Frankenstein. Мэри Шелли

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Frankenstein - Мэри Шелли Horror bei Null Papier

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ein Freund erns­ter Ar­beit und voll Wis­sens­durst. Ihre Lieb­lings­be­schäf­ti­gung war die Lek­tü­re un­se­rer Dich­ter und die Schön­heit der uns um­ge­ben­den Na­tur, die er­ha­be­nen For­men der Ber­ge, der Wech­sel der Jah­res­zei­ten, die tie­fe Stil­le des Win­ters und das leb­haf­te Trei­ben der Som­mer­sai­son – al­les das gab ih­rer Fan­ta­sie reich­li­che Nah­rung. Wäh­rend mei­ne Ge­spie­lin ernst und stau­nend sich dem Ein­dru­cke der Din­ge hin­gab, woll­te ich ih­rem Ur­sprung auf die Spur kom­men. Die Welt war mir ein Ge­heim­nis, das ich un­ter al­len Um­stän­den zu ent­rät­seln mir vor­ge­nom­men hat­te. Neu­gier­de, der Wunsch hin­ter die ver­bor­ge­nen Na­tur­ge­set­ze zu kom­men, Freu­de, ja Ent­zücken, als sich mir so man­ches Wun­der auf­tat, sind die ers­ten Ge­füh­le, de­ren ich mich er­in­nern kann.

      Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass ein Mensch eine glück­li­che­re Ju­gend ver­brin­gen kann, als wie es mir be­schie­den war. Mei­ne El­tern wa­ren er­füllt vom Geis­te wah­rer Lie­be und Güte. Wir emp­fan­den, dass sie nicht die Ty­ran­nen wa­ren, die uns nach ih­ren Lau­nen lenk­ten, son­dern die Schöp­fer all des Schö­nen und Gu­ten, was wir ge­nie­ßen durf­ten. Wenn ich mit an­de­ren Fa­mi­li­en zu­sam­men­kam, kam mir das be­son­ders zum Be­wusst­sein und trug viel zur Be­fes­ti­gung mei­ner kind­li­chen Lie­be bei.

      Ich war zu­wei­len hef­tig und lei­den­schaft­lich; aber mei­ne Be­gier­den rich­te­ten sich nicht auf Kin­de­rei­en, son­dern äu­ßer­ten sich in ei­nem un­ge­heu­ren Lernei­fer, der sich aber auch wie­der nicht un­ter­schieds­los auf al­les er­streck­te. Ich ge­ste­he, dass ich we­der der Struk­tur der Spra­chen, noch ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten, noch der Po­li­tik Ge­schmack ab­ge­win­nen konn­te. Es wa­ren die Ge­heim­nis­se des Him­mels und der Erde, die ich er­for­schen woll­te; und ob ich mich nun ge­ra­de mit der äu­ße­ren Form der Din­ge oder mit den Na­tur­ge­set­zen oder mit der mensch­li­chen See­le be­schäf­tig­te, im­mer war mei­ne Sehn­sucht auf die me­ta­phy­si­schen oder im höchs­ten Sin­ne phy­si­schen Ge­heim­nis­se der Welt ge­rich­tet.

      Ich wei­le gern bei die­sen Erin­ne­run­gen aus mei­ner Ju­gend­zeit, weil da­mals das Un­glück mei­nen Geist noch nicht ge­trübt hat­te und die Vi­sio­nen von Glanz und Berühmt­heit noch nicht durch düs­te­re Re­fle­xio­nen über mich selbst ge­stört wa­ren. Au­ßer­dem be­rich­te ich, in­dem ich die Ge­schich­te mei­ner Ju­gend er­zäh­le, die Er­eig­nis­se, die un­wi­der­steh­lich, aber un­merk­bar mich mei­nem spä­te­ren Schick­sal ent­ge­gen­führ­ten; und wenn ich mir selbst Re­chen­schaft gebe, so er­ken­ne ich, dass die Lei­den­schaft, die mich re­gier­te, wie ein Ge­birgs­bach aus klei­nen, ver­bor­ge­nen Quel­len zu­sam­men­si­cker­te. Aber die­ser Bach wur­de in sei­nem Wei­ter­lauf zu dem ver­hee­ren­den Strom, der all mei­ne Hoff­nun­gen, all mei­ne Freu­den be­grub.

      Na­tur­phi­lo­so­phie war der Ge­ni­us, der mein Schick­sal lei­te­te. Ich muss des­halb in mei­ner Er­zäh­lung die Tat­sa­chen er­wäh­nen, die die­se Vor­lie­be in mir weck­ten. Als ich drei­zehn Jah­re alt war, mach­ten wir alle einen Aus­flug zu den Bä­dern in der Nähe von Tho­mon. Die Un­gunst der Wit­te­rung zwang uns, einen Tag in der Wirts­stu­be zu ver­brin­gen. In dem Hau­se hat­te ich zu­fäl­lig einen Band der Wer­ke des Cor­ne­li­us Agrip­pa ge­fun­den. Ich öff­ne­te ihn aus Lang­wei­le; plötz­lich aber, als ich mich in sei­ne Leh­ren ver­tief­te, ver­wan­del­te sich die­se Gleich­gül­tig­keit in flam­men­den En­thu­si­as­mus. Ein neu­es Licht schi­en vor mei­nem Geis­te zu er­ste­hen; hüp­fend vor Freu­de eil­te ich zu mei­nem Va­ter und ließ ihn das Buch se­hen. Er sah nur flüch­tig nach dem Ti­tel­blat­te und sag­te: »Ach, Cor­ne­li­us Agrip­pa! Mein lie­ber Vik­tor, ver­tue dei­ne Zeit nicht mit sol­chen Din­gen; es ist trost­lo­ser Schund.«

      Als wir nach Hau­se zu­rück­ge­kehrt wa­ren, ver­schaff­te ich mir so­fort die sämt­li­chen Wer­ke des Agrip­pa, da­nach die des Pa­ra­cel­sus und des Al­ber­tus Ma­g­nus. Ich las und stu­dier­te die wil­den Fan­tasi­en die­ser Schrift­stel­ler mit Hoch­ge­nuss; es kam mir vor, als sam­mel­te ich da Schät­ze, die au­ßer mir nur we­ni­ge kann­ten. Ich habe Ih­nen schon ge­sagt, mit welch heißem Be­mü­hen ich in die Ge­heim­nis­se der Na­tur ein­zu­drin­gen ver­such­te. Trotz die­ses Ei­fers und trotz al­ler herr­li­chen Ent­de­ckun­gen der mo­der­nen Wis­sen­schaft war ich von mei­nen Stu­di­en nie recht be­frie­digt ge­we­sen. Hat doch auch Isaac New­ton ein­ge­stan­den, dass er sich vor­kom­me wie ein Kind, das am Stran­de des ewig un­er­forsch­li­chen Ozeans der Wahr­heit Kie­sel auf­liest. Und all die an­de­ren Na­tur­phi­lo­so­phen, die ich nach und nach ken­nen­lern­te, er­schie­nen mir wie Stüm­per, die sich dem glei­chen nutz­lo­sen Be­gin­nen hin­ga­ben.

      Der un­ge­bil­de­te Land­mann sieht die Din­ge an, die um ihn sind, und ge­braucht sie; aber auch der ge­lehr­tes­te Phi­lo­soph ist nicht viel wei­ter. Er hat ja zum Teil das Ant­litz der Na­tur ent­schlei­ert, aber ihre feins­ten Re­gun­gen sind ihm im­mer noch ein Ge­heim­nis, ein Wun­der. Er kann se­zie­ren, zer­schnei­den, No­men­kla­tu­ren er­den­ken, aber die nächs­ten Ur­sa­chen blei­ben ihm un­er­kannt, ge­schwei­ge denn die ers­ten Ur­sprün­ge.

      Aber hier wa­ren Bü­cher und wa­ren Män­ner, die tiefer ein­ge­drun­gen wa­ren und mehr wuss­ten. Ich nahm al­les

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