Frankenstein. Мэри Шелли

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frankenstein - Мэри Шелли страница 12

Frankenstein - Мэри Шелли Horror bei Null Papier

Скачать книгу

wohl­wol­len­den Ein­druck. Sein Haar war fast schwarz, nur an den Schlä­fen war es schon leicht er­graut. Er war von klei­ner Sta­tur, hielt sich aber sehr ge­ra­de und sei­ne Stim­me be­saß einen sel­te­nen Wohl­laut. Er be­gann sein Kol­leg mit ei­ner Re­ka­pi­tu­la­ti­on der Ge­schich­te der Che­mie und ihre Ent­wi­cke­lung, in­dem er mit Feu­er von den be­rühm­tes­ten Ent­de­ckern sprach. Dann kam er auf den ge­gen­wär­ti­gen Stand der Wis­sen­schaft zu spre­chen und mach­te uns mit der Ter­mi­no­lo­gie be­kannt. Nach­dem er ei­ni­ge ein­füh­ren­de Ex­pe­ri­men­te ge­macht, hielt er einen Pan­egy­ri­kus1 auf die mo­der­ne Che­mie in Wor­ten, die ich nim­mer­mehr ver­ges­sen wer­de:

      »Die Al­ten ver­spra­chen Un­mög­li­ches und leis­te­ten nichts. Die heu­ti­gen Ge­lehr­ten ver­spre­chen nichts; sie wis­sen, dass die Me­tal­le nicht in­ein­an­der ver­wan­delt wer­den kön­nen und dass das Le­bens­eli­xier eine Chi­mä­re ist. Aber die­se Phi­lo­so­phen, de­ren Hän­de dazu ge­schaf­fen schei­nen, im Schmut­ze zu gra­ben, und de­ren Au­gen über den Schmelz­tie­geln und Mi­kro­sko­pen trüb wer­den, ha­ben wah­re Wun­der voll­bracht. Sie ge­hen der Na­tur bis in ihre Schlupf­win­kel nach und be­ob­ach­ten sie in ih­rer ge­heims­ten Tä­tig­keit. Sie stei­gen bis in den Him­mel. Sie ha­ben den Kreis­lauf des Blu­tes ent­deckt und die Na­tur der Luft, die wir at­men, dar­ge­legt. Sie ha­ben neue, fast un­be­grenz­te Kräf­te ent­fes­selt. Wir ha­ben dem Him­mel sei­ne Blit­ze ent­ris­sen und ma­chen uns über die un­sicht­ba­re Welt mit ih­ren Schat­ten lus­tig.«

      Das wa­ren die Wor­te des Pro­fes­sors – und des Schick­sals, das es auf mei­ne Ver­nich­tung ab­ge­se­hen hat­te. Als er weg­ging, war es mir, als rin­ge mei­ne See­le mit ei­nem kör­per­li­chen Fein­de. Alle Re­gis­ter mei­nes Seins wur­den ge­zo­gen, Sai­te auf Sai­te mei­nes In­ne­ren er­tön­te und ein Ge­dan­ke, ein Wunsch, ein Ziel nahm mich ge­fan­gen. So­viel bis jetzt auch ge­sche­hen sein mag – hör­te ich die See­le Fran­ken­steins ru­fen – viel, viel mehr will ich noch vollen­den. Als Pio­ni­er will ich neue, un­be­kann­te Kräf­te ent­de­cken und vor der Welt die tiefs­ten Ge­heim­nis­se der Schöp­fung aus­brei­ten.

      In die­ser Nacht schloss ich kein Auge. Mein In­ne­res war in ei­nem Zu­stan­de des Aufruhrs und Tu­mul­tes. Ich fühl­te, dass das wie­der gut wür­de, aber es war mir so rasch nicht mög­lich mich zu be­ru­hi­gen. All­mäh­lich, ge­gen Mor­gen, ver­moch­te ich dann ein­zu­schla­fen. Als ich er­wach­te, wa­ren mei­ne Ge­dan­ken von ges­tern wie ein Traum. Aber die Idee blieb fest haf­ten, dass ich mich wie­der mei­nen al­ten Stu­di­en zu­wen­den und mich ei­ner Wis­sen­schaft wid­men woll­te, zu der ich na­tür­li­che An­la­gen hat­te. Am glei­chen Tage noch stat­te­te ich Pro­fes­sor Wald­mann einen Be­such ab. Er war als Pri­vat­mann, wenn mög­lich, noch zu­vor­kom­men­der und ge­win­nen­der wie in sei­nem Be­ru­fe. Denn wäh­rend sei­ner Vor­le­sun­gen nahm er eine sehr wür­de­vol­le Hal­tung an, die aber in sei­nem Heim ei­ner au­ßer­or­dent­li­chen Freund­lich­keit und Lie­bens­wür­dig­keit Platz mach­te. Ich gab ihm fast den­sel­ben Be­richt über mei­ne frü­he­re Be­schäf­ti­gung wie sei­nem Kol­le­gen. Er hör­te auf­merk­sam mei­ner Er­zäh­lung zu und lä­chel­te, als er die Na­men Cor­ne­li­us Agrip­pa und Pa­ra­cel­sus ver­nahm, aber ohne sie so ver­ächt­lich zu ma­chen, wie es Krem­pe ge­tan hat­te. Er mein­te, dass die­sen un­er­müd­lich flei­ßi­gen For­schern die mo­der­nen Ge­lehr­ten viel zu dan­ken hät­ten. Sie hät­ten uns die leich­te­re Auf­ga­be hin­ter­las­sen, den Din­gen Na­men zu ge­ben, die sie mit größ­ter Mühe er­forscht. Die Ar­beit ei­nes Ge­nies sei, wenn sie auch mo­men­tan auf ir­ri­gen Voraus­set­zun­gen be­ru­he, nie­mals ohne Nut­zen für das Men­schen­ge­schlecht. Ich lausch­te mit ho­hem In­ter­es­se die­sen An­sich­ten, die so ganz ohne An­ma­ßung und Zie­re­rei aus­ge­spro­chen wur­den. Ich ver­säum­te nicht zu ge­ste­hen, dass sei­ne Vor­le­sung mein Vor­ur­teil ge­gen die mo­der­ne Che­mie be­ho­ben habe. Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass ich mich der Be­schei­den­heit in mei­nen Aus­drücken be­flei­ßig­te, die dem Schü­ler sei­nem Leh­rer ge­gen­über zu­steht, ohne aber den En­thu­si­as­mus zu ver­heh­len, den ich mei­nen kom­men­den Stu­di­en ent­ge­gen­brach­te. Ich bat ihn noch um Ratschlä­ge be­treffs der zu be­schaf­fen­den Bü­cher, wor­auf er sag­te:

      »Ich freue mich, Sie als Schü­ler ge­won­nen zu ha­ben. Wenn Ihr Fleiß Ihren Fä­hig­kei­ten gleich­kommt, zweifle ich nicht an Ihrem Er­fol­ge. Che­mie ist der Zweig der Na­tur­wis­sen­schaft, aus dem das Meis­te ge­holt wor­den ist und noch ge­holt wer­den wird. Da­rum habe ich sie als mein Spe­zi­al­fach er­wählt, ohne aber die an­de­ren Wis­sen­schaf­ten zu ver­nach­läs­si­gen. Ein Mensch wür­de nur eine sehr trau­ri­ge Rol­le spie­len, wenn er sich ganz ein­sei­tig auf Che­mie ver­le­gen woll­te. Wenn Sie wirk­lich ein Wis­sen­schaft­ler wer­den und nicht bloß ein arm­se­li­ger Ex­pe­ri­men­ta­tor wer­den wol­len, kann ich Ih­nen nur emp­feh­len, sich mit sämt­li­chen Zwei­gen der Na­tur­phi­lo­so­phie zu be­schäf­ti­gen, ein­schließ­lich der Ma­the­ma­tik.«

      Er nahm mich dann mit in sein La­bo­ra­to­ri­um und führ­te mir sei­ne ver­schie­de­nen Ap­pa­ra­te vor. Er zeig­te mir auch ihre Hand­ha­bung und ver­sprach mir, dass ich sie selbst be­die­nen dürf­te, wenn ich ein­mal so weit vor­ge­schrit­ten sei, dass ich nichts dar­an be­schä­dig­te. Er gab mir dann noch ein Ver­zeich­nis der von ihm emp­foh­le­nen Bü­cher und entließ mich.

      So en­de­te ein für mich denk­wür­di­ger Tag: Er ent­schied über mein gan­zes künf­ti­ges Schick­sal.

      1 Ein Pan­egy­ri­cus (Pan­egy­ri­kos) war in der An­ti­ke eine prunk­vol­le Rede aus fest­li­chem An­lass. <<<

      Von die­sem Tage ab wur­de die Na­tur­phi­lo­so­phie und be­son­ders die Che­mie mei­ne aus­schließ­li­che Be­schäf­ti­gung. Ich las mit Lei­den­schaft die ge­nia­len, kla­ren Wer­ke mo­der­ner For­scher. Ich be­such­te flei­ßig die Vor­le­sun­gen und blieb in stän­di­ger per­sön­li­cher Ver­bin­dung mit mei­nen Leh­rern. Ich fand so­gar in Krem­pe einen ge­sun­den Ver­stand und tie­fes Wis­sen, al­ler­dings ver­bun­den mit ab­sto­ßen­den Ma­nie­ren, die mei­ner Wert­schät­zung kei­nen Ein­trag zu tun ver­moch­ten. In Pro­fes­sor Wald­mann hat­te ich einen teue­ren Freund ge­fun­den. Sei­ne Lie­bens­wür­dig­keit wur­de durch kei­nen Dog­ma­tis­mus ge­trübt und sei­ne Vor­le­sun­gen wa­ren so frei und über­zeu­gend ge­hal­ten, dass je­der Ver­dacht pe­dan­ti­scher Auf­fas­sung aus­ge­schlos­sen war. In je­der Wei­se mach­te er mir die müh­sa­men Pfa­de der Wis­sen­schaft leich­ter und ver­stand es, die schwie­rigs­ten Din­ge mei­ner Auf­fas­sung zu­gäng­lich zu ma­chen. Mein Fleiß war zu An­fang ziem­lich un­re­gel­mä­ßig ge­we­sen; aber er wuchs, je wei­ter ich fort­schritt, und wur­de schließ­lich so groß, dass oft­mals die Ster­ne vor dem Mor­gen­licht ver­bli­chen, wenn ich noch in mei­nem La­bo­ra­to­ri­um saß.

      Es ist ver­ständ­lich, dass bei die­sem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Flei­ße auch mei­ne Fort­schrit­te groß wa­ren. Mei­ne Stu­dien­ge­nos­sen wun­der­ten sich dar­über, wäh­rend

Скачать книгу