur vor die Ohren des Untern kommt, so gnade ihm Gott.«

      »Laßt mich machen,« sprach der junge Mann, »ich glaube, ich kann ihn zum Reden bringen. Laßt ihn nochmals vortreten und den Irländer dazu.«

      »Wohl, Mister Copeland, wenn Ihr meint«; versetzten die übrigen. »Sollte uns freuen.«

      Nach einer Weile traten die beiden ein.

      »Davy Murphy!« sprach der junge Mann mit einem ermunternden Blicke, »einige von uns haben deine und deines Leidensgefährten Geschichte noch nicht gehört. Laß doch einmal los. Wie war es mit dem Nantang pas und der Mörderhöhle?«

      »Kapitän Percy!« schrie der Brite außer sich, »ich bitte Sie um Gottes willen.«

      »Euer Wohlehren!« rief der Irländer, sich hinter den Ohren kratzend. »Meines Vaters Sohn ist ein närrischer Kauz; aber seit der Geschichte ist der Gentleman da zum Narren geworden. Ich muß, wenn ich muß; aber glaubt mir's, er schnappt über.«

      »Das kann Euch aber alles nichts helfen«; versetzte der Offizier mit einem scharfen Seitenblick auf den Gefangenen, der abwechselnd feuerrot und leichenblaß wurde. »Wenn Ihr aber«, fuhr er zum Briten gewendet fort, »Eure Zunge lösen wollt, dann erspart Ihr uns die Mühe, Euern närrischen Landsmann zu hören. Gebt Auskunft über das, was Ihr gefragt werdet, und wir können Euch vielleicht das übrige erlassen.«

      Der Gefangene schwieg noch immer im sichtlichen innern Kampfe; dann fiel sein Auge auf den Iren, und als dieser das Zimmer verlassen hatte, löste sich auch seine Zunge. Aber erst nach geraumer Zeit war er imstande, die ihm vorgelegten Fragen zu beantworten. Als er geendet hatte, sprach der Kapitän: »Junger Mensch, Ihr habt diesmal bessere Richter gefunden, als Ihr verdient. Ich hoffe, Eure Angelegenheit werde sich ausgleichen lassen.«

      Dreiunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Auch unsere Rosa schien etwas bange zu sein, ein wenig verschüchtert; ein leiser Anklang von Unruhe, von leichter Verstimmung war an ihr bemerkbar, die vielleicht ihren Grund in der ernstern Stimmung überhaupt, die nach dem Abzuge der Milizen eingetreten war, vielleicht aber auch in den Eigentümlichkeiten des Hauses hatte, in dem sie sich nun befand, das, obwohl achtungswert, in vieler Hinsicht doch vielleicht nicht das geeignetste gewesen sein dürfte, die Übergangsstufe zu bilden und ein gewissermaßen aus dem Naturzustande kommendes Kind mit den zwangvollen gesellschaftlichen Verhältnissen der gebildeten Welt auszusöhnen. – Unser Pflanzer nämlich stammte von einer jener aristokratischen Familien ab, die, in frühern Zeiten herübergewandert, die Eigentümlichkeiten der englischen Aristokratie auf den freien Boden Amerikas mit zu verpflanzen beigetragen hatten, und die, obgleich sie auf Titel keinen Anspruch machten, ihre Stammbäume noch immer ebensowenig vergessen haben, als ihre im Mutterlande zurückgebliebenen betitelten Verwandten. Zwar war das politische Glaubensbekenntnis des Obersten das demokratische, und Mister Parker war einer der ersten gewesen, der sich seit seiner Übersiedelung der Partei des letzten Präsidenten und Gründers der neuem demokratischen Schule, die im Staate herrschend geworden war, angeschlossen hatte; und der Ernst, mit dem er die Sache seines Freundes Copeland gegen Kapitän Percy ergriff, schien auch die Aufrichtigkeit seiner politischen Grundsätze zu verbürgen. Die näher mit der Familie Bekannten wollten jedoch wissen, daß er sich nur notgedrungen, und weil die alten Grundsätze Virginiens hier ganz außer Mode, an die herrschende demokratische Majorität angeschlossen hätte. Es wurde selbst behauptet, daß der Oberst nicht nur die im Jahre 1789 ausgesprochenen Herrschergrundsätze seines Staates, jene gewissermaßen zur fixen Idee gewordenen Symbole eines echten Virginiers, sondern selbst die weitergehenden Irrlehren

Скачать книгу