Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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dein Vater davon?« rief er.

      »Nicht der meine«, hauchte sie, und deutete auf das schlummernde Kind, das sie im Arme hielt, »dem seiner.«

      »Ah so, so«, sagte der Rodel, »na, setzt euch nur auf. Holpern wird's, aber fortkommen werden wir schon. Wo ist er denn, derselbige?«

      »Im Krebsauer Eisenwerk«, antwortete sie. »Muß hart arbeiten, der Sebast.«

      »Ah, der Sandlersebast«, erinnerte er sich. »Hat ja das Haus gut verkauft!«

      »Ist nicht so gut ausgegangen, wie man meinen kunnt«, berichtete die Dullerl. »Dreitausend ist ein schönes Geld. Jetzt sind aber viel Steuern und Gebühren zu zahlen gewesen, auch an die Sparkasse ein Posten und andere Schulden. Sind nachher Verwandte gekommen, die noch Anspruch auf den Heimgang (das Heimatsrecht) hätten beim Sandlerhof, haben auch eine Abstattung kriegen müssen und sind dem Sandler nicht viel über achthundert Gulden in der Hand geblieben. Seinen mühseligen Vater hat er mitgenommen, jetzt muß er halt arbeiten. – Wir zwei«, fuhr sie weinend fort, »sind verlassen, und es ist ein harter Weg zu ihm, wo ich wohl weiß, daß es ihm selber nicht gut geht. Nun, in Gottes Namen, davonjagen wird er uns nicht.«

      Als sie nach Sandeben kamen, sagte der Rodel zu der Dullerl: »Hier wollen wir ein wenig einkehren und ein Glas Wein trinken miteinand. Sonst schaut's gar zu trübselig aus auf der Welt.«

      Der Jakob besucht seine früheren Nachbarn

       Inhaltsverzeichnis

      So zogen sie davon und zogen sie davon.

      Und wenn der Sonntag kam, da ging auch der Jakob hinaus der Sandach entlang, als müßte er seine Nachbarn suchen und zurückrufen.

      Einmal besuchte er – es war auf wiederholte dringende Einladung – den Knatschel in seinem kleinen Hause, das neben der Kirche stand zu Sandeben.

      Da sah er freilich Wunder.

      Das Weib kam ihm mit gellenden Freudenbezeugungen entgegen: »Jessas, der Jakob! Und wie geht's denn in meinem lieben Altenmoos?« So hub sie an und fragte nach allem und jedem. Und wie er erzählte, daß auf dem Knatschelfeldgrund junge Bäumchen sproßten und das Haus kein Dach und kein Fensterglas mehr habe, da wendete sie sich ab und fuhr mit der Schürze über das Gesicht.

      »Ihr werdet ja gar kein Hochwasser mehr haben zu Altenmoos«, rief der Knatschel in guter Laune.

      »Warum?« fragte der Jakob.

      »Warum? seit die Weiber ausgewandert sind. Na halt ja. Wie es jetzt bei mir da immer Wasser gibt des lieben Altenmoos wegen, so hat's dazumal – im Gebirg' drin – Augenwasser gegeben wegen Hagel oder Reif oder anderer Elendigkeit. Die Weiber! Unterhalten wir uns mit was anderem. Ein kleines Nachmittagsbrot wirst uns nicht verschmähen.«

      Und er deckte den Tisch gar vornehm mit weißem Linnen, feinem, fast silberig schillerndem Besteck und geschliffenen Gläsern. Dann brachte er einen großen Laib Weißbrot, einen breiten Teller mit Aufgeschnittenem, brachte in blumigen Schalen Butter und Käse und eine bauchige Flasche mit Wein.

      »Was man halt so im Haus hat«, sagte der Knatschel, indem er den Jakob an den Tisch drängte, »mußt schon fürliebnehmen. Sind halt nur Resteln. Wenn du einmal zum Mittagsmahl kommst, kriegst schon was Rechtschaffenes. Mach' dich dran, 's ist Eigenbau. Bis auf den Trunk. Gelt, so weiß wachst es halt nicht, das Brot, bei euch in Altenmoos. Trink', Nachbar, trink'!«

      Zum Anstoßen war's mit den Gläsern, wie es die Herrischen machen. Der Jakob tat's, nippte aber nur ein Weniges. Der Knatschel leerte das Glas auf einen Zug und stellte es dann scharf auf den Tisch zurück. Auch verzog er das Gesicht, sog unter Zungenklatschen den Gaumen aus und sagte zu seinem Weibe: »Alte, du mußt einen Frischen anzapfen lassen, dem riecht man schon das Faß an. Das bin ich nicht gewohnt. Tröpfel muß ich ein gutes haben im Haus. – Laß dir's schmecken, Jakob; Kaltkälbernes ist gewiß seltsam bei euch drin.«

      Ehrenhalber genoß der Jakob etliche Bissen, da war der Knatschel schon auch mit der Zigarrentasche da: »Such' dir eine aus, Jakob.«

      Das ward dem armen Bauer aus Altenmoos alles auf einmal vorgeschüttet, und schon rief der Knatschel in die Küche hinaus: »Die Köchin soll uns einen guten Kaffee kochen!« Nebenbei guckte er seinen Gast so von der Seite an, welchen Eindruck diese Herrlichkeiten wohl auf ihn machten. Da der Jakob aber nichts desgleichen tat, sondern ganz ruhig eine Schnitte Brot aß, schlug ihm der Knatschel schon weinwarm plötzlich die Hand auf die Achsel und schrie: »Na, Jakob, was sagst dazu? He! So leben wir halt in Sandeben. Kümmerlichkeit leiden wir keine, daran haben wir zu Altenmoos satt bekommen. – Alte, was er nicht ißt, das schlag' ihm in ein Papier, soll's seinen Leuten heimbringen.«

      Jetzt stand der Jakob auf und sagte: »Vergelt's Gott! Wir leiden keinen Hunger daheim, mich gefreut's, daß es euch gut geht, und ich wünsche viel Glück.«

      Dann ging er davon. Lieber als das fürnehme Essen wäre ihm gewesen, wenn ihn der Knatschel in seinem Wirtschaftsgebäude umhergeführt hätte. Wie es mit den Korn- und Heuvorräten und mit dem Viehstand bestellt sei beim Knatschel, das hätte er wissen mögen. Nun, man kann sich's denken, wer ein solches Nachmittagsbrot aufzutischen hat, bei dem werden Kästen, Scheunen und Ställe erklecklich bestellt sein.

      Als der Jakob fort war, stürzte der Knatschel zum Teller hin und steckte mit beiden Händen die Reste in den Mund und verschluckte dieselben, fast ohne sie zu kauen. Dann wurden Teller, Gläser und Bestecke zum Wirt zurückgeschickt und dem Wirte sagen lassen: »Dazuschreiben.« –

      Nicht lange hernach hatte der Jakob Anlaß, beim Guldeisner in der Krebsau vorzusprechen. Daheim in der zerfallenden Getreidemühle des ehemaligen Guldeisnerhofes lehnten zwei Paar Wagenräder. Man sah durch die morschende Wand schon auf sie hinein. Da sie zu den persönlichen Fahrnissen gehörten, so hatte der Verweser des Kampelherrn nicht davon Besitz ergriffen, und auch der Guldeisner, der solche Kleinigkeiten wohl vergessen haben mochte, ließ sie nicht fortbringen. So ging der Jakob an einem Sonntage denn einmal hinaus, um zu fragen, ob der Guldeisner die Räder ihm verkaufen wolle; es sei zu Altenmoos kein Wagner mehr, und obzwar sie auch keine fahrbaren Wege mehr hätten, an den Feldkarren brauchten sie doch noch Wagenräder.

      Das Haus des Guldeisner, das »G'schlössel«, stand stattlich da und hatte viele Fenster, wovon aber die meisten mit grauen Läden verschlossen waren. Eine Pferdestallung mit Wagenschoppen, in welchem zwei glänzende »Kaleschen« standen, weiße Kieswege, ein rundes Lusthaus, und nebenhin ein großer Teich mit grün angestrichenem Kahn, waren das erste, was dem Jakob auffiel. Gepflegt waren die Anlagen nicht am besten, die breite Antrittstreppe vor der Haustür und diese selbst waren belegt mit dem Staube verschiedener Jahreszeiten. Das ganze feine Anwesen erinnerte an einen Herrn in Frack und weißen Handschuhen, der das Gesicht nicht gewaschen hat. Der Jakob stieg die Stufen hinan und drückte an der Türklinke. Das ging aber hier nicht so, wie bei anderen Türen, sie war verschlossen. Mehrmals klopfte er, anfangs bescheiden, später so stark, daß es drinnen widerhallte. Endlich sah er den Glockenzug; ja so, hier wird nicht geklopft, sondern geklingelt, wie in der Kirche an der Sakristeitür, wenn der Pfarrer kommt. Er tat's, bald darauf rasselte die Tür auf und ein Mann in dunkelblauer Kleidung mit großen Messingknöpfen fragte, was man wolle.

      Der Jakob gab an, daß er mit dem Guldeisner sprechen möchte.

      Wer bei der Herrschaft zu melden sei? fragte der Diener.

      »Ich

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