Frankenstein. Мэри Шелли

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Frankenstein - Мэри Шелли Horror bei Null Papier

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von et­li­chen Wo­chen zu er­lan­gen. Es wäre mir wie ein Sa­kri­leg er­schie­nen, so schnell die Ruhe des Trau­er­hau­ses mit dem spru­deln­den Le­ben da drau­ßen zu ver­tau­schen. Und dann woll­te ich den An­blick de­rer nicht miss­en, die mir ge­blie­ben wa­ren; vor al­lem aber war es mir dar­um zu tun, mei­ne süße Eli­sa­beth ei­ni­ger­ma­ßen ge­trös­tet zu se­hen.

      Sie ver­stand es, ihr ei­ge­nes Leid zu ver­ber­gen und uns alle auf­zu­rich­ten. Sie nahm das Le­ben ernst und kam ih­ren Pf­lich­ten tap­fer und treu nach. Sie wid­me­te sich ganz de­nen, die sie als Va­ter und Ge­schwis­ter lie­ben ge­lernt hat­te. Nie­mals war sie lieb­li­cher, als wenn der Son­nen­schein ih­res Lä­chelns uns alle er­wärm­te und wenn sie, ih­ren Gram ver­ges­send, uns zur Trös­te­rin wur­de.

      Schließ­lich kam aber doch der Tag mei­ner Abrei­se her­an. Cler­val ver­brach­te den letz­ten Abend noch bei uns. Er hat­te ver­ge­bens ver­sucht, sei­nen Va­ter zu be­stim­men, dass er ihn mit mir nach In­gol­stadt zie­hen und dort stu­die­ren lie­ße. Aber sein Va­ter war eine eng­her­zi­ge Krä­mer­see­le und be­trach­te­te die­se Wün­sche sei­nes Soh­nes als un­nüt­zen Ehr­geiz. Hen­ry emp­fand es tief schmerz­lich, für im­mer auf eine hö­he­re Bil­dung ver­zich­ten zu müs­sen. Er sag­te we­nig; aber wenn er sprach, las ich in sei­nen glän­zen­den Au­gen den stil­len, aber fes­ten Ent­schluss, sich nicht für ewig an den klein­li­chen Krä­mer­be­ruf zu fes­seln.

      Wir blie­ben lan­ge bei­sam­men­sit­zen, denn es schi­en uns un­mög­lich ein­an­der Le­be­wohl zu sa­gen. Und den­noch muss­te es schließ­lich ge­sche­hen. Wir gin­gen aus­ein­an­der, in­dem wir vor­ga­ben der Ruhe zu be­dür­fen, und trotz­dem wuss­te je­der, dass der an­de­re die Un­wahr­heit ge­sagt hat­te. Als ich dann beim Mor­gen­grau­en hin­un­ter­ging, um mei­nen Wa­gen zu be­stei­gen, wa­ren sie alle wie­der da: mein Va­ter, um mich noch ein­mal zu seg­nen, Cler­val, um mir zum Ab­schied die Hand zu drücken, und mei­ne Eli­sa­beth, um mir er­neut das Ver­spre­chen ab­zu­neh­men, dass ich ihr flei­ßig schrei­ben wer­de, und um ih­rem schei­den­den Freund und Spiel­ka­me­ra­den noch ei­ni­ge klei­ne Lie­bes­diens­te zu er­wei­sen.

      Ich lehn­te mich tief im Wa­gen zu­rück, der mit mir da­hin­roll­te, und gab mich trüb­se­li­gen Be­trach­tun­gen hin. Ich war nun al­lein! Auf der Uni­ver­si­tät muss­te ich mir erst Freun­de su­chen und für mich selbst sor­gen. Mein Le­ben war bis­her ein au­ßer­ge­wöhn­lich zu­rück­ge­zo­ge­nes ge­we­sen und da­her moch­te es wohl kom­men, dass ich einen fast un­be­zwing­li­chen Ab­scheu vor al­len neu­en Ge­sich­tern hat­te. Ich lieb­te mei­nen Bru­der, ich lieb­te Eli­sa­beth und Cler­val; das wa­ren mir alt­be­kann­te, lie­be Ge­sich­ter; aber ich hielt mich für to­tal un­ge­eig­net, mit Frem­den Be­kannt­schaf­ten an­zu­knüp­fen. Das wa­ren also mei­ne Be­trach­tun­gen zu An­fang mei­ner Rei­se, aber je wei­ter ich mich von der Hei­mat ent­fern­te, de­sto mehr wuch­sen mir Mut und Hoff­nung. Ich war von bren­nen­dem Lernei­fer er­füllt. Ich hat­te oft, als ich noch zu Hau­se war, es bit­ter be­klagt, an die­sen klei­nen Er­den­fleck ge­ket­tet zu sein, und ge­wünscht, die wei­te Welt zu se­hen und den mir ge­büh­ren­den Platz in­ner­halb der Mensch­heit ein­zu­neh­men. Nun, da die­se Wün­sche in Er­fül­lung ge­hen soll­ten, wäre es tö­richt ge­we­sen, Reue zu emp­fin­den.

      Für die­se und an­de­re Be­trach­tun­gen fand ich auf der lan­gen und er­mü­den­den Rei­se nach In­gol­stadt hin­rei­chend Muße. End­lich er­blick­te ich die Kirch­turm­spit­zen der Stadt. Ich stieg an mei­nem Quar­tier ab und wur­de nach mei­nem ein­sa­men Zim­mer ge­führt, um dort den Abend nach mei­nem Gut­dün­ken zu ver­brin­gen. Am nächs­ten Mor­gen mach­te ich den her­vor­ra­gends­ten Pro­fes­so­ren Be­such und gab mei­ne Emp­feh­lungs­brie­fe ab. Der Zu­fall, oder viel­leicht auch der Dä­mon der Ver­nich­tung, der mich um­schweb­te, seit ich mit zö­gern­dem Schritt aus dem Va­ter­hau­se in die Welt ge­tre­ten war, führ­te mich zu­erst zu dem Do­zen­ten der Na­tur­phi­lo­so­phie, na­mens Krem­pe. Er war ein wun­der­li­cher Mensch, aber un­er­reicht in sei­nem Fach. Er stell­te mir meh­re­re Fra­gen aus ver­schie­de­nen Ge­bie­ten der Na­tur­phi­lo­so­phie, um zu se­hen, was von mir zu er­war­ten sei. Ich ant­wor­te­te frei­mü­tig und er­wähn­te da­bei halb ver­ächt­lich die Na­men der Al­che­mis­ten, de­ren Wer­ke ich zu­erst stu­diert hat­te. Der Pro­fes­sor war sehr er­staunt, dann sag­te er: »Ha­ben Sie wirk­lich Ihre Zeit mit die­sem Un­sinn ver­tan?«

      Ich be­jah­te. »Jede Mi­nu­te«, fuhr Herr Krem­pe ernst fort, »je­der Au­gen­blick, den Sie sich mit je­nen Bü­chern be­schäf­tigt ha­ben, ist un­wie­der­bring­lich und für im­mer ver­lo­ren. Sie ha­ben Ihr Ge­dächt­nis mit ver­al­te­ten Sys­te­men und zweck­lo­sen Din­gen be­las­tet. In wel­chem ver­las­se­nen Lan­de ha­ben Sie denn um Got­tes­wil­len ge­lebt, dass nie­mand Sie auf­merk­sam ge­macht hat, dass die­se Fan­tasi­en, mit de­nen Sie be­gie­rig Ihr Hirn voll­pfropf­ten, schon tau­send Jah­re alt und ganz ver­schim­melt sind? Ich muss ge­ste­hen, dass ich in un­serm auf­ge­klär­ten Jahr­hun­dert nicht er­war­tet hät­te, noch auf einen Jün­ger des Al­ber­tus Ma­g­nus und des Pa­ra­cel­sus zu sto­ßen. Mein lie­ber, jun­ger Freund, Sie müs­sen mit Ihren Stu­di­en ganz von vorn be­gin­nen.«

      Er trat dann an sein Schreib­pult und no­tier­te mir eine Rei­he von Bü­chern, die ich mir be­schaf­fen soll­te. Dann entließ er mich, nach­dem er mich auf­merk­sam ge­macht hat­te, dass er vom Be­ginn der nächs­ten Wo­che ab ein Kol­leg über Na­tur­phi­lo­so­phie, und sein Freund, Herr Wald­mann, ab­wech­selnd mit ihm ein sol­ches über Che­mie le­sen wer­de.

      Ich kehr­te nach mei­ner Woh­nung zu­rück, kei­nes­wegs ent­täuscht, denn auch ich hat­te schon seit lan­ger Zeit, wie ich Ih­nen schon sag­te, die Wert­lo­sig­keit je­ner Bü­cher er­kannt, die der Pro­fes­sor ver­damm­te. Aber ich hat­te mir vor­ge­nom­men, trotz­dem zu die­sen Stu­di­en in ir­gend­ei­ner Wei­se zu­rück­zu­keh­ren. Herr Krem­pe war ein klei­ner, un­ter­setz­ter Mensch mit bar­scher Stim­me und ab­sto­ßen­dem Ge­sicht. Der Leh­rer hat­te also nichts an sich, was mich für sei­ne Wis­sen­schaft von vorn­her­ein hät­te ein­neh­men kön­nen. Als ganz jun­ger Mensch war ich mit den von den Leh­rern der Na­tur­wis­sen­schaf­ten er­reich­ten Re­sul­ta­ten nie­mals zu­frie­den ge­we­sen. Die Ver­wor­ren­heit mei­ner Ide­en, die ja­wohl mei­ner großen Ju­gend zu­zu­schrei­ben war, und der Man­gel ei­nes ge­eig­ne­ten Füh­rers, brach­ten mich so weit, dass ich, rück­wärts schrei­tend, die Er­geb­nis­se mo­der­ner For­schung ge­gen die Träu­me ver­ges­se­ner Al­che­mis­ten ein­tausch­te. So­gar eine ge­wis­se Ver­ach­tung emp­fand ich ge­gen die mo­der­ne Na­tur­phi­lo­so­phie. Es war doch et­was ganz an­de­res, wenn die al­ten Meis­ter Uns­terb­lich­keit und Macht an­streb­ten. Wenn die­ses Stre­ben auch un­nütz war, so hat­te es doch et­was Groß­zü­gi­ges an sich. Aber das heu­ti­ge Bild war ein an­de­res. Die For­scher schie­nen ih­ren be­son­de­ren Ehr­geiz dar­ein zu set­zen, all die Fun­da­men­te zu ver­nich­ten, auf de­nen jene ge­baut hat­ten. Es han­del­te sich für mich also dar­um, Chi­mä­ren von gren­zen­lo­ser Groß­ar­tig­keit ge­gen win­zi­ge Rea­li­tä­ten zu ver­tau­schen.

      Das wa­ren mei­ne Über­le­gun­gen wäh­rend der ers­ten zwei oder drei Tage mei­ner An­we­sen­heit in In­gol­stadt, die ich haupt­säch­lich dazu

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