AUF MESSERS SCHNEIDE (The End 6). G. Michael Hopf
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу AUF MESSERS SCHNEIDE (The End 6) - G. Michael Hopf страница 12
Nachdem Pablo am höchsten Punkt eines kleinen Hügels angehalten hatte, blickte er hinab und lächelte beim Anblick seiner Streitkraft. Die Männer hatten wie er Verletzungen davongetragen und würden nie wieder dieselben sein. Sie waren dezimiert worden, aber immer noch schlagfertig und eine veritable Macht.
Als Domingo Luis das bekannte Motorengeräusch des Rangers hörte, trat er aus dem großen Zelt, das optisch einem Krankenlazarett ähnelte, und winkte. Rechts von ihm flatterten die Flagge des panamerikanischen Imperiums sowie die Farben des Bataillons im Wind. Er war ein stolzer Soldat und pflichttreu, aber sein Herz hing noch an Venezuela, weshalb er Heimweh hatte.
Pablo wählte wieder Dauerbetrieb per Schaltknüppel und fuhr geradewegs auf Luis zu.
Der grölte breit grinsend mit erhobenen Händen: »Imperator, feliz Navidad!«
»Feliz Navidad, Kommandant«, erwiderte Pablo mit seiner mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen Reibeisenstimme.
Luis eilte zur Fahrerseite. »Lass dir heraushelfen, Herr.«
»Nein«, stellte Pablo klar, indem er ihn aus dem Weg stieß und ohne seinen Stock ausstieg. Er musste sich darauf konzentrieren, sein Gleichgewicht zu halten, bevor er den ersten Schritt machte.
»Komm in mein Zelt, es ist warm, und ich habe vino. Die Männer sind auf einen üppigen Vorrat gestoßen«, erzählte der Kommandant und bedeutete seinem Imperator, unter Dach zu gehen.
Pablo betrat das Zelt und war überrascht ob der Wärme. Als ihm ein breiter Sessel ins Auge fiel, nahm er sofort Platz.
Luis kam hinter ihm herein, schloss die Eingangsklappe und setzte sich ihm gegenüber. Dann nahm er ein Glas von einem Regal und schenkte aus einer bereits offenen Flasche Wein ein. »Das ist Caymus, der schmeckt dir bestimmt.«
Pablo schaute dabei zu, wie das Glas voller wurde. Er liebte Wein, vor allem edle Sorten. Während er ihn mit der rechten Hand schwenkte, betrachtete er den Film, den die Flüssigkeit an der Innenwand bildete. Schließlich hielt er ihn unter seine Nase und sog das Bouquet mit geschlossenen Augen tief ein. »Ahh.«
»Warte nur, bis du ihn probiert hast.«
Ohne die Lider wieder aufzuschlagen, setzte er an und nahm einen großzügigen Schluck. Bevor er ihn seine Kehle hinabrinnen ließ, behielt er ihn einen Moment lang auf der Zunge.
Luis blieb sitzen und wartete ruhig auf das Urteil seines Herrschers über den Wein.
Pablo schlug die Augen endlich auf. »Gut«, befand er.
»Siehst du? Ich sagte es dir, Herr, er ist ausgezeichnet. Ich habe siebenunddreißig Kisten; selbstverständlich gehören Sie alle dir, falls du Sie möchtest.«
»Gibt es etwas Neues zu berichten?«, wollte er wissen.
»Ja, aber Herr, ich möchte dir noch etwas geben, ein Geschenk zum Fest«, entgegnete Luis.
Pablo war zwar ungeduldig, aber trotzdem bereit, sich zu Weihnachten ausnahmsweise einmal in Nachsicht zu üben.
»Die Männer haben ein Museum entdeckt. Sicher, du denkst bestimmt: ›Wen interessieren schon Museen?‹, aber solche Orte sind wahre Schatzkammern, weil es dort Souvenirläden voller Lebensmittel, Wasser, Batterien und so weiter gibt. Das war aber nicht die beste Beute, die sie bei dem Abstecher gemacht haben; nein, das hier ist ihnen in die Hände gefallen.« Luis zeigte eine aufwendige Kopfbedeckung mit Federn.
Als Pablo dieses Geschenk sah, setzte er sich aufrecht hin. Es weckte sein Interesse. Als Mexikaner, der in der Schule viel über die Kultur seines Vaterlandes gelernt hatte, erkannte er das Stück als Teil der Kluft aztekischer Priester.
Luis trug es hinüber und hielt es ihm vor.
Pablo stellte sein Glas ab und nahm den Schmuck. Dieser war schwerer als erwartet. Er besah die bunten Federn, das Gold und die Edelsteine mit Wonne. »Das ist echt«, bemerkte er.
»Ja, Herr, wie gesagt, es stammt aus einem Museum.«
»Danke, General, vielen Dank«, erwiderte Pablo und meinte es auch so.
»Gern geschehen, Imperator. Frohe Weihnachten.«
Er bedankte sich noch einmal. Erst wollte er das Stück aufsetzen, ließ es aber sein, um sich nicht wehzutun oder es zu beschädigen.
Luis lächelte freudestrahlend.
Nachdem Pablo die Kopfbedeckung zurückgegeben hatte, sprach er: »Behalte es hier, bei dir ist es sicher. Danke, General, ein wirklich hübsches Geschenk.«
»Natürlich bewahre ich es gern hier im Kommandozelt auf, Herr«, versicherte Luis. »So ist bestens dafür gesorgt.« Er trug den Schmuck wieder nach hinten und setzte ihn auf einen Ständer bei seinem Feldbett. Dann drehte er sich um und bot an: »Lass mich dir nachschenken. Wir sollten feiern.«
»Mir geht es jetzt nicht um Wein«, erklärte Pablo und räusperte sich. Er ging zur Tagesordnung über, als habe er lediglich einen Schalter umlegen müssen.
»Freilich, das kann ich mir denken«, sagte Luis. »Du willst sicher wissen, ob wir mehr herausgefunden haben.«
Pablo nickte.
»Wir haben eine kleine Einheit südlich von Cheyenne abgefangen. Unsere Männer haben sie gerade erst hergebracht.«
»Und?«
»Die Gefangenen schweigen. Die bisherigen Verhörmethoden haben sich als wirkungslos herausgestellt, aber diese Amerikaner sind eben zäh.«
»Wo finde ich sie?«
»Wir haben sie am hinteren Ende des Lagers untergebracht.«
»Bring mich hin«, verlangte Pablo. Er stürzte das Glas hinunter, den ganzen Wein mit nur zwei kräftigen Schlucken. Nachdem er es sanft abgestellt hatte, sagte er lächelnd: »Sehr gut.«
Luis tat es ihm gleich und leerte sein Glas. »Folge mir, Herr.«
Sie stiegen gemeinsam in den Ranger, woraufhin Luis die Richtung zu dem Zelt wies, das notgedrungen als Gefängniszelle herhielt.
Dort stieg Pablo aus und ging an den Wachen vorbei, die am Eingang standen.
Luis konnte nicht voraussehen, wie sich sein Imperator verhalten würde. Er hatte ihn seit ihrer ersten Begegnung im November vorm Tor der Ranch nicht mehr gesehen, aber viele Geschichten über seine Erbarmungslosigkeit gehört.
In dem schwach beleuchteten Zelt stank es nach Kot und Urin. Pablo verschaffte sich einen Eindruck des Interieurs. An der hinteren Wand standen drei Männer mit freiem Oberkörper, deren Hände man über ihren Köpfen an eine dicke Metallstützstange gefesselt hatte. An den Armen und der Brust eines jeden klebte getrocknetes Blut.
Einer