Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel

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      »Gewiß, gewiß. – Nun denn, – meine ehrliche Ansicht, bemühe Larisch nicht weiter! Einmal, weil dir doch offenbar daraus Nachteile erwachsen können, daß die ›treue Hand‹ dich fallen läßt, dann aber auch, – – hm ja – weil – weil es für den Ruf eines jungen hübschen Mädchens nicht ungefährlich ist, mit Larisch vertrauter zu sein.«

      Eine Weile Schweigen.

      Drüben in der Kneipe spielte das Grammophon – ein merkwürdiger Zufall – den Gassenhauer: ›Du bist zu schön, um treu zu sein …‹

      Dann fragte Irma:

      »Weißt du etwas über diese Baronin Szestöni?«

      Hedwig nickte nur.

      »Erzähle es mir,« meinte Irma, indem sie im Zimmer auf und ab zu gehen begann. »Ich will mir selbst über des Schriftstellers Charakter klar werden,« fügte sie hinzu.

      »Gut. Aber ich kann dir nur mitteilen, was man sich damals von dieser Geschichte zuflüsterte – vor fünf Jahren. Laut redete niemand davon, denn Egon Larisch ist ein zu guter Pistolenschütze. Er hat auch schon mal wegen Zweikampfes auf Festung gesessen. –

      Luzie von Szestöni kam mit ihrem kranken Gatten hier nach Berlin, aus Budapest. Der Baron Szestöni wollte sich eine Niere operieren lassen. Seine Frau lernt Larisch kennen, er verliebt sich in sie, sie vielleicht auch in ihn, beide sind dauernd zusammen, der Baron erfährt davon, steht heimlich eines Abends von seinem Krankenlager in der Klinik auf, fährt im Auto nach der Wohnung seiner Gattin, um das Paar zu überraschen, trifft die beiden aber nicht an, erkältet sich bei dieser Eifersuchtstragödie und … stirbt in derselben Nacht. Die Baronin ist schamlos genug, den Verkehr mit Larisch fortzusetzen, verliert bald darauf ihr ganzes Vermögen infolge unglücklicher Spekulationen, und … Larisch zieht plötzlich nach München, ohne die jetzt arme Szestöni geheiratet zu haben, worauf alle Welt wartete. Nachher hat die Baronin dann den Kommerzienrat Miegler sich … erobert, einige zehn Millionen schwer. –

      Mehr weiß ich nicht.«

      Wieder minutenlanges Schweigen. Das Grammophon kratzte jetzt ›So leben wir – so leben wir …‹ herunter.

      »Und das Mädchen, das noch in dem Brief erwähnt ist,« fragte Irma dann kurz, indem sie vor der Freundin stehen blieb.

      »Die Geschichte möchte ich für mich behalten,« erwiderte Hedwig Melcher zögernd.

      Irma zuckte die Achseln. »Du brauchst Larisch nicht zu schonen. Diese zweite Sache ist wohl noch … schmutziger als die erste. Ich will auch nichts mehr hören. – Was tue ich aber, um Larisch loszuwerden?«

      »Hm … Wäre es nicht am besten, wenn du gleich für die wenigen Tage bis zu den Ferien Urlaub nimmst und nach Lammerthof fährst, Larisch aber mitteilst, daß du die ganze Angelegenheit vorläufig ruhen lassen willst …? Diesen Wink wird er schon verstehen.«

      »Ich hoffe. – Ja – das ist wohl das richtigste. Den Urlaub kann der Direktor mir des Todesfalles und der Erbschaft wegen kaum abschlagen. – Also – ich fahre morgen, abgemacht!« –

      Hedwig Melcher verabschiedete sich sehr bald. Als sie die Treppe hinabging, lächelte sie …: ›Gesiegt – gesiegt …!‹

      6. Kapitel

       Die Frau Rat in Not

       Inhaltsverzeichnis

      In Berlin-Moabit gibt es noch hier und dort in den stillen Seitenstraßen recht merkwürdige Häuschen. Sie haben der modernen Zeit getrotzt, ducken sich zwischen den neuen, riesigen Mietskasernen wie verschüchterte, alte Dämchen zusammen und leben weiter als augenfällige Beweise dafür, daß Moabit einer der ältesten Stadtteile des vorortfressenden Molochs Berlin ist.

      In einem dieser Häuschen in der Wundsiedler Straße, keine drei Minuten von der Turmstraße, der Hauptverkehrsader Moabits, entfernt, hatte Egon Larisch sein Heim aufgeschlagen.

      Er war bei der Auswahl seines Zimmers auch diesmal sehr vorsichtig gewesen. Es mußte so allerlei besonderen Bedingungen entsprechen: einen Eingang direkt vom Hausflur haben und hochparterre liegen, während die Wirtin eine womöglich alleinstehende, peinlich saubere Frau sein mußte.

      Diese Frau hieß diesmal Rosalie Pergament – ausgerechnet Pergament, was ja zu einem Schriftsteller recht gut paßte. Es war eine Jüdin, ein sehr bewegliches Mütterchen, die man kaum je anders als mit einem Putzlappen in der Hand sah. Sie litt so etwas am Reinlichkeitskoller, wie Larisch es nannte, den diese Eigentümlichkeit im übrigen wenig störte. Sehr bald hatte sich zwischen ihr und ihrem Mieter eine gewisse Vertraulichkeit herausgebildet, obwohl Frau Pergament eine schweigsame Natur war. Sie hatte Larisch schnell schätzen gelernt. Er streute keine Zigarrenasche umher, reinigte sich stets gut die Füße und war so fleißig, so sehr fleißig. All das gefiel Frau Rosalie. Sie hatte noch nie einen Schriftsteller bei sich aufgenommen, weil sie alle Künstler für unordentlich, leichtsinnig und zahlungsunfähig hielt. Aber Egon Larisch hatte ihr gleich imponiert. Er trat so bestimmt auf, sagte ganz genau, was er an besonderen Wünschen hatte und feilschte nicht lange um den Mietpreis.

      Die Einrichtung des Zimmers verriet, daß Frau Rosalie Pergament einmal bessere Tage gesehen haben mußte. Später erfuhr Larisch, daß Herr Pergament Holzkaufmann gewesen sei, aber entgegen allem Brauche trotz viermaligen Konkurses auf keinen grünen Zweig kommen konnte, was er sich so zu Herzen nahm, daß er langsam dahinsiechte und seine Witwe und seine Tochter Rebekka in sehr bescheidenen Verhältnissen zurückließ.

      Rebekka Pergament, klein, rundlich und heiterer Gemütsart, war in demselben Warenhause wie Thilde Melcher ebenfalls als Buchhalterin angestellt. Weder schön noch häßlich, eben eine Frauengestalt, über die man hinwegsieht, ließ sie es sich mit ihren fünfunddreißig Jahren eben so angelegen wie ihre Mutter sein, den Schriftsteller nach Kräften zu verwöhnen. Es waren zwei herzensgute Menschen, diese Pergaments, und Egon Larisch fühlte sich bei ihnen so wohl, als sei ihm plötzlich ein neues Elternhaus erstanden, und dies umso mehr, als er keine näheren Verwandten mehr besaß. –

      Der ›Akkordarbeiter auf Kriminalgeschichten‹ – so nannte er sich stets selbst mit ehrlicher Selbstverspottung – war soeben vom Mittagessen nach Hause gekommen. Nicht in bester Laune. Er hatte bestimmt gehofft, bei Frau Mikla mit Irma Hölsch zusammenzutreffen. Aber die junge Lehrerin war auch heute wie schon gestern nicht erschienen und Frau Mikla wußte ihm dann zu berichten, daß Irma vormittags antelephoniert und bis auf weiteres das Essen abbestellt habe, da sie verreise.

      Egon Larisch hatte sofort geahnt, daß etwas besonderes sich ereignete haben müsse. Und nun fiel sein Blick auf einen Rohrpostbrief, der auf seinem Schreibtisch lag, mitten auf der weißen Löschblattunterlage.

      Er kannte bisher Irmas Handschrift nicht. Und doch sagte er sich sofort, daß der Brief nur von ihr sein könnte. Er öffnete ihn mit dem bestimmten Gefühl, er würde wichtige Neuigkeiten erfahren.

      Ah – das hatte er doch nicht vermutet! Also eine Absage, eine zart umschriebene Kündigung ihres Bundesverhältnisses …! …

      Dringende Geschäfte rufen mich nach Lammerthof. Die Angelegenheit mit den Briefen mag daher vorläufig ruhen. Ich werde kaum Zeit finden, mich damit befassen zu können. Haben Sie jedenfalls vielen Dank für Ihre liebenswürdigen Bemühungen. –

      mit

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