Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel

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weiter.

      »Hedwig, ich möchte mal als verständiger Mensch, der das Leben doch auch so ein wenig kennt, mit dir reden,« sagte sie warm und herzlich. »Das ganze Unglück ist, daß du dir stets etwas eingebildet hast, was nie da war, daß Larisch ein stärkeres Interesse an dir hätte! – Glaube mir, du warst ihm stets nichts als die Schwester seines intimsten Freundes. Daß er dich damals vor – vor fünf Jahren in der Sektlaune auf dem Maskenball ein einziges Mal geküßt hat – ich war ja dabei! – das war eben Übermut, war ganz harmlos. Und wenn du dir trotzdem nicht ausreden läßt, daß …«

      »Schweig – schweig!« rief die Jüngere plötzlich dazwischen, und ihre Stimme schnappte förmlich über. »Du gönnst ihn mir nur nicht. Das ist es! – Weswegen ist er denn jetzt wohl aus München zurückgekehrt, weswegen kommt er so oft zu uns, weswegen nennt er mich wieder Fräulein Hete wie einst …?! Weil jenes Weib jetzt verheiratet ist, diese Abenteurerin, diese Baronin, weil er jetzt auf sie keine Rücksichten mehr zu nehmen braucht …! – Und da soll ich es dulden, daß dieses kokette Geschöpf, die Irma, mit ihm anbändelt, sich mit ihm Stelldicheins gibt und …«

      Sie konnte nicht weitersprechen. Ein Schluchzen erstickte ihre Stimme. Dann sank sie in den nächsten Stuhl, warf sich über den Tisch, vergrub den Kopf in den Händen und weinte herzzerbrechend.

      Draußen im Flur schnappte die Tür ein.

      »Hedwig, nimm dich zusammen, – Fritz kommt!« sagte die Ältere eindringlich.

      Hedwig schnellte förmlich empor. Ihr Schmerz war verflogen. Hastig trocknete sie die Tränen von den Wangen. Der Bruder war ja mit den beiden zusammen gewesen. Er würde wissen, ob Larisch etwa schon sehr vertraut mit Irma stand.

      Fritz Melcher warf einen scheuen Blick auf der Schwester verweintes Gesicht. Er ahnte, was hier vorgefallen war. Hedwig war’s ja gewesen, die es durchgesetzt hatte, daß Egon Larisch vor Irma Hölsch nie erwähnt und daß alles mögliche getan wurde, damit die beiden sich hier nicht begegneten.

      Er setzte sich zögernd, fragte: »Ihr seid noch auf? Es ist jetzt gleich halb zwölf.«

      Hedwig hatte sich in die halbdunkle Ecke auf dem Sofa niedergelassen und streichelte Kerlchen, den Wolfspitz, der dort friedlich schlummerte. Und schneidend fragte sie jetzt:

      »Glaubst du wirklich, daß Larisch und Irma sich im ›Nordwest Hotel‹ zufällig getroffen haben?«

      »Es ist so, Hedwig, – tatsächlich!« beeilte er sich zu erwidern. »Ich habe den ganz zuverlässigen Eindruck gewonnen, daß eine Verabredung hier auf keinen Fall vorliegt.«

      Hedwig atmete auf.

      »Erzähle – was gab’s denn da so wichtiges?« meinte sie freundlicher.

      »Ach – der Egon spielt ja leider den Geheimniskrämer. Er hat uns kaum ein paar Sätze gegönnt. Was er eigentlich in Irmas Zimmer festgestellt hat, verschwieg er. Nur das eine vertraute er uns vorläufig an, daß der Zimmernachbar Irmas ihm nachzuschleichen versuchte, als er das Haus verließ.« Er schilderte genauer, wie Larisch dies bemerkt und wie er sich dann Aufschluß über die Person dieses Mannes verschafft hatte, der so eilig die Treppe hinabgelaufen war.

      »Egon ist jetzt schon überzeugt,« fügte er hinzu, »daß dieser Gustav Heberlein, der erst vier Wochen bei der Mießtaler wohnt, etwas mit der ›treuen Hand‹ zu tun hat. Irma soll daher auch scharf auf diesen Menschen achten.«

      Der Gedanke, daß Larisch in Irmas Zimmer gewesen sei, daß er sich dort ganz nach Gutdünken hatte umsehen können, trieb einen neuen Stachel in Hedwigs von krankhafter Eifersucht gequältes Herz.

      »Natürlich hat Egon die Irma jetzt auch nach Hause begleitet,« meinte sie spitz.

      »Allerdings …«

      »Und natürlich werden sie sich dieser lächerlichen Hilfe wegen nun häufiger sprechen müssen …«

      »Hin und wieder wohl ja …«

      »So – so! Wirklich – die Irma ist … ist ein Muster von Raffinement …!« Hedwigs Stimme war kreischend wie ein rostige Türangel. »Wißt Ihr, was ich ihr zutraue, dieser … dieser … daß sie die Briefe selbst geschrieben hat, nur um Gelegenheit zu haben, unauffällig mit Egon näher bekannt zu werden …!«

      Da riß auch dem blonden Sekretär endlich die Geduld.

      »Du bist von Sinnen – vollständig!« rief er ihr zu und erhob sich. »Gute Nacht! Sieh zu, daß du morgen wieder etwas klarer bei Verstand wirst!«

      Auch Thilde stand auf.

      »Hedwig – komm schlafen,« bat sie sanft. Ihr tat die Jüngere von Herzen leid.

      Keine Antwort.

      Da ging auch sie hinaus.

      Nach zehn Minuten kam Fritz Melcher und steckte den Kopf durch die Tür. Er wollte sich Kerlchen holen, der stets in seinem Zimmer schlief und den heute in der Aufregung er mitzunehmen vergessen hatte.

      Er wunderte sich sehr, daß Hedwig am Mitteltisch saß und schrieb.

      »So geh’ doch zu Bett,« sagte er freundlich.

      »Kümmere dich um deine Angelegenheiten!« war die schroffe Antwort.

      Da lockte er den Wolfspitz zu sich und ging wieder.

      Die Feder flog über den Briefbogen hin. – Nun das letzte Wort – – fertig!

      Hedwigs Wangen glühten. Ein Gefühl des Triumphes beherrschte das arme, alternde Mädchen, das um eine eingebildete Liebe kämpfte.

      Gut, daß sie diesen Weg gefunden hatte, Larisch und Irma für immer zu trennen …! Ein selten glücklicher Gedanke, fürwahr, eine Eingebung des Augenblicks wie ein Wink des Schicksals.

      5. Kapitel

       Der vierte Brief

       Inhaltsverzeichnis

      Am nächsten Vormittag begegneten sich Hedwig und Irma auf dem Flur in der Schule während der großen Pause.

      Hedwig war herzlich und offenbar recht froher Laune.

      »Liebste, du mußt heute unser Mittaggast sein,« sagte sie im Laufe des Gesprächs. »Wir haben heute eine besonders saftige Hammelkeule. Die darf nicht ohne dich verzehrt werden. – Nein, nein, – eine Absage wird nicht angenommen, auf keinen Fall! Telephoniere der Mikla, daß du heute nicht zu Tisch kommst.«

      Irma glaubte, die Freundin wollte die gestrigen kleinen Taktlosigkeiten wieder gut machen und sagte zu. Sie ahnte nicht, daß es Hedwig lediglich darum zu tun war, ein Zusammentreffen zwischen Larisch und ihr zu hintertreiben.

      Die Mittagsmahlzeit bei Melchers litt jedoch unter einer Stimmung, der man das erzwungen Heitere nur zu sehr anmerkte. Besonders Fritz und Thilde wurden eine gewisse Befangenheit nicht los, da sie nur zu gut wußten, was diese Einladung zu bedeuten hatte, zu deren Ermöglichung Hedwig aus eigener Tasche fünf Mark für die Hammelkeule geopfert hatte, – nur damit Irma und Larisch sich nicht wieder bei der Mikla begegneten.

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