HOFFNUNG UND TOD (The End 4). G. Michael Hopf
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Читать онлайн книгу HOFFNUNG UND TOD (The End 4) - G. Michael Hopf страница 11
Gordon war fassungslos angesichts dieser Neuigkeit. Er lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten, als müsse er sich plötzlich ausruhen. In diesem Moment fielen ihm Brittany und Tyler ein.
»Was ist mit der Frau und ihrem Sohn?«, fragte er beklommen.
»Ich weiß es nicht. Ich habe sie vor über einem Monat das letzte Mal gesehen. Sie hatte sich dem Widerstand angeschlossen, doch ich verlor sie aus den Augen, tut mir leid.«
»Brittany hat sich gegen Barone gestellt?«
»Wer ist Brittany?«, fragte Sebastian neugierig.
»Die Frau, die ich gerettet habe, weißt du das nicht mehr?«
»An ihrem Aussehen kann es nicht gelegen haben«, frotzelte Gunny.
Gordon ging nicht auf diese Bemerkung ein, sondern fuhr ungeduldig fort: »Sonst noch etwas?«
»Der Colonel hält Coos Bay fest in seiner Hand. Niemand schafft es hinein, und es ist verflucht schwierig, von dort zu entkommen …«
»Das meinte ich nicht, sondern Brittany«, unterbrach ihn Gordon.
»Ich fürchte, mehr weiß ich nicht über sie. Ich habe sie das letzte Mal bei einem Treffen gesehen. Nachdem sie von dort verschwunden war, bin ich ihr nicht mehr begegnet. Es tut mir leid, Van Zandt, ich wünschte, es gäbe mehr, was ich dir erzählen könnte.«
Gordons Gedanken rasten. In gewisser Hinsicht kam er nicht umhin, sich für Brittanys Schicksal verantwortlich zu fühlen. Wäre ihm klar gewesen, dass Barone zu solcher Grausamkeit fähig ist, hätte er sie überredet, mit ihm zu kommen. Sie war in Coos Bay geblieben, weil sie sich dort einen sicheren Unterschlupf erhofft hatte. Dank Barone war nun alles im Handumdrehen über den Haufen geworfen worden. Gordon konnte sich allerdings nicht vorstellen, warum sie sich an den Widerständen beteiligte.
»Hey, Van Zandt!«, rief Gunny.
»Was?«
»Sorry, wenn ich dich beim Nachdenken störe, aber kannst du dem Polizeichef sagen, er soll uns freilassen?«
»Ja, natürlich. Wie viele Leute hast du denn bei dir?«
»Es grenzte schon an ein verdammtes Wunder, aber wir konnten vier Hummer aus Coos Bay schleusen, dazu eine ganze Menge Waffen und ein Dutzend Leute.«
»Sollte nicht schwierig sein, hier irgendwo eine Gruppe Infanteristen unterzubringen. Ich werde ihn davon überzeugen, dass es eine gute Sache ist, Marines bei uns zu haben.«
»Es sind sieben Marines, zwei Soldaten und drei Zivilisten.«
»Das wird schon klappen, versprochen«, beteuerte Gordon, in dessen Kopf immer noch Bilder von Brittany und Tyler umherschwirrten. Er musste versuchen, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, aber er wusste nicht, wie er das anstellen sollte. Dann kam ihm eine Idee. »Gunny, ihr habt nicht zufällig ein Satellitentelefon?«
»Selbstverständlich. Wenn ich eines bin, dann auf alles vorbereitet«, antwortete Smith grinsend.
»Perfekt, ich bräuchte es kurz.«
»Wen in aller Welt willst du denn damit anrufen? Ich glaube nicht, dass Colonel Barone Zeit hat, Gespräche entgegenzunehmen«, bemerkte Sebastian halb ernst.
»Nicht ihn, sondern jemanden, der nicht zögern wird, mir zu helfen«, erklärte Gordon.
Sebastian verschränkte die Arme. »Wen meinst du denn?«
»Den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten.«
Coos Bay, Oregon, Pazifische Staaten von Amerika
Die internen Spannungen und gewaltsamen Aufstände, mit denen sich Barone seit dem Tag herumschlug, an dem er die Hinrichtung von Zivilisten veranlasst hatte, zehrten sowohl seine Streitkräfte als auch ihn selbst aus. Laut dem Report vom heutigen Morgen waren jetzt ein Drittel seiner Männer gegen ihn. Die Kämpfe waren brutal gewesen: Marines gegen Marines, Soldat gegen Soldat. Seit den Exekutionen hatte es keinen Tag gegeben, an dem man keine Schüsse auf den Straßen hörte. Direkt nach dem Massaker war die Stadt abgeriegelt und der Ausnahmezustand verhängt worden. Niemand durfte sie nun verlassen oder betreten. Barone nahm sich vor, diejenigen aufzuspüren, die ihm in die Quere kommen wollten, und ihnen das Handwerk zu legen. Obwohl er die Kontrolle über North Bend verloren hatte, befand sich Coos Bay fest in seiner Gewalt. Nach einigen Wochen voller erbitterter Gefechte hatte er einen Waffenstillstand angeboten, doch die Widerständler waren nicht bereit gewesen, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen. Da es keine Möglichkeit gab, die Spannungen diplomatisch aus der Welt zu schaffen, blieb ihm nichts weiter übrig, als es militärisch zu versuchen.
Außerdem hatte ihn die Rebellion in Coos Bay dazu genötigt, seinen Vertrag mit Conner und den Vereinigten Staaten zu brechen. Da er fürchtete, sie würden seine Zwangslage zu ihrem Vorteil nutzen, wenn er es dem Präsidenten erzählte, hatte er jegliche Kommunikation zum Erliegen gebracht. Doch darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen – er musste diesen Kampf gewinnen oder aufgeben.
Gegen besseres Wissen hatte er damit begonnen, viel Alkohol zu trinken. War es früher nur gelegentlich mal mit ihm durchgegangen, soff er jetzt fast jeden Abend, so auch heute. Während er unruhig in seinem Büro im Rathaus auf und ab schritt, murmelte er laut vor sich hin und wetterte gegen »die Verräter«. Seine nahezu unzusammenhängende Wutrede richtete sich gegen jene Marines und Soldaten, die seiner Ansicht nach die Früchte der Entscheidung zur Meuterei eingestrichen hatten, jetzt aber mit ihren Waffen gegen ihn aufbegehrten. Ohne sich auch nur eines eigenen Fehltritts bewusst zu sein, hasste er sie, und diese Verachtung offenbarte sich damit, wie er die Betreffenden behandelte, nachdem man sie festgenommen hatte. Die Regeln der Kriegsführung, denen er Zeit seines Lebens gefolgt war, galten nun nicht mehr. Simpson hätte an jenem Tag vor vielen Monaten nicht richtiger liegen können, als er ihm gesagt hatte, es gebe kein Zurück mehr. Barone mochte seine Taten vielleicht früher bereut haben, aber nun war er völlig von seiner Sache überzeugt, Moral hin oder her.
Müde und betrunken ließ er sich auf die Couch fallen, die an der hinteren Wand stand. Nachts schlief er meistens hier. Die Beziehung zu seiner Frau und Tochter spiegelte auch alles andere in seinem Leben wider; die beiden distanzierten sich von ihm, und er war außerstande, dies irgendwie zu ändern. Also saß er da und starrte die Wand voller Karten an. Sein Blick folgte den roten Linien, welche die sicheren Grenzen von Coos Bay kennzeichneten. Währenddessen wurden seine Lider immer schwerer und er ließ sich tiefer in die bequemen Polster sinken. Als er seinen matten Kopf zur Seite drehte, fiel ihm ein gerahmtes Foto seines Sohnes ins Auge. Barone hatte sich noch nicht von Billys Tod erholt, obwohl schon viele Monate vergangen waren. Er schob seinen Feinden die Schuld dafür zu, bloß nicht in Nächten wie dieser, denn da lag sie direkt vor seinen Füßen. Nur vor sich selbst bereute er seinen Entschluss in Afghanistan damals. Hätte er nicht gemeutert, wäre Billy jetzt noch am Leben.
Er driftete in einen unruhigen Schlaf ab, wurde aber schon nach wenigen Augenblicken – so kam es ihm jedenfalls vor – von einer lauten Explosion aufgeschreckt. Er fuhr in die Höhe, immer noch mit einem Glas in der Hand. Innerhalb von Sekunden brach draußen auf der Straße Maschinengewehrfeuer los. Er stürzte zum Fenster seines Büros, von dem er die flammende Szenerie überblicken konnte. Große Flutlichter strahlten die gesamte Front des Gebäudes an und erhellten das abgezäunte Gelände ringsherum. Er sah, wie Marines zu einem Kontrollpunkt in weniger als hundert Yards Entfernung eilten,