AUF MESSERS SCHNEIDE (The End 6). G. Michael Hopf
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Endlich erschien ein Bein an der Tür des Fahrers. Er stellte einen Fuß auf den Boden.
Die aufgehende Sonne im Osten wurde Gordon zusehends zum Ärgernis. Er neigte seinen Kopf zur Seite und blinzelte, während er gespannt wartete, wer aussteigen würde.
Zwei Hände wurden ausgestreckt, dann sprach der Mann. »Ich bin wie abgesprochen nicht bewaffnet.«
»Ich auch nicht«, antwortete Gordon und hob seine Hände mit den Innenflächen nach vorn. »Steigen Sie schon aus, Mr. President, außer Ihnen und mir ist niemand hier.«
Cruz zeigte sich zögerlich neben dem Humvee. Er behielt seine Arme ebenfalls oben.
Gordon erkannte an der verkrampften Haltung, dass der Mann nervös war. Er musterte ihn noch einmal, bevor er sich wieder nach allen Richtungen umsah. Er war nicht so töricht, wie von Steele behauptet. Mit äußerster Vorsicht hatte er diese Begegnung organisiert, den Treffpunkt ausgesucht und darauf geachtet, das überschaubare, gemeindefreie Areal zwei Wochen auskundschaften zu können. Seine Beobachter hatten Cruz' Männer kommen und gehen sehen, doch diese waren wie sie darauf aus gewesen, die Sicherheit vor Ort zu überprüfen, und zwar mit angemessener Sorgfalt. Freilich wusste Van Zandt, dass es wie auch vor John dargelegt keine Garantien gab und er womöglich in eine Falle tappte – ging sein Plan jedoch auf, war es das Risiko wert.
Cruz trat vor die offene Tür und kam mit ausgestreckter rechter Hand auf ihn zu. »Mr. President, Sie wiederzusehen, freut mich. Ich wünschte bloß, wir könnten uns unter anderen Umständen treffen«, begann er.
»Mr. President, sie sprechen mir aus der Seele«, gab Gordon zurück. Den Präsidententitel auf ihn selbst bezogen zu hören war ein merkwürdiges Gefühl. Er hielt dieses Amt nicht offiziell im Sinne eines Staatsoberhaupts inne; vielmehr fungierte er als Vorsitzender des Rates, bei dem es sich um die Regierungsinstanz des jungen Landes handelte. Man sah vor, freie Wahlen abzuhalten, sobald die Republik in der Lage dazu sei, und Gordon hatte sich noch nicht festgelegt, ob er für den Posten kandidieren würde, dessen Titel ihm bereits zufiel.
»Ich muss schon sagen, als Sie mich vor vierzehn Tagen angerufen und dieses außergewöhnliche Treffen vorgeschlagen haben, tat ich es als Unfug ab. Doch je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr wurde mir bewusst, dass es nicht das Dümmste ist. Wir sind die Anführer zweier gegensätzlicher Parteien, also spricht nichts dagegen, sich zusammenzusetzen und zu verhandeln. Lassen Sie uns versuchen, unsere Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen.«
»Noch mal: Sie sprechen mir aus der Seele«, wiederholte Van Zandt. Er zeigte auf das Postgebäude. »Wie wäre es, wenn wir aus der Kälte verschwinden, uns irgendwo zusammensetzen und reden?«
Cruz warf einen Blick hinüber an die Ziegelsteinfassade, die durch die direkte Sonneneinstrahlung über Jahre hinweg ausgebleicht war. Dann richtete er sich wieder an Gordon und fragte: »Kann ich Ihnen trauen?«
»Ich schätze, die Frage könnte ich auch Ihnen stellen, Mr. President.«
»Nennen Sie mich einfach Andrew«, bot Cruz in freundlichem Tonfall an.
»Sich mit dem Vornamen ansprechen, das gefällt mir.« Gordon lächelte. Er streckte einen Arm aus. »Dort entlang … Andrew.«
Die beiden Männer gingen nebeneinander her, doch Gordon betrat das Postamt zuerst.
Cruz zierte sich zunächst, den Schritt über die Schwelle in das nur schwach erhellte Gebäude zu machen.
»Ich verspreche, dass Sie nichts zu befürchten haben. Ich möchte nur reden. Sie werden sogar mögen, was ich Ihnen zu sagen habe.«
Cruz grinste betreten und folgte ihm schließlich.
»Meine Männer haben diesen Ort vor Wochen gründlich unter die Lupe genommen, und ich weiß, dass Ihre das auch getan haben. Ich habe diesen Tisch von den Jungs aufstellen lassen.« Gordon zeigte darauf, ein kleines, quadratisches Klappmöbel wie zum Kartenspielen.
Cruz ging an ihm vorbei und nahm auf einem von zwei Stühlen Platz.
»Ich hätte sie auch um einen Heizstrahler gebeten, doch mir war klar, dass es dann Stunk mit Ihren Männern gegeben hätte, die uns ja jetzt bewachen.« Gordon wusste also von der Soldateneinheit, die sein Gegenüber im Osten postiert hatte.
Cruz schauderte. »Wir hätten uns absprechen sollen, dann wäre vielleicht etwas daraus geworden.«
»Ich fand aber, je weniger Mitwisser wir haben, desto besser.«
»Da stimme ich zu.«
Cruz redete nicht lange um den heißen Brei, sondern kam umgehend zur Sache: »Während unseres ersten Telefongesprächs haben sie ein Geschenk für mich erwähnt, richtig?«
»Ja, aber bevor Sie es bekommen, will ich Ihnen dafür danken, dass Sie mir genug Vertrauen entgegenbringen, um sich überhaupt hier mit mir an einen Tisch zu setzen.«
»Sie müssen mich nicht an unsere Schwierigkeiten miteinander erinnern, aber seit unserer ersten Begegnung bin ich zu der Einsicht gelangt, dass Sie ein liebenswürdiger, vertrauenswürdiger Mensch sind.«
»Liebenswürdig?« Gordon lachte. »Wenn das meine Frau hören könnte.«
»Sie sind zwar ein wenig schroff, aber ein ehrenwerter Mann. Ich glaube, dass Sie im besten Interesse der Menschen handeln, die Ihnen folgen. Unsere Nation macht gerade eine harte Zeit durch, die wir nur überstehen werden, indem wir uns zusammenschließen und auch zusammenbleiben. Voneinander getrennt droht uns ein Kollaps, von dem sich weder Ihre noch meine Seite erholen kann.«
»Andrew, dieser Kollaps liegt bereits hinter uns.«
»Ich weigere mich, das für gegeben anzunehmen. Auf uns warten Herausforderungen, aber nur, wenn wir aufgeben, fällt alles zusammen.«
Gordon nickte.
»Was sollen wir tun, um die Wogen zu glätten?«, fragte Cruz. »Wie können wir Sie und Ihre Leute dazu bewegen, sich den Vereinigten Staaten wieder anzuschließen?«
»Ich bin nicht hier, um darüber zu diskutieren. Eigentlich stand es für mich nicht einmal am Rande zur Debatte.«
»Würden Sie mir wenigstens Ihre Beweggründe erklären?«
»Unser Volk hat sich schon lange vor dem Zusammenbruch von den Machthabern in Washington entrechtet gefühlt. Es hat nur jenes einzelnen Ereignisses bedurft, um den Bruch endgültig zu vollziehen.«
»Das stimmt nicht. Wir alle sind Amerikaner.«
»Ich war einmal Idealist; dann wurde ich während eines Krieges, den zu gewinnen mein Land nie vorgesehen hatte, mit Politik und politischer Korrektheit konfrontiert. Korrupte Strippenzieher und ihre Lobbyisten haben mich als strategisches Bauernopfer benutzt, indem sie mich aus dem Verkehr zogen wie einen Verbrecher, als sie mich nicht mehr gebraucht haben. Die Vereinigten Staaten haben mich und das kaskadische Volk im Stich gelassen. Tut mir leid, aber mein Beschluss steht fest. Wir sind jetzt eine freie, unabhängige