Frankenstein. ÐœÑри Шелли
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O, kein Sterblicher hätte ohne Grauen den Anblick dieses Gesichtes ertragen können. Eine Mumie, die lebendig geworden, konnte nicht so abscheulich sein als dieses Unding. Ich hatte es betrachtet, als es noch nicht vollendet war. Es war schon damals überaus hässlich, aber als diese Muskeln und Gelenke sich zu bewegen begannen, sah ich, dass ich etwas geschaffen, das sich Dantes Fantasie nicht grausiger hätte vorstellen können.
Es war eine Nacht, die ich mein Leben lang nicht vergesse. Zuweilen pochte mein Puls so rasch und heftig, dass ich fühlte, wie sich jede Ader anspannte; und dann war es mir, als müsse ich zu Boden sinken vor Schwäche und Elend. Es war aber nicht nur das Entsetzen, es war auch die bitterste Enttäuschung, was mich so niederdrückte. Die Träume, die ich solange genährt, die meine Freude gewesen, wurden mir nun zu Höllenqualen; der Wechsel war zu rasch, zu überwältigend.
Endlich kam der Morgen heran, trüb und feucht, und mit meinen schmerzenden Augen konnte ich auf dem Kirchturm erkennen, dass es eben sechs Uhr war. Der Türhüter öffnete das Tor des Hofes, der diese Nacht meine Zuflucht gewesen, und ich eilte auf die Straße hinaus. Mit raschen Schritten ging ich in der Stadt herum und war in steter Furcht, dass mir an der nächsten Ecke das Ungeheuer entgegenkommen könnte, dem ich zu entfliehen wünschte. Ich wagte nicht heimzugehen, sondern irrte umher, trotzdem mich der Regen, der von dem grauen, trostlosen Himmel unaufhörlich herniederfloss, schon bis auf die Haut durchnässt hatte.
Lange setzte ich meinen Spaziergang fort und meinte, durch die rasche Bewegung des drückenden Gefühles ledig zu werden, das auf meiner Seele lastete. Straße um Straße durchwanderte ich, ohne mir klar zu werden, wo ich war und was ich wollte. Mein Herz klopfte in entsetzlicher Furcht und ich eilte dahin, ohne mich umzusehen.
Plötzlich befand ich mich der Herberge gegenüber, vor der die Post und die Reisewagen zu halten pflegten. Ich hielt in meinem Laufe inne, ich weiß nicht warum. Aber ich stand so einige Zeit und hatte die Augen starr auf einen Wagen gerichtet, der gerade vom anderen Ende der Stadt herankam. Als er sich genähert hatte, erkannte ich, dass es die Schweizer Post war. Sie hielt gerade vor mir. Als die Tür geöffnet wurde, bemerkte ich im Innern Henry Clerval, der sofort heraussprang und auf mich zueilte. »Lieber, lieber Frankenstein«, rief er, »wie froh bin ich, dich zu sehen! Welch schöner Zufall, dass du jetzt gerade da bist, wo ich ankomme.«
Ich empfand eine unbeschreibliche Freude über die Ankunft Clervals und bei seinem Anblick musste ich meines Vaters, meiner Elisabeth und meiner Heimat gedenken. Ich ergriff seine Hand und vergaß all mein Elend und Unglück; ich fühlte das erste Mal seit Monaten wieder eine ruhige, ernste Freude. Ich war deshalb imstande, meinen Freund in der herzlichsten Weise zu begrüßen und ihn zu meiner Wohnung zu führen. Clerval erzählte mir von unseren gemeinsamen Freunden und von seiner Freude, dass es ihm nun auch vergönnt sei, nach Ingolstadt zu kommen. »Du kannst dir leicht vorstellen«, sagte er, »welche Schwierigkeiten es kostete, meinen Vater zu überzeugen, dass mit der Kenntnis der Buchführung noch nicht alles Wissen erschöpft sei. Ich bin mir auch heute noch nicht klar, ob er es wirklich eingesehen hat, denn seine ständige Antwort auf meine immerwährenden flehendlichen Bitten war das, was der holländische Schulmeister im ›Vikar von Wakefield‹ sagt: ›Ich habe zehntausend Gulden im Jahr und das Essen schmeckt mir ausgezeichnet, ohne dass ich Griechisch kann.‹ Aber schließlich besiegte die Liebe zu mir doch seine Abneigung gegen die Wissenschaft und er erlaubte mir dann, eine Entdeckungsreise ins Land des Geistes zu wagen.«
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