Frankenstein. Мэри Шелли

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Frankenstein - Мэри Шелли Horror bei Null Papier

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Wai­se zu­rück­las­send. Die­ser letz­te Schlag war der här­tes­te für sie; sie knie­te ge­ra­de bit­ter­lich wei­nend am Sar­ge Beau­forts, als mein Va­ter ein­trat. Er kam wie ein ret­ten­der En­gel zu dem ar­men Mäd­chen und ver­trau­ens­voll leg­te sie ihr Ge­schick in sei­ne hel­fen­den Hän­de. Nach der Be­er­di­gung sei­nes Freun­des brach­te er Ka­ro­li­ne nach Genf und gab sie dort Ver­wand­ten zur Ob­hut. Zwei Jah­re spä­ter war sie sei­ne Frau.

      Der Al­ters­un­ter­schied mei­ner bei­den El­tern war zwar sehr be­deu­tend, aber ge­ra­de das schi­en die Lie­be, die sie zu­ein­an­der heg­ten, nur zu ver­tie­fen. Mein Va­ter be­saß ein aus­ge­präg­tes Ge­rech­tig­keits­ge­fühl, das ihn nur da wirk­lich lie­ben ließ, wo er auch sei­ne Ach­tung ge­ben konn­te. Vi­el­leicht hat­te er in sei­nen frü­he­ren Jah­ren ir­gend­ei­ne Er­fah­rung in die­ser Hin­sicht ge­macht und leg­te des­halb so viel Wert auf den in­ne­ren Wert. Er zeig­te für mei­ne Mut­ter eine Ver­eh­rung, die sich von der schwäch­li­chen Lie­be äl­te­rer Leu­te wohl un­ter­schied und die aus wirk­li­cher Hochach­tung vor ihr ent­sprang und viel­leicht auch aus dem Wun­sche, sie für all das Leid zu ent­schä­di­gen, das ihr ihre Ju­gend ge­bracht. Al­les dreh­te sich um sie, um ihr Wohl­er­ge­hen. Er hielt sie, wie ein Gärt­ner eine wert­vol­le exo­ti­sche Blu­me hält und sie vor je­dem rau­en Wind­zug be­hü­tet. Al­ler­dings hat­ten ihre Ge­sund­heit und auch ihr star­ker, mu­ti­ger Geist un­ter den schwe­ren Er­schüt­te­run­gen ge­lit­ten. Wäh­rend der zwei Jah­re, die sei­ner Ver­ehe­li­chung vor­aus­gin­gen, hat­te mein Va­ter all­mäh­lich alle sei­ne Äm­ter ab­ge­ge­ben, und so­fort nach der Hoch­zeit be­gab sich das Paar nach Ita­li­en, wo das mil­de Kli­ma und eine Rei­se durch das wun­der­vol­le Land die Ge­sund­heit der jun­gen Frau wie­der­her­stel­len soll­ten.

      Lan­ge Zeit war ich ihre ein­zi­ge Sor­ge. Mei­ne Mut­ter hat­te sich noch ein Töch­ter­chen er­sehnt, aber ich blieb das ein­zi­ge Reis am Bau­me. Als ich etwa fünf Jah­re alt war, mach­ten wir eine Rei­se nach der ita­lie­ni­schen Gren­ze und ver­brach­ten auch eine Wo­che an den Ge­sta­den des Co­mer Sees. Ihr wohl­tä­ti­ger Sinn führ­te sie oft­mals in die Hüt­ten der Ar­men. Mei­ne Mut­ter emp­fand das nicht nur als eine Pf­licht, es war ihr ein Be­dürf­nis, eine Lei­den­schaft, den Ar­men in ih­rem Elend ein En­gel zu sein, denn sie hat­te selbst viel ge­lit­ten und wuss­te, wie weh das tut. Bei ei­nem ih­rer Spa­zier­gän­ge er­reg­te eine klei­ne Hüt­te ihre Auf­merk­sam­keit, die wie ver­schämt sich in ei­nem Sei­ten­ta­le barg und die, von der Schar arm­se­lig ge­klei­de­ter Kin­der zu schlie­ßen, die vor der Türe sa­ßen, ein gut Teil Not und Elend zu ber­gen schi­en. Als mein Va­ter ei­nes Ta­ges nach Mai­land ver­reist war, be­such­te mei­ne Mut­ter die­se Hüt­te und ich durf­te sie be­glei­ten. Wir tra­fen ein bäue­ri­sches Ehe­paar, von Sor­ge und har­ter Ar­beit nie­der­ge­beugt, das ge­ra­de ein kar­ges Mahl an die fünf hun­gern­den Kin­der ver­teil­te. Un­ter die­sen war ei­nes, das mei­ner Mut­ter be­son­ders auf­fiel, denn es schi­en von ganz an­de­rem Schla­ge. Wäh­rend die üb­ri­gen Kin­der schwarz­äu­gi­ge, der­be Ker­le wa­ren, sah die schlan­ke Klei­ne sehr hübsch aus. Sie hat­te glän­zen­des Gold­haar und trotz der Ar­mut ih­rer Klei­dung brei­te­te sich ein un­ver­kenn­ba­rer Adel über sie aus. Ihre Stirn war breit und hoch, ihre Au­gen leuch­te­ten wie Ster­ne und ihr gan­zes Ant­litz war so lieb­lich, dass man sie nicht an­se­hen konn­te, ohne so­fort das Ge­fühl zu ha­ben, dass sie et­was Be­son­de­res, ein gott­be­gna­de­tes Ge­schöpf sei. Die Bäue­rin hat­te gleich be­merkt, dass mei­ne Mut­ter mit In­ter­es­se und Be­wun­de­rung ihre Au­gen auf der Klei­nen ru­hen ließ, und er­zähl­te so­fort de­ren Le­bens­ge­schich­te. Sie war nicht ihr Kind, son­dern das Töch­ter­chen ei­nes Edel­man­nes aus Mai­land. Ihre Mut­ter, eine Deut­sche, war ge­stor­ben, als sie dem Kin­de das Le­ben ge­ge­ben hat­te. Man hat­te ih­nen das klei­ne We­sen zur Pfle­ge über­ge­ben, sie wa­ren da­mals noch nicht so arm ge­we­sen. Sie wa­ren noch nicht lan­ge ver­hei­ra­tet und ihr ers­tes Kind war da­mals ge­ra­de zur Welt ge­kom­men. Der Va­ter ih­res Pfle­ge­kin­des war ei­ner je­ner Ita­lie­ner ge­we­sen, die in der Erin­ne­rung an die glor­rei­che Ge­schich­te ih­rer Hei­mat auf­ge­wach­sen wa­ren; ei­ner je­ner Män­ner, die sich selbst op­fer­ten, um ih­rem Va­ter­lan­de die Frei­heit zu ver­schaf­fen. Auch er fiel sei­ner Lei­den­schaft zum Op­fer. Ob er starb oder ob er noch in ei­nem der Ge­fäng­nis­se Ös­ter­reichs schmach­te­te, wuss­te man nicht. Je­den­falls wa­ren sei­ne Gü­ter kon­fis­ziert wor­den und sein Kind war ein Bet­tel­kind ge­wor­den. Es blieb bei sei­nen Pfle­ge­el­tern und blüh­te in der rau­en Um­ge­bung schö­ner wie eine Rose zwi­schen dun­kel­far­bi­gem Un­kraut.

      Als mein Va­ter von Mai­land zu­rück­kehr­te, fand er mich auf dem Vor­platz un­se­rer Vil­la mit der Klei­nen spie­lend, die schön war wie ein Che­rub; ein We­sen, aus des­sen Au­gen wun­der­vol­le Strah­len leuch­te­ten und das schlank und be­weg­lich war wie eine Gämse. Die An­ge­le­gen­heit war bald ge­re­gelt. Mit Er­laub­nis mei­nes Va­ters ver­moch­te die Mut­ter die ar­men Leu­te rasch zu be­we­gen, ihr die Ob­hut über das Kind zu über­las­sen. Sie konn­ten die arme, süße Wai­se gut lei­den und sie war ih­nen im­mer wie ein Son­nen­schein im Hau­se ge­we­sen; des­halb hät­ten sie es nicht übers Herz ge­bracht, sie in Not und Elend zu­rück­zu­hal­ten, wäh­rend ihr die Vor­se­hung ein sol­ches Glück be­scher­te. Sie frag­ten noch den Pries­ter des Or­tes um Rat, und das Re­sul­tat die­ser Un­ter­re­dung war, dass Eli­sa­beth La­ven­za ih­ren Ein­zug in das Haus mei­ner El­tern hielt. Sie wur­de mir lie­ber als eine Schwes­ter – die lieb­li­che, an­ge­be­te­te Ge­fähr­tin mei­nes Schaf­fens und mei­ner Er­ho­lung.

      Je­der hat­te Eli­sa­beth gern. Die Lie­be und Ver­eh­rung, mit der sie alle be­dach­ten, die ihr nä­her tra­ten, war mein Stolz und mei­ne Freu­de. Am Vora­bend des Ta­ges, an dem Eli­sa­beth zu uns kam, sag­te mei­ne Mut­ter zu mir: »Ich habe ein rei­zen­des Ge­schenk für mei­nen Vik­tor, mor­gen sollst du es ha­ben.« Und als sie am Mor­gen das Kind mir als die ver­spro­che­ne Gabe zeig­te, fass­te ich voll kind­li­chen Erns­tes ihre Wor­te so auf, dass Eli­sa­beth mein sei, um sie zu schüt­zen, zu lie­ben und zu ver­hät­scheln. Je­des Lob, das der Klei­nen galt, nahm ich so auf, als sei es ein Lob mei­nes Ei­gen­tums. Wir nann­ten ein­an­der beim Vor­na­men. Kein Wort ist im­stan­de zu schil­dern, was wir uns wa­ren, umso mehr als sie bis zu ih­rem Tode mei­ne ein­zi­ge Schwes­ter sein soll­te.

      1 Ein of­fen­sicht­li­cher Wi­der­spruch zu der oben ge­trof­fe­nen Aus­sa­ge,

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