Frankenstein. Мэри Шелли

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Frankenstein - Мэри Шелли Horror bei Null Papier

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Schwes­ter! Ich schrei­be Dir in al­ler Eile, um Dich wis­sen zu las­sen, dass ich wohl­auf bin und dass ich schon ein Stück mei­ner Rei­se hin­ter mir habe. Die­sen Brief wird ein Kauf­mann von Archan­gel aus nach Eng­land mit­brin­gen. Der Glück­li­che! Er kann wie­der Hei­mat­luft at­men, was mir viel­leicht auf Jah­re hin­aus nicht ver­gönnt sein wird. Trotz­dem bin ich bes­ter Lau­ne. Mei­ne Leu­te sind kühn und of­fen­bar zu al­lem wil­lig; auch die schwim­men­den Eis­ber­ge, die un­auf­hör­lich an uns vor­bei­zie­hen und uns die Ge­fah­ren vor­au­sah­nen las­sen, de­nen wir ent­ge­gen­ge­hen, schei­nen ih­nen kei­ne Sor­ge ein­zu­flö­ßen. Wir ha­ben schon eine hohe nörd­li­che Brei­te er­reicht, aber es ist Hoch­som­mer, und wenn es auch nicht ganz so warm ist wie in Eng­land, so tra­gen uns doch die Süd­win­de, in­dem sie uns dem heiß er­sehn­ten Zie­le nä­her­brin­gen, eine wohl­tu­en­de Wär­me zu, wie ich sie nicht er­war­tet hät­te.

      Bis­her hat sich noch nichts er­eig­net, was der Mit­tei­lung wert wäre. Ein oder zwei­mal eine stei­fe Bri­se und ein­mal ein klei­nes Leck, das sind Zu­fäl­le, de­ren ein er­fah­re­ner See­mann kaum Er­wäh­nung tut, und ich will recht zu­frie­den sein, wenn uns auf der gan­zen Rei­se nichts Un­an­ge­neh­me­res pas­siert.

      Lebe Wohl, teu­re Mar­ga­re­te. Sei über­zeugt, dass ich um Dei­net- wie um mei­net­wil­len mich nicht all­zu kühn der Ge­fahr aus­set­zen wer­de. Ich will kalt­blü­tig, über­legt und ver­nünf­tig sein.

      Aber der Er­folg muss mein Werk krö­nen. Wa­rum auch nicht? So weit bin ich nun ge­kom­men über die pfad­lo­se See; nur die Ster­ne am Him­mel sind Zeu­gen mei­nes Sie­ges. Wa­rum soll ich nicht noch wei­ter fort­schrei­ten auf dem un­ge­zähm­ten, aber doch zähm­ba­ren Ele­ment? Was wäre im­stan­de, sich auf die Dau­er dem mu­ti­gen, wil­lens­star­ken Man­ne ent­ge­gen­zu­stel­len?

      Mein Herz ist zu voll, als dass es nicht über­lau­fen soll­te. Aber ich muss schlie­ßen. Gott sei mit Dir, lie­be Schwes­ter!

      Ro­bert Wal­ton.

      An Frau Sa­ville, Lon­don

      5. Au­gust 17..

      Et­was sehr Merk­wür­di­ges hat sich er­eig­net und ich muss es Dir be­rich­ten, wenn ich auch wahr­schein­lich eher bei Dir bin, als die­se Zei­len Dich er­rei­chen.

      Letz­ten Mon­tag (31. Juli) wa­ren wir fast ganz von Eis ein­ge­schlos­sen, so­dass das Schiff kaum mehr den zum Vor­wärts­kom­men nö­ti­gen Platz hat­te. Un­se­re Lage war ei­ni­ger­ma­ßen ge­fähr­lich, be­son­ders des­we­gen, weil ein dich­ter Ne­bel uns ein­hüll­te. Wir dreh­ten des­halb bei, in der Hoff­nung, dass die Wit­te­rung end­lich an­ders wer­de.

      Ge­gen zwei Uhr lich­te­te sich der Ne­bel und wir er­blick­ten, wo­hin wir sa­hen, wei­te, fast un­er­mess­lich schei­nen­de Eis­flä­chen. Ei­ni­ge mei­ner Leu­te wur­den un­ru­hig und auch mich be­schli­chen trü­be, ängst­li­che Ge­dan­ken, als plötz­lich et­was Selt­sa­mes un­se­re Auf­merk­sam­keit auf sich zog und uns un­se­re ge­fähr­li­che Si­tua­ti­on ver­ges­sen ließ. Wir be­merk­ten einen nied­ri­gen Wa­gen, der auf Schlit­ten­ku­fen be­fes­tigt war, von Hun­den ge­zo­gen wur­de und sich in ei­ner Ent­fer­nung von etwa ei­ner hal­b­en Mei­le nord­wärts be­weg­te. Im Schlit­ten saß eine Ge­stalt, die ei­nem Men­schen, aber ei­nem sol­chen von au­ßer­ge­wöhn­li­cher Grö­ße glich und die Tie­re lenk­te. Wir ver­folg­ten mit un­se­ren Fern­roh­ren den Rei­sen­den, der blitz­schnell da­hin­flog und bald durch Une­ben­hei­ten des Ei­ses un­se­ren Bli­cken ent­zo­gen wur­de.

      Die­se Er­schei­nung er­reg­te be­greif­li­cher­wei­se un­se­re Neu­gier­de in ho­hem Maße. Wir hat­ten ge­glaubt, uns Hun­der­te von Mei­len vom fes­ten Lan­de ent­fernt zu be­fin­den, die­se Er­schei­nung aber schi­en uns das Ge­gen­teil zu be­wei­sen. Da wir vom Eis völ­lig ein­ge­schlos­sen wa­ren, war es uns un­mög­lich, die Spu­ren des rät­sel­haf­ten We­sens zu ver­fol­gen.

      Etwa zwei Stun­den da­nach hör­ten wir die Grund­dü­nung, und ehe es Nacht wur­de, lös­te sich das Eis und das Schiff wur­de frei. Trotz­dem aber blie­ben wir bis zum Mor­gen lie­gen, da wir fürch­ten muss­ten, in der Dun­kel­heit mit den trei­ben­den Eis­mas­sen zu­sam­men­zu­sto­ßen. Ich be­nütz­te die­se Zeit, um mich et­was aus­zu­ru­hen.

      Als es Tag wur­de, ging ich an Deck und fand alle Ma­tro­sen auf ei­ner Sei­te des Schif­fes ste­hen, sich mit je­mand un­ter­hal­tend, der schein­bar un­ten auf dem Was­ser war. Es war in der Tat ein Schlit­ten, ähn­lich dem, den wir ges­tern ge­se­hen hat­ten; er war in der Nacht auf ei­nem schwim­men­den Stück Eis zu uns her­an­ge­trie­ben wor­den. Nur ein Hund war noch vor­ge­spannt, und im Schlit­ten saß ein Mensch, den die Ma­tro­sen ver­an­las­sen woll­ten, an Bord zu kom­men. Er war nicht, wie uns der Frem­de von ges­tern ge­schie­nen hat­te, ein wil­der Ein­ge­bo­re­ner ir­gend­ei­nes un­ent­deck­ten Ei­lan­des, son­dern ein Eu­ro­pä­er. Als ich an Deck kam, sag­te der Maat: »Da kommt un­ser Ka­pi­tän, der wird nicht zu­ge­ben, dass Sie auf of­fe­ner See zu­grun­de ge­hen.«

      Der Frem­de ge­wahr­te mich und sprach mich dann eng­lisch, al­ler­dings mit et­was ei­gen­tüm­li­chem Dia­lekt, an. »Ehe ich an Bord Ihres Schif­fes gehe«, sag­te er, »bit­te ich Sie mir zu sa­gen, wo­hin Sie zu fah­ren ge­den­ken.«

      Du wirst be­grei­fen, dass ich mo­men­tan sehr er­staunt war, die­se Fra­ge von ei­nem Men­schen zu hö­ren, der eben knapp dem Un­ter­gang ent­ron­nen zu sein schi­en und von dem man an­neh­men muss­te, dass ihm mein Schiff ein Zuf­luchts­ort sei, den er nicht ge­gen alle Reich­tü­mer der Erde mehr ver­tauscht ha­ben wür­de. Ich er­klär­te ihm, dass ich mich mit mei­nem Schif­fe auf ei­ner Ent­de­ckungs­rei­se nach dem Nord­pol be­fän­de.

      Dies schi­en ihn zu­frie­den­zu­stel­len und er nahm mei­ne Ein­la­dung an. Gro­ßer Gott! Mar­ga­re­te, wenn Du den Mann ge­se­hen hät­test, der sich nur so schwer ret­ten ließ, Dein Er­stau­nen hät­te kei­ne Gren­zen ge­habt. Sei­ne Glie­der wa­ren fast völ­lig er­fro­ren und sein Leib war förm­lich ge­bro­chen von Mü­dig­keit und Krank­heit. Ich habe noch nie einen Men­schen in ei­ner so kläg­li­chen Ver­fas­sung ge­se­hen. Wir ver­such­ten ihn in die Ka­jü­te zu tra­gen, aber kaum hat­ten wir ihn un­ter Deck, da wur­de er schon ohn­mäch­tig. Wir brach­ten ihn also wie­der an Deck zu­rück und such­ten durch Rei­ben mit Brannt­wein und Ein­flö­ßen von klei­nen Schlu­cken ihn ins Le­ben zu­rück­zu­ru­fen. Als er Le­bens­zei­chen von sich zu ge­ben be­gann, wi­ckel­ten wir ihn in Lei­nen­tü­cher und leg­ten ihn in der Nähe des Kü­che­nofens nie­der. All­mäh­lich er­hol­te er sich und aß ein paar Löf­fel Sup­pe, die ihm sehr wohl ta­ten.

      Zwei Tage ver­gin­gen, ehe es ihm mög­lich war zu spre­chen, und mir kam es zu­wei­len vor, als hät­ten ihm all die Lei­den den Ver­stand ge­raubt. Als er ei­ni­ger­ma­ßen her­ge­stellt war, ließ ich ihn in mei­ne Ka­jü­te brin­gen und pfleg­te ihn, so weit es sich mit mei­nen Pf­lich­ten ver­ein­ba­ren ließ. Ich habe nie in mei­nem Le­ben einen in­ter­essan­te­ren Men­schen ken­nen­ge­lernt. Sei­ne Au­gen ha­ben meist

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