Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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war geschafft, dachte er und ging zum Haus zurück.

      Angela Hofmeister hatte inzwischen die Tiere gefüttert und kam aus dem Stall zurück. Ihr Gesicht war schmutzig, und unter den Augen waren Schlieren von den Tränen, die ihr immer wieder über die Wangen liefen. Jetzt setzte sie sich neben Sebastian Trenker auf die Bank.

      »Ich weiß gar net, wie ich Ihnen danken soll, Hochwürden«, sagte sie erschöpft. »Ohne Ihre Hilfe wär’ hier alles zusammengebrochen.«

      Der Bergpfarrer winkte ab. Als am frühen Morgen das Telefon im Pfarrhaus klingelte, hatte er schon geahnt, daß sich irgendwo eine Katastrophe anbahnte. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, daß der Hilferuf vom Ahringerhof käme. Eigentlich hatte er vorgehabt, eine Bergtour zu unternehmen und war nur aus diesem Grund schon in aller Herrgottsfrühe aufgestanden. Kurzerhand hatte er den Rucksack mit dem Proviant geschnappt und war, statt aufzusteigen, zum Hof hinaufgefahren.

      »Erklären können S’ mir das alles später«, sagte er zu Angela, die ihn völlig aufgelöst erwartete. »Jetzt kümmern wir uns erst einmal um die Viecher.«

      Als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht, begann der Geistliche mit der Arbeit. Melken, Ausmisten, Füttern, die Tiere nach draußen treiben, das alles schien für Sebastian Trenker eine Selbstverständlichkeit zu sein.

      »In meiner Not hab’ ich mir keinen anderen Rat gewußt, als Sie anzurufen«, sagte Angela, als sie später beim Frühstück saßen.

      »Das war auch gut so«, nickte Sebastian. »Zeigen S’ mir doch mal den Brief vom Florian.«

      Er las das Schreiben und machte eine nachdenkliche Miene. Was der Knecht da äußerte, deckte sich auch mit seinen eigenen Überlegungen. Sebastian hielt Tobias Bruchthaler nicht für den verliebten Mann, als den er sich ausgab. Verliebt schon – aber mehr in den Hof, als in das Madl!

      Allerdings sagte er nichts weiter dazu. Den ganzen Tag über blieb der gute Hirte von St. Johann auf dem Ahringerhof und erledigte die Arbeit eines Knechtes. Jetzt, am Abend, griff er den Inhalt des Abschiedsbriefes noch einmal auf.

      »Ich kenn’ den Tobias«, sagte er. »Und was der Florian da schreibt, ist net ganz von der Hand zu weisen. Tobias Bruchthaler ist kalt und berechnend. Es ist schlimm, daß ich so über einen Menschen urteilen muß, aber es ist nun mal die Wahrheit. Ich weiß, daß er der Bärbel Schoberl die Ehe versprochen hat, und wenn er sich jetzt an Sie, Angela, herangemacht hat, dann nur aus dem Grunde, weil er hier der Herr werden will.«

      Die junge Bäuerin schluckte.

      »Dann…, dann hab’ ich ja dem Florian unrecht getan«, flüsterte sie.

      »Ich fürcht’, ja«, nickte Sebastian. »Zumindest, was Ihren Verdacht angeht, er könne es auf den Hof abgesehen haben. Da unterstell ich ihm lautere Absichten. Der Bursche hat sich in Sie verliebt, und wenn er schreibt, es wär’ ihm gleich, ob Sie arm oder reich sind, dann ist’s gewiß die Wahrheit.«

      Angela wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. Natürlich glaubte sie dem Pfarrer, aber etwas in ihr wehrte sich gegen den Gedanken, Tobias könnte ihr nur etwas vorgespielt haben.

      »Dann soll Tobias mir’s ins Gesicht sagen«, kam es tonlos über ihre Lippen. »Jetzt gleich, und mit der Magd will ich auch reden. Sie soll mir bestätigen, daß er sie heiraten wollte.«

      »Soll ich Sie begleiten?« fragte Sebastian.

      Angela nickte.

      »Ja«, erwiderte sie, »ein bissel Beistand könnt’ ich schon brauchen.«

      »Dann kommen S’. Schieben wir’s net auf die lange Bank.«

      *

      Schon am Nachmittag hatte er den Entschluß gefaßt, den Hof zu verlassen. Lieber würde er sich anderswo nach einer Stelle umsehen, als für Tobias Bruchthaler den Knecht zu machen.

      Während Angela im Haus war und mit dem Abendessen wartete, stand Florian in der Kammer und packte seine Sachen zusammen. In den Jahren, die er auf dem Ahringerhof lebte, hatte sich einiges angesammelt. Der junge Bursche packte alles in Kartons und Taschen und trug es in sein Auto. Inzwischen war es dunkel geworden. Im Bauernhaus regte sich nichts, wahrscheinlich war Angela schon schlafen gegangen.

      Als letztes setzte der Knecht sich hin und schrieb den Abschiedsbrief. Es fiel ihm nicht leicht, die richtigen Worte zu finden, aber er hoffte, daß Angela ihn verstehen würde.

      Nach einem letzten Blick über den Hof, auf dem er so lange gelebt hatte, fuhr er los.

      Keine Ahnung, wohin. Ziellos kurvte Florian durch die Gegend und hielt schließlich auf einem Parkplatz unterhalb des Koglers. Hier standen tagsüber die Autos der Bergsteiger und Wanderer, um diese Zeit war, außer ihm, niemand zu sehen. Bis zum Morgengrauen saß Florian in seinem Fahrzeug, ohne ein Auge zugetan zu haben. Dann startete er den Motor und fuhr nach St. Johann. Unterwegs hielt er an einem Landgasthof, der schon geöffnet hatte, und nahm ein kleines Frühstück ein. Dann überlegte er, was er jetzt anfangen sollte. Sein erster Gedanke war, nach Hause zu fahren, auf den Hof, der jetzt seinem Bruder gehörte. Doch so recht wollte er sich nicht damit anfreunden, und so trieb er sich den ganzen Tag in der Gegend umher, bis es Abend wurde.

      Dann hatte er einen Entschluß gefaßt. Auch wenn Angela ihm unterstellte, daß er und nicht Tobias es auf den Hof abgesehen habe, so wollte er doch nicht die Sache einfach auf sich beruhen lassen und zumindest Tobias Bruchthaler zur Rede stellen.

      Lange Zeit hatte er hin und her überlegt, ob es richtig war, was er da vorhatte, doch als er am Kremserhof hielt, gab es kein Zurück mehr für ihn.

      Florian stieg aus und ging über den Hof. Tobias bewohnte, wie er, eine Kammer im Gesindehaus. Er klopfte an die Tür und trat ein. Der Knecht des Kremserbauern stand vor dem Spiegel und kämmte sich das Haar.

      Seine Arbeitskleidung hatte er gegen einen Anzug gewechselt, und offenbar hatte er die Absicht, auszugehen. Verblüfft sah er im Spiegel Florian Brandtner in der Tür stehen.

      Amüsiert lächelnd drehte er sich um und sah ihn an.

      »Was willst du denn hier?«

      An Florians Miene sah er, daß es sich nicht um einen Freundschaftsbesuch handelte.

      »Von dir hören, daß du die Angela wirklich liebst«, stieß der hervor.

      »Freilich lieb’ ich sie«, grinste Tobias. »Was hast du denn gedacht? Hältst’ mich für blöd, daß ich mir so eine Chance entgehen laß?«

      Florians Hände ballten sich zu Fäusten.

      »Dann ist’s also so, wie ich’s mir gedacht hab’«, sagte er. »Der Hof ist das Einzige, was dich interessiert. Das Madl ist dir völlig egal.«

      Tobias legte den Kamm aus der Hand.

      »Ach, so würd’ ich das net sagen«, meinte er. »Sie ist doch ganz ansehnlich, die Angela. Und küssen kann die – ich sag’s dir, einfach unglaublich.«

      Mit einem Wutschrei stürzte sich Florian auf den Knecht.

      »Du Haderlump, du widerlicher. Ich bring’ dich um!«

      Tobias Bruchthaler hatte nicht damit gerechnet,

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