Frankenstein. ÐœÑри Шелли
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Schon früh, genauer 1823, wurde das erste, auf dem Buch basierende einstündige Theaterstück »Presumption; or, The Fate of Frankenstein« uraufgeführt. Mary Shelley selbst war unter den Zuschauern. Erstaunlicherweise war das Stück selbst sehr viel erfolgreicher als das Buch, die Vorstellungen waren fast immer ausverkauft. Zur damaligen Zeit gab es in England aber nur ein lückenhaftes Urheberrecht, Romane durften quasi beliebig auf die Bühne gebracht werde, sodass Mary Shelley vom Erfolg des Stückes finanziell nicht profitieren konnte.
Eine zentrale Rolle in der Geschichte – neben dem alten Motiv der künstlichen Erschaffung eines Menschen – ist die aufkommende Euphorie über die Erforschung der Elektrizität. In damals sehr beliebten Experimenten hatte man zunächst Tiermuskeln und schließlich sogar Muskeln und ganze Gliedmaßen von Toten durch das Anlegen einer elektrischen Spannung zum Zucken gebracht. Diese sogenannten »Froschschenkelexperimente« weckten in wissenschaftsgläubigen und intellektuellen Kreisen, zu denen sicherlich auch Mary Shelley, ihr Mann und ihr Bekanntenkreis zu zählen waren, die Hoffnung schon bald Leben künstlich erschaffen zu können.
In Ingolstadt, einem Handlungsort, erinnert heute noch eine nächtliche Frankenstein-Stadtführung (seit 1995) an den berühmten fiktiven Studenten. 1800 wurde die Universität nach Landshut und 1826 nach München verlegt – die direkte Nachfolgerin der Universität Ingolstadt ist somit die heutige Ludwig-Maximilians-Universität München.
Der Roman wurde vielfach verfilmt; erstmalig bereits 1910. Mittlerweile ist die Geschichte unauslöschlich verbunden mit der Darstellung des Monsters durch Boris Karloff in Filmversion von 1931 – auch wenn hier die Umsetzung in Vielem von der literarischen Vorlage abweicht. Dennoch, wer Frankstein denkt, hat fast immer die Maske des Unholds vor Augen. Erst die Verfilmung von Kenneth Branagh aus dem Jahre 1994 mit Robert De Niro als Monster hält sich in seiner Umsetzung am dichtesten an das Buch.
Die Entstehung des Werks diente dem Regisseur Ken Russell 1986 als Vorlage für seinen Film »Gothic«.
1 George Byron, engl. Schriftsteller und Freiheitskämpfer, † 1824 <<<
Anmerkungen
Die vorliegende Fassung beruht auf einer Übersetzung von 1908. Der Text wurde in die neue Deutsche Rechtschreibung mit Wirkung vom 01.08.2006 übertragen, aber ohne dabei den Charakter und den Charme des Originals zu verändern.
Offensichtliche Fehler der Erstübersetzung wurden stillschweigend korrigiert, dazu gehören hauptsächlich Zeichensetzungs- und Numerusfehler. Der Texte wurde mit Fußnoten zu geografischen Daten versehen. Wo notwendig wurden die Ortsnamen und sonstigen Bezeichnungen den heutigen angepasst.
Ebenfalls im Null Papier Verlag erschienen »Der Vampyr (The Vampyre)« von John William Polidori in »Vampire – Tödliche Verführer« (www.null-papier.de/vampire) und »Dracula – Vollständige Deutsche Fassung« von Bram Stoker (www.null-papier.de/dracula).
Prometheus (der Vorausdenkende, aus dem Griechischen) ist in der griechischen Mythologie der Freund und Kulturstifter der Menschheit. Oft wird er auch als Schöpfer der Menschen und Tiere bezeichnet.
Einführung
Die Herausgeber der »Meisternovellen« haben mich vor Veröffentlichung meines »Frankenstein« gebeten, ihnen einiges über dessen Entstehung zu berichten. Ich entspreche diesem Wunsche umso lieber, als mir dadurch Gelegenheit geboten ist, allgemein die so häufig an mich gerichtete Frage zu beantworten, wie ich als Frau dazukäme, einen so entsetzlichen Stoff zu erdenken und zu bearbeiten. Ich stelle mich ja allerdings nicht gern in den Vordergrund; aber da diese Erklärung mehr oder minder nur ein Anhang zu meinem Werke ist und ich mich nur auf das beschränken werde, was unbedingt mit meiner Autorschaft zusammenhängt, kann man mir kaum persönliche Eitelkeit zum Vorwurf machen.
Es ist meines Erachtens nichts Außerordentliches, dass ich, als Kind zweier literarischer Berühmtheiten, ziemlich früh im Leben am Schreiben Gefallen fand. Schon als ganz kleines Mädchen wusste ich mir keinen besseren Zeitvertreib als das »Geschichtenschreiben«. Bis ich allerdings noch ein schöneres Vergnügen fand, das Bauen von Luftschlössern, das Versenken in Wachträume, das Verfolgen von Gedankenreihen, die sich aus erfundenen Ereignissen ergaben. Meine Träume waren auf alle Fälle schöner und fantastischer als das, was ich niederschrieb. Denn beim Schreiben folgte ich mehr den Spuren anderer, als dass ich meine eigenen Gedanken wiedergab. Ich machte mich selbst nie zur Heldin meiner Erzählungen. Denn das Leben erschien mir in Bezug auf mich selbst als nichts Romantisches und ich konnte mir nicht vorstellen, dass außergewöhnliche Leiden oder merkwürdige Ereignisse in meinem Dasein eine Rolle spielen sollten. Und so konnte ich in meiner Fantasie Geschöpfe entstehen lassen, die mir damals weit interessanter waren als meine eigenen Gefühle.
Dann aber wurde mein Leben ereignisreicher und die Wahrheit trat an die Stelle der Dichtung. Allerdings war mein Mann ängstlich darauf bedacht, dass ich meiner literarischen Abstammung Ehre mache und selbst zu einer Berühmtheit werde. Er erregte in mir den Wunsch, einen literarischen Ruf zu erringen; ein Ziel, gegen das ich heute vollkommen gleichgültig geworden bin.
Im Sommer 1816 bereisten wir die Schweiz und ließen uns in der Nähe Lord Byrons nieder. Wir verbrachten mit ihm herrliche Stunden auf dem See oder an dessen Ufern. Der Einzige unter uns, der seine Gedanken schriftlich niederlegte, war Lord Byron. Er hatte eben den dritten Gesang seines »Childe Harold« in Arbeit. Diese Verse, die er uns nach und nach zu Gehör brachte,